Montag 10.3.25 – Buenos Aires
Der viertletzte vollständige Tag in Südamerika!
Wir haben für heute keine Tour geplant sondern eventuelle Museumsbesuche. Tja, aber am heutigen Montag sind auch in Argentinien (fast) alle Museen geschlossen. Dann erwandern wir halt weiter die Stadt, gehen vielleicht durch den Japanischen Garten und in das Holocaust-Museum und buchen dann doch noch eine Tour: um 17 Uhr im Palacio Barolo.
Nachdem wir mit Julius kommuniziert haben (der etwas krank in Thailand liegt) machen wir uns also zu Fuß auf den Weg – immer unsere Straße weiter, auch mal rechts oder links parallel, Richtung City-Flughafen bzw. Fluss. Wir laufen durch schönere Ecken, aber auch durch nicht so schöne. Mitten in einer Hochhaussiedlung liegt eine Müllumladestation und es stinkt bis zum Umfallen. Auf dem Mafalda-Platz hält man leider umsonst Ausschau nach irgend etwas mit dem berühmten Comic-Mädchen. Endlich erreichen wir das große grüne Gebiet, das an den Flughafen angrenzt. Wir wenden uns nach rechts, erst über den Holland-Platz, dann am Rosengarten vorbei (der geschlossen ist) in Richtung des Japanischen Gartens. An einer Straßenüberquerung spricht uns eine Frau, die Sportgeräte verleiht, an, ob wir eben dorthin unterwegs seien. Als wir bejahen, meint sie, auch dieser wäre montags geschlossen – wie der Rosengarten und alle Museen. Da der Deutsche Platz noch weiter weg liegt, gehen wir trotzdem weiter, und siehe da, im Japanischen Garten sehen wir Menschen flanieren. Als wir am Eingang ankommen, ist uns der Eintrittspreis mit 13.500 Pesos aber zu hoch und wir lassen es. Wir gehen auch nicht noch einmal zu der Dame mit den Sportgeräten zurück, einfach, weil wir schon ziemlich weit in der Wärme gelaufen sind und jetzt eigentlich mal eine Pause brauchen könnten.
Den Deutschen Platz nehmen wir vor einer Pause dann aber noch mit. Den derzeit abgeschalteten Springbrunnen haben die „Deutschargentinier“ zum 100-jährigen Jubiläum bauen lassen, und es sind die Wappen der 16 Bundesländer angebracht, wenn auch nicht immer ganz richtig geschrieben (Landhessen, Wurtemberg).





Jetzt aber in Richtung eines Cafés! Die Wahl fällt auf die „Tea Connection“, die fälschlicherweise nach einem Teehaus klingt. Während wir unseren (nicht bitteren) Kaffee trinken, tragen zwei Herren unzählige Müllsäcke durch den Gastraum nach draußen, und es riecht schon wieder ziemlich müllig. Als alles draußen ist, versprüht ein Kellner reichlich Raumspray zur Neutralisation. Wir haben vermutet, dass es eventuell der gesammelte Müll des ganzen Hauses sein könnte, werden aber eines Besseren belehrt: es ist nur der Müll aus diesem Restaurant, aber von mehreren Tagen – wohl deshalb auch der strenge Geruch.
Etwas ausgeruht laufen wir in Richtung des Holocaust – Museums und des Barolo – Palasts, die in gleicher Richtung liegen. Plötzlich werden wir herzlich gegrüßt: der Guide Nahuel kommt uns entgegen und hat uns wiedererkannt – er wohnt in dieser Gegend.
Das Museum hat tatsächlich heute geöffnet, und montags ist der Eintritt sogar frei. Wir beschließen einen Besuch, müssen dafür unsere Reisepässe vorlegen und Telefonnummer sowie E – Mail – Adresse angeben, aber dann dürfen wir rein. Den mehrsprachigen Audioguide nutzen wir nicht, weil wir die zugehörigen Stellen in der Ausstellung nicht finden, statt dessen gucken wir selber und hören teilweise den englischsprachigen Guides verschiedener Besuchsgruppen zu.






Die NSDAP hat in allen Ländern der Welt die Gründung von Auslandsorganisationen (AO) unterstützt, so auch in Argentinien. Es ist ein Foto der Feierlichkeiten zum Anschluss Österreichs aus der damals größten Kongresshalle von Buenos Aires, dem Luna Park ausgestellt. Ein Guide erklärt dazu, dass damals viele Tausende Argentinier vor der Halle mit dem Absingen der argentinischen Nationalhymne gegen diese Veranstaltung protestierten. Argentinien hat damals mehrere zehntausend jüdische Flüchtlinge aufgenommen. Ganz am Ende der Ausstellung gibt es einen Raum, in dem man mit einer argentinischen Zeitzeugin virtuell ins Gespräch kommen kann. Man spricht eine Frage in ein Mikrofon und ein passender (und manchmal auch nicht ganz passender) Videoclip mit einer Antwort wird abgespielt. Wir hören, dass sie die Deutschen nicht hasst, aber jeden Deutschen zur Begrüßung immer erst fragt, ob er denn ein Nazi sei. Insgesamt ein sehr interessantes Museum mit einem argentinischen Blickwinkel (Mengele und Eichmann wurden ja in Argentinien gefunden), auch wenn die Ausstellungsreihenfolge sich nicht so leicht erschließt und alles ausschließlich auf Spanisch beschriftet ist.
Anschließend geht es zum Barolo – Palast, wo wir unten im Café noch kurz Zeit finden für eine weitere Pause. Um fünf beginnt unsere knapp zweistündige Tour. Das zwischen 1919 und 1923 erbaute reine Bürogebäude ist voller Symbolismus, der sich auf die „Göttliche Kömodie“ von Dante Alighieri bezieht. Der Bauherr Luis Barolo und der Architekt Mario Palanti waren Freimaurer und wollten ursprünglich die Asche von Dante aus Ravenna nach Buenos Aires „retten“ und in diesem Gebäude bestatten, denn sie dachten, Europa und Italien seinen dem Untergang geweiht.
Das Gebäude ist in Hölle, Fegefeuer und Paradies aufgeteilt. Mit den Fahrstühlen aus der Hölle kann man nur bis ins Fegefeuer im 14. Stock aufsteigen. Für den Weg nach ganz oben in dieLeuchtturmkuppel muss man in einen anderen Fahrtstuhl umsteigen, denn es gibt keinen direkten Weg aus der Hölle ins Paradies. Wir müssen die Treppe nach ganz oben nehmen, denn der Fahrstuhl darf von Besuchsgruppen aus Denkmalschutzgründen nicht benutzt werden. Der Leuchtturm wird jeden Abend um 22:00 Uhr für 10 Minuten in Betrieb genommen. Anfangs war er die ganze Nacht in Betrieb, sorgte aber für viel Verwirrung bei den Schiffen auf dem Rio de la Plata und musste daher abgeschaltet werden.
Abends gehen wir bei PUNY italienisch essen, ein Zufallsfund direkt im Theaterviertel von Buenos Aires in der Nähe der U-Bahnstation, von der wir zurück in unsere Wohnung wollen. An der Wand hängen die Fotos verschiedener Showgrößen, die hier schon gegessen haben.












