Mit dem Stufentandem unterwegs in den Amerikas

Autor: vmakowski Seite 7 von 9

Ecuador

Januar 2024

Am 9. Januar 2024 erhalten wir den ersten unserer abonnierten Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes. Es wird darin besonders vor Reisen nach Guayaquil gewarnt. Eigentlich ist das eines unserer Zwischenziele, da wir dorthin indirekte Verbindungen zum Projekt „Musiker ohne Grenzen“ haben.

„Eigentlich“ grob geplante Rute auf der Ruta del Sol

Der Hafen von Guayaquil ist mittlerweile der größte Umschlagplatz für den Kokain-Schmuggel nach Europa (Überseehäfen in Rotterdam, Amsterdam und Hamburg) geworden. Das Kokain stammt dabei überwiegend aus Kolumbien und Ecuador und wird oft in Bananenfrachtern versteckt. Zufällig höre ich im RBB 24 Inforadio dazu einen Bericht von den Newsjunkies, der auch als Podcast verfügbar ist.

Die Sicherheitslage hat sich in den Jahren seit der Corona-Pandemie in ganz Ecuador deutlich verschlechtert. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die illegalen Einkunfts- und Arbeitsmöglichkeiten während der Lockdowns in der Pandemie fast die einzigen waren, mit denen man seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. So erzählt es mir Magdalena, eine Cousine von Jutta, die einige Jahre in Ecuador gelebt hat und mit einem Ecuadorianer verheiratet ist. Derzeit würden sie auch eher von einer Reise dorthin abraten. Zum Glück werden wir erst im September dort sein, falls wir es so weit schaffen sollten. Bis dahin kann sich hoffentlich noch viel ändern.

Wenige Tage nach dem ersten, kommt am 12.1.24 auch schon der nächste Hinweis vom Auswärtigen Amt. Am 8.1.24 ist in Ecuador für 60 Tage ein Ausnahmezustand verhängt worden und eine Einreise ist auf dem Landweg nur noch mit einem polizeilichen Führungszeugnis mit Apostille möglich. Da werden wir wohl sicherheitshalber mal schauen müssen, ob wir uns sowas besorgen können.

Nun gut, nach dem ersten Hinweis wollte ich das ganze Zeug vom Auswärtigen Amt ja schon fast wieder abbestellen, weil es uns vermutlich nur unnötige Angst macht. Aber der Hinweis zu den Einreisebestimmungen ist für uns natürlich wichtig.

Während ich das hier tippe kommt vom Auswärtigen Amt auch schon ein neuer Hinweis, diesmal für Peru. Darin geht es aber zum Glück nur um die Einreisebestimmungen nach Ecuador.

Noch am gleichen Abend beantragen wir erfolgreich online (mit Identifikation durch die AusweisApp, unsere NFC-fähigen Personalausweise und Mobiltelefone) auf der Seite des Bundesjustizamtes unsere Führungszeugnisse inklusive Apostille. Schaden kann es ja nicht, wenn wir die dabeihaben.

Da sage doch nochmal einer, wir wären mit der Digitalisierung in Deutschland noch keinen Schritt weiter gekommen. Das mit der Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses hat jedenfalls relativ gut funktioniert.

Ende Januar kommen die Führungszeugnisse mit Apostille per Nachnahme (je 25€) bei uns an. Jutta erhält gleich zwei und darf dafür 50€ Nachnahme abdrücken, denn ihr erster Zahlungsversuch mit Kreditkarte war auf der Webseite des Auswärtigen Amts im elektronischen Nirwana stecken geblieben. Sicherheitshalber hatte sie dann alles nochmal eingegeben. Tja, jetzt hat sie eben zwei Führungszeugnisse. Die 25€ Nachnahme sind übrigens nur für die Apostille und man wird nicht vorgewarnt, dass jemand zuhause sein muss, um die Dokumente zu empfangen. Das Führungszeugnis kostet alleine schon 13€.

Ergänzung Ende Januar 2024

Am 19.1.2024 kommt eine weitere Warnung per Newsletter vom Auswärtigen Amt. Nun werden wir auch gebeten, uns bei ELEFAND (Elektronische Erfassung Deutscher im Ausland) zu registrieren:

„Registrieren Sie sich in der Krisenvorsorgeliste

Diese Liste wird von deutschen Botschaften und Konsulaten im Ausland genutzt, um Deutsche zu kontaktieren, die im Krisen- bzw. Katastrophenfall schnell informiert und ggf. in Krisenbewältigungsmaßnahmen einbezogen werden sollen.

Die Registrierung bei ELEFAND ist für Bikepacking-Touren nicht wirklich geeignet. Man soll exakte Daten angeben, die sich nicht überschneiden dürfen. Ebenso soll man die Regionen innerhalb der Länder angeben, in denen man sich aufhält und seine Adressen angeben. All das ist beim Bikepacking nicht sicher festzulegen. Wir wollen ja gerade flexibel unterwegs sein und spontan entscheiden können.

Ich denke, dass man unterwegs die Daten ab und zu anpassen kann. Wir werden aber sicher nicht ständig auf der ELEFAND-Seite sein und die Regionen anpassen, in denen wir uns gerade aufhalten.
Am Ende sieht mein erster Versuch so aus:

Ballast abwerfen

Die letzten drei Monate vor unserer großen Tour sind angebrochen und so langsam werden wir doch ein bisschen nervöser. Die Weihnachtstage haben wir bei meiner Familie in Spanien verbracht, Silvester bei der Familie in Hameln. Spätestens ab jetzt fühlt sich jedes Treffen mit Freunden und Familie wie ein kleiner Abschied an, denn man wird sich über ein Jahr nicht persönlich wiedersehen. An unserer Schlafzimmertüre hängt eine große Liste mit allem, was noch zu erledigen ist, und sie wird täglich eher länger als kürzer.

Während Jutta den Sonntag mit den Sternsingern unterwegs ist (als „Kamel“ ist sie mit einer Gruppe Jugendlicher unterwegs, bringt den Haussegen und sammelt Spenden für das Kindermissionswerk) führe ich unsere Aktion „Ballast abwerfen“ fort.

