Mit dem Stufentandem unterwegs in den Amerikas

Woche 27 (30.9.24 – 6.10.24) Galápagos Inseln – Riobamba

Montag 30.9.24 – Galápagos Inseln – Isla San Cristóbal

Nach einem Frühstück (mit Granola mit Joghurt und anderem) im geräumigen Frühstücksraum werden wir um halb neun erwartet von Azucena zu einer privaten Tour. Bei der gestrigen Ankunft hier haben wir uns gewünscht, heute nicht schon wieder schnorcheln zu gehen wie eigentlich geplant, da es sowieso nichts Neues für uns zu sehen gäbe (es sei denn, Hammer-Haie wären drin, was aber um diese Jahrezeit nicht der Fall ist). Stattdessen geht es in die „Highlands“. Da es regnet und ziemlich nebelig ist, verschieben wir den Besuch der Lagune „El Junco“ auf das Ende der Tour und fahren zuerst zum Schildkröten-Zentrum:

Hier leben die Riesenschildkröten nicht in Gehegen sondern quasi in „Freiheit“ auf enem großen Gelände, aber geschützt und kontrolliert. Sie haben auf dieser Insel einen Panzer, der weder einen „Sattel“ ausgebildet hat (saddle-back) noch ganz rund ist (dome-shaped), sondern irgendwo dazwischen liegt. Das ist für die Insel San Cristóbal typisch, da die Vegetation und Nahrungsquelle für die Schildkröten hier „halb-hoch“ ist, so dass sich kein vollständiger Sattel ausbilden musste (wie auf Pinta bei der Gattung von „Lonesome George“), aber der flache, runde Panzer auch nicht ausreichen würde, weil die Schildkröten ihren Hals schon etwas höher recken müssen, um sich hier zu ernähren. Das Zentrum wurde vor 19 Jahren eingerichtet, und bis vor kurzem wurden die gelegten Eier eingesammelt und im Inkubator ausgebrütet. Inzwischen gibt es wieder so viele Schildkröten, dass man damit aufgehört hat. Wenn Ranger ein Nest finden, wird dieses ein wenig geschützt (gegen Ratten und wilde Hunde), und erst, wenn die junge Schilkröte schlüpft, wird sie über sieben/acht Jahre in vier verschiedenen Gehegen auf die Wildnis vorbereitet. Wir sehen die „beweglichen Felsen“ (Zitat unserer Guide) überall, an zwei Stellen ganze Ansammlungen: in diesen „Restaurants“ wurden Blätter der Elefantenohr-Pflanze ausgelegt, über die die Schildkröten regelrecht herfallen. Sie sollen lernen, diese Blätter zu fressen, die es hier normalerweise nicht gibt, damit die Menschen sie in Notlagen als Futter zur Verfügung stellen können.

Neben den Schildkröten gibt es hier auch verschiedene Darwin-Finken, Gold-Waldsänger, Fliegenschnäpper und Drosseln zu beobachten. Gerade die Finken bilden eine Symbiose mit den Schildkröten: sie picken die Insekten von den Hälsen der Schildkröten, um diese zu säubern, und ernähren sich selbst davon.

Außerdem bekommen wir verschiedene Flechten gezeigt, und eine neue endemische Kaktusart: den Micky-Maus-Kaktus 😉 (ein Scherz unserer Guide Azucena)

Von hier fahren wir zum Puerto Chino Strand, wo wir neben Seelöwen auch Fregatten und sowohl Blaufuß- als auch Nascar-Tölpel zu sehen bekommen. Ein Rundweg, den wir gehen, ist mehr eine Kletterpartie über Felsen als ein Weg, aber wir bewältigen ihn erfolgreich.

Auf dem Rückweg halten wir dann noch am Parkplatz zum Wanderweg zur Lagune „El Junto“ der einzigen Frischwasserlagune auf Galápagos. Nach dem Aufstieg auf ca. 600 m ü.N.N. sehen wir – nichts. Leider herrscht hier immer noch dichter Nebel, so dass wir weder das Wasser noch die vielen Fregatten sehen, die hierher kommen, um ihr Gefieder salzfrei zu waschen. Unsere Sandalen sind von der roten, nassen Erde auf dem Weg hier sehr dreckig geworden, die müssen wir vor dem Rückflug morgen säubern, denn man darf ja nichts ein- oder ausführen.

Zurück im Ort ist es gerade Mittagszeit, heute bietet das Restaurant (für Viktor) noch einmal eine Bandeja Paisa an, obwohl wir gar nicht mehr in der passenden Region Paisa in Kolumbien sind.

Den Nachmittag haben wir heute zur freien Verfügung. Wir relaxen im Hotel und komplettieren den Blog der letzten paar Tage, schneiden GoPro-Videos zusammen und laden unsere Fotos auf den Familienserver hoch. Leider ist das WLAN im Hotel ziemlich instabil, was das Ganze etwas verlangsamt.

So ein All-Inklusive-Paket kann ganz schön stressig sein. Jede Minute des Tages ist verplant und man hat wenig Zeit für Erholung oder spontane Aktivitäten. Wir sind da wohl doch eher die Selbstplaner und bevorzugen da mehr Autonomie. Aber ohne zertifizierten Guide ist auf Galapagos der Zugang zu den meisten interessanten Aktivitäten unmöglich. Hier geht es also wohl nicht anders.

