Mit dem Stufentandem unterwegs in den Americas

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Woche 6 (6.5.24 – 13.5.24) Ensenada bis xxx

Montag 6.5.24 – Ensenada – Santo Tomás

Gesamt: 1.519,13 km

Wir sind gegen 7:30 Uhr alleine im Haus und nutzen die angebotene Küche für ein Frühstück. Nach längerem Kampf mit dem Wasserhahn, der zusätzlich zum Einhebel-Mischer noch einen Infrarot-Sensor hat, den wir nur einmal per Zufall aktivieren, können wir in der Mikrowelle Teewasser warm machen. Dazu gibt es Bagels mit Erdnussbutter und Nutella … wir müssen die alten Bestände mal verbrauchen, die wir schon solange herumfahren.

Tomas kommt vom Strandspaziergang mit den Hunden nach Hause und erklärt uns, dass das Wasser aus dem Hahn am Spülbecken nicht „potable“ ist, also kein Trinkwasser. Das Trinkwasser befindet sich in einem Wasserspender hinter einer Schranktüre. Er wünscht uns „viel Glück“ mit unserem Tee, den wir aber schon getrunken haben. Gut, auf die gewünschte zweite Tasse verzichten wir lieber.

Zu 9 Uhr fahren wir in einen von Tomas empfohlenen Fahrradladen (TNT), um dort nochmal nach passenden Schläuchen zu schauen. Wir finden zwei 26″ Schläuche mit französischem Ventil, auch wenn sie mit 2,125 knapp unter den 2,15 liegen, die auf unseren Schwalbe-Mänteln angegeben sind.

Außerdem lassen wir die Bremsbeläge kontrollieren (alles noch gut) und den Drehgriff der Rohloff-Schaltung ein wenig schmieren, da er anfing zu knarzen und etwas schwergängig wurde.

Wir sind jetzt also wieder mit je zwei Ersatzschläuchen für vorne und hinten unterwegs. Die werden wir aber nicht mehr benötigen, denn seit zwei Tagen sind wir mit dem Glücksbringer unserer Zahnärztin sichtbar am Fahrrad angebracht unterwegs. Vermutlich hat der Frühstückstee auch nur wegen des Glücksbringers keine negativen Auswirkungen auf unsere Verdauungstrakte.

Wir erhalten morgens noch von Freunden eine WhatsApp-Nachricht mit einem Link, können diese aber erst am Abend nach der Tages-Etappe lesen. Hier noch für unsere spanische Leserschaft ein Link.

Zwei australische Surf-Touristen und ihr amerikanischer Freund sind in Baja California getötet worden. Tatsächlich übernachten wir zu unserer Überraschung genau in dem Ort, Santo Tomás, in dem das Ganze passiert ist. Im Restaurant erfahren wir von der Besitzerin, dass der Ort nun traurige Berühmtheit erlangt hat. Es sei wohl ein Raubüberfall gewesen, bei dem die „wertvollen“ Felgen des Mietwagens erpresst werden sollten. Die Touristen hatten weit abseits der Straße am Strand wild gecampt und sich wohl auch gegen den Überfall gewehrt.

Die durchgängige Empfehlung, die wir erhalten: nur tagsüber unterwegs sein, 1 bis 2 Stunden vor Sonnenuntergang eine Unterkunft erreichen, nicht wild campen (notfalls bei Privatleuten, Tankstellen, Restaurants oder Polizeistationen fragen, ob man sein Zelt dort aufschlagen darf), einsame Gegenden und Offroad eher meiden, in der Nähe der Hauptstraßen bleiben. Wir beherzigen alles, und mit unserem Tandem sind wir sowieso an halbwegs brauchbare Straßen gebunden.

Der Tag ist insgesamt weniger schlimm als erwartet, besonders die Straßenverhältnisse sind erträglich, auch wenn die Tiefe der Schläglöcher sich im Vergleich zu den USA nochmal verdoppelt hat. Aber die Luft stinkt nach Abgasen … es scheint so, als führen hier nur abgehalfterte Verbrenner aus den USA … am Straßenrand liegt so viel Müll, dass wir Kleintiere am Scheppern der Getränkedosen erkennen (aber sie nicht sehen). Dafür gibt es mehr Großtiere auf den Straßen. Wir haben schon Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner an den unmöglichsten innerstädtischen Orten am Straßenrand stehen sehen. Es gibt sogar Parkplätze für Pferde.

Wir befinden uns jetzt auf der „Antigua Ruta del Vino“ und könnten – wenn die Stokerin Vertrauen in einen angetrunkenen Captain hätte – unterwegs einige Weinproben machen.

Heute ist der erste Tag im „neuen Modus“. Wir wissen Morgens noch nicht, wo wir Abends übernachten werden, weil die Hotels weder Webseiten noch Telefonnummern im Internet veröffentlichen. Eine Buchung per App ist erst recht nicht möglich. Wir peilen also einen Zielort an, der laut Google-Maps angeblich über Hotels verfügt (wenn möglich mehr als eines und zur Sicherheit noch einen Campingplatz) und dann schauen wir, was wir wirklich vorfinden. Immerhin sind die Rezensionen bei Google ganz hilfreich. Das erste Hotel lassen wir erstmal rechts liegen, da es dort im vergangenen Jahr zu Erlebnissen mit Kleintieren im Bett und Lebensmittelvergiftungen im Restaurant gekommen sein soll.

Das mit der Unterkunft klappt heute gut und wir kommen im Hotel „La Mision Santo Tomás“ gegenüber der katholischen Kirche unter. Hier ist es so sicher, dass wir nicht mal einen Zimmerschlüssel erhalten haben. Jutta dreht noch eine Runde im Pool, bevor es ins Zimmer geht.

Die Dusche im Zimmer ist das genaue Gegenteil zur gestrigen Dusche. Egal welchen Hahn man aufdreht, es kommt brüllend heißes Wasser heraus. Viktor vermutet, dass die mit „C“ und „H“ gekennzeichneten Hähne für „Caliente“ und „Hot“ stehen dürften.

Dienstag 7.5.24 – Santo Tomás – Arroyo Seco

Gesamt: 1.589,77 km

Vor dem Frühstück ist Jutta schon aktiv und beschriftet im Zimmer unseren Duschvorhang.

Wir sind dankbar für:
Transport –> LA PAZ
Unterkunft
Erfrischungen

Im Hotel kocht uns die nette „Herbergsmutter“ (74) Wasser für unseren Tee, den wir aus dem Camping-Silikon-Geschirr trinken. Wir kaufen zwei süße Teilchen und einen Mango-Saft für 52 Pesos (2,98€). Wir unterhalten uns ein wenig über ungesunde Nutella (die wir heute aufbrauchen) und die Nachfolge-Sorgen für ihr Hotel und den kleinen Laden. Die Kinder sind in der Stadt und nur eines hat „eventuell“ Interesse.

Zum Abschied möchte sie uns einen Becher als Souvenir schenken, den wir dankend mit der Begründung „zuviel Gepäck“ ablehnen. Stattdessen machen wir ein Erinnerungsfoto davon.

Wir nehmen uns einen etwas längeren Tag mit ordentlich Höhenmetern vor. Die ersten 11 km geht es bergauf und wir verdienen uns eine lange Abfahrt. Die Straße ist erstaunlich gut, der Verkehr überschaubar. Die Autofahrer und vor allem die Lastwagenfahrer überholen uns mit ausreichend Abstand oder bleiben mit Warnblinklicht hinter uns, bis sie überholen können. Wir hören viele aufmunternde Hupen, uns wird zugewunken oder durchs Beifahrerfenster zugerufen. Auf unseren Duschvorhang reagiert niemand, er flattert aber auch ziemlich im Wind. Da muss noch eine Lösung her.

Die Strecke geht ohne Meeresblick durch insgesamt noch grüne Hügellandschaften … oder sind das schon mittelgroße Berge? Die paar Orte die wir durchqueren haben links und rechts von der Hauptstraße nur Sandstraßen und Wege. Komoot will uns immer wieder hineinschicken, aber wir verzichten auf das Sand-Sightseeing.

In San Vicente machen wir Mittagspause und essen ausnahmsweise etwas warmes (Quesadillas und Pommes aus frischen Kartoffeln), eigentlich nur, weil es in dieser Gegend keinen Café Latte oder Eiskaffee gibt. Das zahlt sich aus, denn als wir nachmittags gegen 16 Uhr in Arroyo Seco im Hotel Sonora ankommen und gemeinsam mit unserem Tandem ein geräumiges Zimmer beziehen, ist das nächste Restaurant ein Stunde Fußweg oder 15 Minuten mit dem Rad entfernt. Wir beschließen die mittags gekauften Bananen als Abendessen anzusehen, sonst hätten wir ja schließlich gleich im nächsten Ort übernachten können. Stattdessen werden wir dort morgen ausgiebig frühstücken.

Nachmittags hat der Wind ziemlich gedreht und aufgefrischt. Da müssen wir mal genauer schauen, ob das hier immer so ist.

Außerdem überholen uns viele moderne und recht vertrauenserweckend aussehende Busse der Firma „abc“, Autobuses Baja California. Wir könnten uns vorstellen, demnächst mal einen Versuch zu unternehmen, unser Tandem in einem solchen mitzunehmen (z.B. nach La Paz). Auf der Webseite schließt das Unternehmen dies nicht aus, macht es aber vom jeweils vorhandenen Platz im Laderaum abhängig.

Auflösung von gestern: Es war ein …

Mittwoch 8.5.24 – Arroyo Seco – San Quintin

Gesamt: 1.662,12 km

Wir verlassen das Hotel Sonora (jemand am Kauf interessiert? – „Se Vende“ – „Zu Verkaufen“) um 8 Uhr, kaufen bei Oxxo in Colonet unsere Getränke für den Tag und lassen uns ein Frühstückslokal empfehlen. Es sieht noch sehr neu aus und die Besitzerin bestätigt, dass es erst 5 Jahre alt ist. Der Kaffee (es gibt wieder keinen Tee) besteht wieder aus Heißwasser, Nescafé- und Kaffeeweißer-Pulver. Aber die Huevos Rancheros, Burritos und Quesadillas sind frisch gemacht und gut.

Heute fahren wir aus den „Bergen“ bzw. der Hochebene wieder herunter und die Landschaft wird deutlich trockener. Die „Carretera Federal 1“ geht heute praktisch nur geradeaus, rechts und links blüht durchgängig die gleiche Pflanzenart, nämlich Kamille. Wir fragen uns, ob das der Grund für den beliebten Kamillentee (Manzanilla) ist – schwarzen Tee kann man hier jedenfalls nirgendwo bekommen.

Kurz vor unserer Mittagspause in Camalu bei km 35 macht sie einen Schlenker nach links und wieder nach rechts, und dann geht es schnurgerade weiter. Alle Orte an der Straße bestehen aus Sandwegen, auf die man beim Abbiegen praktisch „abstürzt“. Es scheint fast so, als hätte man über Jahrzehnte Asphaltschicht über Asphaltschicht auf der Hauptstraße aufgetragen. Der Abgrund nach rechts ist jedenfalls eine Herausforderung, wenn wir etwas eng überholt werden, was insgesamt selten passiert, aber in den Orten schon mal vorkommt.

Der Verkehr ist heute etwas stärker, besonders viele Busse aus San Quintin und Schulbusse sind unterwegs.

In San Quintin sind wir gegen 14:30, checken schnell im Hotel Rosa Evelyn ein (5 Zimmer und ein völlig leerer RV-Park) und versuchen dann unser Glück bei der nahegelegenen abc-Busstation. Die Mitarbeiter schauen sich dort unser unbepacktes Tandem an, wir erklären, wie klein wir es zusammenschieben können, und es wird tatsächlich akzeptiert (ohne Kartonverpackung). Wir werden sogar gefragt, ob wir gleich heute fahren wollen. Also kaufen wir zwei Tickets für morgen Abend und müssen (zunächst?) für das Rad nicht einmal extra zahlen. Der Bus fährt nach Aussage des Personals „zwischen 18 und 19 Uhr“, auf dem Ticket steht 17:50 Uhr. Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, wie spät es gerade ist, denn die Kassenbons von Busstation, Hotel, Supermarkt und Gesundheitszentrum (Viktor hat die Blutdruckmessung seiner Smartwatch für 20 Pesos kalibriert) zeigen unterschiedliche Zeiten an. Wir sind uns gerade nicht sicher, ob wir hier schon eine Zeitzone gewechselt haben könnten.

Abends planen wir noch die Strecke bis Costa Rica und stellen fest, dass wir wahrscheinlich bis Acapulco mit Bussen unterwegs sein müssen (falls die unser Tandem mitnehmen), um in der verbleibenden Zeit halbwegs bewältigbare Tagesstrecken (ca. 70 km, max 1.000 Höhenmeter) hinzubekommen.

Für die Planung des Sightseeing-Tages in San Quintin bleibt nach diesem Blog-Update wohl keine Zeit mehr …. oder haben wir vielleicht eine Stunde mehr heute … oder weniger … oder was? So … Abendessen … Brot und Käse im Hotelzimmer.

Woche 5 (29.4.24 – 5.5.24) Venice Beach bis Ensenada

Montag 29.4.24 – Venice Beach – Huntington Beach

Gesamt: 1.156,48 km

Bild klickbar für Route

Der Tag started nebelig, klart aber in der zweiten Hälfte auf.

Der mittlere Teil am Hafen von L.A. und durch Long Beach ist etwas stressig, aber sonst sehr schön immer am Meer entlang auf dem Strandradweg.

In einer Unterführung unter der 110 verpassen wir im dunklen Tunnel am rechten Fahrbahnrand nur knapp ein tiefes Schlagloch, in dem unser 20″ Vorderrad locker komplett verschwunden wäre. Viktor hat praktisch nichts gesehen, weil wir aus der strahlenden Sonne kamen und die selbst-tönende Sonnenbrille noch komplett dunkel war. In solchen Situation müssen wir noch langsamer fahren und doppelt aufpassen.

In der Unterführung unter der 110 hätte es uns fast in einem Schlagloch erwischt. Dabei bedeutet die blaue Linie an der Stelle, dass wir dort eher langsam unterwegs waren.

Wir übernachten im Best Western Surf City, da kein Warmshowers-Gastgeber antwortet. Abendessen gibt es bei einem echten Italiener in Fußweite. Endlich mal keine Burritos sondern Pasta und Salat.

Dienstag 30.4.24 – Huntington Beach – San Clemente

Gesamt: 1.205,91 km

Ein etwas kürzerer Tag, um ehemalige Arbeitskollegen zum Abendessen treffen zu können. Wir halten an mehreren Fahrradläden, weil wir einen 20″ Ersatzschlauch mit französischem Ventil brauchen. Die sind aber scheinbar sehr unüblich. Mit „Schrader“-Valve haben wir schon einen Schlauch, aber ob wir den durch die Ventilöffnung in der Felge bekommen würden ist noch nicht ganz klar. Am Ende haben wir noch keinen neuen Ersatzschlauch mit passendem Ventil, aber immerhin ein „Valve Core Tool“ mit dem man den Einsatz der französischen Ventile herausschrauben kann und eine Flasche „Slime“, um neue Schläuche mit der selsbtdichtenden Flüssigkeit befüllen zu können, die uns in Baja California vor täglichen Plattfüßen bewahren soll.

