Mit dem Stufentandem unterwegs in den Americas

Kategorie: Länder

Visa-Fragen

Wir haben ein paar Fragen zu den Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für die Länder erhalten, durch die wir radeln wollen. Besonders den Profis von Glorypedalling fiel in unser Übersichtstabelle  auf, dass wir sehr hohe, eigentlich unnötige Kosten für unsere U.S.-Visa hatten.

U.S.A.

Grundsätzlich ist es für deutsche Staatsbürger nicht erforderlich, ein Visum für die Einreise in die U.S.A. zu beantragen, wenn man – so wie wir – weniger als drei Monate im Land bleibt. Mit dem sogenannten ESTA– Verfahren kann man als Deutscher eigentlich visafrei einreisen und drei Monate im Land bleiben.

„Eigentlich“ … denn wir sind seit 1998 ein Sonderfall. Damals sind wir visafrei in die U.S.A. eingereist und länger als drei Monate im Land geblieben, weil unser erstes Kind dort geboren wurde. Eine werdende Mutter wird ab dem 7. Schwangerschaftsmonat von kaum einer Fluggesellschaft mehr mitgenommen. Wir steckten also in den U.S.A. fest, weil wir nicht so richtig darüber nachgedacht hatten.

Wir haben damals noch versucht, mit einem Wochenende in Mexiko (Tijuana/Ensenada) eine neue visafreie Einreise zu organisieren. Das scheiterte aber am U.S.-Grenzbeamten, der uns fragte, ob wir mit unserem Dodge Caravan denn bis nach Deutschland zurückfahren wollten.

Wir haben dann beim „Immigration and Naturalization Service“ (INS) in Los Angeles eine Erlaubnis eingeholt, länger in den U.S.A. zu bleiben. Ich erinnere mich noch genau, wie ich dort an einem Panzerglas-Schalter mit Blick auf die Portraits von Madeleine Albright und Bill Clinton, meine linke Hand auf eine Bibel legen und mit erhobener rechter Hand schwören musste, dass alle unsere Angaben der Wahrheit entsprechen. Ungefähr so sah es dort im INS in L.A. nach meiner Erinnerung aus:

Seitdem haben wir schon mehrfach versucht, visafrei in die U.S.A. einzureisen, wurden dabei immer wieder in „Secondary Immigration“ abgeführt und erst nach langer Wartezeit persönlich angehört. Erst nach mehreren Einreisen hat man uns dann endlich erklärt, dass man uns ohne „richtiges“ Visum eigentlich sofort zurückschicken müsste und wir selbst mit einem Visum zukünftig bei der Einreise immer in die „Secondary Immigration“ abgeführt würden, da wir diesen „Overstay“ von 1998 in unseren „Records“ haben. Inneramerikanische Anschlussflüge buchen wir seitdem gar nicht mehr, da wir nie sicher sein können, wie lange es bei der Einreise dauert.

Mexiko

Staatsbürger*innen von EU-Mitgliedsstaaten (darunter Deutschland) benötigen lediglich einen gültigen Reisepass und eine Touristenkarte (Forma Migratoria Múltiple – FMM) für die Einreise in Mexiko. Es ist kein Visum erforderlich, wenn der Reisezweck ein Urlaub, eine Durchreise oder geschäftlicher Natur ist, sofern der Aufenthalt in Mexiko nicht länger als 180 Tage dauert. Der Reisepass muss ab dem Einreisedatum noch mindestens sechs Monate lang gültig sein.

Guatemala / El Salvador / Honduras / Nicaragua

Für Deutsche und die meisten Europäer*innen gilt eine Visabefreiung:

  • Visumfrei bei einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen
  • Sechs Monate gültiger Reisepass
  • Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel
  • Alle benötigten Dokumente für die Weiter- oder Rückreise

Für deutsche Staatsangehörige ist mit Reisepass ein visafreier Aufenthalt in der sog. „CA-4“- Region Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua bis zu insgesamt 90 Tagen möglich. Die Aufenthaltserlaubnis wird kostenfrei bei der Einreise erteilt. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass der Reisepass mit einem Einreisestempel versehen wird. Eine Verlängerung von 90 Tagen kann bei den Einwanderungsbehörden beantragt werden.