Am späten Nachmittag können wir unserem ältesten Kind doch noch persönlich per WhatsApp-Videocall zum Geburtstag gratulieren. Danach gehen wir zu Fuß zum 800 Meter entfernten Flugplatz, von dem wir morgen gegen 13:00 Uhr abfliegen. Dort ist allerdings alles verschlossen, aber so kennen wir den Weg schon mal. Wir machen nochmal einen kurzen Spaziergang an der Promenade am Meer, Viktor trinkt ein Blackberry-Stout im „Post Office“ und wir essen in unserem All-Inclusive-Restaurant Pasta Frutimare (mit richtig viel Scampi und Pulpo) und „Pa Pi Poll0“ (Pommes mit Huhn) und lassen uns die sechs „All-Inclusive-Dollar“ wieder anrechnen.

Dienstag 1.10.24 – Galápagos – San Cristóbal – Quito

Unser Abreisetag von Galápagos. Wir sind die letzten übriggebliebenen Gäste im Hotel, im großen Frühstücksraum sind nur zwei Gedecke vorbereitet. Nachdem unsere paar Dinge wieder eingepackt sind, checken wir gegen neun Uhr aus, stellen die Taschen in einer ehemaligen Cafeteria ab und machen noch einen Rundgang durch den Ort.

Wir gucken eine Weile bei den Seelöwen, danach bei den Krabben, trinken noch einen Kaffee im „Umami“ aus sehr netten getöpferten Tassen, und auf dem Rückweg kaufen wir uns in der „Kachi Tanta“-Bäckerei drei unterschiedliche Sauerteigbrötchen für den Flug. Da es immer wieder fisselt, setzen wir uns die restliche Zeit bis elf Uhr in den überdachten Teil des Hotelinnenhofes. Unser „Betreuer“ Sandie hat uns gestern abend geschrieben, dass er uns um elf zum Flughafen fahren wird. Wir haben ihm zwar geantwortet, dass wir auch laufen können, aber da er nicht mehr reagiert hat, warten wir auf ihn. Um fünf nach elf schreiben wir ihm, dass wir loslaufen und tun das auch – es sind ja nur wenige Minuten Fußweg.

Am Flughafen stehen unerwartet viele Menschen in einer Schlange am Schalter. Unser Flug um 13:10 Uhr soll pünktlich sein, ein anderer verspätet, und mehr Flüge scheint es hier nicht zu geben. Wir geben unsere Taschen wieder auf, obwohl viele andere größere und wahrscheinlich auch schwerere als Handgepäck mitnehmen – einfach, weil es uns zusteht :-). Die Security lässt Viktor hier mit seinen Sandalen durch – beim Hinflug musste er sie ausziehen. Später im Warteraum wird er, neben einigen anderen, namentlich aufgerufen: bei der Kontrolle des Gepäcks ist der Laptop aufgefallen und muss herausgeholt werden. Geräte mit Akkus dürfen nicht mit aufgegeben werden – das war beim Hinflug kein Problem. Gleiche Fluggesellschaft!

Wir starten pünktlich, im gleichen Flugzeug sind auch zwei Personen, mit denen wir auf der Santa Fe-Tour geschnorchelt haben und die noch weiter nach Kolumbien reisen, bevor es wieder nach Barcelona geht. Sie steigen schon in Guayaquil um, denn heute landen wir wirklich dort zwischen. Wir bleiben dort eine knappe Stunde am Boden und müssen währenddessen auf unseren Plätzen sitzenbleiben, die meiste Zeit mit ausgeschalteten elektronischen Geräten und abgeschnallt, wegen des laufenden Tankforgangs. Das nervt ein wenig, aber was will man machen…

Von dort nach Quito geht es dann aber sehr schnell, kaum sind wir oben beginnt schon fast der Landeanflug, und pünktlich um 17:22 Uhr landen wir wieder in Quito. Bis unsere Taschen am Gepäckband ankommen, dauert es etwas – den Fahrer mit unserem Namen auf seinem Schild haben wir schon längst warten gesehen.

Es regnet ziemlich, und der Taxifahrer kommt uns netterweise an einem Unterstand abholen, dann fährt er uns durch viel stockenden Verkehr mehr als eine Stunde wieder in die Stadt zu unserem Hotel. Auf der Fahrt überholen wir ein Wohnmobil mit Deutschem Kennzeichen aus Hamburg, das fällt sofort auf.

Um nach sieben sind wir am Hotel, bekommen heute ein anderes Zimmer, aber wieder ganz oben, und gehen dann erst einmal in der Nähe bei einer Chifa (Chinesische Küche) für sehr wenig Geld recht gut essen. Anschließend tragen wir alle eingelagerten Radtaschen in unser Zimmer hoch und müssen alles wieder so umpacken, dass wir morgen wieder auf unser Tandem steigen können. Langsam wird es Zeit, dass wir weiterkommen!

Mittwoch 2.10.24 – (101) – Quito – Machachi

651 m bergauf

Gesamt: 6.115,44 km

Puh … nach einer Woche Galapagos auf Meereshöhe schlafen wir in der Nacht sehr schlecht (weil sauerstoffarm?) und die heutigen 38 Kilometer fühlen sich an wie 100.

Glücklicherweise haben wir uns gestern Abend noch entschieden, erstmal mit einer kurzen Etappe loszulegen. Nach langem Hin und Her wollen wir jetzt doch noch ein Stück in der „Sierra“ weiterfahren, also weiter in den Anden mit entsprechenden Höhenmetern. Wie folgen damit unter anderem dem Ratschlag des Mannes, den wir in der U-Bahn von Quito getroffen hatten. Er meinte, dass die Sierra einfach die schöneren Landschaften bietet und man die Städte Baños und Cuenca nicht verpassen dürfe.