Sternsinger unterwegs

Wir wollen die Gelegenheit der Auszeit nutzen und uns zumindest teilweise von dem unnötigen Ballast verabschieden, der sich über die Jahre in unserem Haus angesammelt hat. Der Kram nimmt viel Platz weg und wenn wir das Haus wirklich für das Sabbatjahr vermieten sollten, schadet es nicht, wenn wir uns von einigem davon für immer verabschieden.

Ich verbringe also den Tag damit, unsere CD-Regale auszuräumen, einige CDs zu rippen (also mp3-Dateien zu erzeugen und auf unseren NAS-Server zu legen) und mit der Momox-App zu prüfen, ob wir noch ein paar Cent dafür bekommen können. Ebenso mache ich das mit einigen Büchern. Leider kauft Momox aber einen Großteil der Medien nicht an, weil dafür keine Nachfrage besteht, so dass wir kistenweise Bücher und CDs zu verschenken oder entsorgen haben werden.

Die Kiste für Momox. Leider ziemlich überschaubar.

Die Aktion verschafft mir Gelegenheit, auch nochmal in das ein oder andere Musikstück reinzuhören. Ein bisschen Gänsehaut bekomme ich, als ich in „Arsch huh, Zäng ussenander“ reinhöre, dem Livemitschnitt eines Konzerts gegen Rassismus und Neonazis in Köln vom 9.11.1992, besonders an der Textstelle „Wenn wir den Arsch nicht hochkriegen ist es eines Tages zu spät“. Über 30 Jahre ist das jetzt her. Irgendwie bleiben unsere Probleme am Ende doch immer die gleichen, habe ich den Eindruck.

Aber wohin mit dem ganzen Zeug, das Momox nicht haben will? Einzeln auf ebay oder Kleinanzeigen verkaufen oder über nebenan.de verschenken? Das wäre vermutlich ein Projekt für ein ganzes Jahrzehnt. Zum Wegwerfen ist es eigentlich zu schade. Besonders nachhaltig wäre das ja auch nicht.
Vor Jahren haben wir schon einen Großteil unserer Vinyl-Plattensammlung an die Berliner Sozialwerkstätten Goldnetz gespendet. Nach kurzer Rechereche sieht es aber nicht so aus, als wären sie dort noch an solchen Spenden interessiert. Dafür finde ich Links zum Fairkaufhaus und zum Büchertisch, bei denen wir es mal versuchen werden.

In den vergangenen Monaten haben wir schon mehrere Fuhren „sonstigen Ballast“ zum Recyclinghof gebracht, aber wesentlich leerer sehen Garage und Keller trotzdem noch nicht aus. Es ist schon verrückt, was sich da alles angesammelt hat.

Ergänzung Januar 2024

Einige Wochenenden später haben wir auf Rat meiner Nichte 2. Grades, Nathalie (die hier auch schon kommentiert hat), noch ein weiteres Verkaufs-Tool namens ZOXS hinzugenommen. Als langjähriger Fan des MSV Duisburg ist es mir ein bisschen peinlich, dass ich gar nicht wusste, was der Trikot-Hauptsponsor meines Lieblings-Fußballvereins eigentlich macht. Ich dachte das wäre irgendeine neue Sockenmarke.

Die ZOXS-App ist zwar etwas intransparent und zeigt zunächst Beträge an, die sie nur in den Warenkorb übernimmt, wenn man auch aktiv den Zustand „Neu“ angibt (andernfalls findet man später sehr viele Null-Beträge im Warenkorb, obwohl beim Scannen zunächst ein höherer Betrag angeboten wurde) aber wir versuchen es trotzdem damit. Mehr als ein späteres Verschenken, wenn ZOXS die Qualität beim Eingang prüft, kann uns ja nicht passieren.

So kommen dann doch noch ein paar Kartons für ZOXS und MOMOX zusammen:

Reiseapotheke, Rücken & Co

Quelle: https://www.apotheke-aschbach.com/Reisemedizin

Heute war mein vermutlich letzter Termin bei der Hausärztin und Chiropraktikerin bevor wir auf unsere große Tour gehen. Es war ein Follow-Up-Termin zu meinem Hexenschuss aus dem November. Außerdem haben meine kleinen Finger und Zehen immernoch ein leichtes Taubheitsgefühl, ein Überbleibsel von unserer Generalprobe am Rhein im September. Die Ärztin rät mir, keine stark vorgebeugte Sitzposition mit rundem Rücken einzunehmen und so aufrecht wie möglich auf dem Rad zu sitzen.

Ich hoffe, dass meine regelmäßigen Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur, das Sitzen auf einem GYMNIC-Sitzball (statt Schreibtischstuhl), der höhenverstellbare Schreibtisch (alle MS-Teams-Videokonferenzen im Stehen!) und neue Handschuhe mit Gel-Polstern das Übrige tun.

Sie löst mit chiropraktischen Handgriffen mal wieder einige Blockaden an meiner Wirbelsäule (Nacken, Schulter, Lendenbereich) und stellt beim linken inneren Unterschenkel am Ansatzpunkt des Oberschenkelmuskels unter dem Knie eine Reizung fest, die nur auf ihren Fingerdruck sehr schmerzhaft reagiert, und spritzt mir ein entzündungshemmendes Medikament hinein bevor ich fragen kann, was es eigentlich genau ist. Unsere Physiotherapeutin hatte uns im November schon geraten, unterwegs immer mal wieder einen Termin beim Osteopathen einzuplanen. Ich suche bei Google schon mal für die erste große Zwischenstation in Santa Barbara ;-).

Sie versucht mir meine Angst davor zu nehmen, dass sich mein Hexenschuss auf der Tour wiederholt und weigert sich konsequent, mir für den Fall der Fälle ein Schmerzmittel (Novaminsulfon) oder Muskelrelaxans (Methocarbamol) für die Reiseapotheke zu verschreiben. Diese Mittel hatten mir im November zwar geholfen, aber sie meint, auf so einer Tour wäre nur die sofortige Mobilisierung richtig. Ich müsste mich dann einfach langsam und ohne ruckartige Bewegungen wieder aufrichten und die Schmerzangst-Reaktion des Körpers überwinden. Außerdem werde es gar nicht dazu kommen, wenn ich nicht mehr ständig daran dächte. Nun denn … ihr Wort in Gottes Ohr.