Mittelamerika ist Gelbfieberregion. Es kann bei der Einreise je nach Lage im Land, aus dem man einreist, eine Gelbfieberimpfung gefordert werden. Meist ist das nur für längere Aufenthalte ab 6 Monaten verpflichtend. Wir haben uns gegen Gelbfieber (und vieles andere) impfen lassen und haben den Impfausweis natürlich dabei.

Costa Rica

Deutsche können nach Costa Rica zu touristischen Zwecken für bis zu 90 Tage mit einem Reisepass visafrei einreisen. Es besteht kein Anspruch auf die maximale Aufenthaltsdauer. Die Entscheidung hierüber wird vom Beamten bei der Einreise auf der Grundlage des Rückflugtickets, Aufenthaltszwecks, finanzieller Leistungsfähigkeit etc. erteilt. Reisende müssen ein Rückflugticket/Anschlussticket und einen Finanzierungsnachweis für den Aufenthalt im Land vorlegen. Anträge auf Verlängerung der Aufenthaltsdauer können bei der Ausländerpolizei (Migración) gebührenpflichtig gestellt werden.
Bei der Einreise auf dem Landweg von Panama oder Nicaragua sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass sowohl der costa-ricanische Einreisestempel als auch der panamaische bzw. nicaraguanische Ausreisestempel im Reisepass angebracht werden. Gleiches gilt für die Rückreise. Ohne diese Stempel im Pass kann es zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Aus- und Weiterreise kommen, da die Ausländerpolizei in diesen Fällen die Möglichkeit eines illegalen Aufenthalts in Costa Rica prüft und zu diesem Zweck die Pässe bis zu einem Monat einbehält. Es können aus diesem Grund vorübergehende Inhaftierungen erfolgen.

Panama

Bei einer Aufenthaltsdauer bis zu 180 Tagen wird kein Visum benötigt. Es muss entweder ein Rückflugticket nach Deutschland oder ein gültiges Weiterreiseticket (Land-/Luftweg) und eine gültige Aufenthaltserlaubnis für das Land der Weiterreise (ein Touristenvisum allein ist nicht ausreichend) vorgelegt werden. Des Weiteren sollte man bei der Einreise nach Panama nachweisen können, ausreichend finanzielle Mittel für den Aufenthalt mit sich zu führen. Dies bedeutet entweder 500,- US-$ in bar oder die Verfügbarkeit der entsprechenden Summe auf dem Kreditkartenkonto (per Kreditkartenkontoauszug nachweisbar).
Für die Ein- und Ausreise aus Panama auf Schiffen jeglicher Art (Frachtschiffe, Segelschiffe, Jachten, Katamarane etc.) gelten Sonderbestimmungen: Bei Einreise wird eine Einreisegebühr in Höhe von 100,- bis 200,- US-$ erhoben.
Achtung: Touristisch Reisende erhalten bei Einreise per Schiff lediglich ein Visum für 72 Stunden. Wer länger als 72 Stunden in Panama bleiben möchten, sollte sich unmittelbar bei der zuständigen Migrationsbehörde im jeweiligen Hafen informieren.

Kolumbien

Deutsche Staatsbürger*innen benötigen zur Einreise und einem Aufenthalt von bis zu 90 Tagen kein Visum. Bei der Einreise werden Dokumente verlangt, die die geplante Ausreise bestätigen, damit per Stempel im Reisepass die Aufenthaltsdauer genehmigt werden kann.
Die Einreisevoraussetzung ist ein gültiger Reisepass, der noch mindestens für die vorgesehene Aufenthaltsdauer gültig ist. Auch hier ist bei der Einreise auf dem Landweg darauf zu achten, dass man einen Einreisestempel bekommt. Es kommt schon mal vor, dass man einfach durchgewunken wird und der fehlende Stempel dann später bei der Ausreise Probleme macht.

Auch Kolumbien ist Gelbfieberregion. Es kann bei der Einreise je nach Lage im Land, aus dem man einreist, eine Gelbfieberimpfung gefordert werden.

Ecuador

Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise und einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen (pro Jahr) kein Visum. Vom ersten Tag der ersten Einreise an wird das Jahr für den Aufenthaltszeitraum von 90 Tagen gerechnet. Es gilt also nicht das Kalenderjahr. Das Visum ist einmalig um weitere 90 Tage verlängerbar.