Unterwegs machen wir mehrere Pausen und nutzen die Einladungen von Daryl F. und Joachim & Ursula M. für Frappucinos bei Starbucks und ein Nutella-Crepe.

Jeff K. (Ex-Computermotion) holt uns im Hotel ab und wir gehen mit seiner Frau und Diana L. (Ex-Computermotion) beim Thailänder essen, tauschen Erinnerungen aus und bringen uns auf den neuesten Stand der Dinge bezüglich Job und Familie.

Mittwoch 1.5.24 – San Clemente – San Diego (Ocean Beach)

Gesamt: 1.307,03 km

Anfangs in San Clemente sehr bergig, aber dann die ersten 25 km immer auf einem Radweg parallel zur Interstate No.5. Zum Glück hören wir auf entgegenkommende Radfahrer und nicht auf die Campingplatz-Rangerin, die uns zurückschicken und auf die Interstate umleiten will.

Am Camp Pendelton lässt man uns als Deutsche ohne Militärausweis aber nicht durchfahren und wir müssen dann doch auf die Interstate. Auf dem Campingplatz erzählten uns Autofahrer, dass vor zwei Wochen deutsche Radfahrer vom Militär durch das Sperrgebiet gefahren wurden. Wir werden aber abgewiesen, ohne dass man uns einen alternativen Weg nach Oceanside nennen kann.

Ab Oceanside geht es dann auf die „Historic Highway 101“, weiter durch Carlsbad und Solana Beach (mit Gelato 101 Eispause) in die größte Steigung des Tages hinein (Torres Pines). Wir schaffen sie ohne zu schieben.

Wir brauchen etwas länger, weil wir an fast allen Fahrradläden anhalten und weiter nach 20″ Schläuchen mit französischem Ventil (hier „Presta Valve“ genannt) fragen (wir haben keinen neuen Ersatzschlauch für unser Vorderrad mehr, nur einen geflickten Schlauch). Aber wir haben keinen Erfolg. Als wir sie abends online bei Amazon bestellen wollen, stellen wir fest, dass es die von amerikanischen Herstellern nicht gibt. Scheinbar stellt nur Schwalbe die her. Die breiteren Autoventile („Schrader“) passen laut Dan von Pankerad nicht durch die Verntillöcher in den Felgen. Die müsste man dann extra aufbohren.

Hallo Barbie: Da haben wir doch schon mal was, das Du mit nach Costa Rica bringen kannst 🙂

Die letzten ca. 20 km sind eine lange Abfahrt, die and der UCSD (University of San Diego) beginnt und uns nach Ocean Beach herunterführt. Nach 98 km erreichen wir unser Ziel und sind offenbar im Ortszentrum von Ocean Beach angekommen … aber leider nicht an unserem Hostel „California Dreams“. Irgendwer hat morgens die falsche Adresse bei Komoot eingegeben. Aber schuld ist natürlich die Navigatorin 😉

Zum Glück sind es nur 2,9 km bis zum Hostel. Da haben wir schon Schlimmeres erlebt.

Abends gönnen wir uns ein Essen beim Italiener um die Ecke, den wir aber lange suchen müssen, weil er seinen Namen hinter einem Sonnerschirm versteckt hält.

Donnerstag 2.5.24 – San Diego (Ocean Beach)

„Ruhetag“ in San Diego. Wir nutzen den Tag zur Planung der ersten Woche in baja California, besorgen uns Dollarreserven bei der Bank of America, nutzen einen Coin-Laundromat, der uns 80 Quarters (25 Cent – Münzen) beschert, von denen wir nur 18 fürs Waschen und Trocknen benötigen. Wir versuchen Fahrradkarten von Baja California bei Barnes & Nobles zu kaufen, aber finden nur unbrauchbare Auto-Straßenkarten mit riesigem Maßstab. Wir werden uns also auf MAPS.ME und die Offline-Karten verlassen müssen, wenn wir in BAJA ohne Netzabdeckung irgendwo stranden sollten.

Die letzte Chance zu einem Burger bei IN-N-OUT kann Viktor auch noch nutzen. Der nette Daniel an der Kasse akzeptiert unser gesamtes Kleingeld, obwohl uns sogar 20 Cent fehlen. Alle Quarter wieder losgeworden … jedes Gramm zählt 🙂

Wir beginnen auch mit der Planung für Festland-Mexiko, denn da werden wir wohl ein paar tausend Kilometer überbrücken müssen, um rechtzeitig in Costa Rica zu sein, wo wir uns mit der Familie treffen wollen. Vermutlich werden wir von Mazatlán (Sinaloa) bis Puerto Escondido (Oaxaca) mit Bussen fahren und unser Tandem entweder mitnehmen (riskant, abhängig vom guten Willen der Busfahrer) oder per Fracht (uShip?) versenden.

Zum Abendessen gibt es etwas Selbstgekochtes (Buitoni) im Hostel bei Reggae-Dauerberieselung (Legalize it! I shot the Sheriff … sogar eine Reggae-Version von „Rivers of Babylon“).

An der vom Hostel angebotenen Karaoke-Night nehmen wir lieber nicht Teil und zoehen uns auf unser gemütliches Privatzimmer mit zwei Einzelbetten zurück, während die letzten Flieger über dem Hostel durchstarten.

Am Abend kommt tatsächlich die E-Mail von Amazon, dass unsere bestellten Schläuche am Amazon-Locker zu Abholung bereitliegt. Es fällt schwer, es zuzugeben, aber Amazon schafft damit etwas, was keiner der Fahrradläden auf den letzen 200 km bieten konnte. Wir sind keine Amazon-Fans und sehr traurig darüber, dass gute Buchläden „dank“ Amazon aussterben, von den Arbeitsbedingungen in Amazon-Lägern weltweit ganz zu schweigen. Aber diese Lieferung rettet uns dann doch ein wenig den Schlaf.

Freitag 3.5.24 – San Diego (Ocean Beach) – Rosarito

Gesamt: 1.383,95 km

Von unserem Hostel geht es zunächst am Flughafen entlang, durch marinanahe Gewerbegebiete und am Ende ganz kurz über einen küstennahen Radweg. Auf dieser Strecke dokumentieren wir ein letztes Mal die tiefe der U.S.-amerikanischen Schlaglöcher.

Kurz vor der mexikanischen Grenze trinken wir unseren letzten kalifornischen Caffe Latte in einem reinen Drive-Thru-Starbucks ohne Sitzplätze oder Toilette.

Dann ordnen wir uns mit unserem Tandem in die Autoschlangen ein, denn wir haben gelesen und gehört, dass man mit Fahrrädern durch ein Fußgänger-Drehkreuz („Personenvereinzelungsanlage“) geleitet wird und man dort sein Rad senkrecht auf das Hinterrad stellen soll, um durchzukommen. Wir halten das mit unserem Tandem für physikalisch unmöglich. Im Gewimmel fragen wir eine Autofahrerin durchs Seitenfenster und sie rät uns, nach ganz rechts außen zu „Autodeclaración“ zu fahren, dort scheinen Sonderfälle behandelt zu werden.

Wir stellen uns zunächst beim Schalter für die Zoll-Deklaration an, können dann aber gleich vor zur Passkontrolle, wo wir die Einreiseformulare erhalten, die wir ausfüllen müssen. Wir achten besonders auf die 180 Tage Aufenthalt, denn 7 Tage reichen uns für die Durchreise durch Mexiko definitiv nicht. Nach der Kontrolle des Formulars müssen wir an den Kassenschalter und 2 x 717 Pesos (~ 2 x 40 Euro) für die längere Aufenthaltserlaubnis zahlen. Wir erhalten einen kleinen Zusatzzettel mit Datumsstempel, den wir unbedingt aufbewahren müssen. Als wir unsere Pässe kontrollieren stellen wir fest: Kein einziger Stempel drin! Wie enttäuschend. Weder bei der Einreise in die USA noch bei der Einreise nach Mexiko haben wir einen Stempel direkt im Pass erhalten. Ob das alles so seine Richtigkeit hat, wissen wir nicht.

Dann dürfen wir unser Fahrrad in die Haupthalle zur Gepäckdurchleuchtung schieben. Alle Raddtaschen müssen einzeln durch das Röntgengerät. Unser Tandem dürfen wir links vorbeischieben und wir selbst müssen auch nicht durch die Metalldetektoren. Dann werden alle Taschen wieder angebracht und wir schieben das Tandem über die Rollstuhl-Rampen. Wir landen ….. vor einem Fußgänger-Drehkreuz )siehe oben). Zum Glück wird uns aber daneben ein Tor geöffnet, durch das wir endgültig mexikanischen Boden betreten.

Auf den Ratschlag unserer Warmshowers-Gastgeberin, mit der wir seit Tagen per WhatsApp in Kontakt sind, nehmen wir die Straße nach Playas de Tijuana und nicht die von Komoot vorgeschlagene Route. Zunächst fahren wir im Stau zwischen den Autos mit, später werden wir jedoch in einer ewig langen Baustelle an den Grenzanlagen entlang zum echten Verkehrshindernis. Die Mexikaner nehmen es erstaunlich locker, wir hören keine einzige bösgemeinte Hupe, ein paar hupen und winken freundlich aufmunternd.

Nach einer kurzen Abfahrt auf einer 4-spurigen Autobahn müssten wir eigentlich irgendwie auf die linken zwei Spuren, aber der Verkehr macht es uns unmöglich. Wir warten 5 Minuten auf eine Lücke, aber es ist sinnlos. Also fahren wir nach Playas de Tijuana ab. Nach drei Kilometern fragen wir an einer Chevron-Tankstelle einen Tankwart (ja die gibt es hier noch), ob wir geradeaus weiter nach Rosarito kommen. „Im Prinzip ja“ ist die Antwort, wir müssten nur an einer Stelle unser Gepäck und das Tandem über einen brusthohen Zaun heben und hinübersteigen. Die Physik schlägt uns wieder …

Der Tankwart schafft es selbst mit dem Auto oft nicht auf die linken Spuren und erzählt uns, dass er dann einfach abfährt, umdreht und die Auffahrt benutzt … verdammt … da hätten wir auch selbst drauf kommen können, schließlich haben wir das in den U.S.A. auch an jeder Ausfahrt machen müssen (also theoretisch …). Jutta hat während er das erzählt und sie wenig von dem versteht, was er sagt, den gleichen Geistesblitz. Wir drehen also um, nutzen die Auffahrt und sind dann auch bald an der Mautstation, wo wir auf eine Art erhöhten „Bürgersteig“ gewunken werden. Dann dürfen wir – ohne zu zahlen – einfach passieren. „No cobramos“ … wir kassieren nicht, sagt uns der Mitarbeiter noch … na ja, wie auch, wir dürfen da ja eigentlich garnicht lang.

Nach 25 km Autobahn erreichen wir Rosarito. Unsere Warmshowers-Gastgeberin ist noch in Tijuana und kommt erst spät heim. Wir essen schnell Fast Food, werden dann von Google über eine Fußgängerbrücke mit langer Rampe ohne Geländer geleitet und kommen „von hinten durch die Brust ins Auge“ über Schotterwege am verschlossenen Grundstückstor an, hinter dem zwei angeblich friedliche Katzen in einem Garten warten, in dem wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Nach mehreren Versuchen schaffen wir es, das typisch amerikanische MASTER-LOCK (Zahlenschloss mit Drehknopf wie bei den alten Tresoren im Film) mit der Zahlenkombination zu öffnen, die wir erhalten haben.

Die WhatsApp-Sprachnachricht mit den Hinweisen zu WC und Dusche erreicht usn leider erst am nächsten Morgen. Es geht also wieder ungeduscht in die Schlafsäcke. In direkter Nachbarschaft hören wir bereits einen Soundcheck „Un – Dos – Un – Dos“ und haben dann bis 1 Uhr nachts das Vergnügen einer Band zuzuhören, die, laut Aussage unserer Gastgeberin am nächsten Morgen, vor drei Personen gespielt hat, aber dafür sehr laut und mit schiefem Gesang. Wir hatten uns schon gewundert, dass wir nach den einzelnen Stücken keinen Applaus hören konnten.

Samstag 4.5.24 – Rosarito – Alisitos

Gesamt: 1.422,34 km

Wir wollen schon fast aufbrechen, da kommt unserer Gastgeberin aus ihrem großen wohnmobilartigen Zuhause in den Garten und gibt uns noch einige Tipps zu Baja California. Dabei rät sie uns dringend zu einer Route von Ensenada über San Felipe an der Ostküste von BAJA. Dort sei viel weniger Verkehr, weniger lebensgefährliche Schlaglöcher („Zitat“), weniger Hunde, wärmeres Wetter und die Route sei viel schöner, da sie häufiger direkt am Meer entlang führt. Allerdings geäbe es auch weniger Orte, weniger Verpflegungsmöglichkeiten, es sei „Desierto“ (Wüste) und man müsse mit dem Wasser genauer planen. Oh je … wieder so eine Entscheidung.

Unsere Warmshowers-Gastgeberin mit vielen guten Tipps zu Baja California

Wir hoffen auf eine Zweitmeinung in Ensenada, bei unseren nächsten Warmshowers-Gastgebern.

Zum Frühstück setzen wir uns in ein „Carnitas la Huacana“ und bestellen uns irgendwas mit Ei und Mais-Chips (Chilaquiles). Wir entscheiden uns für die weniger scharfe rote Version. Die Bohnen und der Reis überraschen uns ebenso wie ein großer Teller an verschiedenen Gemüsen (Radieschen, Peperonis, Zwiebeln, usw), mit dem wir nicht so richtig etwas anzufangen wissen. Tee gibt es nur als Eistee, der Kaffee ist ein Styroporbecher heißes Wasser und ein Tablett mit verschiedenen Nescafe-Pulvern.

Dann geht es in einen Supermarkt zum Geld abheben, Einkaufen und Zähneputzen auf der Kundentoilette.

Danach geht es für den Rest des Tages wieder auf die Autobahn 1D, wieder werden wir an der Mautstelle auf einen noch höheren „Bürgersteig“ gewunken, auf den wir das vollbepackgte Tandem kaum hochgewuchtet bekommen, aber auch hier werden wir durchgewunken. Erst an einer gefährlich engen Baustelle halten wir den Verkehr wieder gehörig auf und ein Aufpasser schimpft uns aus, spricht von Unfallgefahren, kann uns aber auch nicht mehr auf die benachbarte Hauptstraße rüberbekommen, die wir eigentlich nehmen müssten. Diese ist ebenfalls vierspurig, hat aber überhaupt keinen Standstreifen, und unsere Warmshowers-Gastgeberin hielt sie für gefährlicher als die Autobahn.