Dienstag 11.3.25 – Buenos Aires
Der drittletzte vollständige Tag in Südamerika!
Die Nacht ist ziemlich unruhig, diesmal aber nicht wegen des Wetters sondern wegen der Nachbarn. Schon vor dem Zubettgehen dringt aus der Nachbarwohnung Musik und der Geruch von Räucherstäbchen zu uns hinüber, obwohl wir alle Fenster und Türen verschlossen haben. Zunächst bemerkt Viktor den Geruch, wenn er nahe an der Wand zu den Nachbarn steht, später dann auch Jutta am weiter entfernten Esszimmer-Tisch. Entweder sind die Wände so dünn, dass starke Gerüche es hindurchschaffen oder die Steckdosen hinter dem Fernseher haben irgendwie eine atmosphärische Verbindung in die Nachbarwohnung. Auch die Wände zu den Nachbarn bestehen hier aus Gipskarton-Platten, wie wir sie aus Santa Barbara von unserem damaligen Reihenhaus in Goleta kennen. In Deutschland ist sowas als Trennwand zu den Nachbarn fast undenkbar.
Die Musik ist drüben jedenfalls laut genug, dass Viktor sich irgendwann die Ohrstöpsel von der Maschinenraum-Besichtigung auf der Esperanza-Fähre in die Ohren steckt und danach immerhin einschlafen kann, auch wenn man von einer echten Nachtruhe nicht sprechen kann. Das ganze dauert bis 3 oder 4 Uhr morgens … genau wissen wir es am Ende nicht mehr, als Jutta zwischen 7 und halb 8 Uhr mehr oder weniger ausgeruht aufsteht.
Jutta besorgt in der nahegelegenen Panaderia (Baguette-)Brötchen und wir frühstücken gemütlich, bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machen. Wir wollen den Sightseeing-Tag im Museum Evita beginnen und dann mal schauen, was der Tag noch so zu bieten hat. Dazu müssen wir den 93-iger Bus zur Plaza Italia nehmen, an der auch der Zoo und der Botanische Garten liegen. Als wir 100 Meter von der Bushaltestelle entfernt sind, kommt der Bus gerade, fährt an uns vorbei und nimmt an der Haltestelle Passagiere auf. Wir gehen langsam weiter, denn den haben wir ja wohl definitiv verpasst. Als wir näherkommen, 60 Meter … 50 Meter … 40 Meter … steht er immer noch da, denn die Ampel direkt vor der Haltestelle hat eine echt lange Rotphase. Also entscheidet sich Viktor bei 30 Metern dann doch zu rennen … kaum rennt er los, wird die Ampel grün und der Bus ist weg. Danach stehen wir wirklich lange an der Haltestelle, es kommt kein 93-iger Bus, dafür aber mehrere 111-er, die wir alle vorbeifahren lassen. Irgendwann schaut Viktor nochmal bei GoogleMaps nach und findet heraus, dass der 111-er genau die gleiche Strecke bis zur Plaza Italia fährt. Nun denn, wir warten also ab jetzt auf 111-er oder 93-iger. Und dann kommt natürlich ein … 93-iger … richtig 😉 !
In Buenos Aires gibt es wirklich unglaublich viele Busse in sehr kurzen Abständen, teilweise fahren die Busse einer Linie im Minutenabstand oder sogar direkt hintereinander her. Auf den Hauptstraßen sind am Straßenrand so viele Bushaltestellen, dass an jeder Haltestelle immer nur zwei oder drei Linien halten, denn wären es mehr, gäbe es an der Haltestelle einen Stau. Entsprechend schwierig ist es, die Haltestellen zu finden, denn teilweise sind die aufgeklebten Nummern der Buslinien an den Haltestellen nicht mehr erkennbar, wurden vielleicht vergessen oder auch abgerissen.
Im Museo Evita wird uns empfohlen, den Audioguide (Englisch) auf unserem eigenen Handy zu nutzen. Der QR-Code zum Einscannen ist jedoch an entscheidender Stelle sehr verwischt und funktioniert nicht, so dass uns am Ende die Frau an der Kasse helfen muss, die richtige URL einzutippen. Wir loggen uns vorher in das kostenlose WIFI des Museums ein, denn unser Datenvolumen möchten wir mit den Audiodateien nicht verbrauchen. Das ist aber vermutlich ein Fehler, denn während des gesamten Besuches kämpfen wir nun mit langsam ladenden Webseiten und mit Audiodateien, die ständig abbrechen oder immer wieder von vorne beginnen. Das macht den Museumsbesuch zu einem gemischten Erlebnis. Das Museum ist dem Leben der charismatischen Eva Duarte de Perón gewidmet, die in ihrem kurzen Leben (sie starb mit 33 Jahren an Gebärmutterhals-Krebs) zur einer nationalen Ikone Argentiniens wurde. Sie war eigentlich „nur“ die „First Lady“ und wurde nie in Wahlen demokratisch legitimiert, war aber unter anderem für die Einführung des Frauenwahlrechts und für fast alle Sozialprogramme der Regierung Perón verantwortlich. Sie genoss so große Popularität, dass die Gewerkschaften und viele Argentinier*innen noch ein Jahr vor ihrem Tod auf die Straßen gingen, um sie dazu zu bewegen, bei den anstehenden Wahlen als Vizepräsidentin zu kandidieren. Ihr Verzicht ging als Día del Renunciamiento in die Geschichte Argentiniens ein. Wir verlassen das Museum, das sich in den Räumlichkeiten eines von ihr gegründeten Frauenhauses befindet, beeindruckt von der Persönlichkeit, aber ein wenig verwirrt über die politischen Zusammenhänge, die in der Ausstellung wenig Raum einnehmen.


Im nahegelegenen Café Simona machen wir eine Stärkungspause, bevor wir den Botanischen Garten besuchen. Der Eintritt ist kostenlos, und es ist ein Sammelsurium vor allem an Bäumen, die auch meistens beschriftet sind und aus vielen Gegenden der Erde kommen. Wir gehen gezielt auch zu den Gewächshäusern, die erstens gar nicht zugänglich (per Vorhängeschloss verschlossen) und zweitens nicht mit dem bepflanzt sind, was draußen angeschlagen steht (Beispiel: es stehen Zwiebelpflanzen dran, wir sehen durch das Glas Kakteen, an einem anderen stehen Kakteen dran, drinnen sind Leguminosen?). Es ist trotzdem ein netter Spaziergang!



Wir nehmen einen anderen Ausgang und gehen ein kurzes Stück, bis wir einen Eingang zum ehemaligen Zoologischen Garten von Buenos Aires erreichen. Auch hier kommen wir kostenfrei durch das Drehkreuz. Die Parkanlage wirkt auf den ersten Blick fast gepflegter als im Botanischen Garten. Wir sehen gleich einen Teich mit Schildkröten und Fischen, und auf den Wegen und Grasanlagen Pfauenvögel und viele Pampashasen, bevor wir immer mehr Schilder mit der Aufschrift „Ecoparc“ sehen. Nach der Schließung des Tierparks 2016 soll hier seit 2018 eine Forschungs- und Bildungseinrichtung geschaffen werden, die diesen Namen trägt. Allerdings scheint es beim weiteren Durchlaufen, dass sämtliche Schaubilder oder interaktiven Elemente schon wieder im Verfall sind … Es leben noch einige Tiere in Gehegen (zwei Flusspferde, zwei Giraffen zusammen mit zwei Straußen, viele Flamingos, zwei Bisons, einige Nandus), aber viele Gehege und alle Häuser (Reptilien, Amphibien, Affen) sind leer. Im ehemaligen Affenhaus kann man gegen Bezahlung einen virtuellen Condorflug durchführen… . Ob hier wirklich noch geforscht wird, können wir nicht feststellen – vielleicht. Der Park ist aber sehr gut besucht, und selbst das alte Karussell auf dem Spielplatz ist in Betrieb. Dass die derzeitige Regierung es weiterhin akzeptiert, dass es keinen Cent kostet, ist eigentlich ein Wunder.








Nach dem „Zoobesuch“ halten wir auf dem Weg zur Bushaltestelle noch einmal in einem Café. Und dann finden wir die richtige Haltestelle nur durch Fragen, denn genau an dieser fehlt an der Bürgersteigseite die Linienangabe. Es dauert wieder einige Zeit, bis der 93-iger kommt, aber der bringt uns dann zuverlässig wieder zurück.



Mittwoch 12.3.25 – Buenos Aires

Der vorletzte vollständige Tag in Südamerika!
Jutta geht um sieben Uhr zum Bäcker, damit wir es pünktlich zu 8:45 Uhr zum Denkmal von San Martín schaffen (mit U-Bahn und längerem Fussweg), denn in der Bestätigung zu unserer heutigen Tour steht genau dieses! Als wir um 8:44 Uhr dort ankommen, werden auch gerade die Fahrräder gebracht – wir haben nämlich eine Tour zum Tigre – Delta mit dem Rad reserviert. Als wir gefragt werden, ob wir die Tour um halb zehn oder um zehn Uhr gebucht haben, beginnen wir zu zweifeln. Und dann stellt sich schnell heraus, dass heute gar keine Tour zum Tigre – Delta führt, da der Zug, mit dem wir fahren sollen, nur Donnerstags bis Sonntags fährt. Da muss die Person, die uns die Bestätigung geschickt hat, leider einen Fehler gemacht haben! Na, toll!
Wir bekommen angeboten, heute eine andere Tour mitzufahren, wir entschließen uns aber, bis morgen auf unsere Wunschtour zu warten – die allerletzte Möglichkeit überhaupt für uns.
Und so machen wir uns also stattdessen zu Fuß auf den Weg, in Richtung des Recoleta – Friedhofs mit Zwischenhalt in einer der schönsten Buchhandlungen der Welt. Die „Ateneo“ – Filiale nutzt die über 100 Jahre alten Räumlichkeiten eines ehemaligen Theaters, und es gibt sogar richtige Besichtigungs-Touren.