Zum Abschluss besprechen wir noch die vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) empfohlene modular aufgebaute Reiseapotheke:

Reiseapotheke nach Empfehlung des BCRT

Da wir auf das Gesamtgewicht achten müssen, kommen für uns nur ausgewählte Teile der beiden Module in Frage, ergänzt um die Malaria-Notfalltherapie, für die wir schon vom BCRT ein Privatrezept erhielten, als wir dort die ersten Impfungen durchführen ließen.

Meine Ärztin gibt mir ein Privatrezept für die verschreibungspflichtigen Mittel Azithromycin und Metoclopramid mit. Den Rest können wir uns vor der Abreise rezeptfrei besorgen. Insgesamt ist die Liste aber viel zu lang, als dass wir das Zeug alles auf dem Tandem mitnehmen könnten. Wir werden uns wohl auf Mittel gegen Durchfall, Übelkeit, Schmerzen und ein Antibiotikum beschränken.

Der medizinische Leiter des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) hat in einem Interview mit der Zeitschrift GEO dazu einige wertvolle Tipps.

Am Ende haben wir folgendes wirklich mitgenommen (Liste noch vorläufig):

  • Pflaster und Verbandszeug
  • Desinfektionsmittel (Octenisept)
  • Fieberthermometer
  • Schmerzmittel (Paracetamol 500mg)
  • Schmerz/Entzündung (Diclofenac 100mg)
  • Mittel gegen Durchfall/Erbrechen (Metoclopramid 10mg)
  • Antibiotikum (Azithromycin 500mg)
  • Malariaprophylaxe
  • Insektenstich-Salbe

Unsere gesamte Ausrüstung mit Gewichtsangaben findet Ihr hier. Die Tabelle wollen wir unterwegs halbwegs aktuell halten. Mal sehen ob das klappt.

Sicherheit

Die zehn gefährlichsten Städte der Welt

Als wir unseren Familien erstmals von den Plänen erzählen, ernten wir zum Teil ungläubiges Staunen und kräftiges Kopfschütteln, hören aber auch sehr schnell die üblichen Sicherheitsbedenken. Meine Schwester schickt mir sehr früh schon einen Link zu einer Webseite mit den angeblich zehn gefährlichsten Städten der Welt, von denen einige auf unserer geplanten Route liegen sollen.

Weitere Recherchen ergeben tatsächlich, dass auf unserer Route einige der Städte mit den höchsten Kriminalitäts- und Mordraten der Welt liegen. Zu diesen zählen Tijuana und Acapulco (Mexiko), San Salvador (El Salvador), San Jose (Costa Rica), Medellin und Cali (Kolumbien), Guayaquil (Ecuador), Lima (Peru) und Santiago de Chile (Chile).

Alle Reiseberichte, die wir bisher von Radreisenden in diesen Regionen lesen konnten, sprachen zwar von gelegentlichen Demonstrationen und Straßenblockaden, aber niemand hat richtig schlimme Erfahrungen gemacht, wie etwa Raub, Schusswaffengebrauch oder ähnliches. Dagegen berichten alle von der unglaublichen lateinamerikanischen Gastfreundschaft und den vielen Begegnungen mit Menschen, die ihnen Verpflegung und Getränke zustecken, oder mit Lastwagenfahrern, die regelmäßig anbieten, sie ein Stück des Weges mitzunehmen.

Die meisten berichten eher von Problemen mit knappen Überholvorgängen (erst gestern wieder die Podschies in Argentinien) oder mit streunenden Hunden (z.B. in Ecuador).

Nach dem Studieren des aktuellen Rankings und der Feststellung, dass ein Besuch in Detroit (USA) gefährlicher sein müsste als in Tijuana (Mexiko) und in Marseille (Frankreich) gefährlicher als in San Salvador (El Salvador) schieben wir dieses „Problem“ mehr oder weniger beruhigt beiseite. Passieren kann einem überall etwas, also wozu den Kopf zerbrechen?

Wir planen lediglich, immer etwas getrenntes Bargeld dabei zu haben, das man im Zweifelsfall herausrücken kann, und unsere Kreditkarten, Geld und Handys auf verschiedene Verstecke in Gepäcktaschen und Kleidungsstücke zu verteilen.

Viele Bikepacking-Reisende empfehlen uns zur Einschätzung der Sicherheitslage und der Streckenverhältnisse neben der Befragung der Bevölkerung vor Ort außerdem die App iOverlander, die wir natürlich auf unseren Mobiltelefonen installieren werden. Dort hinterlassen Nutzer tagesaktuelle Hinweise zu verschiedenen Themen (Verpflegung, Gesundheit, Übernachtung, wildes Campen, Sicherheit, u.s.w.).

iOverlander App

Den „guten Ratschlag“, uns doch in den U.S.A. noch eine Handfeuerwaffe zu Verteidigungszwecken zuzulegen, nehmen wir lieber nicht an. Wir erwägen aber ernsthaft, uns Pfefferspray zur Verteidigung gegen streunende Hunde zuzulegen.

Drogenkartelle

Mexiko und Kolumbien bereiten uns ein wenig zusätzliche Sorgen wegen der Drogenkartelle und der sogenannten Drogenkriege. Da wir aber planen, in Mexiko zunächst bis an die Südspitze von Baja California zu fahren und von dort eine Fähre nach Mazatlán zu nehmen, werden wir uns damit wohl vor Ort noch ausreichend beschäftigen können. In Kolumbien soll sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren deutlich entspannt haben. Trotzdem soll man in der Gegend rund um Cali wohl lieber etwas vorsichtiger sein.

Jedenfalls bestellen wir uns mal die Newsletter des Auswärtigen Amtes und warten ab, ob die uns bloß Angst einjagt oder tatsächlich nützlich erscheint.

Helmpflicht

Zum Thema Sicherheit gehört natürlich auch die Helmpflicht, die auf unserer Route für Erwachsene scheinbar nur in manchen Bezirken Kaliforniens (aber welche?) und in Chile gilt. Hier gibt es dazu eine recht brauchbare Übersicht. Warnwesten sind auf unserer Route wohl nirgendwo verpflichtend.

Was machen wir mit dem Haus? House-Sitter gesucht!

