Mit dem Stufentandem unterwegs in den Americas

Woche 4 (22.4.24 – 28.4.24) Cambria bis Venice Beach

Zum Start dieser Woche zunächst ein paar technische Hinweise zum Blog. Am Montag oder Dienstag erscheint hier immer ein neuer Blog-Beitrag für die laufende Woche. Die Abonnenten erhalten dazu eine E-Mail. Im Laufe der Woche wird der Beitrag dann immer um die Tagesetappe ergänzt. Dabei erhaltet Ihr KEINE neue E-Mail-Nachricht. Ebenso gibt es keine neue Nachricht, wenn wir nochmal irgendwas nachträglich ergänzen. Es kann sich also lohnen, den Beitrag der vergangenen Woche nochmal anzuschauen, da wir ab und zu nochmal etwas ergänzen. In der letzten Woche z.B. zum Thema „richtig flicken“. Mehr als zwei Wochen zurück gehen wir aber wohl mit Ergänzungen nicht, da in unserer Erinnerung sowieso alles miteinander verschwimmt.

Wo wir gerade sind, könnt Ihr am besten auf dieser Seite sehen. Dabei müssen wir Google-My-Maps aber Abends immer manuell ergänzen. Das klappt nur bei gutem WLAN und mit dem Laptop, aus dem Zelt also eher nicht. Am zuverlässigsten ist derzeit die PAJ-Karte (solange wir in 4G-Mobiltelefon-Gebiet sind). Ab Baja California dürfte die von Julius programmierte Karte mit den abendlichen Checkins wohl am zuverlässigsten sein, da wir diese Koordinaten auch per Satellit senden können.

Montag 22.4.24 – Cambria – Santa Maria

Gesamt: 776,19 km

Bild klickbar für Routendarstellung
Abfahrt in Cambia (Foto von Rick, Danke!)

Auf Einladung von Steve B. über den Ko-Fi-Button auf dieser Seite gibt es zwei Cafe Latte in Cayucos bei Cayucos Coffee. Unterwegs hatte uns eine Radfahrtruppe überholt und sich schon mit uns für Cayucos verabredet, weil sie sich unser Tandem genauer anschauen wollten.

In Morro Bay sehen wir uns nochmal kurz. Dort machen wir einen kurzen Abstecher zur Sehenswürdigkeit, einen alten „Vulkan-Pfropfen“, den Ihr oben auf dem Tagesbild mit der Kilometerangabe seht.

Es wird ein neuer Rekordtag, natürlich wieder ungeplant. Unsere Kombination von Offline-Garmin und Online-Komoot-Navigation führt uns wieder in die Irre. Diesmal aber nur bezüglich der Streckenlänge. Scheinbar verträgt das Offline-Garmin keine Abstecher, wie wir sie heute mehrfach gemacht haben. 12 km vor dem wirklichen Ziel werden uns null Restkilometer angezeigt. Tatsächlich sind wir aber noch ca. eine Dreiviertelstunde vom Ziel entfernt. Wir müssen unser Warmshowers-Gastgeberin anrufen und ihr mitteilen, dass wir uns verkalkuliert haben und später kommen. Sie wartet mit dem extra für uns vorbereiteten Abendessen (Reis und Chili sin Carne) netterweise auf uns. Eine herzliche und erfahrene Warmshowers-Gastgeberin, die selbst z.B. schon am Nordcap war. Leider sind wir so platt, dass wir nach dem Duschen und Essen sehr schnell in unsere Schlafsäcke auf unsere Isomatten in ihrem Gästezimmer verschwinden.

Am nächsten Morgen geht es nach einem kräftigen Frühstück mit viel selbstgekochtem Oatmeal von unserer Gastgeberin weiter, bevor sie an einer Zoom-Konferenz teilnehmen muss.

Dienstag 23.4.24 – Santa Maria – Solvang

Gesamt: 848,22 km

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Wir haben den gestrigen langen Tag noch in den Knochen. Die Patellasehnen melden sich bei Viktor. Zwei heftige Steigungen können heute nur schiebend überwunden werden. Wir erreichen trotzdem am frühen Nachmittag Solvang, DAS dänische Touristen-Städtchen Californiens und checken im Motel King Frederik ein. So bleibt etwas Zeit für dieses Blog-Update, eine Touri-Runde und ein Abendessen.

Schon gestern fühlte sich das rechte Pedal das Captains (Viktor) sehr komisch an, als hätte sich der Kurbelarm etwas gelöst oder das Tretlager hätte zuviel Spiel. Heute wird es schlimmer und nervt ganz schön. Am oberen Punkt der Kurbelumdrehung macht es immer einen kleinen Ruck.