Trotz der noch frühen Stunde trinken wir auf der Bühne einen Kaffee, bevor wir weitergehen.
Beim Erreichen des Friedhofs kommen wir erst am Eingang für Reisegruppen vorbei, wo unzählige Reisebusse ihre Touristen ausspucken – wir befürchten schon, dass es sehr überfüllt sein könnte. Am Eingang für Einzelpersonen geht unsere Laune zum zweiten Mal heute den Bach hinunter: während Argentinier kostenlos auf den bekannten Friedhof gehen dürfen, müssen Touristen (heute) 17.620 Pesos (ca. 17 Euro) bezahlen – morgen vielleicht noch mehr! Auch wenn es hier tolle Mausoleen und interessante Architektur zu entdecken geben soll – das ist uns zu teuer! Außerdem sind wir von dieser Preispolitik in Argentinien sowieso schon angefressen, denn immer sollen die ausländischen Touristen ein Vielfaches von dem zahlen, was Einheimische zahlen. Das war schon in sämtlichen Nationalparks und Museen so. Wir haben uns immer wieder gesagt, dass die Gelegenheit nicht wiederkommt und wir auf dieser Jahrestour ja schon so viel Geld ausgegeben haben, dass es darauf jetzt auch nicht mehr ankommt. Aber irgendwann ist einfach mal Schluss und man wird bockig. Heute ist das bei uns so. Wir fühlen uns hier nicht Willkommen, denn in einem marktwirtschaftlich organisierten System sendet man vor allem über den Preis eine Botschaft, und über einen vielfach erhöhten Preis eben die Botschaft: „Du bist uns nicht willkommen“.
Viktor fragt noch, wie es wäre, wenn wir dort einen Verwandten liegen hätten, aber dann wären wir ja offensichtlich Argentinier und müssten nichts zahlen… Also wieder einmal umplanen!

Wir könnten mit einem der blauen Mietfahrräder zur Reserva Ecologica fahren! Da wir nur ein Handy mithaben, müssen wir dafür zunächst klären, ob man trotzdem zwei Räder ausleihen kann. Die WhatsApp-Hotline ist wohl nur ein Chatbot und antwortet nicht ohne Hochladen einer argentinischen DNI (Personalausweis). Also versucht Viktor, einen Account bei BA Ecobici zu erstellen. Es klingt gut, 30 Minuten sind immer kostenlos (laut Wikipedia sollte es komplett kostenfrei sein, aber das ist wohl veraltet), und es gibt sehr viele Stationen. Beim Weitermachen stellt sich aber heraus, dass Touristen (haben keine DNI) pro Ausleihe schon mal 2100 Pesos zahlen müssen! Das ist sogar mehr, als eine Metrofahrt! Die spinnen doch, die Argentinier! Wir beschließen, doch lieber einen Bus zu nehmen. Später kommt dann doch noch eine Antwort auf die Frage: mit einem Handy kann man eh nur ein Rad ausleihen, es wäre also in jedem Fall der Bus geworden.


Im Bus freuen wir uns, dass wenigstens die Nutzung der Öffis für alle das Gleiche kostet:

Und als wir am Reservat ankommen, können wir uns wieder freuen: der Eintritt ist für alle kostenfrei! Wir gehen eine etwa fünf Kilometer lange Runde (siehe Tagesbild) und genießen die Natur:
Die Strecke führt uns erstmals direkt bis an den Rio de la Plata, den breitesten Fluß der Welt. Das Wasser ist auf argentinicher Seite extrem verschmutzt und das kann man tatsächlich am Ufer sogar riechen. Viktor fühlt sich in seine Kindheit zurückversetzt, denn es riecht genauso wie in den 60iger und 70iger Jahren in den Rheinwiesen von Duisburg-Rheinhausen. Es liegt ein leicht beißender, chemisch-kloakiger Geruch in der Luft.








Als wir wieder in der Zivilisation sind, ist es fast zwei Uhr und wir suchen uns etwas für eine Pause. Die erste Möglichkeit ist das Café La Juana und wir kehren ein. Juttas Avocadotoast ist eine Toastscheibe mit Avocado plus Rührei – und das Ganze eiskalt aus dem Kühlschrank – unglaublich! Gestern bei Simona der Käsetoast war doppeltes Brot, frisch, warm und billiger! Wir stärken uns also etwas und gehen dann zu kurz vor drei in das Kulturzentrum, dass im Oktober 2024 von der Regierung Milei in Palacio Libertad, Centro Cultural Domingo Faustino Sarmiento umbenannt wurde. Überall hängen Kunststoffschilder mit dem neuen Namen, oben am Gebäude steht aber noch Néstor Kircher, der alte Name.
Mittwochs ist hier keine Tour um 15 Uhr, wie wir eigentlich dachten, aber man kann sich für die um 16 Uhr anmelden. Jetzt entdecken wir, dass es täglich wechselnde Touren zu wechselnden Zeiten gibt – aber alle sind kostenlos, wie alles hier im Haus, auch die zahlreichen Konzerte im Konzertsaal. Die Stunde bis dahin gehen wir durch das Gebäude und besuchen einige Räume – es ist irgendwie alles ziemlich leer an Besuchern, aber Aufpasser und Wegweiser gibt es jede Menge.







Um vier Uhr beginnt dann die Führung durch einen Herren, der entweder sehr nuschelt oder dessen Gebiss etwas locker sitzt – man versteht ihn sehr schlecht. Aber er erklärt mit Leib und Seele dieses alte Postgebäude, dessen Bau 40 Jahre (1889 – 1928) gedauert hat und dessen „vordere Hälfte“ inklusive der Fassade heute unter Denkmalschutz steht.
Unser Führer wiederholt mehrfach, dass er eigentlich gar kein „Guide“ ist, dass er aber schon lange hier arbeitet und den Umbau des Gebäudes (2005 – 2015) zum größten Kulturzentrum Lateinamerikas vollständig miterlebt hat. Er scheint auch für alle Führungen und die Guides verantwortlich zu sein, denn die sind alle nach seiner Aussage absolut großartig. Morgen wird er erstmals zusammen mit einem anderen Guide die neu entwickelte thematische Führung „Sinfonischer Escape-Room“ in der walförmigen Konzerthalle leiten und ist scheinbar schon ganz aufgeregt. Normalerweise ist unsere heutige Führung 45 Minuten lang, aber bei ihm sind die Führungen viel, viel länger, denn er ist authorisiert uns auch Dinge zu zeigen, die uns sonst niemand zeigen darf.
Das gesamt Gebäude ist ein Prunkbau, der für die Argentinische Post gebaut wurde. Das Büro des Präsidenten der Post ist ein riesiger Saal, der sich in exakt der gleichen Höhe befindet wie das Büro des argentinisches Präsidenten in der Casa Rosada in Sichtweite gegenüber an der Plaza de Mayo. Damals war die Post eben noch der monopolistische Kommunikationsanbieter und der Präsident der Post war entsprechend mächtig (und wurde vom Staatspräsidenten ernannt). Gleichzeitig befand sich im Untergeschoss des Gebäudeteiles, den unser Führer den „industriellen“ Teil nennt (im Gegesatz zum „administrativen“), auch die Postverteilanlage. In dem Gebäude arbeiteten damals 10.000 Personen, das Untergeschoss wurde von Postlastern befahren und im Boden des Erdgeschoss befinden sich heute noch die großen Glasbausteine, die bei einem Brand in der Postverteilanlage (das war ja alles leicht brennbares Papier) von der Feuerwehr zerschlagen worden wären, um Löschwasser hinein zu leiten.
In der Eingangshalle befindet sich an der Wand eine große Weltkarte, die Europa noch in den Grenzen von … na ja … jedenfalls in ziemlich alten Grenzen zeigt.
Das Prunkstück des Gebäudes ist heute die moderne Konzerthalle, auch „Ballena“ („Wal“) genannt, die mitten im Gebäude auf riesigen Neopren-Lagern steht und damit akustisch vom Rest des Gebäudes entkoppelt ist. Keinerlei Vibrationen (z.B. von der U-Bahn, die unter dem Gebäude fährt) können das Konzerterlebnis in der Halle stören. Alle 100 Jahre müssen die Neoprenlager ausgetauscht werden. Die Konzerthalle ist mit einer Art Metallnetz überzogen, das in Deutschland hergestellt wurde, und alle elektromagnetischen Wellen abschirmt (Faradayscher Käfig). Deshalb muss hier vor den Konzerten nicht angesagt werden, dass alle ihre Mobiltelefone abschalten sollen, denn hier drin wird niemals ein Anruf angenommen werden können. Die Orgel des deutschen Orgelbauers KLAIS ist leider kaum zu sehen, weil sie heute von den beweglichen, akustischen Reflektoren verdeckt wird, die je nach Orchestergröße und Position herauf- und heruntergefahren werden können, um so eine der angeblich besten Akustiken der Welt zu garantieren. In dem Saal gibt es keine nummerierten Sitzplätze, weil die Akustik angeblich auf allen Plätzen gleich gut ist.
Unser Guide erkärt uns die zwei Tonnen schwere Lampe, die über dem Konzertsaal hängt, aber nur dessen Außenhülle beleuchtet, und wie schwierig es war, diese ins Gebäude einzubauen, da die denkmalgeschützen Fassaden ja stehen bleiben mussten und alles mit einem riesigen Kran von oben ins Gebäude herabgelassen werden musste. Die Lampe ist begehbar und enthält einen großen Ausstellungsraum, den wir später noch besuchen. Es ist sehr moderne Kunst darin: Durchlöcherte Gipskartonplatten, die uns an unser AirBnB-Apartment und die unruhigen Nächte erinnern.
Wir werden noch in den Keller mit den Postfächern geführt, sehen ein Museum mit alten Telekommunikationsgeräten, u.a. einen Fernschreiber von Siemens, und erfahren von den Tränen in den Augen der Konzertmusiker, als sie ihre Instrumente zwischen zwei Probentagen einfach im Probensaal belassen durften, der ebenfalls Sinfonieorchester-Größe hat. Sie hätten sich erstmals in ihrem Leben nicht wie Nomaden gefühlt und hatten Tränen der Freude und Dankbarkeit in den Augen. Unser Guide hat definitiv einen kleinen Hang zu Dramatik. 😉