Und dann kommt halt noch der Nagel. Irgendwas macht „Plopp“ und „Ratter-Ratter-Ratter-Ratter“, wir bremsen schnell ab und dürfen mal weider das Hinterrad ausbauen. Mit den Tipps von Tom aus Santa Barbara geht das schon viel schneller und ohne das Tandem auf den Kopf stellen zu müssen. Das Loch ist so groß, dass die Dichtflüssigkeit keine Chance hat, ihre Funkltion zu erfüllen. Auch der Mantel hat ein ordenliches Loch abbekommen. Wir wechseln den Schlauch, und auch das Loch im Mantel bekommt von innen eine kleine Extrafüllung mit einem Flickzeug für schlauchlose Reifen, das beim Crankbrothers-Werkzeug mit dabei war. Keine Ahnung, ob das eine gute Idee ist, aber wir stimmen ab und es geht 2:0 dafür aus. wir hinterlassen an der Stelle an der Leitplanke noch eine Erinnerung und den Nagel.

Nach 15 weiteren Kilmetern kommen wir im Hotel „Poco Cielo“ (ein Stückchen Himmel) an. Wir haben ein Upgrade erhalten, haben vom „Portwein“-Zimmer einen wunderschönen Blick aufs Meer (und ein paar Surfer) und können heute vermutlich mit Wellenrauschen einschlafen.

Unser Zimmer befindet sich im zweiten Stock und ist über eine Wendeltreppe zu erreichen, die überwiegend aus Rost zu bestehen scheint.

Das mit dem Wellenrauschen wird dann doch ein wenig später, denn im Erdgeschoss spielt eine Band – wieder sehr laut – aber diesmal gut. Alte Rock- und Pop-Stücke aus den 80ern und 90ern (wir haben was von Journey erkannt). Sie hören zum Glück deutlich vor Mitternacht auf.

Sonntag 5.5.24 – Alisitos – Ensenada

Gesamt: 1.477,00 km

Morgens unerwartet Regen vor dem Fenster. Alle Wetter-Apps sagen, dass es nicht regnet. Wir lassen uns Zeit, frühstücken in Ruhe und es klart auf. Letzter Tag auf der Maut-Autobahn nach Ensenada. Wir müssen nun entscheiden: Weiter über San Felipe (schöner, steiler, weniger Verkehr, weniger Orte, weniger Unterkünfte, weniger Mobilnetz, schönerer Meerblick, weniger nervige Hunde, angeblich auch weniger Schlaglöcher) oder direkt südwärts Richtung San Quintin (mehr Verkehr, mehr Unterkünfte, mehr Mobilnetz, mehr Orte, mehr Fahrradläden, kein Meerblick).

Auf großer Karte die beiden Alternativen

Wir fahren wieder den ganzen Tag auf der Maut-Autobahn, nur die letzten 10km gehen dann über die Mex-1 (nicht 1D), also die „Libre“, auf der auch Fahrräder erlaubt sind.

Es gibt teilweise auch Radstreifen und Radwege, so wie hier:

Radweg am Strandboulevard in Ensenada

Wir sind wieder bei einem Warmshowers-Gastgeber, wissen aber nicht, wann wir dort ankommen können. Unsere Nachrichten liest er leider nicht, denn er befindet sich – wie wir später erfahren – auf einer 13-stündigen Autofahrt von El Paso (Texas) nach Ensenada. Also verbringen wir den Nachmittag im Ortskern, trinken bei einem „echten“ Italiener Cafe Latte und essen Tiramisu, später suchen wir in einer Shopping Mall in der Nähe des Warmshowers-Gastgebers vergeblich nach passenden Ersatzschläuchen für unser Hinterrad und kaufen uns einen Duschvorhang.

Duschvorhang? Ja, wir wollen ein „Schild“ hinten am Fahrrad anbringen, auf dem wir uns für Mitnahme (Richtung La Paz), Unterkunft und Getränke interessiert zeigen. Sonst wird das nichts mehr mit dem Familientreffen in Costa Rica.

Um 19:00 beschließen wir auch ohne weitere Nachricht vom Gastgeber, den Zielort anzufahren. Leider haben wir wieder mal keine genaue Adresse, nur die Straße ohne Hausnummer und eine Pin auf der Warmshowers-Karte. Aber das Haus ist schnell erkannt, den der Hausherr ist im Wand- und Bodenkeramik-Geschäft und hat es mit einem Mosaik verschönert. Außerdem steht vor dem Haus ein Schild mit den Entfernungen nach Ushuaia, zum Nordpol, nach Rom und einigen anderen Orten.

Frau und Tochter sind zum Glück schon zuhause und lassen uns ein. Wir bekommen ein kleines Zimmer mit Duschbad im Hinterhof und sind bereits ihre 371-sten Warmshowers-Besucher in 15 Jahren. Jutta kriegt leider nur eine kalte Dusche ab, weil die Armatur offenbar anders angeschlossen ist, als alle anderen, die wir bisher hatten. Hier ist das Wasser nur warm, wenn man möglichst wenig am Hebel dreht. Die Toilettenspülung läuft durch und muss mit einem Extrahahn abgedreht werden. Aber es ist schön ruhig … kein Konzert zu hören.

Wir holen uns beim Gastgeber noch die erhoffte Zweitmeinung zur Route und entscheiden uns dann doch für die weniger schöne, belebtere, aber auch mit mehr Unterkunfts- und Einkaufsmöglichkeiten „gesegnete“ Strecke direkt Richtung Süden nach San Quintin. Das mit dem wilden Campen ist nicht so unser Ding und scheint derzeit in Mexiko auch etwas gefährlich zu sein, wie wir am folgenden Tag in Santo Tomás erfahren dürfen.

Vor dem „echten“ Italiener in Ensenada

Woche 4 (22.4.24 – 28.4.24) Cambria bis Venice Beach

Zum Start dieser Woche zunächst ein paar technische Hinweise zum Blog. Am Montag oder Dienstag erscheint hier immer ein neuer Blog-Beitrag für die laufende Woche. Die Abonnenten erhalten dazu eine E-Mail. Im Laufe der Woche wird der Beitrag dann immer um die Tagesetappe ergänzt. Dabei erhaltet Ihr KEINE neue E-Mail-Nachricht. Ebenso gibt es keine neue Nachricht, wenn wir nochmal irgendwas nachträglich ergänzen. Es kann sich also lohnen, den Beitrag der vergangenen Woche nochmal anzuschauen, da wir ab und zu nochmal etwas ergänzen. In der letzten Woche z.B. zum Thema „richtig flicken“. Mehr als zwei Wochen zurück gehen wir aber wohl mit Ergänzungen nicht, da in unserer Erinnerung sowieso alles miteinander verschwimmt.

Wo wir gerade sind, könnt Ihr am besten auf dieser Seite sehen. Dabei müssen wir Google-My-Maps aber Abends immer manuell ergänzen. Das klappt nur bei gutem WLAN und mit dem Laptop, aus dem Zelt also eher nicht. Am zuverlässigsten ist derzeit die PAJ-Karte (solange wir in 4G-Mobiltelefon-Gebiet sind). Ab Baja California dürfte die von Julius programmierte Karte mit den abendlichen Checkins wohl am zuverlässigsten sein, da wir diese Koordinaten auch per Satellit senden können.

Montag 22.4.24 – Cambria – Santa Maria

Gesamt: 776,19 km

Bild klickbar für Routendarstellung
Abfahrt in Cambia (Foto von Rick, Danke!)

Auf Einladung von Steve B. über den Ko-Fi-Button auf dieser Seite gibt es zwei Cafe Latte in Cayucos bei Cayucos Coffee. Unterwegs hatte uns eine Radfahrtruppe überholt und sich schon mit uns für Cayucos verabredet, weil sie sich unser Tandem genauer anschauen wollten.

In Morro Bay sehen wir uns nochmal kurz. Dort machen wir einen kurzen Abstecher zur Sehenswürdigkeit, einen alten „Vulkan-Pfropfen“, den Ihr oben auf dem Tagesbild mit der Kilometerangabe seht.

Es wird ein neuer Rekordtag, natürlich wieder ungeplant. Unsere Kombination von Offline-Garmin und Online-Komoot-Navigation führt uns wieder in die Irre. Diesmal aber nur bezüglich der Streckenlänge. Scheinbar verträgt das Offline-Garmin keine Abstecher, wie wir sie heute mehrfach gemacht haben. 12 km vor dem wirklichen Ziel werden uns null Restkilometer angezeigt. Tatsächlich sind wir aber noch ca. eine Dreiviertelstunde vom Ziel entfernt. Wir müssen unser Warmshowers-Gastgeberin anrufen und ihr mitteilen, dass wir uns verkalkuliert haben und später kommen. Sie wartet mit dem extra für uns vorbereiteten Abendessen (Reis und Chili sin Carne) netterweise auf uns. Eine herzliche und erfahrene Warmshowers-Gastgeberin, die selbst z.B. schon am Nordcap war. Leider sind wir so platt, dass wir nach dem Duschen und Essen sehr schnell in unsere Schlafsäcke auf unsere Isomatten in ihrem Gästezimmer verschwinden.

Am nächsten Morgen geht es nach einem kräftigen Frühstück mit viel selbstgekochtem Oatmeal von unserer Gastgeberin weiter, bevor sie an einer Zoom-Konferenz teilnehmen muss.

Dienstag 23.4.24 – Santa Maria – Solvang

Gesamt: 848,22 km

Bild klickbar für Routendarstellung

Wir haben den gestrigen langen Tag noch in den Knochen. Die Patellasehnen melden sich bei Viktor. Zwei heftige Steigungen können heute nur schiebend überwunden werden. Wir erreichen trotzdem am frühen Nachmittag Solvang, DAS dänische Touristen-Städtchen Californiens und checken im Motel King Frederik ein. So bleibt etwas Zeit für dieses Blog-Update, eine Touri-Runde und ein Abendessen.

Schon gestern fühlte sich das rechte Pedal das Captains (Viktor) sehr komisch an, als hätte sich der Kurbelarm etwas gelöst oder das Tretlager hätte zuviel Spiel. Heute wird es schlimmer und nervt ganz schön. Am oberen Punkt der Kurbelumdrehung macht es immer einen kleinen Ruck.

Die Schrauben sind aber alle fest. Tatsächlich ist das Spiel im Freilauf für den Zahnkranz des Stokers (Jutta, Stoker = Heizerin) an der Kurbelachse des Captains wohl der Grund dafür. Dan von Pankerad schreibt mir, dass das Spiel noch völlig normal sein und das Lager noch ewig halten würde. Hmmmm … aber wenn es doch nervt? Ich habe ein Ersatzteil dabei. Das bleibt unter Beobachtung.

„Leichtes“ (?) Spiel im Freilauf
Mein Kurzvideo an Dan von Pankerad

Wir fragen auf Facebook in der HASE PINO OWNERS Gruppe nach, wie die das sehen.

Die Antworten im Forum sind eher gemischt, aber die meisten sind der Meinung, dass das Spiel im Lager noch nicht übermäßig schlimm ist. Wir wollen trotzdem in Santa Barbara mal in einem Fahrradladen vorbeischauen und uns eine weitere Meinung einholen. Viele raten uns auch dringend zur Reinigung und Schmierung des Freilaufs.

In Solvang gehen wir erst viel zu spät wieder auf die Straßen. Die Tagesgäste sind weg und die meisten Geschäfte haben schon geschlossen. Übernachtungsgäste können hier nur noch in ein paar Restaurants zu Abend essen, aber ansonsten ist der Ort wie ausgestorben. Das abendliche Angebot ist also eher mau und wir verziehen uns recht schnell ins Bett.

Mittwoch 24.4.24 – Solvang – Santa Barbara

Gesamt: 920,23 km

Klickbar für Routendarstellung

Heute stellen wir fest, wie wenig wir unsere damalige Wahlheimat (1998 – 2001) eigentlich kennengelernt hatten. Auch wir waren damals nur in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs, ansonsten per Auto. Wie schlecht die Fahrrad-Infrastruktur nördlich von Santa Barbara und Goleta ist, finden wir heute auf dem Highway 101 heraus. Es gibt praktisch keine Alternativen und wir sind sehr oft auf dem Highway unterwegs. Die Strände sind unterwegs alle gesperrt (Strumschäden), so dass wir auch unsere Pausen auf dem Standstreifen des Highway machen müssen. An mehreren schmalen Brücken gibt es keinen Seitenstreifen, wir müssen auf der rechten Spur fahren und hoffen, dass die Autos und Lastwagen hinter uns aufmerksam sind und hinter uns bleiben. Häufig gibt es am Übergang zu diesen schmalen Brücken tiefe Schlaglöcher oder Absätze, die uns jederzeit das Vorderrad verreißen könnten, wenn wir direkt hineinrauschen sollten. Abends erfahren wir von unseren Freunden in Santa Barbara, David & Carol, wo wir jetzt drei Nächte bleiben werden, dass an einer dieser Engstellen erst vor zwei Wochen ein Radfahrer zu Tode gekommen ist.

Komoot will uns wieder mal über einen „Rennrad-Radweg“ führen, der definitiv keiner ist. Von Meter zu Meter nehmen die Grassbüschel zu und der Asphalt wird weniger. Wir drehen schließlich um und nehmen den Highway 101.

Radweg vor Goleta

Wir überleben die Fahrt und am Ortseingangs-Schild von Goleta (wo wir 1,5 Jahre wohnten) machen wir ein Foto, fahren endlich von der 101 ab und können einen kurzen Abstecher zu „unserem“ Townhouse im Cannon Green Drive machen. Es sieht alles noch aus wie vor 20 Jahren, nur frische Farbe ist aufgetragen worden. Bei COSTCO gönnen wir uns endlich eine etwas längere Pauseund einen Hot Dog. Ein junger Mann zieht seine Costco-Membership-Karte für uns durch, damit man uns überhaupt etwas verkauft. Er passt auf unser Rad auf und wir erfahren noch, dass er selbst schon durch Asien geradelt ist und es ihn schon wieder in den Beinen juckt, wenn er uns sieht.

Über die Hollister Avenue geht es dann weiter zu unseren Freunden nach Santa Barbara, die am Rande der „Hope Ranch“ und „More Mesa“ in einer gated community leben und dort ein wunderschönes Haus haben. Uns erwarted ein riesiges Gästezimmer und ein tolles Abendessen. Zum Nachtisch gibt es Eis und die neuesten Nachrichten über Trump und sein aktuelles Gerichtsverfahren.

Donnerstag 25.4.24 – Santa Barbara

Den Donnerstag verbringen wir Downtown Santa Barbara. Ein Fahrradladen, den uns Rick aus Cambria empfohlen hatte, öffnet erst um 12 Uhr und hat dann nicht die richtigen Werkzeuge für unseren Freilauf aus der BMX-Szene. Er empfiehlt uns die „e-Bikery“, wo wir unser Tandem abgeben und bis zum Nachmittag um 16 Uhr wieder abholen können. Tom verliebt sich in unser Tandem, freut sich über ein „non-electric“ bike als Herausforderung und checkt es durch. Die Pedale waren offenbar etwas locker, der Freilauf knirscht bei jeder zweiten Umdrehung bedenklich und hat Spiel (das Ersatzteil aber auch, nur nich ganz so viel), die Bremsbeläge sind noch voll in Ordnung. Auf Empfehlung der Gullivers entscheiden wir uns doch für ein Dichtmittel in den Schläuchen.