Wir haben in unserer Wahlheimat Hohen Neuendorf bei Berlin in 2004 ein freistehendes Einfamilienhaus gebaut. Das war damals eine ziemliche Vollkatastrophe, da wir vom Bauträger übers Ohr gehauen wurden, aber das ist eine andere Geschichte. Wir waren eine der geprellten Familien aus diesem BZ-Artikel von 2004.

Nun wollen wir während unserer Auszeit das Haus nicht ein ganzes Jahr leerstehen lassen, denn ein unbewohntes Haus kann Schaden nehmen. Besonders einige der vorhandenen Anlagen (z.B. Regenwasserpumpe für Toilettenspülung) sollten nicht monatelang stillstehen.

Unsere Kinder sind aber aus dem Haus, was uns ja dieses Sabbatjahr erst ermöglicht. Unseren Jüngsten konnten wir auch mit „ein Jahr sturmfreie Bude“ nicht davon überzeugen, im ersten Studienjahr vielleicht noch zuhause wohnen zu bleiben. Er studiert jetzt am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und wohnt dort im Studentenwohnheim. Alle drei Kinder leben im Großraum Berlin, aber wir wollen sie eigentlich nicht mit regelmäßigen „Wartungsbesuchen im Elternhaus“ (Toilettenspülungen benutzen, Wasserhähne aufdrehen, Rasenmähen, etc.) belasten. Und ein bisschen Geld als Mieteinnahme wäre ja vielleicht auch nicht schlecht.

Wir suchen also nach einer Art „House-Sitting“ Lösung, bei der wir unser Haus günstig (möbliert?) vermieten und den Großteil unserer persönlichen Sachen in zwei oder drei Zimmern zusammenstellen und einschließen.

Eine Lehrerin, mit der ich früher die Imker AG an der Grundschule Niederheide betreut habe, hat sich mit ihrem Lebensgefährten auch schon mal umgeschaut, aber befindet sich noch in der Entscheidungsfindung.

Nicht mehr nötig – Wir haben eine Lösung gefunden
{Wenn Ihr also eine Einzelperson oder ein Paar kennt, das eine temporäre Bleibe für ein Jahr sucht (1.4.24 bis 31.3.25), hier findet Ihr das aktualisierte Exposé (wir wollen derzeit aber nicht verkaufen!). Auch mit ein bis zwei Kindern könnte es passen, aber wir möchten nicht in großem Stil unsere Möbel irgendwo außerhalb einlagern. Natürlich ist die angegebene Warmmiete verhandelbar.}

Unser Schwager rät uns Anfang 2024, es doch mal mit Airbnb zu versuchen. Wir sind sehr skeptisch, da wir lieber an uns persönlich bekannte Personen vermieten würden, aber wir schauen uns die Plattform mal etwas genauer an. Für eine kurze Zeit haben wir auch eine Anzeige bei Airbnb online, finden aber schneller über unsere eigenen Netzwerke eine Lösung, so dass die Anzeige schnell wieder offline gehen kann.

Ergänzung Januar 2024

Am 21. Januar kommt uns ein nettes Pärchen mit seinem Hund besuchen und schaut sich unser Haus an. Juttas Chormitgliedschaft bei Crossover hat unter anderem den Vorteil eines großen Netzwerkes, über den der Kontakt entstanden ist. Die beiden suchen für etwa ein Jahr etwas Vorübergehendes während sie ihr Bungalow weiter ausbauen. Wir werden uns schnell einig und für die aktuelle Warmmiete ihrer 55m²-Wohnung werden sie im April bei uns einziehen. Da sie kaum Möbel mitbringen, werden wir auch nicht soviel aus- und umräumen müssen, wie zunächst befürchtet. Eine klassische Win-Win-Situation. Noch am gleichen Abend kümmert sich Jutta um den Mietvertrag.

Und wieder ein Punkt von der ToDo-Liste gestrichen.

Flugbuchung San Francisco

Im November 2023 überlegen wir uns dann genauer, wann wir eigentlich loswollen. Da Anfang April 2024 noch die Osterfeiertage liegen und wir damit rechnen, dass wir noch ein paar arbeitsfreie Tage benötigen, bis wir alles zusammengepackt und unser Haus eventuell an einen House-Sitter übergeben haben, entscheiden wir uns nach Berücksichtigung der Flugpreise für den 9. April 2024 mit Lufthansa von Berlin über Frankfurt nach San Francisco. Leider gibt es keine Direktflüge von Berlin. Wir überlegen noch kurz, ob wir mit der Bahn nach Frankfurt wollen, um den Inlandsflug zu sparen, aber entscheiden uns dann doch für die komfortablere, wenn auch umweltschädlichere Variante. Da wir seit fünf Jahren auf fast alle privaten Flüge verzichten (zur Familie nach Spanien fahren wir jetzt zu Weihnachten mit dem Elektroauto) und ich auch beruflich fast immer die Bahn nehme, hält sich mein schlechtes Gewissen aber in Grenzen.

Interessanterweise bietet Lufthansa mittlerweile selbst verschiedene CO2-Kompensations-Optionen an. Die angegebenen 2,8 Tonnen CO2-Emission beziehen sich allerdings auf Hin-und Rückflug von zwei Personen, da Einzeltickets auch in diesem Fall blöderweise teurer wären, als den Rückflug einfach verfallen zu lassen. Mal schauen, ob wir uns nachträglich noch für eine Kompensation der 700 kg pro Person entscheiden.

Wir hatten lange recherchiert, ob statt eines Fluges auch eine Überfahrt mit dem Schiff möglich wäre, z.B. über eine Mitfahrt auf einem Containerschiff. Am Ende sind solche Überfahrten aber sehr zeitraubend und deutlich teurer als ein Flug. Ein Erlebnis wäre das sicherlich, aber wir suchen ja vor allem ein Reiseerlebnis auf dem Fahrrad.

Für die Buchung der Lufthansa-Tickets kann ich ein paar Meilen für einen kleinen Rabatt nutzen, die ich über die Jahre mit meiner Payback-Karte gesammelt habe, denn meine Payback-Punkte werden immer automatisch in Lufthansa-Meilen umgewandelt. Ein Relikt aus alten Vielflieger-Zeiten.