Wir wollen daher von Ambato einen Tagesausflug nach Baños unternehmen und mit dem Tandem noch bis Cuenca weiterfahren. Da wir mittlerweile wieder etwas spät dran sind (auch wegen der Woche Galapagos), werden wir vermutlich ab Cuenca wieder eine Bus-Etappe einlegen und bis an die Peruanische Grenze nach Huaquillas fahren. Von dort soll es dann auf dem Tandem in Richtung Lima weitergehen. So müssten wir es grobgerechnet weiterhin zu Weihnachten nach Santiago der Chile schaffen können, wenn wir einen Großteil der Atacama-Wüste ebenfalls mit dem Bus überbrücken (und vermutlich Bolivien ganz weglassen – adé Titicacasee und Salar de Uyuni 🙁 ).

Die heutige Etappe ist jedenfalls nicht besonders schön. Die ersten 20 Kilometer fahren wir durch die südlichen Randbezirke von Quito, fast alles unansehnliche Gewerbegebiete. Ständig werden wir von Bussen überholt, die in schwarze Rußwolken gehüllt sind und immer wieder knapp vor uns abbremsen und rechts ranfahren, um irgendjemanden ein- oder aussteigen zu lassen. Wir bleiben entweder dahinter stehen, in der Hoffnung, dass sie gleich weiterfahren, oder wir versuchen, links an ihnen vorbeizufahren. Letzteres endet aber meist damit, dass sie gerade losfahren, wenn wir auf halber Höhe neben dem Bus sind und sie uns rücksichtslos (im wahrsten Sinne des Wortes) in den laufenden Verkehr abdrängen. Bleiben wir sicherheitshalber hinter dem Bus stehen, kann man fast darauf wetten, dass der gerade jetzt einen längeren Halt einlegt.

Wir sind heute sowieso ziemlich kurzatmig und die Abgase tun ihr Übriges. Die ersten Kilometer gehen so schwerfällig voran, als wären wir gerade zum ersten Mal mit dem Tandem unterwegs. Viktor wählt möglichst leichte Gänge, damit wir erstmal wieder ins normale Rollen kommen.

Nach 20 Kilometern kommen wir so langsam in etwas ländlichere Gefilde und machen unsere erste Pause an einer Tankstelle. Der Mini-Market ist wirklich sehr „mini“, Cafe con leche gibt es nicht, also gönnen wir uns jeder ein Magnum von „Pingüin“, wie Langsnese hier heißt.

Auch die letzten fünf Kilometer gehen ständig bergauf (zwischen 1 und 5% Steigung). Heute fühlen sie sich an wie die schlimmsten Bergetappen. Immerhin werden wir gegen 13:15 Uhr in Machachi mit einem tollen Hotel und super-freundlichem Empfang belohnt, in dem auch viele Deutsche Touristen absteigen, die auf den Cotopaxi wollen. Leider ist auch hier gerade mal wieder der Strom abgeschaltet und das Warmwasser daher nicht verfügbar. Viktor legt sich im sehr geräumigen Hotelzimmer einfach in den verschwitzten Klamotten auf die Ledercouch und schläft ein.

Als der Strom wieder da ist (kurz nach 15 Uhr) wird geduscht und wir bekommen an der Hotelbar einen Koka-Tee, der bei Höhenluft-Beschwerden helfen soll.

Zum Abendessen geht es in eine kleine Pizzeria, wo wir beide Nudeln essen und einem Ecuadorianischen Pokal-Halbfinale lauschen dürfen, das ins Elfmeterschießen geht. Das Spiel wird auf dem Fernseher gestreamt und wegen der Stromprobleme ist das Internet heute wohl hier sehr instabil. Immer wieder dreht sich die Übertragung im Kreis und einige Szenen gibt es daher fünf Mal und öfter zu sehen. Jutta sitzt mit dem Rücken zum Bildschirm und bekommt das alles nicht mit.

Im Hotel kämpfen wir noch mit unserem Garmin-Navigationsgerät, dessen Speicherplatz nicht mehr ausreicht, und schreiben den Blog-Beitrag. Viel zu spät geht es gegen 21:30 Uhr in die Federn.

Donnerstag 3.10.24 – (102) – Machachi – Latacunga

655 m bergauf

Gesamt: 6.169,97 km

Der Wecker klingelt um sechs. Als wir aber feststellen, dass schon wieder kein Strom da ist, bleiben wir noch fast eine Stunde liegen. Das Europäisch anmutende Frühstücksbuffet macht mehr Spass mit Strom (z.B. für den Wasserkocher und schwarzen Tee). Als wir um kurz nach acht das Tandem fertigmachen, haben wir die Hotelbetreiberin und eine Gästin um uns, die sich interessieren und Fotos machen.

Auf den ersten zwei Kilometern haben wir schon zweimal uns laut bellend verfolgende Hunde abzuwimmeln (was beim zweiten Mal erst durch Absteigen und Drohen glückt), und auch auf der weiteren Fahrt häufen sich diese „Attacken“. Wie soll das erst in Peru werden, wo es noch deutlich schlimmer sein soll?