Tom verrät uns außerdem, dass er der „Big Hair Superfan“ ist, falls den jemand von Euch schon mal gesehen haben sollte.

Empfehlung der „Gullivers Travels“

Wir checken noch beim USPS Postamt, wie teuer Pakete nach Deutschland und Kolumbien sind, da wir einige warme Sachen aussortieren und nach Kolumbien schicken wollen. Das Paket, das wir nach Santa Barabara geschickt hatten, soll nun endgültig zurück nach Deutschland. Pro Paket soll das ungefähr 30 Dollar kosten, sagt uns der Mitarbeiter am Schalter und gibt uns schon mal die Zollformulare mit.

Abends laden wir Carol und David zu unserem Lieblings-Mexikaner, La Playa Azul Cafe, ein. Den tag schließen wir mit CNN und MSNBC im Wohnzimmer ab. Es ist ein „dunkler Tag“, den vier der neun obersten Richter der USA tendieren wohl zur kompletten Immunität von Donald Trump, was Verfassungsexperten für einen Freibrief halten, der zukünftig jedem amtierenden Präsidenten jeden Rechtsbruch erlauben würde, inklusive des Mordauftrages an politischen Konkurrenten.

Freitag 26.4.24 – Santa Barbara

Der Freitag startet mit einem Frühstück bei Ayla und Ted, die Abends nicht zur Grillparty kommen können, die ehemalige Kolleginnen und Kollegen von Computermotion organisiert haben.

Frühstück bei Ted und Ayla

Carol fährt uns hin und holt uns wieder ab, unglaublich was David und Carol alles für uns tun. Nach einem Telefonat mit einem Hotel in Medellin, das sich bereit erklärt, ein Oaket zu empfangen und aufzubewahren, packen wir ein Paket mit warmen Wintersachen (forstsichere Handschuhe, Neopren-Überzieher, und ähnliches), die wir bis Kolumbien vermutlich nicht benötigen werden (beahutoet Jutta jedenfalls).

Ein zweites Paket, dass wir von San Francisco nach Santa Barbara geschickt hatten, senden wir an unsdren Sohn in Deutschland, müssen auf dem Postamt, aber die Powerbanks rausnehmen, weil deren Versand angeblich verboten ist. Das iPad mini erwähnen wir deshlab lieber garnicht und hoffen einfach, dass alles in Deutschland ankommt. Eine Powerbank schenken wir Carol, die bisher noch gar keine hatte. Auf der Post kostet jedes Paket dann doch 90 Euro und der ältere Herr hinter dem Schalter braucht Ewigkeiten, um die von uns angegeben Inhalte einzeln abzutippen. Wieder wartet Carol geduldig im Auto auf uns, bis wir alles erledigt haben.

Dann geht es noch in einen Supermarkt, da wir für die abendliche Grillparty bei September noch ein Tiramisu machen wollen, da es ein „Potluck“(also Mitbringparty) ist. Carol konnte sich noch an unser Tiramisu aus 1998 – 2001 erinnern und Jutta möchte ihr unser Rezept beibringen.

Wir verbringen einen schönen Abend bei September R. und Chuck mit Ex-Kollegen von Computer Motion (Yulun, Bill, Michael, ….). September erzählt eine gruselige geschichte über ihren Klapperchlangen-Biss (bei der Gartenarbeit in ein Loch getreten), den sie gar nicht als solchen erkannt hatte. Als sie nicht mehr richtig sprechen konnte und sich ihr Kopf wir ein großer Ballon anfühlte haben sie dann doch 911 angerufen. Wir werden beim „Austreten“ in der Wildnis von nun an wohl noch etwas vorsichtiger sein.

Michael bringt Viktor auch noch ein original HERMES-Voive-Control-System-T-Shirt aus 1999/2000 mit, das jetzt mit auf Tour geht. Ausnahmsweise muss Viktor dafür kein anderes T-Shirt entsorgen.

Samstag 27.4.24 – Santa Barbara – Oxnard

Gesamt: 1.004,85 km … die ersten 1.000 km sind geschafft.

Wir fahren morgens bei Carol und David los, machen aber noch einen Zwischenstopp in Santa Barbara, um mit Steve und Jenny noch einen kurzen Besuch am Strand zu machen.

Einfach tolle Freunde und warmherzige, liebe Menschen. Carol und David.
Strandbesuch mit Steve und Jenny am morgen.
Abfahrt bei Steve und Jenny

Die Strecke geht heute bei sonnigem Wetter fast immer am Meer entlang. Schon in Santa Barbara treffen wir aus Zufall unseren Warmshowers-Gastgeber, Alex, bei dem wir am Abend in Oxnard übernachten werden. Er ist zum „Earth Day“ in Santa Barbara, erkennt uns auf dem Radweg und fragt, ob das ein Tandem sei, da wir das in unserer Anfrage erwähnt hatten. Dann gibt er uns das o.K. unser Zelt in seinem Garten aufzustellen, auch wenn er erst später heimkommen sollte. Die meisten Warmshowers-Gastgeber sind einfach super unkompliziert.

Bei der Ausfahrt aus Santa Barbara treffen wir auf den Radwegen noch viele weitere „Earth Day“ Besucher.

Treffen der besonderen Art auf dem Radweg in Santa Barbara

Diesmal können wir unser Zelt im Hellen aufbauen, bleiben aber ungeduscht, denn Alex meint bei seiner Rückkehr, wir hätten es noch nicht nötig und er müsste dazu extra den Heater einschalten.

Bei einem kleinen mexikanischen Schnellimbiss gibt es zum Abendessen Burrito und Quesadilla.

Sonntag 28.4.24 – Oxnard – Venice Beach

Gesamt: 1.081,13 km

Wir übernachten mit frisch gepflückter Zitrone im Zelt (die riechen so gut … und wir ungeduscht nicht so). Alex hat einen Zitrusgarten mit allen möglichen Bäumen (Grapefruit, Orange, Mandarine, mehrere Zitronenbäume) und einem riesigen Avocadobaum. Sensationell! Er erlaubt uns, soviel zu ernten, wie wir wollen und wir essen danach noch zwei Tage lang Zitrusfrüchte zum Frühstück. besonders die Grapefruits sind unfassbar saftig und lecker.

Falter am Avocadobaum

Kurz vor dem Ende des Tages haben wir einen Platten, diesmal vorne. Das Dichtmittel im Schlauch hilft nicht, denn wir haben usn das wohl in einem Schlagloch geholt. Das Loch liegt innen am Ventil.

Es wird ein ziemlich lauter und stressiger Tag mit PKW- und Harley-Wochenendverkehr auf dem Hwy No.1. Es könnte alles so schön sein ohne den lauten MIV (motorisierten Individualverkehr), denn die Landschaft ist wirklich einmalig. Aber besonders die Motorrad-Fans machen sich offenbar einen Spaß daraus, direkt neben uns richtig laut aufzudrehen.

In Malibu halten wir am Cafe Marmelade an, den dort gab es früher immer einen traumhaften „Three Layer Chocolate Cake“, aber leider gab es den auch 2013 beim letzten Besuch nicht mehr. Immerhin gibt es heute etwas schokoladig-warmes mit Vanilleeis:

Vielen Dank an die Spenderin Nathalie V.

Dafür sind die letzten 10 Kilometer dann nochmal ruhiger, auf dem Strandradweg in Santa Monica und Venice.

Platten vorne 10 km vor dem Ziel.

Wir übernachten im Samesun Hostel und haben ein Doppelzimmer mit Dusche/WC auf dem Gang. Das ist verglichen mit den bisherigen, viel teureren Motels sogar regelrecht luxuriös. Auf dem Weg zum Hostel sind wir allerdings vom „Second-Hand-Marihuana-Smoke“ auf dem Venice Beach Boardwalk schon fast selbst high.

Wassersparen im Hostel

Woche 3 (15.4.24 bis 21.4.24) – Pigeon Point Lighthouse bis Cambria

Montag 15.4.24 – (004) – Pigeon Point Lighthouse – Aptos

Gesamt: 212,16 km

Noch ein guter Tag. Langsam kommen wir in den Flow. Bei nebeligem Wetter fahren wir los, aber schon nach 6 Kilometern kehren wir zu einem Frühstück ein und kaufen 2 Gallons Wasser, da unsere Wasserreserven für den morgendlichen Tee und die letzten Oatmeals draufgegangen sind.

Danach hat sich der Nebel aufgelöst, es scheint bereits die Sonne und wir kommen gut voran. Bei unser ersten Eispause in Davenport passiert dann die erste dieser Erfahrungen, die man nur auf solchen Touren machen kann. Ein paar interessiert sich für technische Details unseres tandems, wir kommem ins Gespräch, Engländer aus der gegend um Newcastle stammend. Sie wohnen in Moenterrey und – schwupps – wir haben eine Übernachtungsmöglichkeit für morgen Abend.

Die kurzfristig in Aptos gefundenen Warmshowers-Gastgeber, ebenfalls britischen Ursprungs, bieten uns ein luxuriöses Gästezimmer mit Waschmaschine und Trockner, ein sensationelles veganes Abendessen mit cross gebratenem Tofu (das Geheimnis ist Maisstärke), ein dickes Fotobuch (das uns die Kinder unbedingt zeigen wollen) und Erzählungen von ihrer Südamerika-Tour (21.000 km), auf der sie auch geheiratet haben. Außerdem gibt es noch zwei Kicker-Partien (hier „Fussball“ genannt) gegen den 9-jährigen Sohn, die Viktor überlegen gewinnt (beim Kicker lässt man niemanden gewinnen).

Warmshowers Gastgeber in Aptos

Das Gefühl, das sich einstellt: Auf solchen Touren ergibt immer alles irgendwie seinen Sinn. Diese Menschen hätten wir alle nicht getroffen, wenn die ersten Tage nicht so schleppend verlaufen wären.

Küstenstrecke
Morgens aufsatteln am Lighthouse Hostel

Dienstag 16.4.24 – (005) – Aptos – Monterey (Pacific Grove)

Gesamt: 278,17 km

Heute war es ein bisschen schwerfälliger, aber mit tollen Küstenabschnitten.

In Monterey am Aquarium

Andy und Susan, unsere Überraschungs-Gastgeber, die wir in Davenport trafen und uns spotan anboten, bei ihnen zu übernachten, bringen uns in ihrem fast brandneuen Gästehaus im Garten unter und laden uns zum Abendessen bei Artischocken (lecker, wenn man Dank guter Erklärung weiß, welchen Teil man isst und welchen nicht), Chicken (asiatisch) und Rotwein ein. Ein tolles britisch-amerikanisches Lehrer-Ehepaar, das scheinbar schon die ganze Welt bereist hat (z.B. Baja California, Türkei, Iran, Costa Rica, etc) und sich als Lehrer in der Türkei an einer amerikanischen Schule kennenlernten. Die beiden bieten uns sogar an, noch eine zweite Nacht zu bleiben.

Sie helfen uns auch bei den Planungen für die nächsten Tage, mit guten Tipps und Kartenmaterial, auf dem wir uns eine bessere Übersicht verschaffen können, als bei Google-Maps. Dank weiterer Erdrutsche (mittlerweile an vier Stellen) wird Big Sur und Highway No.1 für uns immer unwahrscheinlicher. Wir versuchen morgens vor dem Frühstück auf Juttas Idee hin noch per email bei CalTrans um eine Ausnahmeerlaubnis zu bitten. Vielleicht haben wir ja Glück und jemand hat dort Erbarmen mit uns.

Mittwoch 17.4.24 – (006) – Monterey (Pacific Grove) – Greenfield

Gesamt 377,56 km

Irgendwann muss man die ärgerliche Entscheidung ja treffen, die sich schon seit Wochen angekündigt hat, und heute ist es dann soweit. Im „Big Sur“ gibt es mittlwerweile vier Erdrutsche, die den Weg versperren. Am nördlichsten gibt es tägliche Convoys für die Anwohner, Touristen werden aber ziemlich konsequent abgewiesen. Andy erzählt uns außerdem von großen Gesteinsblöcken weiter südlich, die demnächst mit Sprengstoff beseitigt werden soll. Auch am Paul’s Slide sind wohl weitere Erdrutsche dazugekommen, die ein „Durchschummeln“ nach 17:00 Uhr (wenn die Bauarbeiter weg sind) wohl auch unmöglich machen. Das war vor ein paar Wochen noch möglich.

Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, auf die Ratschläge der Menschen vor Ort und besonders auf den Rat unserer Gastgeber zu hören. Andy rät uns zu einer von zwei möglichen Inlandsrouten.Wir entscheiden uns nach einer E-Mail an CalTrans (California Transportation) und einem erfolglosen Besuch bei deren Büros in Monterey (niemand anwesend) dann für die weniger bergige Route.

Unsere E-Mail an CalTrans

Immrhin eine persönliche Antwort. Wir sind beeindruckt.

Also wird es gezwungenermaßen wegen der Sperrung des Highway No.1 am Big Sur heute ein Hammertag. Die ersten 20 km geht es wieder zurück an der schönen Küste der Monterey-Bay entlang, aber dann müssen wir uns für mehrere Tage vom Meer und der Küstenstraße verabschieden, die wir doch so sehr lieben.

Auf der Strecke gibt es wenig Verpflegung und wir haben vor Greenfield keine „ordentliche“ Unterkunft gefunden. Andy rät uns von einer Übernachtung in Soledad ab, da dort das größte gefängnis Kaliforniens liegt und das auf die Stadt und die Unterkünfte ausstrahlen soll.

Es geht durch Erdbeerfelder und später durch Weinberge. Viel Rückenwind und wir freuen uns sogar über kühlenden Seitenwind. Ab Kilometer 80 lässt meine Konzentration nach. An einem kleinen Schlaglich, dem ich nicht mehr rechtzeitig ausweichen kann, verleiren wir eine Teil des vorderen Schutzbleches, können es aber noch retten. Die letzten Kilometer gehen schwerfällig über Feldwege. Komoot wählt manchmal sehr komische Routen.

Ihr wolltet doch immer schon wissen, wo Windows XP seinen Hintergrund her hatte, oder? Wir sind heute offenbar durchgeradelt.

Jetzt im Motel für 100€, tausendmal schlechter als unsere kostenlosen Unterkünfte bei super-freundlichen Menschen der letzten zwei Tage. Nachricht an meine Omma ins Jenseits: Dein Spruch „Watt nix kost, datt iss auch nix!“ stimmt wohl doch nicht immer.