Beim Gepäck müssen wir jetzt noch entscheiden, wie wir das mit unserem Hase Pino Tandem machen. Bei Lufthansa kann man bis zu 32 kg als Sperrgepäck mitnehmen, muss dafür aber natürlich extra bezahlen.

Für ein Tandem als Sperrgepäck hat Lufthansa folgende Richtlinien:

Das Hase Tandem (Modell 2019) kann nach Rücksprache mit dem Hersteller in einem Karton mit den Abmaßen 205 cm x 95 cm x 20 cm (Gesamt: 320 cm) und 30 kg Gesamtgewicht verpackt werden. Das würde also als Sperrgepäck mitgehen.

Das neue Tandem mit Rohloff-Speedhub-Schaltung (Modell 2021) kann weiter zusammengeschoben werden (doppelt teleskopierbar) und passt in einen Karton mit den Maßen 188 cm x 27 cm x 89 cm (Gesamt: 304 cm), mit Lowrider und Rohloff-Schaltung bringt es aber mehr Gewicht auf die Waage als das alte Modell.

Bei HASE wurde das neue Modell freundlicherweise von einem netten Mitarbeiter für uns gewogen und per E-Mail erhielten wir diese Fotos:

Vorderachse
Hinterachse
Lowrider (vorderer Gepäckträger)

14,8 kg + 14,9 kg + 1,4 kg = 31,2 kg, dazu kommt aber noch das Gewicht der Rohloff-Speedhub-Schaltung und des Kartons, die auch nochmal über 2 kg ausmachen dürften. Es wird also knapp und wir müssten ggf. den Lowrider (vorderer Gepäckträger) getrennt verpacken.

Alternativ könnten wir das Tandem aber auch vorab per Spedition schicken. Dann ist das Risiko vermutlich auch geringer, dass das Tandem an irgendeinem Flughafen verloren geht.

Wir versuchen es also zunächst mit der Anmeldung bei Lufthansa:

Einen Preis bekommt man bei dieser Anmeldung gar nicht angezeigt. Wir müssen als mal 48 Stunden warten und dann hier das Ergebnis ergänzen.

Wochen später

Da wir bis zum 3. Januar 2024 noch keine Nachricht oder E-Mail von Lufthansa bezüglich der Sperrgepäckbuchung erhalten haben, hänge ich mich ans Telefon und kämpfe mich durch das Telefonmenü unter 069 86799799 –> 1 für Deutsch –> 1 für die Zustimmung zur Aufzeichnung –> 2 für Sitzplätze und Gepäck –> NICHT die 2 wählen sonst kriegt man bloß einen Link zur obigen Webseite und es wird aufgelegt –> 5 für „alles andere“ –> 1 für den Service zur Eingabe des Buchungscodes –> man erhält eine SMS mit einem Webseiten-Link –> auf der Webseite gibt man Vorname/Nachname/Buchungscode ein während man in der Warteschleife Musik hört –> nach erfolgreicher Eingabe wird man in der Warteschleife priorisiert und wird relativ schnell durchgestellt.

Ich mache das Ganze an diesem Vormittag insgesamt fünfmal und rufe immer wieder „Hallo! Hören Sie mich?“ ins Telefon, weil meine Gegenüber mich offenbar nicht hören können. Ich höre sie aber, sie sagen immer wieder „Hallo“ und meinen Namen, ich höre schreiende Kinder und Hunde im Hintergrund, Schlürfgeräusche und vieles interessantes und uninteressantes mehr. Irgendwie hat Lufthansa da heute technische Probleme.

Beim ersten Telefonat erhalte ich die Preisinformation (400€ extra für das Tandem) und eine Bestätigung per E-Mail, in der für Hinflug und Rückflug das Sperrgepäck bestätigt ist. Wir wollen aber den Rückflug verfallen lassen, denn Hin- und Rückflug waren zusammen deutlich billiger als Einzelflüge. Also muss ich nochmal anrufen, dreimal erfolglos, beim letzten Mal hört mich dann die Gesprächspartnerin endlich. Das Sperrgepäck für den Rückflug wird storniert und mir wird bestätigt, dass es dann nur 200€ kosten wird.

Bestätigungsmail vom 3.1.24

Ich versuche dann noch unsere Plätze auf dem gebuchten Rückflug gleich für den Wiederverkauf durch Lufthansa freizugeben, aber das geht natürlich nicht. Wir müssen erst als „No-Show“ am Flughafen fehlen und dann können Standby-Flugpassagiere mitgenommen werden. Vorher geht das „im System“ nicht. Ich liebe solche „Systeme“ ja. So kann man die Auslastung der Flugzeuge vermutlich schönrechnen. Das ist aber bei allen Airlines so.

Die Mitarbeiterin denkt sogar erst, dass ich die Flugtickets weiterverkaufen will und versucht mir zu erklären, dass das nicht möglich ist. Ich war ja mal Vielflieger … dass hatte ich dann doch noch nicht vergessen. 😉

Na ja, wer weiß, vielleicht geht ja so viel schief, dass wir die Rückflüge noch brauchen. „Expect the worst and hope for the best“ … eines meiner Lebensmottos.

Sabbatjahr – Wie reagieren die Arbeitgeber?

Wir haben viele Fragen dazu erhalten, wie unsere Arbeitgeber reagiert haben und wie wir das finanziell stemmen können.

Jutta ist angestellte Apothekerin in unserer Wahlheimat Hohen Neuendorf (Brandenburg, Berliner Speckgürtel). Ich bin Market Access Manager (Marktzugang, Erstattung von Medizinprodukten durch die Krankenkassen) bei einem japanischen Medizintechnikunternehmen (Terumo).

Unseren Traum von einer gemeinsamen einjährigen Fahrradtour haben wir schon 25 Jahre gehegt und gepflegt (und dafür auch gespart). Nun sind die Kinder aus dem Haus, die Immobilie ist fast abgezahlt und – auch wenn der Anlass sehr traurig ist – durch eine Erbschaft sind weitere finanzielle Spielräume geschaffen worden. Wir sind mit Mitte und Ende 50 auch nicht mehr die Jüngsten, also ist nach unserem Empfinden jetzt genau der richtige Zeitpunkt gekommen.