Anfang 2024 benötigte man für die Einreise nach Ecuador auf dem Landweg zusätzlich ein polizeiliches Führungszeugnis (mit Apostille), da es im Land zu Unruhen kam und der Ausnahmezustand ausgerufen wurde (siehe Ecuador).

Peru

Deutsche Staatsangehörige benötigen für touristische Aufenthalte von bis zu 90 Tagen pro Halbjahr kein Visum. Einreisende Touristen müssen gelegentlich Weiterreise- oder Rückflugtickets vorlegen, obwohl dies nicht den offiziellen Einreisevorschriften entspricht.

Man sollte darauf achten, dass das Grenzpersonal die Einreise und die bewilligte Aufenthaltsdauer korrekt vermerkt. Falls das Grenzpersonal die bewilligte Aufenthaltsdauer nicht von sich aus mitteilt, sollte man nachfragen, um eine Überschreitung zu vermeiden.

Bei der Einreise auf dem Land- oder Wasserweg sollte man sich aktiv darum kümmern, einen Einreisestempel zu erhalten. Ohne diesen ist eine Ausreise aus Peru nicht möglich.

Bolivien

Es wird kein Visum benötigt, solange der Aufenthalt in Bolivien nicht über 90 Tage hinausgeht.

Bei der Einreise auf dem Landweg muss der Reisepass auf beiden Seiten der Grenze abgestempelt sein, also mit einem Ausreisestempel des Landes, das man verlässt, und dem Einreisestempel auf bolivianischer Seite. Sollten die Stempel fehlen, kann es zu Problemen bei der Ausreise kommen.

Chile

Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise und den Aufenthalt von bis zu 90 Tagen kein Visum, aber einen mindestens noch 6 Monate gültigen Reisepass. Bei der Einreise wird eine kostenlose „Tarjeta Única Migratoria“ als Einreisebeleg ausgestellt, die zu einem Aufenthalt von maximal 90 Tagen berechtigt und das verpflichtende Ausreisedatum nennt.

Argentinien

Für einen touristischen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen besteht in Argentinien für deutsche Staatsbürger*innen keine Visumspflicht. Für die Einreise benötigt man einen Reisepass, der über die Dauer des geplanten Aufenthalts hinaus noch 6 Monate gültig sein sollte. Bei der Einreise wird eine „Tarjeta Única Migratoria“ ausgestellt.

Die wichtige Reisepass-Kopie

Es ist auf einer solchen Tour sehr empfehlenswert, eine Fotokopie des Reisepasses anzufertigen und diese immer getrennt vom Originaldokument mitzuführen. Wir haben außerdem PDF-Dateien auf unseren Mobiltelefonen gespeichert und auf unseren Server zuhause in Deutschland gelegt. Selbiges haben wir mit den Impfausweisen und unseren polizeilichen Führungszeugnissen gemacht.

Beim Aufenthalt in Städten sollte man den Original-Reisepass vielleicht besser in der Unterkunft lassen (je nach Unterkunft natürlich) und nur die Kopie dabei haben.

Fun Fact: Der deutsche Reisepass gehört laut Handelsblatt zu den sechs „mächtigsten“ Reisepässen der Welt.

Quelle: Handelsblatt

Ecuador

Januar 2024

Am 9. Januar 2024 erhalten wir den ersten unserer abonnierten Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes. Es wird darin besonders vor Reisen nach Guayaquil gewarnt. Eigentlich ist das eines unserer Zwischenziele, da wir dorthin indirekte Verbindungen zum Projekt „Musiker ohne Grenzen“ haben.

„Eigentlich“ grob geplante Rute auf der Ruta del Sol

Der Hafen von Guayaquil ist mittlerweile der größte Umschlagplatz für den Kokain-Schmuggel nach Europa (Überseehäfen in Rotterdam, Amsterdam und Hamburg) geworden. Das Kokain stammt dabei überwiegend aus Kolumbien und Ecuador und wird oft in Bananenfrachtern versteckt. Zufällig höre ich im RBB 24 Inforadio dazu einen Bericht von den Newsjunkies, der auch als Podcast verfügbar ist.