Donnerstag 18.4.24 – (007) – Greenfield – San Miguel

Gesamt: 490,48 km

An der Autobahn-Raststääte am Freeway 101

Ein ätzender Tag und wir schlafen Abends zum ersten Mal im Zelt. Wir kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit an und bauen das Zelt im Dunkeln (mithilfe unserer Stirnlampen) im Garten eines Warmshowers-Gastgebers auf (erste Zeltnacht der Tour). Die letzten Kilometer nach San Miguel sind wir auf dem Freeway 101 gefahren, dabei auch ein paar Meilen ohen richtigen Standstreifen (denn dort war Radfahren nicht vorgesehen, später dann aber schon). Das ist an der gefahrenene Geschwindgkeit unten im Bild gut erkennbar (blau = langsam).

Warum auf dem Freeway 101? Komoot führt uns unterwegs irgendwann komplett in die Irre. Wir fahren durch hässliche, stinkende Ölförderanlagen von Chevron und landen am Ende an einer Rinderweide auf der es nicht mehr weitergeht. Wir müssen umdrehen (siehe Streckenbild unten). Auf dem Hinweg hatten wir aber schon ein Sperre überwunden (siehe Fotos), die das Abpacken, Rübertragen und Neubeladen das Tandems erforderte. Alles umsonst. Auf dem Rückweg nochmal das Gleiche. Hätten wir doch bloß am Anfang des Tages nicht über die „langweilige“ Strecke gemeckert. Die mäßige Abwechslung ergab sich überwiegend aus Salat-Feldern, Brokkoli-Feldern, gepflügten Feldern, ge-eggten Feldern, Salat-Feldern, Brokkoli-Feldern u.s.w.

Da hat es dann das Schicksal wohl gut mit uns gemeint und für etwas Spannung auf der Strecke gesorgt.

Teil der Route, auf dem wir umdrehen und am Ende auf dem Freeway 101 landen

Dieser Weg endete dann nach 400 Metern mit immer mehr Grasbewuchs auf einer Rinderweide. Der angebliche Weg existierte einfach nicht mehr, wir mussten umdrehen und alle Sperren, die wir mühsam überwunden hatten, nochmal überwinden (inklusive Abpacken, Tandem rüberheben).

Einen Platten haben wir uns auch eingefahren, so dass der folgende „Ruhetag“ auch schon halb verplant ist. Da fahren wir nur bis Paso Robles, um uns etwas auszuruhen.

Freitag 19.4.24 – (008) – San Miguel – Paso Robles

Gesamt: 514,29 km

Heute nur eine kurze Strecke nach Paso Robles. Eigentlich als Ruhetag gedacht, aber ein Plattfuß am Hinterrad, an den wir gleich zweimal ranmüssen, versaut die Ruhe.

Zum Glück flicken wir morgens und können Dan von Pankerad anrufen, denn irgendwie kriegen wir die Rohloff-Schaltkassette nicht wie geplant abgezogen. Es stellt sich heraus, dass eine Schraube verlorengegangen ist, sich alles stark verschoben hat und wir in einem ziemlich gefährlichen Zustand unterwegs waren. Zum Glück habe ich eine passende M6-Schraube dabei, auch wenn sie etwas zu kurz ist.

Jutta meint, die Schraube habe schon beim Zusammenbau des Tandems in San Francisco gefehlt, denn sie hatte mich darauf angesprochen. Ich hätte asl Maschinenbau-Ingenieur bei der eigenartigen Abnutzung der Bremsscheibe eigentlich auch stutzig werden müssen. Das war nicht ungefährlich. Bei voller Bremslast hätte alles an einer Schraube gehangen.

Dank unserer dicken Lastenrad-Reifen, müssen wir außerdem den Kettenspanner immer etwas lockern, um das Hinterrad herauszubekommen. Ein Plattfuß auf freier Strecke bei strömendem Regen und Wind dürfte da ein großer Spaß werden. Rohloff Speedhub Schaltung … total robust und praktisch … aber einen Plattfuß hinten wünscht man sich damit nicht.

Der zweite Flickversuch wird im Motel fällig. Dort entsorgen wir auch gleich die selbstklebenden Flicken, die ich beim ersten Flickversuch so praktisch fand.

Samstag 20.4.24 – (009) – Paso Robles – Cambria

Gesamt: 570,46 km

Von Paso Robles nach Cambria geht es endlich wieder Richtung mehr und am Ende genießen wir die längste Abfahrt, die wir bislang mit usnerem Tandem erleben durften. Ist vielleicht etwas langweilig, wenn der Wind nicht um die Nase weht, aber wer es sehen möchte, hier ist das Video dazu. Leider ist am Ende das Meer noch nicht zu sehen. Es waren noch zwei Anstiege zu bewältigen, bis es dann soweit war.

Wieder entscheidet der Zufall für uns auf überaus positive Art und Weise. Unsere geplante Warmshowers-Gastgeberin kann Samstags keine Gäste aufnehmen, das sie über der Kirche wohnt und das Gästebad gleichzeitig das Bad/WC der Kirchengemeinde ist. Wir entscheiden uns also für einen Campingplatz in San Simeon. Aber vorher gibt es nich eine Kaffeepause in Cambria. Und während der Kaffeepause kommt die Zusage eines zweiten Warmshower-Gastgeber-Paares, Rick und seine Frau Beth, per App hereingeflogen. Welch ein Glücksfall! Sie haben sich beim Race Across America kennengelernt, er ist technischer Berater für Filmaufnahmen mit Jan Ullrich, Lance Amstrong, Kevin Kostner und vielen anderen gewesen. Auch hat er mehrfach an 6-Tage-Rennen in Deutschland teilgenommen.

Sie laden uns zum Abendessen aus geretteten Lebensmitteln ein (Barilla-Nudeln mit italian Meatballs, selbstgepresster Karottensaft aus geretteten Möhren …. genau unser Stil).

Rick hilft uns beim dritten Flickversuch, denn der Flicken hat sich schon wieder gelöst. Wir haben den Reifen einfach nicht weit genug aufgepumpt, bevor wir den Flicken angbracht haben. Beim Aufpumpen der 2,15er Schläuche ist er den an den Rändern wieder abgerissen.

So sieht es aus, wenn es richtig geflickt ist. Ordentlich aufgepumpt (über den bereich hinaus ausgedehnt, den der Schlauch im Mantel verbaut einnimmt.

Diesmal tauschen wir den Schlauch und nehmen den geflickten als Ersatz mit. Er kriegt das Hinterrad auch deutlich besser am Kettenspanner vorbeigedrückt als Viktor. Aber die Situation am Hinterrad ist für einen Schlauchwechsel alles andere als ideal und die Bremsscheibe ist ständig in Gefahr, verbogen zu werden.

Einen neuen Schlauch bekommen wir in der „Bike Kitchen“ in Cambria, einem erheamtlichen Projekt in einer alten Fahrradwerkstatt. Natürlich erst nach einem netten Gespräch über dieses speziell Tandem. Zum Glück war Jutta heute erstmals am Geldautomaten (ATM) erfolgreich und wir haben Bargeld dabei, so dass wir eine Spende geben können, den mit Karte oder GooglePay geht hier natürlich nichts (wie sonst in allen anderen Gechäften und sogar an Verkaufsständen am Straßenrand).

Bei dieser Arbeit am Tandem sehen wir erstmals das Typenschild unterm Rad.

Max. Speed: 25 km/h? Macht Ihr Witze?

Dan (von Pankerad) und Lukas (von HASEBIKES) … wenn Ihr hier mitlest: Wie könnte Ihr uns mit so einem Rad auf diese Tour lassen? Zugelassen nur für 25 km/h? Wir haben die 45 km/h jetzt schon mehrfach überschritten! Nun gut, wir gehen einfach mal davon aus, dass das da nur steht, weil die Version mit Elektromotor [wer fährt den sowas? 😉 ] in Deutschland sonst eine Versicherung und ein Kennzeichen bräuchte. Oder?

Sonntag 21.4.24 – (010) – Cambria – Ragged Point – Cambria

Gesamt: 651,24 km

Sonntage sind einfach toll! Wir können Dank Rick und Beth, unseren Warmshowers-Gastgebern, ohne Gepäck einen der schöneren Teile des Highway No.1 fahren, die See-Elefanten besuchen und bis zum Ragged Point fahren. Ohne Gepäck fährt es sich natürlich deutlich leichter, was man auch am Schnitt erkennen kann. Dort angekommen bietet das Kaffee doch tatsächlich einen schweren Schokoladenkuchen names „Chocolate Landslide“ an … Viktor … typisch Tourist … lässt sich hinreißen. Das letzte Stück muss dann ein junger, radfahrender Student aus San Diego essen, der super Deutsch spricht und erst einmal in München war. Natürlich muss er uns in Berlin irgendwann mal besuchen kommen. Auf der Rückfahrt überholt er uns und verspricht, uns ein paar Fotos zu schicken, die er gemacht hat, da er sich sehr für unser Pino Tandem interessierte.

Das Treffen mit dem jungen Mann ist auch deshalb so wichtig, weil er uns von einem Freund erzählt, der letzte Woche mit dem bepackten Fahrrad durch Big Sur fuhr. An einem der mittleren Erdrutsche musste er sein Gepäck abnehmen und brauchte 1,5 Stunden, um sich durch den Bereich zu kämpfen, teilweise Rad und Gepäck einzeln über das Geröll tragend. Mit dem vollbepackten Tandem hätten wir das nicht geschafft. Wir fühlen uns bestätigt, dass wir trotz aller Enttäuschung in Monterey die richtige Entscheidung getroffen haben. Diese Begegnungen sind es halt ….

Nachmittags besuchen wir das Restaurant Linn’s, wo eines der speziellen Kamera-Fahrräder von Rick steht. Wir hoffen inständig, dass Rick und Beth unsere Einladung zum Abendessen dort annehmen und tatsächlich tun sie es dann auch. Wir freuen uns sehr, wenigstens ein kleines Dankeschön zurückgeben zu können und haben einen netten Abend, zu dessen Abschluss wir noch erleben können, wie wir in dieser Gegend ohne „Lichtverschmutzung“ bei Vollmond vor dem Haus einen vollwertigen Schatten werfen, der allerdings kaum zu fotografieren ist.

Hier noch ein kleiner Zusammenschnitt der Actioncam. Man bekommt leider nur einen traurigen Eindruck der wahren Schönheit:

Woche 2 (8.4.24 bis 14.4.24) – BER – SFO und erste Tage

Montag 8.4.24 – Hohen Neuendorf – Packen und Fahrt nach BER

Eine gute Freundin bringt uns zum Flughafen. Danke Diana!

Vorabend Checkin hat gut geklappt, der Karton mit dem Rad wurde nicht einmal gewogen. “Wie schwer ist er denn?” wurden wir bloß gefragt. Da haben wir natürlich gesagt „exakt 32 kg“.

Am Checkin-Schalter werden jedoch aus den 100 € für das Tandem als Sperrgepäck dann 250 €. Angeblich gelten die 100 € für Sperrgepäck bis 23 kg, die neun zusätzlichen Kilogramm kosten dann also 16,67 € pro Kilogramm. Vermutlich ist das immer noch günstiger als ein Versand per Fracht, aber es nähert sich dann doch langsam an. Die Hoffnung, dass das Ganze dann gemeinsam mit uns eintrifft erfüllt sich ja später dann auch nicht.

Und die Angst vor einem größeren – unversicherten – Schaden an dem teuren Tandem schwingt natürlich auch ständig mit. Auch wenn wir mit dickem Flizstift „Please, Please, Handle with Care!“ beidseitig den Karton geschrieben haben, große Hoffnung haben wir darauf eigentlich nicht. Schon am Band für das Sperrgepäck am Flughafen BER müssen wir den Karton hinlegen, obwohl er eigentlich aufrecht transportiert werden sollte. Na ja, wir haben das Öl aus dem Rohloff-Getriebe ja extra abgelassen, damit ein liegender Transport wenigstens keine Öl-Leckage auslösen kann, die unsere Scheibenbremsen beschädigt.

Dienstag 9.4.24 – Flug von BER über FRA nach SFO

Wir sind gut angekommen, wie erwartet (und wie immer) in „Secondary Immigration“ abgeführt worden (wegen unseres „Overstay“ in 1998), dann jedoch problemlos ins Land gelassen worden. Aber leider hat es unser gesamtes Gepäck nicht geschafft. Das hängt in Frankfurt, was uns schon kurz nach der Landung klar ist, da wir zwei Apple AirTags mit hineingepackt hatten, die immer noch am Frankfurter Flughafen in 9.179 Kilometer Entfernung angezeigt werden.

Es wird also nichts mit dem Zusammenbau unseres Tandems am Ankunftstag. Nicht mal Wäsche zum Wechseln haben wir im Handgepäck dabei. Das La Quinta Hotel haben wir schon um einen Tag verlängert. Jetzt hoffen wir mal, dass alles wirklich morgen wie versprochen hier angeliefert wird. Ein Gutes hat es: Der Shuttlebus wäre eh zu klein gewesen, um das riesige Tandem-Paket und die drei Kartons mit Radtaschen und Fahrradteilen aufzunehmen. Und so haben wir dann schon mal einen Sightseeing-Tag in San Francisco „gewonnen“.

Den Abend verbringen wir in South San Francisco.

Mittwoch 10.4.24 – Touristen-Tag und warten auf das Gepäck

Wir wollen mit dem CalTrain nach San Francisco hinein. Bei 10 Grad ohne Jacke im Handgepäck müssen dann halt die Schlafsachen druntergezogen werden.

Das Gepäck in Frankfurt hat sich zur richtigen Zeit bewegt. Wir gehen also davon aus, dass es wirklich auf dem Flug nach SFO ist.

Am Abend gegen 18:00 Uhr wird dann tatsächlich unser Gepäck angeliefert und wir können unser Pino zusammenbauen:

Donnerstag 11.4.24 – South San Francisco nach Mill Valley

Golden Gate Bridge vor der Überfahrt Richtung Norden

Gar nicht mal so leichte Tour nach Sausalito, genauer nach Mill Valley, zu unserem ersten Warmshowers Gastgeber. Nach nicht einmal 600 Metern müssen wir das vordere Schutzblech abbauen. Es schleift ständig irgendwo. Die Schwalbe Pick-Up Reifen waren vielleicht doch keine gute Wahl, den PankeRad musste an den Schutzblechen ziemlich herumbiegen (mit Heißluftpistoleneinsatz), um das passend zu machen. Wir fahren also ohne vorderes Schutzblech weiter, befestigen es aber hinten am Gepäck, um es am selbena Abend eventuell nochmal in der Werkstatt unseres Warmshowers Gastgebers anzupassen.

Bei der Kaffeepause an der Fishermans Wharf merke ich schon, dass mir rigendwas quer im magen liegt. Ich (Viktor) kann den Kaffee nicht austrinken und ekle mich vor der Haut darauf (Vollfettstufen-Milch?). In den Folgetagen wird es bei mir nicht wirklich besser.