Unsere Arbeitgeber haben wir bereits Anfang 2023 über unsere Pläne informiert und dabei ausgelotet, welche Optionen es geben könnte, die von beiden Seiten mitgetragen werden und uns nach dem Sabbatjahr eine Rückkehr in den Job ermöglichen. So hatten die Arbeitgeber genug Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten und sich um personellen Ersatz zu kümmern. In Zeiten des Fachkräftemangels war das aber besonders für die Apotheke nicht leicht.

Da mein Arbeitgeber bisher noch keine Altersteilzeit- oder Auszeit-Programme anbietet, bei denen man Arbeitszeit-Konten nutzen kann, habe ich selbst einen Vorschlag gemacht. Das Finanzjahr startet bei uns am 1. April und daher war mein Vorschlag, dass ich vom 1.4.23 bis 31.3.24 in Vollzeit arbeite und nur 50% meines Gehaltes erhalte. Vom 1.4.24 bis 31.3.25 wollte ich dann die anderen 50% meines Gehaltes erhalten, ohne zu arbeiten. Liegt das eigene Bruttogehalt über der deutschen Beitragsbemessungsgrenze (2023: 4.987,50 Euro Monatsgehalt), so muss man beachten, dass der Arbeitgeber in den zwei Jahren mehr Sozialabgaben abführen müsste, als wenn er das komplette Gehalt in einem Jahr bezahlt. Diese Differenz wollte ich meinem Arbeitgeber erstatten, damit er keinen zusätzlichen finanziellen Schaden hat. Dieser „Plan A“ wurde aber leider abgelehnt, vor allem weil kein Präzedenzfall geschaffen werden sollte, der andere Mitarbeiter möglicherweise zu Ähnlichem ermutigen könnte.

Mein „Plan B“ war unbezahlter Urlaub oder eine unbezahlte Freistellung. Diese unbezahlte Freistellung ist es dann am Ende auch geworden. Ich habe dann selbst versucht, in 2023 möglichst 50% des Nettogehaltes beiseite zu legen, was mir aber nicht ganz gelungen ist.

Mein „Plan C“ war eine fristgerechte Kündigung und Wiederbewerbung nach der Rückkehr.

Ich hatte das große Glück, dass meine Chefin mein Vorhaben 100%-ig unterstützt hat und für mich anfangs sogar mit dem Plan A „in den Kampf gezogen“ ist.

„Plan A“ hätte den Vorteil gehabt, dass ich weiter krankenversichert geblieben wäre (gesetzlich versichert bei der TK) und mitversicherte Kinder im Studium damit ebenfalls weiterversichert wären. Bei unbezahlter Freistellung muss man sich selbst um die Krankenversicherung kümmern. Da wir bei der Rückkehr beide über 55 Jahre alt sein werden, müsste uns die TK nicht wieder „zurücknehmen“. Daher werden wir entweder den Mindestbetrag (172,01 Euro monatlich (2023)) einzahlen oder eine sogenannte Anwartschaft beantragen, da wir ja die ganze Zeit im Ausland sein werden. Auch für die Rentenversicherung planen wir, während des Jahres einen Mindestbeitrag einzuzahlen. Bei Apotheker*innen ist das Ganze noch etwas komplizierter, da sie in die Apothekerversorgung einzahlen.

Viele größere deutsche Unternehmen haben mit ihrem Betriebsrat sogenannte „Betriebsvereinbarungen“ abgeschlossen, in denen meist die Themen Altersteilzeit und vorübergehende Auszeiten gemeinsam abgehandelt werden. Meist gibt es eine „Ansparphase“ mit Gehaltsverzicht bzw. Urlaubsverzicht oder Überstundenkonten, gefolgt von einer Auszeit oder einer schrittweisen Altersteilzeit, die dieses Zeitguthaben dann verbraucht, während das Gehalt (teilweise) weitergezahlt wird. Bei VW soll es sogar die Möglichkeit geben, eine Auszeit später „nachzuarbeiten“, ohne vorher eine Ansparphase durchlaufen zu haben.

Jutta wird von ihrer Apotheke vermutlich für ein Jahr unbezahlt beurlaubt. Das bedeutet für die ersten vier Wochen ein Weiterbestehen der Krankenversicherung. Danach muss die Krankenversicherung oder Anwartschaft (siehe oben) privat fortgeführt werden. Aufgrund des Fachkräftemangels und der schwierigen Personalsuche wird sie vermutlich bis zum letzten 31.3.2024 in der Apotheke Dienst haben.

Bei alldem sollte man natürlich nicht vergessen, dass dem Arbeitgeber für eine erforderliche Vertretungslösung erhebliche Aufwände und Kosten entstehen. Unter anderem verlangen Personalvermittler (Recruiter) meist 25% eines Jahresgehaltes als Vermittlungsgebühr.
Ich habe auf Bitten meiner Chefin einen „Business Continuity Plan“ erstellt, bei dem verschiedene Optionen durchgespielt wurden (Berater, Freelancer, befristete Einstellung und Kombinationen davon). Wir sind nun dabei, eine Vertretung zu suchen, die – ganz ähnlich zu einer Elternzeit-Vertretung – befristet auf ein Jahr meinen Job übernimmt. Leicht ist das nicht, denn befristete Verträge sind natürlich unter Fachkräften nicht besonders beliebt. Und wenn sich ein neuer unbefristeter Job auftut, kann diese Vertretung auch ganz schnell wieder weg sein.

Ergänzung im Februar 2024: Da meine direkte Vorgesetzte innerhalb der Firma den Job gewechselte hatte, sah ich mich Anfang 2024 vor der Aufgabe, meine eigene Stellvertretung zu rekrutieren. Ich durfte also viele Lebensläufe sichten, einige Videotelefonate führen und „interessante“ Gehaltsvorstellungen für meinen eigenen Job prüfen. Am Ende ist es uns dann gelungen, einen passenden Kandidaten zu finden, der von Mitte März 2024 bis Mitte April 2024 (mit je zwei Wochen Übergabezeit) zur Verfügung steht. Der macht im Prinzip heute schon das, was ich gerne ab 2030 machen würde: Er sucht sich die Jobs bei den Firmen aus, die er für eine bestimmte Zeit machen möchte und die er besonders spannend findet.
Auch in der Apotheke hat sich im Februar eine Apothekerin beworben, nachdem (endlich) auch eine Anzeige bei der Apothekerkammer Brandenburg geschaltet wurde. Es scheint sich also alles ganz gut „zu finden“.