Zum Abendessen gehen wir ins Pétalo – Pizzeria direkt am U-Bahnhof Florida. Jutta bestellt Spagetti mit Pesto, und zum zweiten Mal heute ist es fast unverschämt, was kommt: ein Teller mit verkochten Spagetti mit ein paar zerpflückten, trockenen Basilikumblättern, kleinen Walnussstücken und etwas Reibekäse, dazu drei Tüten „Parmesan“. Satt werden wir zumindest beide! Nach dem heutigen Tag hat Argentinien aber keine Chance mehr, doch noch unter die ersten drei Länder unseres Reise- und Radfahrland-Rankings zu kommen!









Donnerstag 13.3.25 – Buenos Aires – Ausflug Tigre-Delta – Ezeiza (Nähe Flughafen)
Unser letzter vollständiger Tag in Südamerika!

Heute checken wir aus unserem AirBnB in Buenos Aires aus und holen unsere gestern ausgefallen „Radtour“ nach. Wir stehen also relativ früh um 6:15 Uhr auf, nachdem wir wieder eine eher unruhige Nacht hatten. Irgendjemand über, unter oder neben uns hat am sehr frühen Morgen offenbar eine Videokonferenz abgehalten und genauso ins Telefon gebrüllt, wie es Viktor immer tut, wenn er mit seiner Mutter telefoniert … also so als müsse es seine Stimme ganz ohne technische Hilfsmittel bis nach Spanien schaffen. Der Mann nebenan spricht kein Spanisch, Viktor vermutet eher eine slawische Sprache, es könnte also ein anderer AirBnB-Bewohner gewesen sein.
Wir schaffen es beim Frühstück ziemlich gut, unsere Reste (Butter, Marmelade, Käse) zu verbrauchen. Dann wird wieder alles in unsere Bordgepäck-Taschen zusammengepackt, und um kurz vor acht Uhr verlassen wir die Wohung und gehen zum U-Bahnhof Dorrego. Unsere SUBE-Karte haben wir gestern noch so passend aufgeladen, dass wir sie bis auf weniger als 400 Pesos verbrauchen können. Erstmals fahren wir heute mit Umstieg (Linie B –> Linie C) und erreichen das Fahrradlager der Bike Tours Buenos Aires mit großem zeitlichem Puffer. Unser Guide „Gérman“ (nein das steht nicht für „Deutsch“, sondern ist ein spanisch-baskischer Name und kommt von „hermano“ oder „germano“ und bedeutet „Bruder“) ist leider verspätet, andere Mitarbeiter sitzen vor den heruntergelassenen Rolläden und kommen nicht hinein.
Gérman kommt irgendwann etwas abgehetzt auf seinem Brompton-Klapprad angeradelt. Er musste am Ende sogar noch ein Taxi nehmen, weil die Züge einfach zu viel Verspätung hatten. Und etwas später – Viktor kauft sich gerade nebenan noch etwas Süßes – kommen dann auch diejenigen mit den Schlüsseln. Jetzt geht es schnell: unsere Taschen werden eingeschlossen, wir bekommen jeder ein Rad und einen Helm, und zu dritt – es wird eine private Tour 😉 – radeln wir die kurze Strecke zum Retiro – Bahnhof, einem sehr schönen, alten Sackbahnhof. Bevor wir in den Mitre-Zug nach Tigre steigen, sollen wir uns das Burger-King von innen anschauen.

Dann geht es in die Bahn. Gérman hängt unsere Räder in die Halterung – diesen Service haben wir wohl mitgebucht – und wir fahren eine gute Stunde bis zur Endstation Tigre, einer Stadt am Flussdelta, die Naherholungsgebiet für die Region von Buenos Aires ist.
Hier machen wir eine kleine Radrunde auf dem Festland, sehen etliche Rudervereine der argentinischen „Hauptstadt des Ruderns“ und das ehemalige Casino, in dem heute ein Kunstmuseum untergebracht ist, und fahren dann in den Ortsteil Puerto de Frutos, um dort eine Bootstour zu beginnen. Hier werden heute keine Früchte mehr verkauft, sondern vor allem Inneneinrichtungen – der Name ist aber geblieben.
Nach einem schnellen Kaffee im örtlichen „Havanna“ gehen wir mit „Minitourismo Bambi“ und nur wenigen anderen Gästen auf Rundfahrt zwischen den vielen kleinen Inseln des Deltas. Sie sind (fast) alle bewohnt, nur per Boot zu erreichen und nicht an die Trinkwasserversorgung angeschlossen. Jedes Haus hat einen eigenen Bootssteg mit Flussnamen und Hausnummer, es ist fast wie ein Straßennetz an Land. Die Kinder fahren (kostenfrei, staatlich subventioniert) mit dem Busboot zur Schule, die inklusive Mittagessen nur von 10 bis 14 Uhr dauert. Das Wasser ist nur rund 1,50 m tief, es gibt Passagen, durch die bei etwas niedrigerem Wasserstand keines der Motorboorte fahren kann – heute geht es aber und wir fahren ganz langsam durch eine der „Angosturas“ (Engstellen). Die Ansagen sind alle auf Spanisch und Englisch, und es wird viel erklärt.
Zwischen den Inseln fahren die ganze Woche über verschiedene Supermarkt-Boote, deren Betreiber an den auf den Stegen herausgehängten Taschen und Körben erkennen, dass jemand einkaufen möchte. Das Brauchwasser (auch zum Duschen) wird aus Flusswasser erzeugt, indem es gefiltert und gechlort wird. Das Trinkwasser wird in Kanistern angeliefert, das Gas zum Kochen und Heizen in Gasflaschen. Ein Gesundheitsboot mit Allgemeinmediziner, Kinderarzt und Augenarzt dreht ebenfalls werktags seine Runden. Die meisten Bewohner haben aber ein eigenes Boot. Auf einigen Inseln wird auch noch Forstwirtschaft betrieben, vor allem Weiden. Viele Inseln sind aber Erholungszentren mit Hütten, Campingplätzen, Sportplätzen und künstlich angelegten Stränden (denn hier gibt es natürlicherweise nur Sedimente und keinen Sand), zum Teil im Besitz von Gewerkschaften (z.B. Lehrergewerkschaft), die günstige Erholungsprogramme für ihre Mitglieder anbieten.
An einer Stelle passieren wir ein kleines Haus, das in einem Glaskasten steht. Hier hatte Sarmiento ein Grundstück mit drei Gebäuden – dieses ist ein Replikat, das auf diese Weise der Witterung nicht ausgesetzt ist. Sarmiento war einer der Präsidenten Argentiniens, der u.a. die Schulpflicht einführte und Bibliotheken eröffnete.