Fishermens Wharf

Die Fahrt über die Golde Gate Bridge ist auch nicht wirklich toll, der Verkehrslärm ist immens, Unterhaltung unmöglich, man muss tierisch auf die Fussgänger aufpassen, die Fotos in allen möglichen Positionen machen und sich dabei auch einfach mal auf den Radweg legen.

Mit unserem schwer beladenen Rad ist fast jede Steigung nur im leichtesten Gang fahrbar und an vielen Stellen bleibt uns nur Schieben. Unser Gastgeber (Marc) wohnt auch am Ende einer scharfen Steigung, die wir ebenfalls nur heraufschieben können. Da er morgen früh zum Fischen rauswill, hilft er uns schnell mit dem Schutzblech (wir müssen am oberen Halter ein Langloch feilen und aufschleifen) und zeigt uns noch seine beeindruckte Fahrrad- und Angelrutensammlung. Dann legt er sich schlafen un d wir beziehen sein Gästezimmer direkt neben der Werkstatt. Die ausklappbare Couch ist ziemlich weich und Jutta und ich sind uns in der Nacht gegenseitig wahre „Stützen“ (Rücken an Rücken), da wir immer wieder zueinenader rollen.

Freitag 12.4.24 – Mill Valley nach South San Francisco

Ach was? Ist etwa doch Freitag der 13.te? Ich habe schon in der Nacht auf dem Weg zur Toilette Juttas Brille plattgetreten (Wozu haben wir eigentlich die Stirnlampen dabei?).

Wir haben uns für heute über 90 km bis hinter Half Moon Bay vorgenommen. Beim Frühstück in Sausalito kriege ich nicht mal ein halbes Pancake mit Banane runter. Appetitlosigkeit kenne ich sonst kaum. Schon direkt in den Stadtvierteln hinter der Golden Gate Bridge komme ich an meine Grenzen. Wir müssen wieder viel schieben, Am frühen Nachmittag ist klar, dass wir das heute niemals schaffen können. Außerdem soll unser Hostel mit Eigenverpflegung in einem Leuchtturm weit ab von jeglichen Einkaufsmöglichkeiten liegen. Da das Wetter morgen sehr schlecht werden soll, entscheiden wir uns für zwei Tage in ein Motel zu gehen und Viktor eine Erholung zu gönnen (wovon auch immer … Sonnenstich beim Sighseeing in San Francisco? Mineralmangel wegen des eventuell entmineralisierten Wassers aus der Waterfountain im La Quinat Hotel? Corona-Infektion? Dehydrierung? Überlastung? Jetlag? Adrenalin?).

Samstag 14.4.24 – South San Francisco

Wir gehen nach dem Frühstück (Schwarzer Tee und eine angebliches Ei-Schinken-Croissant, das wir uns teilen, gekauft im Food Mart an der Chevron-Tankstelle) bei Trader Joes einkaufen. Zwei Bananen und viel zu süße Oatmeal, die wir mit warmem Wasser aus der Mikrowelle im Motelzimmer anrühren. Viktor schmeckt es aber tatsächlich und auch die salzigen Chips regen den Appetit wieder etwas an.

Jutta geht nochmal los, um Corona-Tests und vielleicht irgendeinen isotonischen Drink zu besorgen, denn wir vermuten immernoch irgendwas mit fehlenden Mineralien. Viktor trinkt sonst auf den Touren immer abwechselnd Wasser und isotonisches Zeug. Hier war es bisher immer nur Wasser. Corona-Schnelltest werden hier aber scheinbar gar nicht mehr verkauft.

Sonntag 15.4.24 – South San Francisco – Pigeon Point Lighthouse

Ein perfekter Tag, der eine durchwachsene Woche abschließt.

Er beginnt zwar mit einem fürchterlichen Bubble Tea, weil wir die Karte missverstehen (gruselig süsse Mischung aus Eiswürfeln, schwarzem Tee und – bei Viktor – Nutella).

Wie man ein Drohnen-Video erhält, ohne eine Drohne auf der Tour mitzuschleppen? Indem man einem Drohnenpiloten am Straßenrand zuruft, ob er ein Video machen und per E-Mail zusenden kann.

Irgendwo vor Pigeon Point Lighthouse.

Thank You Cione!

Aber die Route ist trotz einiger heftiger Steigungen wunderschön und wir haben viel Rückenwind.

Wir enden im Hot Tub des Hostels mit Blick auf den Pazifik und Wellenrauschen in den Ohren, sehen Zugvögel in langen Linien Richtung Süden fliegen und sehen Wale oder Delfine im Wasser.

Woche 1 (1.4.24 bis 7.4.24) – Abschiede, Packen, Hausübergabe

Montag 1.4.24 – Hohen Neuendorf – Abschied Kinder

Wir laden zum Osterkaffee und Abendessen mit unseren drei Kindern ein, klären nochmal die wichtigsten Dinge ab (Versicherungen, Patientenverfügungen, Testamente, Steuererklärungen, Finanzielles, Zugriff auf den gemeinsamen Familienserver, Winterarbeiten an Haus und Garten, Kontakt mit unseren Mietern, etc.) und unsere Kinder treffen die letzten Entscheidungen bezüglich „Wegwerfen“ versus „im Keller einlagern“ versus „Mitnehmen“ ihres noch bei uns gelagerten Hab und Guts.

Für ein kurze Runde „Bohnanza„, einem Kartenspiel aus den Kindertagen unserer Kids, bleibt uns auch noch Zeit.

Abschiedsfoto mit Kids

Ein Artikel in der MAZ erscheint zu unserer Tour.

Dienstag 2.4.24 – Hohen Neuendorf – Hausübergabe

Am Vormittag bringe ich Firmenlaptop, Firmenhandy, Firmenkreditkarte und Zugangskarte für das Firmengebäude zur Post. Es stellt sich ein erster Anflug von Auszeit und Freiheit ein.

Freeeedoooom!

Wir erfahren von einem guten Freund, dass es einen weiteren Schaden am Highway No. 1 nördlich von Big Sur gibt, der unsere Tour in den ersten zwei Wochen stark beeinträchtigen könnte. Wir hoffen, dass die eine unbeschädigte Spur eventuell für Radfahrende passierbar bleibt.

Ob wir da durchkönnen?

Am Nachmittag erfolgt die Schlüsselübergabe, letzte Hausbesichtigung und Absprache mit unseren Mietern.

Abends gibt es noch ein emotionales, virtuelles Anstoßen mit den besten Freunden, leider nur per Zoom-Konferenz und mit einem traurigen Gruß ins Jenseits, an den einen von uns, der uns Anderen viel zu früh im November vorausgegangen ist und der gerade heute Geburtstag hätte.

Mittwoch 3.4.24 – Hohen Neuendorf & Berlin – Letzter Globetrotter-Einkauf und Entsorgungsfahrt zum Recyclinghof

Am Vormittag geht es nochmal zu Globetrotter nach Berlin-Steglitz. Wir brauchen noch ein paar Klamotten für die tropischen Gefilde, inbesondere dünnere, mückenresistente, lange, locker sitzende Kleidung. Wir entscheiden uns für permethrin-behandelte, langärmelige Hemden und langbeinige Hosen. Der Hersteller meiner Hose, Craghoppers, ist genauso alt wie ich. Unsere Socken wollen wir erst vor Ort mit Mücken-Repellentien für Textilien einsprühen.

Mein Jahrgang

Bei Stadler kaufen wir noch den fehlenden vorderen 20-Zoll Ersatzreifen von Schwalbe (Pickup, 55-406) und Metallbänder zur Befestigung unseres ABUS-Faltschlosses am Rahmen des Tandems.

Bei Stadler in Berlin

Den Nachmittag verbringen wir mit weiterem Aufräumen, „Ausmisten“ und dem Einlagern von Kartons in Keller, Dachgeschoss und Schlafzimmer. Unsere Mieter wollen das Dachgeschoss gar nicht nutzen, so dass die Aufräum-Situation jetzt etwas entspannter ist.

Eine letzte Fahrt zum Recyclinghof nach Germendorf schließt den Nachmittag ab.

Donnerstag 4.4.24 – Hohen Neuendorf – Neue Rauchmelder anbringen und Tandem verpacken

Als wir unsere Rauchmelder mit neuen Batterien ausrüsten wollen, stellen wir fest, dass sie fast 20 Jahre alt sind und eigentlich alle 10 Jahre erneuert werden sollten. Als verantwortungsvolle Vermieter investieren wir in neue, die heutzutage gar keine auswechselbaren 9-Volt Blockbatterien mehr haben. Die Teile soll man nach 10 Jahren gemeinsam mit der fest eingebauten Batterie einfach wegwerfen. Ist das jetzt ein Fortschritt?

Das verpackte Tandem muss noch etwas leichter werden. Wir liegen noch 300 Gramm über den für Sperrgepäck zulässigen 32 kg. Der Ständerhalter (200 Gramm) muss abgebaut werden. Dazu mussten wir extra große Torx-Schlüssel besorgen (TX40 und TX45), müssen zu zweit arbeiten, damit der Schlüssel nicht abrutscht, und brauchen ein doppelte Verlängerung, um ein ausreichendes Drehmoment zum Lösen der Schrauben aufbringen zu können.


Abgebaute und getrennt verpackte Komponenten (Sattel mit Sattelstütze, Lowrider-Gepäckträger, Ständer, Zusatzgriffe für Captain, Sitz mit Handgriffen für Stoker, Pedale)

Der Originalkarton für den Fahrradtransport als Sperrgepäck ist leider zu kurz, unter anderem wegen der dickeren Lastenrad-Reifen. Wir müssen also stückeln und “basteln”. Na ja, das ist schon mal eine gute Übung für Panama, wo wir das Spielchen ja nochmal machen müssen, denn einen genau passenden Karton wird man unterwegs niemals finden.

Da muss der Karton verlängert werden und noch irgendein Polster hin, sonst geht uns das Kettenblatt hinüber.

Im Zuge der Resteverwertung wird in den letzten Tagen alles aufgegessen, was der Tiefkühlschrank und das Konservenregal so hergibt. Im Dezember hatte ich beim Quiz eines Kollegen eine seiner regionalen Fleisch-Spezialitäten gewonnen. Die durfte ich heute ganz alleine essen. Geruch und Geschmack lösen in mir Erinnerungen aus, die ich hier lieber nicht beschreiben will. Erstaunlicherweise hat es aber trotzdem ganz gut geschmeckt.

Zum Nachtisch gibt es seit Tagen Johannisbeeren aus dem Tiefkühler in allen möglichen Kombinationen. Wir haben definitiv zu viele Johannisbeersträucher im Garten.

Am frühen Abend bringen wir unser gebrauchtes Pino zu einem Freund ins 6,5 km entfernte Borgsdorf, der es freundlicherweise für uns verkaufen will (Interesse?), während wir unterwegs sind. Ein letztes Mal sind wir mit unserem treuen Gefährt unterwegs, ganz ohne Gepäck auch nochmal mit richtig viel Schwung, selbst in den paar kleineren Steigungen. Mit 255 kg Gesamtgewicht wird das in den Steigungen eine ganz andere (Tor)Tour werden.

Freitag 5.4.24 – Hohen Neuendorf – Neue Rauchmelder anbringen und Tandem verpacken

Abendessen bei ADFC-Freunden, die uns als Dank für eine kinder-Etagenbett wunderbar bekochen. Nudeln arrabiata, Rote Beete Carpacchio auf Apfelsinenscheiben, super lecker. Dazu genau der richtige Wein zu unserer Tour: „Auszeit“

Der richtige Rotwein zum Sabbatjahr

Grundreinigung des Teslas bei in Hohen Neuendorf bei „Glanz von Hand“ für den Übergang ins Carsharing von Carsharing Hohen Neuendorf e.V.

Samstag 6.4.24 – Hohen Neuendorf – Neue Rauchmelder anbringen und Tandem verpacken

Letzte Germendorf Entsorgungstour mit Altpapier, jahrzehnteralter Bettdecken, u.s.w.

Am Nachmittag übergeben wir unser Auto …Übergabe Tesla an den Carsharing Verein. Das sind schon tolle Menschen, mit denen wir da ehrenamtlich zusammenarbeiten.

Sonntag 7.4.24 – Hohen Neuendorf – Antenne Brandenburg und packen, packen, packen

Frau Steger von Antenne Brandenburg kommt zum Interview.

Heute ist Viktors Packtasche für Die Kleidung und die Werkzeugpacktasche.

Und Durchwischen im Haus.

Das neue Hasebikes Pino Tandem ist da!

Was lange währt wird endlich gut! Eigentlich hatten wir ja auf ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk in 2023 gehofft, aber am Ende wurde es selbst mit dem Liefertermin im Februar 2024 noch knapp.

Am Freitagabend des 23.02.2024 nach Geschäftsschluss geht es also um 19:30 Uhr zu PankeRad in Berlin Pankow. Wir fahren mit dem Auto hin, weil wir den großen Karton mitnehmen wollen, um das Fahrrad für den Flug nach San Francisco ordentlich verpacken zu können. Das Tandem bringt Jutta mit der S-Bahn zu uns nach Hause.

Transportkarton

Die Maße des Kartons sind 260 mm x 900 mm x 1.865 mm (Summe der Kantenlängen: 3.025 mm) und er wiegt ohne Inhalt schon 7,6 kg. Das überrascht uns dann doch etwas und dürfte noch zu Problemen führen, denn das Tandem wiegt in der Standardausführung schon über 30 kg, in unserer Ausführung mit Rohloff-Schaltung und weiterem Zubehör sogar 33,2 kg. Lufthansa erlaubt aber nur ein Maximalgewicht von 32kg inklusive Karton. Wir werden also irgendwie 10 kg Zubehör abbauen und getrennt verpacken müssen.

Vermutlich werden das sein:
– Ständer
– Lowrider
– Pedale
– Vordersitz
– Sattel (520 g)
– Sattelstütze (830 g)
– Zusatzgriffe Captain (364 g)

und vielleicht sogar das Vorderrad.

Der Karton passt bei geschlossener Heckklappe leider doch nicht wie geplant in unseren Kofferraum. Ich kriege ihn nur mit Mühe nach Hause transportiert und muss dazu den Fahrersitz extrem weit nach vorne stellen. So kommen wir definitiv nicht mit Fahrrad-Karton und sonstigem Gepäck zum Flughafen BER. Zum Glück hatte dieser Blog hier schon einen überaus positiven Nebeneffekt: eine Freundin hat nach dem letzten Beitrag angeboten, uns mit ihrem größeren Auto zum Flughafen zu bringen.