Es besteht aber immer das Risiko, dass sich während der Auszeit die Rahmenbedingungen verändern und man doch nicht in den alten Job zurückkehren kann (Stichwort: Pandemie). Dieses Risikos muss man sich unbedingt bewusst sein. Mein Arbeitsvertrag ruht zwar, er kann aber ganz normal mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten zum Quartalsende gekündigt werden. So eine Kündigung könnte natürlich auch während des Sabbatjahres eintreffen, aber das ist umgekehrt natürlich auch möglich.

Hier findet man noch einige Infos zu rechtlichen Fragen und einen Mustervertrag zum Sabbatjahr: arbeitsvertrag.org

SPD Klickpedale, auch für die Stokerin

Ich hatte mir als Captain schon für unsere Generalprobe (Rhein-Radtour) Klickpedale von Shimano (PD-EH500) zugelegt, die mir auch eine gewisse Zugkraft am Pedal ermöglichen sollten. Die Rückseiten der Pedale können auch mit ganz normalen Schuhen oder Sandalen benutzt werden. Das hatte sich für mich auf der Tour auch insgesamt gut bewährt, besonders am ersten Tag auf dem Oberalppass.

Ich nutze die Pedale mit „Anfänger“-Cleats (SM-SH56) (Schuhplatten), die man unter die Schuhe schraubt. Diese klicken relativ leicht ein und können durch eine leichte Drehbewegung des Fußes nach außen auch wieder gut gelöst werden. Ich bevorzuge eher eine hintere Position am Schuh, da ich gerne mit dem Mittelfuß über der Pedalachse stehe

Shimano Klickpedale

Ich hatte mir dazu die Scott Shoe Sport Crus-r Boa Mountainbikeschuhe gekauft, die bei meinen eher schmaleren Füßen ganz gut passen. Nur warm sind die leider nicht, besonders bei der Abfahrt, wenn sie nass sind. Da müssen also noch Neopren-Überzieher her.

Das zweite Pedalpaar, dass ich für die Stokerin besorgt hatte, blieb aber im Keller, da Jutta gerne die Fußposition wechselt und die Klickpedale nicht für nötig hielt.

Nach der Rhein-Radtour stellten sich bei Jutta aber Adduktoren-Probleme ein, die wohl auf eine Überlastung hindeuteten. Die Physiotherapeutin riet dann zu Klickpedalen, da man in einer Liegeradposition alleine für das Halten der Füße auf den Pedalen schon eine konstante Belastung der Adduktoren erzeugt. Diese Belastung ließe sich durch Klickpedale verringern. Auch die Abrutschgefahr ist dadurch deutlich verringert.

Also haben wir beim letzten Einkauf dann noch passende Schuhe für Jutta besorgt (Shimano MTB SH-MT502) und werden die Pedale wieder aus dem Keller holen.

Shimano hat ein interessantes Konzept, bei dem man unter den Schuhen die Cleats durch mitgelieferte Kunststoff-Profil-Einsätze ersetzen kann. So sind die Schuhe auch halbwegs gut zum längeren Gehen brauchbar.

Das hat mich so überzeugt, dass ich meine Clarks-Outdoor-Sandalen durch die Shimano SH-SD5L ersetzt habe.

Durch die liegende Position der Stokerin ergibt sich aber zusätzlich noch das Problem einer drohenden Verkürzung der Adduktoren, der man unbedingt durch Dehnungsübungen entgegenwirken sollte.

https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/liegerad-ergonomie.64212/

Laptop oder iPad Pro?

Auf der Rheinradtour hat sich gezeigt, dass das Bearbeiten und Posten von kurzen Videoclips in diesem Blog mit den vorhandenen Mitteln sehr zeitaufwändig und in der täglichen Tour-Routine schlecht umsetzbar war.

Die Übertragung von Videoclips von der Actioncam (Icefox) auf iPhone oder iPad per lokalem Hotspot, der von der Actioncam erzeugt wird, dauert viel zu lange und der Speicherplatz auf iPhone/iPad ist schnell überfüllt.

Die Frage ist nun: Kommen wir mit den Mobiltelefonen und dem ipad hin? Schaffen wir uns doch einen möglichst leichten Laptop an, den wir mitnehmen? Oder tauschen wir unser iPad gegen ein iPad Pro?

Wir entscheiden uns nach Rücksprache mit unserem Jüngsten (der IT-Experte in der Familie) zunächst für die Anschaffung eines USB-C-Hubs mit SD-Kartenleser von Anker. Den wollen wir mit unseren Mobiltelefonen und dem iPad testen und schauen, ob es damit schneller und besser geht. Das Teil kann USB-C-Stromversorgung durchschleifen (USB-C PD), so dass wir gleichzeitig damit arbeiten und Geräte mit Strom versorgen können.

Die Übertragung der Videos von der Actioncam-SD-Karte auf Handy oder iPad geht damit schon mal schneller. Das Speicherplatzproblem lässt sich aber nicht so einfach lösen, insbesondere weil iPhone/iPad-Speicher nicht erweiterbar sind. Auf meinem Fairphone 4 kann ich immerhin eine 256 GB SD-Karte nachrüsten, aber das reicht noch nicht für größere Mengen Fotos und Videos.

Die meisten Videobearbeitungs-Apps (egal ob Android oder iOS) verlangen, dass zunächst das komplette Video in den Telefonspeicher kopiert wird, bevor man ein Stück herausschneiden kann. Das kostet Zeit und Speicherplatz. Das Schneiden ist aber im Prinzip die wichtigste Bearbeitungsfunktion, denn meist ist man ja nur an einem kleinen Videoclip interessiert. Das wäre unseres Wissens auch beim neuesten iPad Pro ein Problem, da ein direktes Schneiden auf SD-Karte oder Festplatte nicht möglich ist bzw. ziemlich teure Videoediting-App-Abonnements (LumaFusion, KineMaster, PowerDirector) voraussetzt.