Wir haben gestern beschlossen, heute doch nicht die gut 90 km bis Ambato durchzufahren, sondern in Latacunga zu übernachten, und das ist auch gut so! Die ersten knapp 20 km geht es stetig bergauf bis auf 3.500 m ü.N.N., und wir benötigen dafür 2:45 Stunden. Uns beiden schmerzen die Knie, an unterschiedlichen Stellen, und die Luft ist außerdem ziemlich dünn. Jutta, die sonst immer durch die Nase atmet, tut dies seit gestern oft durch den Mund, weil sie das Gefühl hat, dass die Luft nicht bis unten in die Lunge kommt. Unsere Fahrtrichtung ist gen Süden, und der kräftige Südwind kommt uns großteils auch noch entgegen. Immerhin ist heute die Landschaft wesentlich schöner als gestern – Vulkane, Landwirtschaft – auch in über 3.000 m Höhe – und der Verkehr ist auch nicht so schlimm.

Nach erst zwölf Kilometern, aber über zwei Stunden machen wir eine Pause in einer Art Berghütte, richtig schön gewärmt, in der es wieder die Bizcochos gibt, die wir schon einmal auf dem Weg nach Quito hatten. Viktor hat auch noch zusätzliche Energie in Form von „Manjar“ (Dulce de Leche – gesüßte Kondensmilch) bestellt. Während wir alles vertilgen bestätigen wir uns gegeseitig, dass wir leicht bläuliche Unterlippen haben, nicht von der Kälte, denn sooo kalt ist es nicht, schon gar nicht in diesem elendig langen Daueranstieg, sondern vermutlich vom Sauerstoffmangel, den wir heute immernoch spüren.

Als es endlich bergab geht, verrutscht uns heute der rote Seesack gleich zweimal hintereinander und ein Spanngurt gerät in die Kette, aber danach geht es zügig weiter, und um halb zwei sind wir in Latacunda an einem Shopping-Center, wo wir noch einmal halten. Hier gibt es einen bewachten Fahrradparkplatz mit Parkticket, das man bei der Ausfahrt wieder abgeben muss. Obwohl es gar nicht mal so warm ist, wollen wir eine der mehreren Eiseinladungen einlösen, bevor wir unser Hotel aufsuchen.

Nach einem Rundgang durch die Mall bestellen wir also große Eisbecher und genießen sie: Vielen Dank, Joachim und Ursula!

Das Hotel erreichen wir um 14:45 Uhr und bekommen gleich gesagt, dass es von 15 bis 20 Uhr keinen Strom geben wird. Ganz schnell springen wir unter die Dusche und sind fertig, bevor alles dunkel und kalt wird.

Wir machen uns mit dem Laptop auf den Weg, immer auf der Suche nach einer Gegend mit Strom und landen in der Cafeteria eines anderen Hotels, gerade rechtzeitig, bevor es mit Hagel anfängt zu gewittern. Die Cafeteria hat irgendwie Uruguaische Wurzeln und Viktor isst zum Kaffee ein paar Alfajores.

Als wir den Blog-Eintrag fast fertig geschrieben haben scheint auch schon wieder die Sonne und wir gehen zurück zu unserem Hotel. Wir laufen durch mehrere Straßen, in denen es aus vielen Hauseingängen wummert und dröhnt. Überall laufen Notstromaggregate. Hier wird uns wieder mal deutlich vor Augen geführt, wie sehr wir Menschen vom elektrischen Strom abhängig geworden sind. Nicht einmal der Frisör mit seinem elektrischen Haarschneidegerät kommt mehr ohne Stromanschluss aus. Teilweise liegen Verlängerungskabel quer über die Straße, weil sich mehrere Läden ein Notstromaggregat teilen oder der eine Häuserblock noch Strom hat und ihn an den gegenüberliegenden Block abgibt. Na ja, und ohne den fossilen Energieträger Benzin ginge hier natürlich rein garnichts.

Von etwa fünf bis etwa sieben halten wir uns im Zimmer auf, es wird immer dunkler, zwischendurch blitzt ein paar Mal das Licht auf – der Hotelier versucht wohl, das Notstromaggregat ans Laufen zu bekommen. Dann gehen wir mit Handy-Taschenlampe einige Blöcke in Richtung Strom (also erleuchtete Straßenzüge), um etwas zu essen, und landen im Pub K24. Jutta bestellt die Bowl K24, die mit essbarem Blattgold besprenkelt ist. Die Mitarbeiter zünden einige Kerzen an, und wir vermuten schon, dass auch hier das Licht bald ausgehen wird. Und ja, um acht wird es plötzlich dunkel – wir sind gerade bereit zu zahlen. Dann gehen wir erst durch dunkle Straßen wieder in unsere Gegend, wo inzwischen der Strom zurückgekehrt ist.

Freitag 4.10.24 – (103) – Latacunga – Ambato

446 m bergauf

Gesamt: 6.211,71 km

Als der Wecker um sechs klingelt, können wir tatsächlich das Licht anmachen – wir haben also Strom im Hotel. Etwa eine Minute später wird es allerdings schon wieder dunkel – die nächste Stromabschaltung. Mit der Handytaschenlampe bekommen wir unsere Zahnbürsten zugeordnet, alles andere klappt mehr oder weniger im Dunkeln – ein wenig Licht kommt durch das Fenster zum Innenhof, der oben ein durchsichtiges Kunststoffdach hat.

Unten im Frühstücksraum arbeitet das Notstromaggregat, und wir bekommen ein gutes Frühstück. Gegen acht sind wir abfahrbereit, und wieder werden wir begleitet, diesmal vom Hotelbesitzer höchstpersönlich, und er macht auch das Abfahr-Foto von uns.