Misslungene Packprobe

Am Samstag und Sonntag unternehmen wir sofort unsere erste Testfahrt. Eigentlich wollen wir schon das volle Gepäck ausprobieren, aber die Zeit zwischen Frühstück und geplanter Abfahrtszeit gegen Mittag reicht nicht, um alles einzupacken und am Tandem anzubringen. Besonders der Lowrider verursacht Probleme, weil dort irgendwelche Einpressmuttern so eigenartig angebracht sind, dass unsere vorderen Gepäcktaschen von Vaude nicht so passen, wie wir uns das vorgestellt haben. Direkt vor der Einpressmutter beginnt schon die Krümmung des Rohres (siehe Foto) und die Klammern der Tasche rasten dort nicht mehr richtig ein. Direkt dahinter hat man aber schon zwei Zentimeter verschenkt und bei unserem Modell (Vaude Aqua Back Plus) hat man nicht genug Spielraum zum Verschieben der Klammern an der Tasche. Am Ende geben wir den Plan auf, auch unsere kleinen Satteltaschen von Vaude schon auf die erste Tour mitzunehmen.

Immerhin können wir unsere hintere, leuchtend-orange Globetrotter-Ortlieb-Backroller-RackPack-Kombination schon austesten. Hier taucht allerdings das Problem auf, dass die Globetrotter-Version der Ortlieb-Taschen noch mit dem alten Quick-Lock 1/2 (QL1/QL2) ausgestattet ist und nicht mit den neuesten QL2.1 und höher. Dafür gibt es wiederum keine Adapter für 10 mm Rohre wie wir sie an unserem Gepäckträger haben. Wir müssen also mit 11 mm Adaptern arbeiten und das kleine Spiel akzeptieren. Bis wir uns dazu entscheiden, suchen wir aber zunächst verzweifelt nach den passenden Adaptern und erst eine Internetsuche belehrt uns eines Besseren. Ich überlege natürlich sofort, ob ich mir die 10 mm Adapter mit einem 3D-Drucker selbst produziere (bzw. von meinem Sohn im Coworking-Space am Hasso-Plattner-Institut 3D-drucken lasse).

Nachtrag: Ein paar Stunden später per WhatsApp:

„Technische Spezifikation“
Download von Thingiverse
Und vor 20:00 Uhr … schon verrückt … schöne neue Welt
Ein paar Tage später: Sitzen ein bisschen stramm, aber passen.
Als alter Maschinenbauer erkenne ich natürlich sofort die Schwachstellen, wenn alles auf genau 10 mm gefertigt ist. 😉

In der oberen 31 Liter RackPack-Tasche von Ortlieb finden jedenfalls Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, aufblasbare Kopfkissen und Daunenjacken ausreichend Platz. Das ist schon mal ganz vielversprechend. Auf den ersten Blick sieht es auch so aus, als könnten wir hinten notfalls noch quer eine weitere Tasche auf dem Gepäckträger unterbringen. Bis zur Höhe meines Sattels ist jedenfalls noch einiger Spielraum.

Erste Ausfahrt

Auf der Hinfahrt am Samstag wählen wir absichtlich eine Strecke, die uns über ein paar Brücken und kleinere Steigungen führt (u.a. Havelchaussee am Wansee). Schon sehr früh springt uns beim Schalten unter Last an einer Fahrrad- und Fußgängerbrücke ein extrem schwerer Gang rein und wir müssen mitten in der Steigung anhalten. Zum Glück kann man mit der Rohloff im Stand wunderbar herunterschalten und auch in der Steigung halbwegs sicher aufsteigen und losfahren.

Wie sich später herausstellt ist das eine der Eigenheiten der Rohloff Speedhub Schaltung. Beim Gangwechsel unter Last zwischen dem 7 und 8 Gang kann kurzzeitig der 14 Gang reinspringen (siehe Screenshot). Wir waren es von der Kettenschaltung des alten Pino-Tandems ja schon gewohnt, dass ich vor dem Schalten eine Ansage mache, wenn wir gerade schwer treten, um beim Schalten unter Volllast keinen Kettenriss zu riskieren. Auf unserer Rheinradtour hatten wir das aber trotzdem „geschafft“ und das war einer der Gründe für den Umstieg auf Rohloff Speedhub. Auf der Rückfahrt am Sonntag haben wir das Ansagen und „Last wegnehmen“ dann schon voll im Griff und es stellt kein Problem mehr dar.

Pause in Zehlendorf

Wir nutzen beide Fahrten für das Experimentieren mit der Sattelhöhe, der Lenkerneigung und den Griffpositionen der Zusatzgriffe. Beim Anfahren an einer Ampel im höheren Gang ziehe ich einmal so heftig am Lenker, dass sich der obere Teil zu mir verdreht. Diese Schraube war wohl noch nicht fest genug angezogen. Einige andere Schrauben sind nach den ersten 50 km auch schon recht locker. Eine der Madenschrauben am Lenker hängt offenbar schon im letzten Gewindegang bevor ich sie wieder festziehe.

Jutta fährt erstmals mit Klickpedalen und hat tatsächlich den Eindruck, dass sie weniger Kraft braucht, um ihre Füße auf den Pedalen zu halten. Das war eine gute Investition auf Anraten einer Physioterapeutin. Ihre Sitzpostion ist aber noch nicht optimal, denn – anders als beim Vormodell – rutscht sie immer wieder nach vorne in Richtung ihrer Pedale. Die Einstellbarkeit der Sitzneigung für den Stoker müssen wir uns nochmal genauer anschauen.

Madenschrauben lockerten sich schnell
Abfahrt bei Freunden in Teltow

Für die Rückfahrt wählen wir eine etwas längere Strecke über Falkensee und bringen so die ersten 100 km auf den Tacho. Wir sind mit dem neuen Modell insgesamt sehr zufrieden, auch wenn wir merken, dass der Winter in puncto Fitness seine Spuren hinterlassen hat.

Fähre Wannsee – Kladow

Bekannte Schwachstellen

Bei der Abholung bei PankeRad machte uns Dan, der Besitzer von PankeRad, noch in aller Offenheit auf die eine oder andere bereits bekannte Schwachstelle des neuen Pino-Modells aufmerksam:

Ständer

Der neue Klapp-Ständer hat eine Tragfähigkeit von über 100 kg und kann das voll beladene Fahrrad problemlos halten. Da man den Vordersitz aber während der Pausen auch gerne als Sitzgelegenheit nutzt, empfiehlt es sich, die Höhe so einzustellen, dass Vorder- und Hinterrad bei ausgeklapptem Ständer noch den Boden berühren.

Zahnradmechanismus des Ständers

Neopren-Windel für Ständer

Die Zahnräder unter dem Ständer sammeln sehr schnell Schmutz und Matsch an und das verursacht offenbar die häufigsten Garantiefälle. Dan empfiehlt eine regelmäßige Reinigung und am besten eine Neopren-„Windel“. Wir bestellen also noch am Wochenende Neopren, um uns eine Hülle zu nähen. HASEBIKES hat es bisher nämlich noch nicht geschafft, ein entsprechendes Zubehörteil ins Programm aufzunehmen. In der darauffolgenden Woche näht sie ein Teil, das sich über den zusammengeklappten Ständer ziehen und mit einem Klettverschluss relativ eng anliegend anbringen lässt. Wir werden unterwegs feststellen können, ob es sich bewährt.

Selbstgenähte Neopren-„Windel“ für den Ständer.

Klemmschraube Teleskopierung

Klemmschraube Teleskopierung

Bei den ersten Kleinserien des neuen Pino-Modells ist es offenbar häufig zum Abreißen der Klemmschraube gekommen, die für den Teleskop-Mechanismus benutzt wird. In der Nähe der Schraube befindet sich am Rahmen ein deutlich sichtbarer Aufkleber mit einer Drehmoment-Angabe von 14 Newtonmetern.

Die Schraube wird von vielen Besitzern und leider auch Fahrradwerkstätten trotzdem oft zu stark angezogen und reißt in der Mitte ab. Ein abgerissenes Gewinde ist dann kaum noch aus der Gewindebohrung zu bekommen. Einige Pino-Experten haben deshalb die Schraube am Ende mit einem zusätzlichen Schlitz versehen (vermutlich mit einer Flex), um sie nach einem Bruch noch mit einem Schraubendreher herausdrehen zu können.
Im Pino-Forum kann man nachlesen, dass es sich bei der Spezial-Schraube anfangs möglicherweise um eine Fehlkonstruktion handelte. Als alter Maschinenbau-Ingenieur erinnere ich mich aus der Konstruktionslehre noch gut an das Thema Kerbspannungen und Freistiche. Die Schraube wurde deshalb 2021 umkonstruiert und mit einem Freistich versehen. Natürlich werde ich genau überprüfen, was da bei unserem Modell verbaut wurde und eine Ersatzschraube mitnehmen.

Gleitlager Lenkung

Eine weiterer bekannter potentieller Schwachpunkt liegt in der Anlenkung zur Vordergabel. Auch dazu kann man im Pinoforum einiges nachlesen. Dan erklärt, dass die Gleitlagerung durch teilweises Abdrehen des Schraubenkopfes und der Mutter entsteht. Wenn diese zu stark angezogen werden, kann es zu einer unsymmetrischen Abnutzung unter dem Schraubenkopf kommen, die zu einem Spiel in der Lenkung führen kann. Wenn dieses Spiel auftritt, kann man das bei nächster Gelegenheit mit – Zitat – „zwei, drei Feilstrichen“ korrigieren, wenn man an einer Fahrradwerkstatt vorbeikommt.

Zeichnung aus einem Beitrag im Forum
Explosionszeichnung, freundlicherweise von HASEBIKES geschickt

Jedenfalls werden wir als Ersatzteile auch diese Schraube, Mutter und Lagerschalen mitnehmen, vermutlich zweifach.

Freilauf

Der Freilauf am Tretlager, der dazu führt, dass Jutta vorne als Stokerin …
– nicht ständig mittreten muss
– immer mittreten kann
– nie ausschließlich alleine treten kann
… ist ein sehr spezielles Bauteil, das nicht überall als Ersatzteil zu erhalten ist.

Vermutlich werden wir das Ersatzteil mitnehmen oder irgendwo unterwegs zwischenlagern, vielleicht in Kolumbien, wo wir über Juttas Chor eine mögliche Anlaufstation haben oder in Peru oder Ecuador, wo wir ebenfalls einige Kontakte haben.

Reifen

Eigentlich hatten wir geplant, dass das neue Tandem gleich mit den neuen Schwalbe-Pickup-Lastenradreifen ausgestattet wird. Da ist in unserer Kommunikation mit PankeRad aber leider etwas schiefgegangen und es sind nur die „normalen“ Schwalbe Marathon Plus Reifen auf die stärkeren Andra 40 Felgen mit 40 Speichen montiert. Wie hier schon berichtet, haben diese Reifen von Schwalbe keine Freigabe für die große Last von 255 kg, mit der wir zeitweise unterwegs sein werden, besonders wenn wir viel Wasser und Nahrung mitführen müssen (20″ Reifen vorne 80 kg, 26″ Reifen hinten 118 kg, zusammen also nur 198 kg Belastbarkeit).

Die Schwalbe Pickup Lastenradreifen haben für den 26″ Reifen (ETRTO 55-559 (26×2.15 Zoll)) eine Belastbarkeit von 155 kg und für den 20″ Reifen (ETRTO 55-406 (20×2.15 Zoll)) von 115 kg, zusammen also 270 kg.

Vermutlich werden wir die Schwalbe Pickup Reifen jetzt bestellen, nach Kolumbien schicken und nach den ersten ca. 6.000 km darauf umsteigen.

„Falsche“ Schwalbe Marathon Plus Reifen

Rohloff Speedhub Eigenheiten

Eine der Rohloff-Eigenheiten beim Gangwechsel unter Last ist ja weiter oben schon beschrieben. Wir müssen in Steigungen also gut harmonieren, damit uns der 14. Gang nicht unerwartet reinspringt.

Fliegen mit dem Rohloff Speedhub

Da wir mit dem Flugzeug nach San Francisco kommen, ist der Transport des Tandems in liegender Position wohl unvermeidbar. Dazu hatten wir uns ja schon bei der Planung der Anreise einige Gedanken gemacht. Das kann dazu führen, dass das Öl lange auf der Dichtung steht und durch die Druckwechsel im Laderaum des Flugzeuges während des Fluges austreten kann. Da wir Scheibenbremsen haben, könnte das im schlimmsten Fall die hinteren Bremsen beschädigen.

Nach dem Lesen der Seiten Fliegen mit dem Rohloff Speedhub und Keeping the Rohloff Hub Topped Off entscheiden wir uns dazu, das Öl für den Flug vorher abzulassen und getrennt zu verpacken.

Öl-Leckagen

Meine Rückfrage bei Bob von Gullivers Travels, die mit dem Pino-Vorgängermodell unterwegs waren, ergibt, dass sie eigentlich dauerhaft Leckagen von Öl aus dem Rohloff-Speedhub hatten. Ich vermute, dass das eventuell auch daran gelegen haben könnte, dass sie es „zu gut“ gemeint haben und immer wieder nachgefüllt haben. Rohloff hat die erforderliche Ölmenge über die Jahre scheinbar auch immer weiter gesenkt. Bei einem Ölwechsel soll man heute nur noch 12,5 ml nachfüllen (früher waren das wohl 50 ml, später dann 25 ml), da beim Ablassen relativ viel Öl an den Zahnrädern verbleibt und man das Getriebe leicht überfüllen kann, was dann zu Leckagen führt, weil das Öl an den Dichtungen ansteht.

Paul’s Slide

Während der weiteren Detailplanung für den ersten Monat stellt sich Ende Februar 2024 heraus, dass ein mögliches Hotel, das Lucia Lodge, geschlossen ist, weil wegen eines Hangrutsches namens „Paul’s Slide“ schon seit Jahren eine Straßensperrung besteht, die noch nicht aufgehoben ist. Während Google-Maps und Komoot bei der Tourenberechnung behaupten, man könne mit dem Fahrrad durchfahren, sagen die Webseiten von „Big Sur California“ etwas anderes.

Big Sur California – „Motorists are advised“ … na was denn nun?
Google Maps per Auto
Google Maps per Fahrrad
Routenplanung mit Komoot

Meine Befragung der Google-KI (Gemini) ergibt eine Sperrung, die auch Fahrräder und Fußgänger betrifft. Die Google-KI entschuldigt sich sehr freundlich bei mir für die Fehlinformation von Google-Maps.

Das ist sehr ärgerlich, denn wir wollen die Tour auch deshalb in San Francisco starten, weil der Highway No.1 am Big Sur landschaftlich wunderschön und verkehrsarm ist und wir diesen Abschnitt unbedingt nochmal sehen und erleben wollten. Außerdem bedeutet das einen großen Umweg und größere Teilstrecken auf dem viel befahrenen Highway 101.

Vielleicht ändert sich ja bis Mitte April noch etwas. Wir fragen sicherheitshalber auch nochmal per E-Mail unter info@bigsurcalifornia.org nach, aber große Hoffnung machen wir uns nicht mehr.