Nach einstündiger Tour legen wir wieder an. Mit Gérman gehen wir in die „Parilla La Ranchera“, wo wir bei angeregtem politischen Austausch eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Die Bedienung ist ganz entzückt, als sie erfährt, dass dies heute der letzte Tag einer elfmonatigen Reise durch Lateinamerika ist.
Mit den Rädern geht es zurück zum Bahnhof, und wieder fährt eine Bahn ohne lange warten zu müssen. So langsam sie auch fährt, und auch nicht an allen Tagen, aber der Takt ist ziemlich eng, zumindest zu den Stoßseiten. Auf dieser Fahrt kommen sehr, sehr viele fliegende Händler mit den unterschiedlichsten Angeboten durch die Wagen. Die Preise liegen immer weit unter denen in Läden, und wir fragen uns, wie das sein kann. Gérman sieht darin von Allem ein Indiz für die unverschämten Aufschläge und Profite, die in den normalen Geschäften gemacht werden. Mit einem Augenzwinkern gibt er aber auch zu, das vielleicht auch geklaute Ware dabei sein könnte.
In Retiro fahren wir die Räder zum Fahrradlager und erhalten unser Handgepäck zurück. Wir gehen die Esmeralda runter, biegen ab zur Plaza de Mayo und wollen schauen, ob wir dort nicht noch die Großmütter antreffen, die dort donnerstags lange Zeit stumm demonstriert haben. Stattdessen ziehen heute jüngere Frauen laut gröhlend im Kreis herum und demonstrieren gegen die Entführung von Kindern durch Pädophile.
Auf Empfehlung von Gérman gehen wir in der Italienischen Bar D’Oro (die ein Restaurant ist) am letzten Abend sehr lecker Pasta essen. Das Rufen eines Ubers nach Ezeiza gestaltet sich etwas schwierig, bis wir herausfinden, dass die Bezahlung hier immer in bar erfolgen muss – ausschließlich in Argentinien. Durch viel Stau werden wir nach Ezeiza (Barrio Uno) zum Guga-Hotel gebracht, das seit zwei Wochen unser Gepäck und das Tandem lagert und in dem wir die letzte Nacht verbringen.

















Freitag 14.3.25 – Buenos Aires – Abflug nach Deutschland
Nach dem spärlichen Frühstück in unserem Guga-Hotel (Zwieback, Tee, Frischkäse, Marmelade) checken wir um 10 Uhr aus und ziehen den Transfer zum Flughafen von 14:30 auf 11:30 Uhr vor, denn im Barrio Uno finden wir kein Café, in dem wir bis 14:30 Uhr würden warten wollen. Die einzigen Cafés (fast alles Starbucks) sind drei bis vier Kilometer entfernt, einige davon befinden sich sowieso am Flughafen (EZE).
Wir gehen also nur eine kleine Runde durch das Barrio Uno, sehen in dieser offensichtlichen Schlaf-Vorstadt einige Häuser eher gut betuchter Einwohner, kommen an einem Neubauviertel mit angrenzendem Park vorbei und bewundern (und riechen) die nach Erbrochenem stinkenden Früchte eines weiblichen Gingko-Baumes, der hier als Straßenbaum angepflanzt wurde. In diesem verschlafen wirkenden Nest kurvt die ganze Zeit ein Polizeiauto herum, und wir denken schon, jemand hätte uns gemeldet als Fremdkörper.




Als um 11:30 Uhr die angebliche „Camioneta“ (Transporter) vor dem Hotel steht sind wir wieder einmal negativ überrascht, obwohl wir doch nun wirklich mittlerweile damit hätten rechnen können. Der Wagen ist ein Toyota Hillux mit kurzer Ladefläche und reicht natürlich wieder nicht aus, um den Karton mit dem Tandem vollständig darin unterzubringen.


Der Fahrer hat außerdem keinerlei Spanngurte oder Seile dabei, mit denen man die Ladung sichern könnte. Wir müssen den Karton also flach auf die Ladefläche legen, was wir eigentlich verhindern wollten, damit kein Öl aus dem Rohloff-Getriebe austreten und auf die Bremsen tropfen kann. Die Ladeklappe des Wagens muss hinten offen bleiben und der Fahrer fährt die paar Kilometer zum Flughafen langsam mit eingeschaltetem Warnblinklicht, benutzt dabei aber fleißig den völlig sinnlosen Blinkerhebel ;-). Wir haben während der Fahrt immer ein Auge auf die Ladefläche, um ein mögliches Verrutschen des Tandem-Kartons und der drei Taschen sofort zu bemerken. Zum Glück bleibt aber alles in Position.
Am Flughafen besorgt Jutta zwei Koffer-Trolleys, wir hieven den Karton und die Taschen von der Ladefläche und zahlen der vereinbarten Preis. Dann geht es ins Flughafengebäude, und wir suchen nach den Check-in-Schaltern für Lufthansa. Unser Flug geht um 17:50 Uhr, der Check-in ist erst vier Stunden vor Abflug möglich. Wir werden gebeten um 13:50 wiederzukommen. Ach, was war das damals am BER doch toll, als wir am Vorabend bereits das Tandem als Sperrgepäck einchecken konnten.








Wir setzen uns also ins Starbucks in der Nähe der Check-in-Schalter, trinken einen Kaffee und essen eine Kleinigkeit, haben aber keine rechte Lust, am Blog zu schreiben oder noch irgendwas anderes zu tun. Immerhin könnten Gewicht oder Größe des Tandem-Kartons noch zu Problemen führen und einer von uns ist da zumindest noch etwas nervös.
Tatsächlich started der Check-in schon um 13:40, und als wir an den Schaltern ankommen steht dort schon eine lange Menschen-Schlange. Wir werden aber in eine separate „Schlange“ gebeten, die für Passagiere mit Sondergepäck gebildet wird. Vor uns steht dort zwar nur ein weiterer Fluggast, aber wir beobachten mit etwas Verwunderung, dass der Check-In seeeeehr lange benötigt. Die lange Schlange der „normalen“ Passagiere bewegt sich im Vergleich dazu recht schnell. Zwischenzeitlich sieht es kurz so aus, als würde noch ein zweiter Schalter für uns öffnen, aber das ist dann doch nur Wunschdenken.
Als wir endlich dran sind, werden zunächst unsere drei in Schrumpffolie gewickelten, rosafarbenen Plastiktaschen mit den Radtaschen gewogen und auf die Reise geschickt. Die größte davon bleibt auf dem Förderband nicht mehr richtig stehen, passt aber wegen des drangewickelten Zeltes und der Rückenlehnentasche nicht in eine der Transportkisten für das Gepäckförderband. Nach mehreren Versuchen geht es dann doch ohne so eine Kiste, aber wir machen uns ein bisschen Sorgen, ob das Gepäckstück heil in Berlin ankommen wird.
Dann wird der Karton mit dem Tandem gewogen und mit viel gutem Willen als 32 kg schwer angenommen (die Waage zeigt je nach Position des Kartons zwischen 32,5 kg und 35 kg). Der Mitarbeiter fragt nochmal nach, ob wir wirklich bereits 600 Dollar für das Sperrgepäck bezahlt haben, was wir wahrheitsgemäß mit „Ja“ beantworten. Wahrscheinlich hat er dann Mitleid bekommen und den Karton ohne weitere Beanstandung des Gewichtes angenommen, denn so viel haben wir für das Tandem weder auf dem Hinflug (250 Euro) noch dem Inlandsflug von Ushuaia (unter 20 Euro) bezahlt.
Der Karton erhält also seinen Gepäckaufkleber und wir werden zur Sperrgepäck-Annahme am Ende des Terminals geschickt. Wir sollen aber zunächst noch 10 Minuten warten, uns dann nochmal am Schalter melden und erst danach zur Sperrgepäck-Annahme gehen. Wir drücken uns also etwas mehr als zehn Minuten in der Nähe des Check-In-Schalters herum und gehen dann nochmal zu dem jungen Mitarbeiter am Schalter. Der ruft irgendwo an und schickt uns dann los. Wir gehen recht zügig durch die Halle bis nach ganz hinten und treffen dort auf eine junge Frau, die einen der kleinen Barcode-Aufkleber, die gerade erst aufgeklebt wurden, vom Karton entfernt und auf ein Formular klebt. Dann trägt sie irgendwas in das Formular ein und bemerkt einen Fehler, fummelt den Aufkleber wieder vom Formular ab, steht nochmal auf, klebt den Aufkleber wieder zurück auf den Karton und sucht nach dem zweiten kleinen Barcode-Aufkleber. Sie erklärt, dass der erste für den Flug von Frankfurt nach Berlin gilt, sie benötigt aber den für den Flug von Buenos Aires nach Frankfurt. Sie findet den richtigen Aufkleber auf der anderen Seite des Kartons, klebt und schreibt alles ins Formular und teilt uns mit, dass wir nun eine unbestimmte Zeit warten müssen, bis an der Sperrgepäck-Annahme ein Mitarbeiter von Lufthansa erscheint.
Während wir warten kommt ein anderer Fluggast mit einem Gepäckstück für seinen FlyBondi-Flug, wird ebenfalls formular-technisch abgefertigt und wartet nur wenige Minuten, bis ein FlyBondi Mitarbeiter das Rollfenster öffnet und er seinen Karton auf das Band legen darf.