Die Schrauben sind aber alle fest. Tatsächlich ist das Spiel im Freilauf für den Zahnkranz des Stokers (Jutta, Stoker = Heizerin) an der Kurbelachse des Captains wohl der Grund dafür. Dan von Pankerad schreibt mir, dass das Spiel noch völlig normal sein und das Lager noch ewig halten würde. Hmmmm … aber wenn es doch nervt? Ich habe ein Ersatzteil dabei. Das bleibt unter Beobachtung.

„Leichtes“ (?) Spiel im Freilauf
Mein Kurzvideo an Dan von Pankerad

Wir fragen auf Facebook in der HASE PINO OWNERS Gruppe nach, wie die das sehen.

Die Antworten im Forum sind eher gemischt, aber die meisten sind der Meinung, dass das Spiel im Lager noch nicht übermäßig schlimm ist. Wir wollen trotzdem in Santa Barbara mal in einem Fahrradladen vorbeischauen und uns eine weitere Meinung einholen. Viele raten uns auch dringend zur Reinigung und Schmierung des Freilaufs.

In Solvang gehen wir erst viel zu spät wieder auf die Straßen. Die Tagesgäste sind weg und die meisten Geschäfte haben schon geschlossen. Übernachtungsgäste können hier nur noch in ein paar Restaurants zu Abend essen, aber ansonsten ist der Ort wie ausgestorben. Das abendliche Angebot ist also eher mau und wir verziehen uns recht schnell ins Bett.

Mittwoch 24.4.24 – Solvang – Santa Barbara

Gesamt: 920,23 km

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Heute stellen wir fest, wie wenig wir unsere damalige Wahlheimat (1998 – 2001) eigentlich kennengelernt hatten. Auch wir waren damals nur in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs, ansonsten per Auto. Wie schlecht die Fahrrad-Infrastruktur nördlich von Santa Barbara und Goleta ist, finden wir heute auf dem Highway 101 heraus. Es gibt praktisch keine Alternativen und wir sind sehr oft auf dem Highway unterwegs. Die Strände sind unterwegs alle gesperrt (Strumschäden), so dass wir auch unsere Pausen auf dem Standstreifen des Highway machen müssen. An mehreren schmalen Brücken gibt es keinen Seitenstreifen, wir müssen auf der rechten Spur fahren und hoffen, dass die Autos und Lastwagen hinter uns aufmerksam sind und hinter uns bleiben. Häufig gibt es am Übergang zu diesen schmalen Brücken tiefe Schlaglöcher oder Absätze, die uns jederzeit das Vorderrad verreißen könnten, wenn wir direkt hineinrauschen sollten. Abends erfahren wir von unseren Freunden in Santa Barbara, David & Carol, wo wir jetzt drei Nächte bleiben werden, dass an einer dieser Engstellen erst vor zwei Wochen ein Radfahrer zu Tode gekommen ist.

Komoot will uns wieder mal über einen „Rennrad-Radweg“ führen, der definitiv keiner ist. Von Meter zu Meter nehmen die Grassbüschel zu und der Asphalt wird weniger. Wir drehen schließlich um und nehmen den Highway 101.

Radweg vor Goleta

Wir überleben die Fahrt und am Ortseingangs-Schild von Goleta (wo wir 1,5 Jahre wohnten) machen wir ein Foto, fahren endlich von der 101 ab und können einen kurzen Abstecher zu „unserem“ Townhouse im Cannon Green Drive machen. Es sieht alles noch aus wie vor 20 Jahren, nur frische Farbe ist aufgetragen worden. Bei COSTCO gönnen wir uns endlich eine etwas längere Pauseund einen Hot Dog. Ein junger Mann zieht seine Costco-Membership-Karte für uns durch, damit man uns überhaupt etwas verkauft. Er passt auf unser Rad auf und wir erfahren noch, dass er selbst schon durch Asien geradelt ist und es ihn schon wieder in den Beinen juckt, wenn er uns sieht.

Über die Hollister Avenue geht es dann weiter zu unseren Freunden nach Santa Barbara, die am Rande der „Hope Ranch“ und „More Mesa“ in einer gated community leben und dort ein wunderschönes Haus haben. Uns erwarted ein riesiges Gästezimmer und ein tolles Abendessen. Zum Nachtisch gibt es Eis und die neuesten Nachrichten über Trump und sein aktuelles Gerichtsverfahren.

Donnerstag 25.4.24 – Santa Barbara

Den Donnerstag verbringen wir Downtown Santa Barbara. Ein Fahrradladen, den uns Rick aus Cambria empfohlen hatte, öffnet erst um 12 Uhr und hat dann nicht die richtigen Werkzeuge für unseren Freilauf aus der BMX-Szene. Er empfiehlt uns die „e-Bikery“, wo wir unser Tandem abgeben und bis zum Nachmittag um 16 Uhr wieder abholen können. Tom verliebt sich in unser Tandem, freut sich über ein „non-electric“ bike als Herausforderung und checkt es durch. Die Pedale waren offenbar etwas locker, der Freilauf knirscht bei jeder zweiten Umdrehung bedenklich und hat Spiel (das Ersatzteil aber auch, nur nich ganz so viel), die Bremsbeläge sind noch voll in Ordnung. Auf Empfehlung der Gullivers entscheiden wir uns doch für ein Dichtmittel in den Schläuchen.