In den letzten Februar-Tagen beginnen wir, die potentiellen Warmshowers-Gastgeber für die ersten zwei Wochen unserer Tour zu kontaktieren und erhalten wichtige Tipps zu den Straßen-Sperrungen. Es wird allgemein erwartet, dass die Straßen im April wieder durchgängig sind. Radreisende schaffen es aber auch heute schon, die Stellen halbwegs sicher (wenn auch nicht ganz legal) zu passieren, wenn sie nach 17 Uhr vor Ort sind. Dann sind die Bauarbeiten des Tages beendet und es ist noch hell genug, um den Streckenabschnitt zu Fuß zu überwinden. Wir nehmen uns also vor, die Stelle möglichst am späten Nachmittag zu erreichen.

Planung von Anreise und erstem Monat in Kalifornien

Anreise

Anfang Februar 2024 beginnen wir die ersten Tage unserer Tour ein wenig detaillierter zu planen, ohne uns allerdings die Flexibilität nehmen zu wollen, während der Tour spontane Entscheidungen treffen zu können.

Da der Flug am 9. April ab dem Berliner Flughafen BER schon um 8:15 gehen wird und wir mit „großem Gepäck“ (also vor allem unserem Tandem im Karton) möglichst stressfrei so früh wie möglich einchecken wollen, prüfen wir die Möglichkeit eines Vorabend-Checkins. Und so wie es aussieht, ist das am BER problemlos möglich.

Vorabend-Check-In am BER verfügbar

Also buchen wir uns eine Nacht im Intercity-Hotel am BER ein und planen, uns von unserem jüngsten Sohn, der uns das schon angeboten hatte, mit unserem Tesla Model 3 (das ab dem 1. April wohl schon im Carsharing-Betrieb bei Carsharing Hohen Neuendorf e.V. laufen wird) hinbringen zu lassen. Der Kofferraum sollte das jedenfalls hergeben, wenn einer von uns mit der S-Bahn zum BER fährt. Die Abmaße des Kartons sollen ja voraussichtlich 188cm x 27cm x 89cm betragen.
Allerdings ist es für ein Rad mit Rohloff-Speedhub nicht gut, liegend transportiert zu werden, wie das in unserem Kofferraum notwendig wäre.

Aus der Rohloff Gebrauchsanweisung

Auch beim Transport im Flugzeug scheint das häufiger ein Problem zu sein, besonders wenn die Kiste mit dem Rad seitlich liegend transportiert wird. Die Luftdruckunterschiede können dann das Öl aus dem Getriebe drücken. Im schlimmsten Fall kann das Öl dann auf die hintere Scheibenbremse tropfen und diese beschädigen. Wir werden deshalb für den Transport das Öl aus dem Getriebe abziehen und bei der Ankunft in SFO wieder einfüllen müssen. Johnny Isaak hat dazu eine schöne Seite geschrieben.

Bei gutem Wetter können wir den Karton vielleicht hinten auf unseren Heckgepäckträger packen und es passen dann sogar alle Personen ins Auto.

Erste Nacht am Flughafen SFO

Für die erste Nacht in San Francisco benötigen wir ein Hotel direkt am Flughafen, möglichst mit einem Shuttleservice, der auch unser Tandem mitnehmen kann. Wir entscheiden uns für das La Quinta Hotel (SFO North). Dort wollen wir das Tandem mit unserem Bordwerkzeug so weit zusammenbauen, dass wir eine kurze Tagestour nach Sausalito auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge schaffen können. Dort wollen wir alle restlichen Einstellungen am Tandem vornehmen und alle Schrauben nochmal ordentlich festziehen.

Erste Kurzetappe noch Sausalito

Schon vor knapp einem Jahr haben wir über das Warmshowers-Netzwerk Kontakt mit einem potentiellen Gastgeber in Sausalito aufgenommen (Mark Sapiro), der regelmäßig Bikepacking-Gäste aufnimmt, die auf ihre große Tour in Richtung Süden starten. Er hat angeblich eine gut ausgerüstete Werkstatt und bot uns sogar an, dass wir ihm unser Tandem per Kurier schicken und es bei ihm lagern können, bis wir ankommen.

Wir sind selbst seit 2018 bei Warmshowers dabei und haben schon einige Gäste bei uns aufgenommen. Das geschieht grundsätzlich kostenlos. Bei uns übernachten die Gäste im Gästezimmer oder sie zelten im Garten. Viele Gastgeber bieten auch einfach nur ihren Fußboden an, auf dem man mit Isomatte und Schlafsack übernachtet.

So lernt man immer wieder interessante Menschen kennen, die auf großer oder kleiner Tour mit dem Fahrrad unterwegs sind. Derzeit am spannendsten finde ich ein chinesisches Ehepaar mit ihrem 5-jährigen Sohn, die im August bei uns zu Gast waren und im Februar 2024 gerade Bolivien erreicht haben. Ich folge ihnen schon seit einiger Zeit auf Facebook, da sie auf einer Route unterwegs sind, die wir ebenfalls befahren wollen. Für die Facebooker unter Euch: Li Rui

Li Rui und Familie bei uns zu Gast (Warmshowers) im August 2023

Sausalito – Tijuana

Für die erste Teilstrecke in Kalifornien machen wir uns einen ersten Entwurf der Etappen (allerdings noch ohne touristische Ruhetage oder die paar Tage für den Besuch bei Freunden in Santa Barbara). Dabei nutze ich Komoot und nehme einfach eine tägliche Etappenlänge von ca. 70 km an.

Dann passe ich grob die Zwischenziele an, in denen ich Warmshowers-Gastgeber finde oder preisgünstige Motels/Hotel/B&Bs oder in denen wir auf jeden Fall mindestens einen Tag bleiben wollen (z.B. Monterey oder Santa Barbara). Daraus ergibt sich dann dieser grobe Plan, den wir in unsere „große Übersichtstabelle“ eintragen.

Grobplanung (hm = Höhendifferenz bergauf)

Die Feinplanung wird sowieso während der Tour Tag für Tag stattfinden, da wir spontan auf alles reagieren wollen, was uns gerade passieren mag.

Paul’s Slide

Während der weiteren Detailplanung für den ersten Monat stellt sich Ende Februar 2024 heraus, dass ein mögliches Hotel, das Lucia Lodge, geschlossen ist, weil wegen eines Hangrutsches namens „Paul’s Slide“ schon seit Jahren eine Straßensperrung besteht, die noch nicht aufgehoben ist. Während Google-Maps und Komoot bei der Tourenberechnung behaupten, man könne mit dem Fahrrad durchfahren, sagen die Webseiten von „Big Sur California“ etwas anderes.

Big Sur California – „Motorists are advised“ … na was denn nun?
Google Maps per Auto
Google Maps per Fahrrad
Routenplanung mit Komoot

Meine Befragung der Google-KI (Gemini) ergibt eine Sperrung, die auch Fahrräder und Fußgänger betrifft. Die Google-KI entschuldigt sich sehr freundlich bei mir für die Fehlinformation von Google-Maps.

Das ist sehr ärgerlich, denn wir wollen die Tour auch deshalb in San Francisco starten, weil der Highway No.1 am Big Sur landschaftlich wunderschön und verkehrsarm ist und wir diesen Abschnitt unbedingt nochmal sehen und erleben wollten. Außerdem bedeutet das einen großen Umweg und größere Teilstrecken auf dem viel befahrenen Highway 101.

Vielleicht ändert sich ja bis Mitte April noch etwas. Wir fragen sicherheitshalber auch nochmal per E-Mail unter info@bigsurcalifornia.org nach, aber große Hoffnung machen wir uns nicht mehr.

Baja California und Mexiko

Da wir uns für Ende Juni in Costa Rica mit der Familie verabredet haben und für den 4. August eine Bootsüberfahrt von Panama nach Kolumbien reserviert haben, wird im Februar 2024 schon klar, dass wir in Baja California oder auf dem Festland in Mexiko vermutlich mal für ein paar hundert oder auch tausend Kilometer auf andere Verkehrsmittel umsteigen werden, damit das ganze Unterfangen nicht in eine elende „Kilometerschrubberei“ mündet.

Die ersten Recherchen zeigen, dass das gar nicht so einfach werden dürfte. Bahnverbindungen gibt es in Mexiko praktisch gar nicht, Busunternehmen transportieren selbst normale Fahrräder nur ungerne. Wir hoffen einfach mal auf die freundlichen Lastwagenfahrer und -fahrerinnen, von denen Bikepacker in Lateinamerika immer berichten.

Versicherungen

Bildquelle: www.finanzen.net

Zum Thema „Versicherungen“ gibt es drei Themenfelder, die man getrennt betrachten kann:

  1. Wie stellt man sicher, dass man bei der Rückkehr nach Deutschland weiterhin krankenversichert ist, auch wenn man z.B. die Tour vorzeitig abbrechen muss?
  2. Wie stellt man sicher, dass man unterwegs ausreichend gut krankenversichert ist und im Notfall gerettet, versorgt und vielleicht sogar nach Deutschland zurückgebracht wird?
  3. Wie sichert man sich gegen Schäden ab, die man unterwegs verursacht und für die man haften muss?

1. Deutsche gesetzliche Krankenversicherung

Wir sind beide in der Techniker Krankenkasse (TK) gesetzlich versichert und unsere Arbeitgeber werden während unserer Abwesenheit keine Versicherungsbeiträge leisten.

Bei einem ersten Telefonat mit der TK stellt sich heraus, dass wir bei einer Unterbrechung der Beitragszahlungen aufgrund unseren „hohen“ Alters bei der Rückkehr (wir werden beide über 55 Jahre alt sein) bereits jenseits der – Zitat – „magischen Altersgrenze“ liegen werden, oberhalb derer uns die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr zurücknehmen muss.

Uns bleibt daher entweder die Option, während des gesamten Jahres eine sogenannte „Anwartschaft“ zu zahlen (67,87€ pro Monat und Person), mit der wir ab dem Zeitpunkt der Rückkehr nach Deutschland sofort wieder in der TK versichert wären, oder wir zahlen einen monatlichen Mindestbeitrag (226,24€ pro Monat) für die ganz normale Versicherung einer Person (die zweite Person ist dann automatisch in der Familienversicherung mitversichert). Da wir noch einen mitversicherten studierenden Sohn haben, ergibt eine kurze Berechnung:

Option 1: Sohn (Student) 125,21€ + Viktor Anwartschaft 67,87€ + Jutta Anwartschaft 67,87€ = 260,95€ monatlich
Option 2: Freiwillige Weiterversicherung (ganze Familie mitversichert) = 226,24€ monatlich

Wir entscheiden uns also für Option 2.

2. Auslandskrankenversicherung

Envivas Angebot

Da eine gesetzliche Krankenversicherung wie die TK nur in der EU gilt (siehe hier) benötigen wir für unsere Tour eine spezielle Auslandskrankenversicherung, wenn wir das Risiko nicht komplett selbst tragen wollen. Da die TK mit der Envivas kooperiert und wir dort bereits vor Jahren eine Reisekrankenversicherung für Auslandsaufenthalte bis zu 60 Tagen abgeschlossen hatten, rufe ich dort an.

Überrascht muss ich feststellen, dass die Envivas wegen des Starts unserer Tour in den USA von uns für das gesamte Jahr die deutlich teurere Versicherung „mit USA & Kanada“ verlangt, obwohl wir die USA nach maximal 30 Tagen verlassen wollen.

Envivas, ohne USA, pro Person
Envivas, mit USA und Kanada

Eine Aufteilung der Reise in zwei Abschnitte kann mir die Envivas auch nach mehreren Telefonaten mit unterschiedlichen Beratern und Beraterinnen nicht anbieten, da der Zielort der Anreise, für uns also San Francisco, ausschlaggebend ist. Angeblich wird im Schadensfall als erstes ein Nachweis über die Anreise verlangt (Flugticket). Wenn man dann die falsche Versicherung ohne USA & Kanada abgeschlossen hat, werden die Kosten nicht übernommen, selbst wenn die Behandlung gar nicht in den USA erfolgt.

Der Anruf bei einem Reiseversicherungsmakler bestätigt dann, dass alle Versicherungen das ähnlich handhaben wie die Envivas. Der Makler gibt mir allerdings den Tipp, dass die Allianz eventuell im direkten Geschäft flexibler sein könnte. Er selbst könne uns auch nichts besseres anbieten.

Allianz Angebot

Also rufe ich in der Zentrale der Allianz an und werde an die Allianz Travel weiter verwiesen. Drei Telefonate später (denn immer wieder kommt die versprochene E-Mail mit dem Angebot und den Konditionen nicht) bietet uns die Allianz einen zeitlich gesplitteten Tarif an: 3 Monate USA (9.4. – 3.6., 56 Tage, 19€), danach 9 Monate Lateinamerika (4.6. – 31.3.25, 301 Tage, 782,60€) pro Person. Nach Überprüfung der Versicherungsbedingungen, insbesondere bezüglich Rücktransport nach Deutschland und möglicher hoher Bergungskosten vor Ort, schließen wir diese Versicherungen ab.

Bergungskosten

Die „Krankentransportkosten“ vom Unfallort bis ins Krankenhaus werden von jeder Auslandskrankenversicherung abgedeckt. „Bergungskosten“ sind alle Kosten für Bergung und Transport bis zum Rettungswagen oder Rettungshubschrauber. Die meisten Versicherungen definieren dafür einen Höchstbetrag, der normalerweise ausreicht, wenn man nicht gerade nach einem Unfall beim Klettern, Bergwandern oder Skifahren aus einer Gletscherspalte geborgen werden muss. Da wir nicht vorhaben, mit unserem Tandem in völlig unwegsamen Gelände unterwegs zu sein, besteht hier wohl eher kein Grund zur Sorge.

Rücktransport nach Deutschland

Da meine Schwester im Ambulanzflug-Geschäft arbeitet, gibt sie mir den Tipp, unbedingt darauf zu achten, dass in den Versicherungsbedingungen ein Rücktransport nach Deutschland abgedeckt ist, wenn dieser „medizinisch sinnvoll“ ist. Es ist wichtig, dass dort nicht „medizinisch notwendig“ oder „medizinisch erforderlich“ steht. Diese Formulierung in den Versicherungsbedingungen sorgt oft für Diskussionen und Enttäuschungen.

3. Haftpflichtversicherung

Unsere existierende Haftpflichtversicherung bei der ERGO ist weltweit gültig, deckt Personenschäden aber nur bis 3 Millionen Euro pro Personenschaden und bis maximal 6 Millionen Euro pro Jahr ab. Der heutige Standard bei Haftpflichtversicherungen liegt mittlerweile bei 10 Millionen Euro pro Personenschaden.

Nach einer Rückfrage bei der ERGO wird uns eine Erhöhung der Deckungssumme auf 50 Millionen Euro angeboten, die besonders für die USA ratsam sei. Außerdem wird uns bestätigt:

„Die Haftpflichtversicherung bietet eine weltweite Deckung, auch Schäden die mit dem Fahrrad verursacht werden, sind abgedeckt.

Keine Deckung besteht bei Verkehrsunfällen, die Sie mit einem Auto ö. ä. verursachen. Hier gilt die Kfz Versicherung des Fahrzeuges.”

Damit sind wir zufrieden und stocken die Versicherung entsprechend auf.

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