Wir schaffen uns daher eine robuste externe SSD-Festplatte an (SanDisk Extreme Portable SSD 4 TB), auf der wir unterwegs unsere Videos und Fotos abspeichern wollen, und zwar zusätzlich zu einem Server zuhause, auf den wir – wann immer möglich – per VPN ebenfalls alles hochladen wollen. Der Server wird von unserem Jüngsten gewartet und soll ebenfalls ein Cloud-Backup erhalten.

Als wir versuchen die SSD mit iPhone/ipad zu benutzen, stellen wir fest, dass die gelieferte Formatierung nicht kompatibel ist und dass das Formatieren mittels iOS uns auch nicht gelingen will (auch unserem Jüngsten nicht). Ohne Laptop sind wir aufgeschmissen und können die Festplatte nicht nutzen. Sollten wir unterwegs also neue Speichermedien kaufen, wären wir eventuell darauf angewiesen , diese an einem anderen Endgerät zu formatieren.

Das gibt am Ende den Ausschlag und wir entscheiden uns für die Anschaffung eine Windows-11-Laptops. Damit können wir beide vernünftig umgehen und kennen uns halbwegs gut aus, wir können es beide ein wenig trouble-shooten, die Videoediting-Software habe ich schon (Magix) und sie bietet die paar Funktionen die wir wirklich brauchen (Schneiden, Zusammenfügen, Text einfügen, eventuell Musik einfügen), ohne zu kompliziert zu sein. Wir wollen schließlich keine Videospuren kombinieren und synchronisieren, wie das Profis machen.

Die Anfangs in Erwägung gezogene Video-Drohne haben wir aus Gewichtsgründen bereits ausgeschlossen. Einer unserer Warmshowers-Gäste (Li Rui) hat seit Jahren eine dabei und nutzt sie maximal einmal im Monat. Damit macht man wirklich beeindruckende Videos (z.B. https://youtu.be/caCM58F3yHA?t=660s), aber die zusätzlichen Kilogramm für Drohne und Akkupakete sind es uns nicht wert. Somit werden wir selten Videos unterschiedlicher Quellen zusammenschneiden und synchronisieren müssen.

Am Ende wird es der HP Pavilion Aero Laptop 13-be2155ng. Er wiegt knapp unter 1 kg und ist preislich noch halbwegs akzeptabel. Er kann per USB-C (PD) geladen werden, so dass wir mit unserem UGREEN USB-Netzteil (65 W) für alle Geräte hinkommen müssten, die wir dabei haben werden.

Ja, ja, die Mac-Fans werden jetzt die Hände vor dem Kopf zusammenschlagen. Ja Du bist gemeint, Stefan!

„Hexenschuss“ (akute Lumbago) & Co

Im November 2023 erwischt mich zum zweiten Mal ein heftiger „Hexenschuss“ als ich mich an der Haustüre etwas schneller nach irgendetwas bücken will. Das war mir schon im November 2022 im Gewächshaus passiert, als ich in etwas verdrehter und gebückter Körperhaltung die Gasflasche für den Frostwächter aufdrehen wollte.

2022 musste ich tatsächlich mit dem Rettungswagen abgeholt werden, weil ich bewegungsunfähig am Boden lag und der ärztliche Notdienst erst in drei Stunden Zeit hatte. Mehrere Stunden hing ich in der Notaufnahme in Hennigsdorf am Schmerzmitteltropf, bevor ich wieder nach Hause konnte. Da ich damals auch noch corona-positiv war könnt Ihr Euch die Begeisterung der Rettungswagen-Besatzung ja vorstellen. Entsprechend rücksichtsvoll haben sie mich damals transportiert 😉

In 2023 bin ich schon etwas routinierter und weiß, dass ich mit den Schmerzmitteln (aus 2022 übrig geblieben) nach ein oder zwei Stunden zumindest wieder fähig sein werden, die Toilette aufzusuchen. So kommt es dann auch, aber am Ende bin ich vier Tage arbeitsunfähig und bekomme nach einer Chiropraxis-Sitzung von meiner Hausärztin noch ein paar Spritzen in den Rücken gejagt sowie Physiotherapie und manuelle Therapie verschrieben.

Es ist klar: Im Arbeitsalltag bewege ich mich zu wenig und sitze zu viel. Also beginne ich zusätzlich zur Physiotherapie in der App „Dynamic Cyclist“, die ich schon nach unserer Rheinradtour ausprobiert hatte, ein Trainingsprogramm, das vor allem auf die Stärkung der Rückenmuskulatur und Rumpfstabilität abzielt.

Die Hausärztin rät aber keinesfalls von einer einjährigen Radtour ab sondern bestärkt mich noch eher darin. „Nichts ist besser als Bewegung“. Auch der kleine Bandscheibenvorfall, den ich schon seit Jahren mit mir herumtrage, sei kein Hinderungsgrund. Ich soll halt versuchen, etwas aufrechter auf dem Rad zu Sitzen. Trotzdem habe ich natürlich ein wenig Bedenken, was eigentlich passiert, wenn ich mitten in der Pampa von einem Hexenschuss niedergestreckt werden sollte. Auch die tauben Finger und taube Zehen, die ich seit der Rheinradtour habe, und die sich nur sehr langsam wieder bessern, sind nicht wirklich ermutigend.

Egal, ich besorge mir sicherheitshalber für die kalte Winterzeit einen Nierengurt, damit ich bei der verbleibenden Gartenarbeit (es sind noch ein paar Bäume und Heckenpflanzen zurückzuschneiden) wenigstens keinen kalten Rücken bekomme und den nächsten Hexenschuss erleide. Außerdem macht das Foto bei Amazon totale Hoffnung darauf, dass ich nach dem Stabi-Training viel fitter aussehen werde.

Auf Anraten meiner Physiotherapeutin sitze ich jetzt im Homeoffice und beim Tatort- oder Fußball-Gucken immer auf einem GYMNIC-Sitzball, den ich noch von früher hatte, und fahre meinen verstellbaren Schreibtisch immer in eine Stehposition hoch, wenn wieder eine laaaaaaange Videokonferenz ansteht.

Auch bei Jutta tauchen Probleme mit den Adduktoren auf. Das horizontale Treten in der Liegeradposition kann beim Stoker zu einer Überlastung führen. Am Ende hoffen wir darauf, dass Klickpedale Abhilfe schaffen. Siehe SPD-Klickpedale auch für die Stokerin

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