Die Sicherheitslage hat sich in den Jahren seit der Corona-Pandemie in ganz Ecuador deutlich verschlechtert. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die illegalen Einkunfts- und Arbeitsmöglichkeiten während der Lockdowns in der Pandemie fast die einzigen waren, mit denen man seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. So erzählt es mir Magdalena, eine Cousine von Jutta, die einige Jahre in Ecuador gelebt hat und mit einem Ecuadorianer verheiratet ist. Derzeit würden sie auch eher von einer Reise dorthin abraten. Zum Glück werden wir erst im September dort sein, falls wir es so weit schaffen sollten. Bis dahin kann sich hoffentlich noch viel ändern.

Wenige Tage nach dem ersten, kommt am 12.1.24 auch schon der nächste Hinweis vom Auswärtigen Amt. Am 8.1.24 ist in Ecuador für 60 Tage ein Ausnahmezustand verhängt worden und eine Einreise ist auf dem Landweg nur noch mit einem polizeilichen Führungszeugnis mit Apostille möglich. Da werden wir wohl sicherheitshalber mal schauen müssen, ob wir uns sowas besorgen können.

Nun gut, nach dem ersten Hinweis wollte ich das ganze Zeug vom Auswärtigen Amt ja schon fast wieder abbestellen, weil es uns vermutlich nur unnötige Angst macht. Aber der Hinweis zu den Einreisebestimmungen ist für uns natürlich wichtig.

Während ich das hier tippe kommt vom Auswärtigen Amt auch schon ein neuer Hinweis, diesmal für Peru. Darin geht es aber zum Glück nur um die Einreisebestimmungen nach Ecuador.

Noch am gleichen Abend beantragen wir erfolgreich online (mit Identifikation durch die AusweisApp, unsere NFC-fähigen Personalausweise und Mobiltelefone) auf der Seite des Bundesjustizamtes unsere Führungszeugnisse inklusive Apostille. Schaden kann es ja nicht, wenn wir die dabeihaben.

Da sage doch nochmal einer, wir wären mit der Digitalisierung in Deutschland noch keinen Schritt weiter gekommen. Das mit der Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses hat jedenfalls relativ gut funktioniert.

Ende Januar kommen die Führungszeugnisse mit Apostille per Nachnahme (je 25€) bei uns an. Jutta erhält gleich zwei und darf dafür 50€ Nachnahme abdrücken, denn ihr erster Zahlungsversuch mit Kreditkarte war auf der Webseite des Auswärtigen Amts im elektronischen Nirwana stecken geblieben. Sicherheitshalber hatte sie dann alles nochmal eingegeben. Tja, jetzt hat sie eben zwei Führungszeugnisse. Die 25€ Nachnahme sind übrigens nur für die Apostille und man wird nicht vorgewarnt, dass jemand zuhause sein muss, um die Dokumente zu empfangen. Das Führungszeugnis kostet alleine schon 13€.

Ergänzung Ende Januar 2024

Am 19.1.2024 kommt eine weitere Warnung per Newsletter vom Auswärtigen Amt. Nun werden wir auch gebeten, uns bei ELEFAND (Elektronische Erfassung Deutscher im Ausland) zu registrieren:

„Registrieren Sie sich in der Krisenvorsorgeliste

Diese Liste wird von deutschen Botschaften und Konsulaten im Ausland genutzt, um Deutsche zu kontaktieren, die im Krisen- bzw. Katastrophenfall schnell informiert und ggf. in Krisenbewältigungsmaßnahmen einbezogen werden sollen.

Die Registrierung bei ELEFAND ist für Bikepacking-Touren nicht wirklich geeignet. Man soll exakte Daten angeben, die sich nicht überschneiden dürfen. Ebenso soll man die Regionen innerhalb der Länder angeben, in denen man sich aufhält und seine Adressen angeben. All das ist beim Bikepacking nicht sicher festzulegen. Wir wollen ja gerade flexibel unterwegs sein und spontan entscheiden können.

Ich denke, dass man unterwegs die Daten ab und zu anpassen kann. Wir werden aber sicher nicht ständig auf der ELEFAND-Seite sein und die Regionen anpassen, in denen wir uns gerade aufhalten.
Am Ende sieht mein erster Versuch so aus:

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