Die heutige Tour ist weder lang noch mit viel Steigung. Es ist in den ersten zwei Stunden erstaunlich wenig los auf den Straßen, und die Panamericana ist hier vierspurig. Wo sind die vielen Busse? Wir vermissen sie aber nicht. Als Jutta an einer Mautstation die Toilette benutzen will, muss sie über alle Zahlstellen bis zur anderen Straßenseite, das dauert, da hat Viktor lange Zeit, mit einem dort arbeitenden Security-Mann zu quatschen.

Es sind heute mehrere kleinere „Hügel“, wir fahren also immer mal für kürzere Strecken bergauf und bergab. Ab Salcedo ist die Straße nur noch zweispurig und ohne Seitenstreifen, und hier ist der Verkehr inzwischen deutlich stärker – wahrscheinlich stehen die Menschen hier erst um neun auf. Wir fahren trotzdem ohne Pause immer weiter, benutzen zwischendurch einige Male die Hundepfeife (und bewegen die bellenden Hunde damit tatsächlich meistens zum Schweigen) und erreichen schon um halb elf den Stadtrand von Ambato.

Die Stadt ist sehr bergig, manche Straßen sind sehr steil, an vielen Stellen sind die Abhänge rechts und links der Straße zubetoniert. Komoots Streckenführung will uns ernsthaft das Tandem eine Treppe heruntertragen lassen – wir schieben statt dessen eine Alternative herunter, um auf die richtige Straße zu wechseln.

Weniger als drei Kilometer vor dem Ziel wollen wir doch einen Kaffee trinken und halten an einem vermeintlichen Shopping-Center. Leider ist es nur ein Supermarkt mit einem großen Fahrradladen im Untergeschoss, ein paar Mini-Läden auf dem Weg zum Obergeschoss, und dort neben dem Supermarkt eine Apotheke, ein Pizzastand und ein Eiscafé. Die draußen angekündigte Panaderia ist die Brotabteilung des Supermarktes, und es gibt tatsächlich keinen Kaffee zu kaufen. Na ja, im Eiscafé gibt es Eiscappuccinos – nehmen wir wenigstens diese, bevor wir die restlichen, beschwerlichen Kilometer durch die Stadt fahren.

Das Hotel Ambator lässt uns trotz der frühen Stunde schon einchecken, das Tandem darf in einem Salon abgestellt werden. Man sagt uns, dass heute der Strom schon abgeschaltet war, bislang nichts weiter angekündigt ist, sich das aber schnell ändern kann. Wir wollen schnell duschen und dann den Tag nutzen, allerdings liegen keine Handtücher im Zimmer. Jutta ist schon fertig und steht nass und frierend in der Dusche, bis endlich jemand mit exakt „unserem“ geheimen Klopfzeichen an der Zimmertüre klopft (Tam-Tatatam-Tam …. Tam-Tam …. woher kennt er das? 😉 ) und unsere Handtücher bringt.

Wir packen unseren Seesack mit Dreckwäsche und machen uns auf den Weg. Der nächste Waschsalon ist nur ein paar Blöcke entfernt, und dort sind auch mehrere Friseure – dieses beides wollen wir heute erledigen. Beim Waschsalon müssen wir wieder die Wäsche abgeben (Selberwaschen war seit Panama nicht mehr möglich), anschließend wählen wir den „Amerikanischen Friseur“ aus. Der Einmannbetrieb hat nur noch einen kleinen Jungen auf dem Stuhl, danach sind wir dran.

Im Anschluss gehen wir im Café Conquistator einen Milchkaffee trinken. Im oberen Stockwerk beginnt gleich eine Pressekonferenz, zu der relativ viele Menschen an uns vorbeilaufen.

Als wir hinterher noch ein wenig Sightseeing machen wollen und an der Hauptattraktion, dem Cevallos-Park (u.a. mit den großen AMBATO Buchstaben) ein Foto machen, kommt eine Frau und rät uns, hier nicht das Handy offen zu zeigen, weil sehr viel gestohlen wird. Wir sollen lieber die Richtung einschlagen, in der auch unser Hotel liegt. Puh – da sind wir diesmal wohl in der „guten“ Gegend gelandet.

Die zweite Sehenswürdingkeit, die Kathedrale, wirkt ziemlich neu, ist aber immerhin schon 1955 geweiht worden. Zwei ältere Kathedralen am selben Standort wurden durch Erdbeben zerstört.

Danach geht es erst einmal wieder zurück zum Hotel. Viktor hört eine Sprachnachricht von unserer „Bekanntschaft“ aus Acapulco, der davon erzählt, dass sie sich noch vom Hurrican erholen. Wir googeln: letzte Woche, am 27. September, gab es schon wieder einen heftigen Hurricane dort (nach Otis am 25. Oktober 2023, von dem sich die Stadt immer noch nicht richtig erholt hat), diesmal mit noch heftigerem Regen. Da waren wir wohl in der richtigen Jahreszeit in der Gegend in Mexico!

Am Ende des Tages landen wir zum Abendessen im Hotelrestaurant, weil wir auf dem Rückweg von der Wäscherei einfach kein Restaurant finden, das uns heute überzeugen könnte.

Morgen machen wir einen Ruhetag mit Tagesausflug nach Baños.