Ooooookeeeeey … da soll also nachher unser Tandem-Karton hinunterfahren? Aufrecht passt der hier schon mal nicht durch. Viktor misst oben die Breite des Bandes, circa 100 cm, also könnte es liegend funktionieren. Allerdings sieht das Röntgengerät da unten ziemlich schmal aus … wie schmal wissen wir nicht. Unser Karton ist 90 cm hoch, passt also liegend aufs Band … aber passt er auch durch das Röntgengerät?
Erstmal schließt sich das Rollfenster wieder und wir warten weiter. Nach circa 20 Minuten teilt uns die Mitarbeiterin mit, dass vorhin – etwa drei Minuten bevor wir hier auftauchten – ein Mitarbeiter der Lufthansa das Fenster geöffnet und nach einem Fahrradkarton gefragt hätte. Da niemand hier war, sei er dann wieder abgezogen. Es könnte also sinnvoll sein, ein weiteres Mal am Check-In-Schalter nachzufragen, ob sie von dort nochmal bei Lufthansa Bescheid geben könnten. Ja „Herrschaftszeiten!“ … hätte sie uns das nicht gleich sagen können? Viktor geht also wieder durch die Halle zurück zum Check-In, es wird nochmal telefoniert und als Viktor wieder an der Sperrgepäck-Annahme auftaucht, geht auch schon bald das Rolltor auf. Wir hieven den Karton auf das Band und legen ihn flach darauf. Rechts und links bleiben wenige Zentimeter Abstand. Der Karton fährt hinunter und ….
… bleibt natürlich am Eingang des Röntgengerätes hängen. Das kennen wir ja schon aus Ushuaia. Wieder erhält der Karton einige Tritte, das Band wird angehalten, der Karton hin- und hergeschoben. Und dann passt er doch tatsächlich ganz knapp durch die Eingangspforte des Röntgengerätes. Kaum steckt er allerdings halb drin bleibt er offenbar am Ausgang des Gerätes hängen. Wieder wird das Band angehalten. Es folgen weiteres Schieben, Drücken, Boxen und Treten. Schließlich ist das Ding irgendwie drin und kommt offenbar an der anderen Seite auch wieder heraus. Es folgt ein zufrieden klingendes Geräusch der Keller-Person, die wir nie zu Gesicht bekommen, und das Rollfenster schließt sich wieder. Puh – geschafft!
Endlich können wir zur Sicherheitskontrolle. Wir folgen den Schildern zu „Departures International“, verlaufen uns dabei fast, weil wir die Treppe nach oben verpassen, erreichen dann aber den Wartebereich der Sicherheitskontrolle. Es ist eine dieser typischen Zick-Zack-Gassen aufgebaut, in denen man wie ein dummes Schaf sinnlos durch Gassen laufen muss, obwohl noch alles leer ist. Viktor hat keine Lust, sein Bordgepäck im Zick-Zack durch einen leeren Raum zu tragen und stellt seine Tasche so ab, dass er sie nach dem einmaligen Auf-und-Ab-Laufen ein Stückchen weiterstellen kann. Kaum wendet er am Ende der ersten Doppelgasse, sieht er auch schon eine der Security-Mitarbeiterinnen, die seine Tasche ergreifen will. Er ruft hinüber, dass es seine ist, und erntet einen deftigen Rüffel, dass er die Tasche da nicht einfach abstellen dürfe. Also geht es nun mit Bordgepäck durch die etwa 20 leeren Zick-Zack-Gassen. Dann geht es aber ganz schnell. Hier in Buenos Aires dürfen wir bis zu einem Liter Wasser und alle Powerbanks im Bordgepäck lassen, nur Laptop und Handies müssen separat durch die Röntgengeräte.
Jetzt erst kommt die Passkontrolle, für die zahlreiche Automaten aufgestellt sind. Nach dem Einscannen des Passes und der Bestätigung, dass alles stimmt, wird der Daumenabdruck genommen und das Gesicht gescannt. Jutta ist ganz schnell durch, Viktor muss zur manuellen Kontrolle, weil sein Daumenabdruck nicht funktioniert. Das Tor in den Wartebereich öffnet sich dann nach einem Gesichtsscan.
Mit allem fertig setzen wir uns nochmal hin, trinken etwas und warten darauf, dass das Gate angezeigt wird, an dem wir an Bord gehen sollen. Viktor genehmigt sich ein letztes Schinken-Käse-Croissant und will noch an einem aufgestellten alten Pacman-Arcade-Spielgerät eine Runde spielen. Aber wie meist in Argentinien steht dort – und auch am Tischfußball in der Nähe – „No funciona“.
Wir geben am Flughafen unser letztes Bargeld aus, unter anderem kauft sich Viktor zwei 300-Gramm Cofler-Block-Schokoladentafeln, seine Lieblingsenergiequelle beim Eintreten eines Hungerastes während des Radfahrens.



Als es an Bord geht, sehen wir neben dem Flugzeug einen Krankenwagen stehen. Das Boarding ist ziemlich chaotisch und von seltsamer Hektik begleitet. Es werden bestimmte Passagiergruppen aufgerufen, dann aber von anderen Mitarbeitern wieder gestoppt und umsortiert. Selbst in der Gangway kurz vor der Türe des Flugzeugs werden bestimmte Sitzreihen durchgelassen, andere dann zunächst nicht. Auf Viktors Nachfrage, ob wir einen Krankentransport an Bord hätten (seine Schwester arbeitet in diesem Bereich), ist die Antwort eines Flugbegleiters: „Ja, sogar mehrere“. Das erklärt die seltsame Hektik.