Samstag 5.10.24 – Ambato – Baños – Tagesausflug Amazonas

Wir werden um sieben Uhr von einem Taxi abgeholt, dass uns zu einer Busstation bringen soll, wo die Busse nach Baños abfahren. Da das Hotel Frühstück ab sieben Uhr anbietet, bekommen wir eines to go – Toastbrot und Mango. Als wir an der Haltestelle ankommen, können wir sofort in einen passenden Bus steigen, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Wir fahren eine Stunde und sind um 8:15 Uhr in Baños, von wo wir ab neun eine Ganztagestour mit „Alexander-Tours“ gebucht haben. Einen Kaffee können wir trotz der Zeit nicht mehr trinken, da hier gerade der Strom abgeschaltet ist, aber wir bekommen immerhin einen Kakao.

Beim Büro von „Alexander-Tours“ angekommen werden wir sofort zu einem kleinen Bus geführt, in den wir als erste einsteigen, um dann diverse Runden im Ort zu fahren, auf der die anderen Reisenden und eine Menge Gummistiefel eingesammelt werden. Die letzten zwei Passagiere steigen aus einem anderen Bus direkt in unserern – irgendwo auf der Straße. Jetzt werden wir von unserem Guide Pablo informiert, dass wir zwei Stunden in Richtung des Amazonas-Gebietes fahren, bevor die Aktivitäten beginnen. Puh … wenn wir das vorher gewusst hätten, vielleicht hätten wir dann doch irgendwas anderes in Baños unternommen. Zweimal zwei Stunden Busfahrt zusätzlich zu der Strecke von Ambato nach Baños (2 x 40 Minuten). Irgendwie hatten wir Baños als „Tor zum Amazonasgebiet Ecuadors“ abgespeichert. Baños selbst wirkt auf uns aber eher wie ein idealer Ausgangspunkt für alle möglichen Extremsport-Aktivitäten. Überall hängen Plakate mit Angeboten zum Ziplining, Wildwasser-Rafting, Paragliding, Extrem-Mountainbiking und, und, und. Außerdem gibt es sehr viel Hostels und Hotels. Aber so richtig schön erscheint uns die Stadt auf Anhieb nicht. Wir haben allerdings auch keine Zeit, sie genauer zu erkunden.

Auf der Strecke halten wir schon an einem Aussichtspunkt (Mirador Mira Mera), wo wir auch etwas verzehren können. Eigentlich soll es anschließend als erstes zur Wanderung zu einem Wasserfall gehen, nur leider ist die Zufahrt zum Parkplatz von Baufahrzeugen belegt, und wir fahren rückwärts wieder raus. Statt dessen beginnen wir in einem Eingeborenen-Dorf, zu dem wir über eine ziemlich ramponierte Hängebrücke kommen. Ein in Festkleidung gekleideter Mann moderiert einige Darbietungen: Getränk, Pfeilschießen, Gesichtsbemalung, Tanz, Papagei und Boa constrictor. Nach einem Besuch des kleinen Kunsthandwerk-Ladens fahren wir weiter zu einer Stelle, an der durch die Bushupe Kanuführer aus dem gegenüberliegenden Dorf gerufen werden, die unsere Gruppe in zwei undichten Einbaum-Holzkanus den Fluss herunterfahren. In unserem Kanu ist schnell ziemlich viel Wasser durch die Wände eingedrungen, so dass alle nasse Füße bekommen. Der Fluss hat z.Z. wenig Wasser, einmal setzen wir auf und oft müssen wir durch ziemlich bewegtes Wasser und Stufen. Wir steigen irgendwo wieder aus, wo der Bus auf uns wartet.

Viktor denkt unterwegs mehrfach „We are sinking, we are sinking!“ und erinnert sich an diesen Werbespot:

Inzwischen ist es halb zwei, und wir werden an einem Restaurant abgesetzt, wo wir Mittagessen bekommen (dafür konnten wir morgens schon wählen, ob wir Huhn, Fleisch, Fisch oder Vegetarisch wünschen – Viktor nimmt „Maito“, den auf hier typische Art im Bananenblatt gedünsteten Tilapia).

Frisch gestärkt fahren wir über die jetzt freie Zufahrt zum Wanderweg zum Wasserfall „Cascada Hola Vida“. Der Weg ist heute einigermaßen trocken, so dass wir die mitgebrachten Gummistiefel nicht anziehen müssen. Es geht ca. 30 Minuten meist bergauf, über einige Brücken, bis wir ankommen. Auf dem Weg zeigt uns Pablo ein natürliches Mittel (Sicta), dass die Nase freimacht, nachdem es die ersten Minuten ziemlich brennt (als hätte man mit der Nase zu scharf gegessen), und schmiert die Gesichter von den Freiwilligen mit einer Art Lehm ein, wodurch man fünf Jahre jünger aussehen soll. Am Wasserfall können wir baden gehen. Wir haben aber kein Schwimmzeug dabei und verzehren hier stattdessen unsere Frühstücksmangos. Der Weg zurück zum Parkplatz ist wieder derselbe.

Irgendwann kommen wir unterwegs durch den Ort „Shell“, an dessen Eingang eine große goldene Statue einer Gewichtheberin steht. Tatsächlich ist die Stadt nach dem Ölkonzern Shell benannt, der 1937 die Konzession für die Erschließung der Erdölvorkommen der Region erhielt und an dieser Stelle eine Arbeitersiedlung erbaut hat. Die Gewichtheberin ist Angie Palacios, die hier geboren wurde.