Wir fliegen mit einer Boeing 747-8 (also einem klassischen Jumbo-Jet neuerer Generation) und haben uns beim Buchen wegen des geringen Preisunterschiedes für Sitze in der Premium Economy entschieden, die 17 cm mehr Beinfreiheit bietet. Zum Glück! Denn die Frau, die vor Viktor sitzt, wirft direkt nach dem Abendessen ihre Rückenlehne so weit nach hinten, wie es irgendwie geht. Natürlich tut sie das, wie fast alle Fluggäste, ohne sich auch nur einmal kurz umzudrehen und nachzuschauen, ob das gerade vielleicht ungünstig sein könnte. Bei einem normalen Sitzabstand wäre jetzt wieder ein kurzer Schmerzensschrei von Viktor erfolgt, weil seine Kniescheiben in Richtung Scheinbein verschoben worden wären. Heute aber ist genug Platz und der Rotwein ist zum Glück auch schon ausgetrunken, so dass kein größeres Malheur passiert. Nur Jutta muss anschließend über Viktors Sitz klettern, um ins Bad zu gehen, weil auch ihr Vordermann die Lehne komplett hinten hat.
Hier also die Bitte an die Vielflieger unter den Mitlesenden (also die, die Economy fliegen … Du nicht Stefan 😉 ): Einmal kurz Umdrehen, Nachschauen und Vorwarnen kostet nix. Auf dem Flug von Ushuaia nach Buenos Aires saß ein ziemlich großgewachsener Niederländer vor Viktor und hat – da er diese Erfahrung wohl öfter selbst gemacht hat – erst freundlich nachgefragt und die Lehne dann langsam und vorsichtig nach hinten bewegt. Natürlich hat er nach der Landung im Bus zum Terminal ein extra Dankeschön von Viktor erhalten – „positive Verstärkung“ hieß das damals im Abiturfach „Erziehungswissenschaften“.
Die Crewmitglieder, die für uns zuständig sind, sind super freundlich und zum Scherzen aufgelegt. Viktor hat viel Spaß mit ihnen, denn die spanischen Ansagen macht ein deutsches Crew-Mitglied, das ganz offensichtlich die spanische Sprache in Argentinien erlernt hat. Zum Abendessen gibt es „Pollo“ zu Auswahl, also Huhn. Das Doppel-L wird in Argentinien – und besonders in der Region Buenos Aires – „Poscho“ (mit ganz weich genuscheltem „SCH“) ausgesprochen. Auch „Caballero“ hört sich immer wie „Cabaschero“ an.
Auf unserer Tour ins Tigre-Delta haben wir gestern gelernt, dass dieser Dialekt auch „Porteño“ heißt, denn er wird in der Region Buenos Aires und Montevideo (Uruguay) rund um den Rio de la Plata gesprochen und ist dort in den Häfen (Puerto –> Porteño) als Spanisch mit italienischen und portugiesischen Einschlägen entstanden. Die Porteños sind ganz stolz darauf, dass sie wie die Italiener beim Reden viel gestikulieren und von italienischen Muttersprachlern sehr leicht verstanden werden, selbst wenn sie einfach nur ihren Spanisch-Akzent sprechen.
Das Scherzen und die Neckereien mit der Crew bescheren Viktor einen zusätzlichen Rotwein zum bereits gelieferten Bier, so dass er nach dem Essen sogar ein wenig schlafen kann, was sonst auf solchen Flügen eher eine Seltenheit ist.
Samstag 15.3.25 – Buenos Aires – Frankfurt – Berlin
Die Flugroute (LH511) nach Frankfurt führt uns diagonal über den Atlantik und eigentlich in direkter Linie mitten über die iberische Halbinsel. Wir knicken aber heute über Afrika nach Osten ab und fliegen stattdessen über Mallorca. Wir sind schneller als vom Flugkapitän avisiert und landen schon kurz nach dem Frühstück um 10:43 Uhr (statt 11:00 Uhr) in Frankfurt. Es kommt sogar eine Durchsage für die Crew: “ Es geht schneller als gedacht!“. Die Crew muss sich richtig beeilen, um alle Tabletts wieder einzusammeln, bevor sie sich hinsetzen und anschnallen müssen.
Direkt nach der Landung prüfen wir, ob es unsere Gepäckstücke nach Frankfurt geschafft haben. Wir haben im Tandem-Karton und in den drei Gepäckstücken jeweils ein AirTag verstaut und wissen so relativ schnell, dass es alle Gepäckstücke nach Frankfurt geschafft haben.

In Frankfurt werden wir mit unserem Handgepäck nochmal durch eine Sicherheitskontrolle geleitet. Hier müssen alle elektronischen Geräte, Powerbanks und Flüssigkeiten separat aufs Band gelegt werden und unser Wasser, das in Buenos Aires noch problemlos mitgenommen werden durfte, sollen wir hier austrinken oder wegschütten. „Welcome in good old Germany“ trifft auf jeden Fall auf die Geräte in der Sicherheitskontrolle zu. Eine der Mitarbeiterinnen bestätigt uns, dass die Geräte hier so alt sind, dass sie die Flüssigkeiten und Batterien nicht von Sprengstoff und brennbaren Flüssigkeiten unterscheiden können. Wenn das in Buenos Aires anders war, läge das an den moderneren Geräten dort.
Nach der Sicherheitskontrolle geht es zur Passkontrolle. Wir kommen wieder an automatische Schranken, die diesmal bei Viktor sehr schnell funktionieren, während Jutta etwas länger braucht. In Buenos Aires war Viktor an ähnlichen Schranken noch hängengeblieben, weil sein Daumenabdruck nicht erkannt wurde und er zur manuellen Passkontrolle umgeleitet wurde. Hier in Frankfurt wird nicht mit dem Fingerabdruck, sondern nur mit einer Gesichtserkennung gearbeitet.
Schließlich laufen wir zum Gate A15, an dem unser Flug nach Berlin boarden soll (nachdem zehn Minuten vorher noch A11 angezeigt war) und besorgen uns dort nochmal etwas zu trinken. Viktor „versüßt“ sich die Wartezeit mit der BILD und kennt nun so wichtige Dinge wir die neue Liebe von Meryl Streep und das geplante XXL-Investitions- bzw. Schuldenprogramm (je nach Perspektive).


Zunächst kommt eine Durchsage, dass das Flugzeug vollständig ausgebucht ist und wir gebeten werden, größere Handgepäckstücke kostenlos am Gate einzuchecken. Jutta nutzt das Angebot. Dann wird irgendwann angesagt, dass es ein technisches Problem gibt und wir auf ein Ersatzflugzeug warten müssen. Das soll von der Fluglinie SWISS bereitgestellt werden. Es wird also auf jeden Fall Verzögerungen geben. Am Ende wird es noch ein Lufthansa-Flugzeug an einem anderen Gate auf der anderen Seite des Gebäudes. Viktor beobachtet interessiert, ob es alle Gepäckstücke von dem einen Flugzeug auf die andere Seite in die neue Maschine schaffen. Am Ende scheinen 3 von 4 an Bord zu sein, beim letzten Gepäckstück ist es nicht ganz eindeutig. Mit einer Stunde Verspätung fliegen wir los und landen kurz darauf auch schon wieder.
Am BER wartet Jutta am Gepäckband, Viktor geht gleich zum Sperrgepäck. Als das Band zu laufen aufhört, stehen noch einige Passagiere dort, denen etwas fehlt, so auch Jutta. Sie muss es Viktor aber gar nicht erzählen, denn beim Sperrgepäck hat die Mitarbeiterin erst gedacht, der Fahrradkarton wäre in Frankfurt geblieben, während Viktor auf seinem Handy sehen kann, dass es „nur“ eine der Taschen ist. Anders herum wäre es uns lieber, denn das Tandem können wir heute gar nicht mitnehmen, und die Einlagerung am BER ist zwar möglich, kostet aber. Die fehlende Tasche, die wir problemlos mitnehmen könnten, wird uns dagegen kostenfrei nach Hause gebracht.
Wir benötigen für die zwei Trolleys zwei Münzen, haben aber nur eine. Jutta geht schon einmal zum Ausgang, bis die Tür aufgeht, bleibt aber dort stehen und fragt die wartende Verwandtschaft sofort nach ’nem Euro. Da müssen die schon so lange auf uns warten, und dann kommen wir erst einmal für so etwas heraus! Kurz darauf werden wir dann aber wirklich herzlich willkommen geheißen, und das Pappplakat wird hinterher sogar noch von anderen Wartenden für Ankommende weiterverwendet – sehr nachhaltig!






Die S-Bahn fährt gerade nicht, aber wir fahren alle gemeinsam im überfüllten Regionalexpress zum Ostbahnhof, wo wir eine Nacht im Schulz-Hotel bleiben wollen. Ziemlich übermüdet beziehen wir unser Zimmer, machen uns aber nur etwas frisch, und dann sitzen wir in der Lobby und haben viel zu erzählen mit Schwestern/Schwägerinnen, Schwagern und Neffen. Der Kicker-Tisch im Nebenraum wird für eine Partie „MSV Duisburg“ (Viktor) gegen „Hannover 96“ (Hanno und Theo) genutzt. Die Zebras gewinnen ;-).
Zu 19 Uhr gehen wir zu Jäger und Lustig und Joshua kann sogar doch dazukommen – zu unserem Glück ist eine Sängerin krank und er hat heute Abend überraschenderweise frei. So verbringen wir einen tollen letzten Abend, bevor es morgen wieder richtig „nach Hause“ geht.