Die nächste Station ist eine kleine Kakao-Farm „El Paraiso Cacao Farm“. In der Zeit, in der Kakaobohnen über einem offenen Feuer geröstet werden, bekommen wir aus der frisch geöffneten Frucht die frischen, weißen, weichen Bohnen zum Lutschen. Die dann fertig Gerösteten werden auf unserem Tisch verteilt, und wir alle zusammen schälen sie. Aus den Schalen wird Tee gekocht, die Bohnen werden dreimal durch eine Art Fleischwolf gedreht. Die dann entstandene Masse wird auf einem Bananenblatt verstrichen und sieht schon fast wie eine Tafel Schokolade aus. Gekühlt und fest hat sie das Muster des Bananenblattes.

Für zwei USD extra bekommen wir heiße Schokolade, Schokoladentee und Yukka-Brot und beobachten währenddessen einen grünen Papageien, der neben uns regelrechte Kunststücke vollbringt.

Um fünf fahren wir von dort noch zur letzten Aktivität: dem Mirador Indichuris, wo wir nicht oben auf der Tarzan-Schaukel schaukeln, sondern nur unten, aber wo wir von oben einen tollen Blick genießen. Gegen sechs treten wir die Rückfahrt an und kommen um acht wieder in Baños an. Dort finden wir nahtlos einen Bus nach Ambato (aus dem wir allerdings in San Pedro de Pelileo in einen anderen, hinter uns fahrenden, umsteigen sollen) und an der Stelle, wo wir aussteigen müssen, steigen wir ebenfalls sofort in ein Taxi zum Hotel.

Um halb zehn sind wir im Zimmer, nachdem wir uns schon Essen aufs Zimmer bestellt und die medizinischen Geräte, die unten im Hotel herumstehen, angeschaut haben. Von draußen ist laute Livemusik zu hören (wenn man mal einen lokalen Stromausfall bräuchte … passiert natürlich keiner), aber wir müssen eh noch Blog-Schreiben und essen. Es wird darüber Mitternacht …. und dabei steht uns ein Hammertag mit 1.200 Höhenmetern bevor.

Sonntag 6.10.24 – (104) – Ambato – Riobamba

1219 m bergauf

Gesamt: 6.269,63 km

Um fünf werden wir geweckt: draußen läuft der laute Stromgenerator wieder und aus dem Bad schallt Musik durch das Entlüftungsgitter. Um sieben sind wir beim Frühstücksbuffet, und Viktor bekommt endlich die vorgestern Abend vergessene Handyhülle zurück.

Die Diagnostikgeräte in der Halle sind über Nacht wieder abgebaut worden, so können wir auch viel besser unser Tandem aus dem Büro des Hotelmanagers herausholen, in dem wir es abstellen durften. Um 8:15 Uhr sind wir abfahrbereit, mit dem Wissen, dass es die ersten ca. 30 Kilometer nur bergauf geht. Schon in Ambato geht es über kurvige Straßen teilweise steil aufwärts, heute schickt uns Komoot aber immerhin nicht über Stufen (später dafür über unbefestigte Wege und in Sackgassen…).

Unsere erste Pause müssen wir relativ schnell an einer Tankstelle machen. Jutta hat es mit ihrer Kraft irgendwie wieder geschafft, das Tandem an der mittleren Teleskopierung einen Zentimeter auseinanderzudrücken. Wir müssen es wieder zusammenschieben, die Schraube nochmal fester ziehen und prüfen auch nochmal den Reifendruck.

Und wirklich, bis Kilometer 34 gibt es nur wenige Momente, in denen wir nicht an Höhe gewinnen. Als wir nach zwei Stunden erst zwölf Kilometer gefahren sind, beginnen wir, nach einer Pausenmöglichkeit zu schauen. Um kurz vor elf liegt ein Restaurant am Straßenrand mit geöffneter Tür. Sie öffnen aber erst um halb zwölf! Wir dürfen uns auf die überdachte Terrasse setzen und unsere Snacks und Wasser verzehren. Vor uns werden Meerschweinchen über Holzkohle gegrillt, und Viktor beschließt, ein Viertel Meerschwein zu bestellen, sobald möglich.

Also wird die erste Bestellung des Tages ausgelöst, und obwohl die ersten Schweinchen schon länger vom Grill genommen wurden, dauert es eine ganze Weile, bis das Essen kommt. Und dann kommt die Ernüchterung: Es wird sicher nicht Viktors Lieblingsessen. Das wenige Fleisch an dem kleinen Tier schmeckt ganz o.K., ähnlich wie Hähnchen aber weicher. Aber das Fett schmeckt fischig-tranig, erinnert leicht an fettigen Lachs. Es sind bestimmt tolle, gesunde Omega-3-Fettsäuren darin enthalten … aber bäh! Die knusprig gebratene Haut geht auch Richtung Hähnchen und ist ganz o.K.. Die Rippen sind dünn wie Fischgräten und beim Essen eigentlich überall im Weg. Der Cuy kriegt in Peru bestimmt nochmal eine Chance. Man soll ja jedem neuen Geschmack eine zweite Chance geben.

Um zwölf sitzen wir wieder im Sattel, und wir kommen etwas schneller voran als vor der Pause. Leider sind heute – obwohl es ja Sonntag ist – überhaupt keine anderen, uns motivierenden Radfahrer unterwegs, wie es seit Cartagena eigentlich jedes Wochenende der Fall war. In dieser Gegend haben die wenigen hier lebenden Menschen wohl andere Probleme und fahren kein Rad. Am Nachmittag erfahren wir noch, dass die wenigen Sportradler die Panamericana hier eher meiden, weil sie zu stark befahren und unfallträchtig ist.

Am Straßenrand liegen heute zwar auch einige Flaschen (wir wundern uns darüber, dass soviele zersplitterte Glasflaschen herumliegen, wo es hier überall immer nur Plastikflaschen zu kaufen gibt), aber hier gibt es besonders viele zugeknotete, schwarze Plastiktüten, in denen die Außer-Haus-Mahlzeiten mitgegeben werden. Gefühlt alle paar Meter wurde eine solche aus einem Autofenster geworfen. Es ist kein Vergleich mit dem Müll in Mexico, aber auffallend ist das doch!

To go-Tüte mit Wegwerfverpackung innen drin

Um viertel vor zwei, nach fünfeinhalb Stunden, haben wir die Hälfte der heute zu bewältigenden Kilometer geschafft und sind trotzdem noch nicht „oben“, das dauert noch weitere 30 Minuten, dann haben wir die Höhe von 3.600 Metern ü.N.N erklommen. Hoffentlich geht es ab jetzt schneller…

Die Abfahrt beginnen wir ziemlich schnell, werden aber von der überhitzten Vorderbremse schnell gezwungen, langsamer zu fahren. Wir sind nämlich noch keine drei Kilometer abgefahren, da lässt der Bremsdruck vorne deutlich nach und wir halten mithilfe der hinteren Bremse an, um die Vorderbremse abkühlen zu lassen. Nach dem Abkühlen ist wieder Druck da und wir können weiterfahren, müssen aber deutlich langsamer abfahren und durch Intervallbremsen dafür sorgen, dass die Bremsen nicht zu warm werden. Vermutlich ist die Bremsflüssigkeit zu heiß geworden, schlimmstenfalls sogar kurzzeitig in den gasförmigen Zustand übergegangen. Jedenfalls ist es wohl eindeutig Zeit für eine Überprüfung der Bremsen.

An einer Tankstelle kurz vor San Andres machen wir nochmal Pause, trinken zwei Cappuccino und suchen in unserem Zielort Riobamba nach Fahrradläden (Bicicleterias). Tatsächlich finden wir in Google-Maps einen Fahrradladen, der nur 900 Meter von unserem Hotel entfernt ist und Sonntags geöffnet haben soll.

Die restliche Abfahrt nach Riobamba ist nicht mehr so steil und wir können relativ flott in die Stadt hineinrollen. Wir fahren direkt zu dem Fahrradladen und treffen tatsächlich jemanden an, der gerade dabei ist, seinen Laden auszuräumen und 50 Meter weiter in neuen Räumlichkeiten wieder einzurichten. Er schaut sich die Vorderbremse an, stellt fest, dass wir die Bremsbeläge fast vollständig abgefahren haben und vermutet, dass nach über 6.000 Kilometern auch ein Wechsel der Bremsflüssigkeit angesagt sein könnte. Wir sollen morgen um 9 Uhr kommen und er erledigt alles in etwa einer Stunde, so dass wir sogar die für morgen geplante Etappe noch schaffen könnten. Na das hat doch mal wieder super gepasst.

Frohen Mutes checken wir in unserem Hotel ein, haben sogar Strom und warmes Wasser, und können noch vor Sonnenuntergang auf die Suche nach einem Restaurant fürs Abendessen gehen. Die zwei Cuy-Restaurants an der Hauptstraße fallen schon mal aus. Wir klappern mehrere Burgerläden ab und fragen nach vegetarischen Alternativen, aber am Ende wird es wieder eine Pizzeria, denn eine vegetarische Pizza ist da eigentlich immer auf der Karte oder leicht als Sonderanfertigung zu bekommen.

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Woche 26 (23.9.24 – 29.9.24) Quito – Galápagos Inseln

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Woche 28 (7.10.24 – 13.10.24) Riobamba – Talara

  1. Elias Gühne

    Hallo Viktor und Jutta,

    Euer Blog hört sich noch immer echt toll an!

    Ich wünsche euch weiterhin eine schöne Zeit, auch wenn die Fahrt durch die Anden wahrscheinlich weiterhin anstrengend bleiben wird…

    Schöne Grüße aus Valparaíso, und bis Weihnachten 😁

    Euer Elias

    • Vielen Dank, Elias. Wir gehen nur so weit, wie es gerade noch als Spaß durchgeht … dann nehmen wir den Bus.
      Wir haben da einen guten „modus operandi“ gefunden und können so auch unsere Verabredungen – wie die mit Dir – einhalten, was unseren Spaß nochmal vergrößert. Gruß aus Ambato (Ecuador) nach Chile!

  2. Aileen

    Hallo ihr Zwei,
    der Ausblick von der Hängematte Richtung Amazonas sieht traumhaft aus! Habt ihr unterwegs auch etwas von der massiven Abholzung/Zerstörung gesehen oder war in eurem Gebiet noch alles intakt?
    Weiterhin tolle Erlebnisse und frohes Radeln!
    Liebe Grüße
    Aileen

    • Hallo Aileen,
      wir sind ja wirklich nur in den Randbereich des ecuadorianischen Amazonas gekommen. Echten tropischen Regenwald gab es da noch nicht. Die Landschaft ist dort noch geprägt von Landwirtschaft (Obst, Gemüse, Zuckerrohr, Viehhaltung) und zunehmend auch vom (nachhaltigen?) Tourismus. Flächendecknede Zerstörung oder Rodung haben wir hier nicht gesehen, aber der natürliche Urwald existiert hier auch schon lange nicht mehr.
      Lieben Gruß Viktor

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