Sonntag 16.3.25 – Berlin – Hohen Neuendorf
Die Nacht ist erstaunlich ruhig, obwohl das Hotel direkt gegenüber vom Ostbahnhof liegt. Wir schlafen trotz Zeitverscheibung recht gut. Es war eine gute Entscheidung, möglichst lange wach zu bleiben, so kommen wir scheinbar recht gut in der neuen Zeitzone an.
Um 10 Uhr treffen wir uns alle zum Frühstück und sitzen gemeinsam im Wintergarten des Hotels. Das üppige Frühstücksbüffet bietet viel Gutes und damit auch viel Zeit und Gelegenheit, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Leider können wir unsere Mitbringsel nicht verteilen, denn die befinden sich natürlich in dem Gepäckstück, das in Frankfurt hängengeblieben ist. Aber immerhin können alle mal von den Alfajores probieren, die wir am Flughafen in Buenos Aires vom Restgeld gekauft haben, eine typische Süßigkeit, die natürlich mit Dulce de Leche gefüllt ist, wie könnte es in Lateinamerika auch anders sein.

Gegen Mittag trennen sich dann unsere Wege leider schon wieder, denn die Familie muss zurück nach Hannover und Hameln. Wir bestellen uns ein UBER nach Hause, das wir bar bezahlen müssen, weil wir die Einstellung in der App noch aus Argentinien übernommen haben. Zum Glück hatten wir auf der Navimag-Fähre ja mit den anderen deutschen Reisenden genügend Euro gegen unsere überschüssigen Pesos eingetauscht.





So erreichen wir also relativ unspektakulär mit dem UBER-Taxi und ohne unser Tandem unser Zuhause. Vor der Haustür steht schon das angelieferte dritte Gepäckstück und wir können gleich mit dem Auspacken und dem Bilden der Wäschestapel für die Waschmaschine beginnen. Unsere Mieter haben Haus, Garten und Grundstück im Top-Zustand hinterlassen. Die Hecken und unsere Kiwipflanzen sind sogar besser gestutzt als wir das sonst hinbekommen haben. Wir sind sehr froh, dass das so gut geklappt hat, und die beiden mit ihrer Bungalow-Renovierung so weit waren, dass sie sogar schon umziehen konnten.


Auch die ersten Kartons packen wir heute schon aus und können so endlich mal wieder in bunte Socken und unsere Birkenstock-Hausschuhe schlüpfen. Unsere Fußgewölbe haben auf der Radtour scheinbar ordentlich gelitten, denn die Birkenstock drücken mächtig unter den Füßen.




Am Nachmittag machen wir noch einen kleinen ersten Spaziergang durch Hohen Neuendorf und schauen unter anderem an den Baustellen am S-Bahnhof (Kulturbahnhof), dem Wildbergplatz und der Unterführung Karl-Marx-Straße vorbei. Es hat sich dort zwar einiges getan, aber irgendwie wird uns auch klar, dass ein Jahr gar keine sooo lange Zeit ist. Zum Abschluß der Runde schauen wir im Kunst & Filterkaffee vorbei, trinken Milchkaffee, Viktor isst einen Kalten Hund und wir reden mit der Besitzerin Kirsten über die laufende Entwicklung ihres kleinen Cafés zum Musikcafé mit grüner Künstler-Couch.
Viktor pflanzt am Nachmittag noch die gekeimten Araukarie-Kerne, die er aus Chile schon angekeimt im Zip-Beutel mitgenommen hatte, in einen Topf. Mal schauen, ob die hier wohl überleben. Jedenfalls haben sie die zwei Monate in der Radtasche überstanden.
Die ersten Waschladungen sind durchgelaufen und tagsüber ist es sonnig genug zum Trocknen auf der Terasse. Abends steht unser Wohnzimmer dann voller Wäscheständer.
Zum Abendessen gibt es Vollkorn-Spaghetti mit Pesto, die unsere Mieter uns dankenswerterweise besorgt haben. Vollkornspaghetti … endlich wieder! Und zum Wiedereinstieg in den Alltag dürfen natürlich am Sonntagabend weder Tagesschau noch Tatort fehlen. Kommissar Borowski (Axel Milberg) klärt seinen letzten Fall.



Stefan Schikor
Wünschen euch eine schöne letzte Woche und freuen uns, euch dann wieder persönlich in der Heimat begrüßen zu dürfen. Gefühlt waren wir ja die ganze Zeit dank des Blogs an eurer Seite. 😁
Antje Enseleit
Ich freue mich auch schon, euch bald wieder life zu erleben und finde es toll zu sehen, dass Jutta mein gelbes Präsent fast immer dabei hat.
Auf einen erfolgreichen Abschluss eurer Tour, kommt gut zurück und genießt die letzten Tage.
Barbara
Ich hoffe, die Vorfreude auf zu Hause ist stärker als die Trauer, dass das Abenteuer jetzt bald vorbei ist.
vmakowski
Mittlerweile überwiegt dann doch die Vorfreude auf Euch alle und auf unser Zuhause. Ein Jahr geht zwar sehr schnell vorbei, aber es ist dann doch auch lang genug.
Aileen
Danke, dass wir auch in den letzten Tagen eurer Tour noch so viel durch euch lernen dürfen 😊
Genießt das Finale und kommt gut (und hoffentlich ohne „Kulturschock“) zurück nach Hause!
vmakowski
Vielen lieben Dank für die netten Worte und auch für Deine regelmäßigen Kommentare während des Jahres. Sie haben uns immer wieder motiviert, uns abends nochmal hinzusetzen und aufzuschreiben, was am Tag passiert ist.
Staude-Peßlies, Dalila
Danke für das spannende Jahr mit euch! Werde die Berichte vermissen! Wünsche euch eine gute Heimreise!
Saludos!
Dalila
Hellmann
Hallo Herr und Frau Makowski,
Ihre Reise geht nun zu Ende und ich wollte mich bedanken, dass ich das alles miterleben durfte auf diesem Wege Ihres Reiseblogs. Es waren so viele interessante, lustige, schöne erschreckende und abenteuerliche Dinge, die Sie hier verewigt haben. Einfach toll.
Und eines hat jeder gelernt, SIE LIEBEN EIS – kommen Sie bitte gut zurück in Ihre Heimat und erfreuen sich noch lange an Ihren Erlebnissen – liebe Grüße aus der Grundschule Niederheide – Frau Hellmann
vmakowski
Vielen, vielen Dank Frau Hellmann für die netten Worte. Freut uns sehr, dass Sie virtuell dabeisein konnten. Wir freuen uns schon selbst darauf, ab dem 1. April täglich unserem eigenen Blog zu lesen und in Erinnerungen zu schwelgen. Aber natürlich freuen wir uns auch sehr auf Zuhause und Sie/Euch alle, die wir so lange nicht mehr gesehen haben.
Michael P.
Vielen lieben Dank für Eure Reise, die wir quasi hautnah miterleben durften.
Unglaublich, wie schnell dieses Jahr vergangen ist!
Ich wünsche Euch noch schöne letzte Tage in Buenos Aires mit tollen Bildern (mir fehlen u.a. noch die Bilder von der Casa Rosada und dem Obelisken 😉 )
Eine gute und unproblematische Heimreise.
Michael
vmakowski
Vielen Dank fürs Dabeisein und freundliche Kommentieren. Ein Foto vom Obelisken im Sonnenuntergang war gestern dabei (mit Widmung). Heute auch die Casa Rosada von der Plaza de Mayo aus.
Andreas Rühle
Hallo Weltenbummler,
Herzlich Willkommen zu Hause.
Wir wünschen euch ein problemloses Ankommen im deutschen Alltag.
Viele Grüße von euern Nachbarn.
Familie Rühle
vmakowski
Vielen herzlichen Dank! Seit gestern sind wir wieder zuhause und finden nun erst einmal nach Hohen Neuendorf und in unser Haus zurück. Bis zum Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag am 1. April haben wir ja noch ein paar Tage.
Ab jetzt schreiben wir nur noch unregelmäßig über den Wiedereinstieg in unseren Alltag. Wir bedanken uns ganz herzlich für die freundliche Begleitung unseres Jahres auf der (und rund um die) Panamerikana mit netten Kommentaren und vielen Eis-Einladungen. Das hat uns sehr viel Spaß gemacht und uns motiviert, mit unserem Blogschreiben einigermaßen aktuell zu bleiben. Davon profitieren wir nun vor allem selbst, wenn wir ab dem 1. April täglich unseren eigenen Blog aus dem Vorjahr lesen und in Erinnerungen schwelgen.
Wir sehen uns sicher demnächst auf der Ecke Wilhelm-Külz/Mittelstraße, in der Hubertus-Apotheke oder vielleicht auch mal zu einem Kaffee, Bier oder Banana Split.
Lieben Gruß, Viktor & Jutta