Tom verrät uns außerdem, dass er der „Big Hair Superfan“ ist, falls den jemand von Euch schon mal gesehen haben sollte.

Empfehlung der „Gullivers Travels“

Wir checken noch beim USPS Postamt, wie teuer Pakete nach Deutschland und Kolumbien sind, da wir einige warme Sachen aussortieren und nach Kolumbien schicken wollen. Das Paket, das wir nach Santa Barabara geschickt hatten, soll nun endgültig zurück nach Deutschland. Pro Paket soll das ungefähr 30 Dollar kosten, sagt uns der Mitarbeiter am Schalter und gibt uns schon mal die Zollformulare mit.

Abends laden wir Carol und David zu unserem Lieblings-Mexikaner, La Playa Azul Cafe, ein. Den tag schließen wir mit CNN und MSNBC im Wohnzimmer ab. Es ist ein „dunkler Tag“, den vier der neun obersten Richter der USA tendieren wohl zur kompletten Immunität von Donald Trump, was Verfassungsexperten für einen Freibrief halten, der zukünftig jedem amtierenden Präsidenten jeden Rechtsbruch erlauben würde, inklusive des Mordauftrages an politischen Konkurrenten.

Freitag 26.4.24 – Santa Barbara

Der Freitag startet mit einem Frühstück bei Ayla und Ted, die Abends nicht zur Grillparty kommen können, die ehemalige Kolleginnen und Kollegen von Computermotion organisiert haben.

Frühstück bei Ted und Ayla

Carol fährt uns hin und holt uns wieder ab, unglaublich was David und Carol alles für uns tun. Nach einem Telefonat mit einem Hotel in Medellin, das sich bereit erklärt, ein Oaket zu empfangen und aufzubewahren, packen wir ein Paket mit warmen Wintersachen (forstsichere Handschuhe, Neopren-Überzieher, und ähnliches), die wir bis Kolumbien vermutlich nicht benötigen werden (beahutoet Jutta jedenfalls).

Ein zweites Paket, dass wir von San Francisco nach Santa Barbara geschickt hatten, senden wir an unsdren Sohn in Deutschland, müssen auf dem Postamt, aber die Powerbanks rausnehmen, weil deren Versand angeblich verboten ist. Das iPad mini erwähnen wir deshlab lieber garnicht und hoffen einfach, dass alles in Deutschland ankommt. Eine Powerbank schenken wir Carol, die bisher noch gar keine hatte. Auf der Post kostet jedes Paket dann doch 90 Euro und der ältere Herr hinter dem Schalter braucht Ewigkeiten, um die von uns angegeben Inhalte einzeln abzutippen. Wieder wartet Carol geduldig im Auto auf uns, bis wir alles erledigt haben.

Dann geht es noch in einen Supermarkt, da wir für die abendliche Grillparty bei September noch ein Tiramisu machen wollen, da es ein „Potluck“(also Mitbringparty) ist. Carol konnte sich noch an unser Tiramisu aus 1998 – 2001 erinnern und Jutta möchte ihr unser Rezept beibringen.

Wir verbringen einen schönen Abend bei September R. und Chuck mit Ex-Kollegen von Computer Motion (Yulun, Bill, Michael, ….). September erzählt eine gruselige geschichte über ihren Klapperchlangen-Biss (bei der Gartenarbeit in ein Loch getreten), den sie gar nicht als solchen erkannt hatte. Als sie nicht mehr richtig sprechen konnte und sich ihr Kopf wir ein großer Ballon anfühlte haben sie dann doch 911 angerufen. Wir werden beim „Austreten“ in der Wildnis von nun an wohl noch etwas vorsichtiger sein.

Michael bringt Viktor auch noch ein original HERMES-Voive-Control-System-T-Shirt aus 1999/2000 mit, das jetzt mit auf Tour geht. Ausnahmsweise muss Viktor dafür kein anderes T-Shirt entsorgen.

Samstag 27.4.24 – Santa Barbara – Oxnard

Gesamt: 1.004,85 km … die ersten 1.000 km sind geschafft.

Wir fahren morgens bei Carol und David los, machen aber noch einen Zwischenstopp in Santa Barbara, um mit Steve und Jenny noch einen kurzen Besuch am Strand zu machen.

Einfach tolle Freunde und warmherzige, liebe Menschen. Carol und David.
Strandbesuch mit Steve und Jenny am morgen.
Abfahrt bei Steve und Jenny

Die Strecke geht heute bei sonnigem Wetter fast immer am Meer entlang. Schon in Santa Barbara treffen wir aus Zufall unseren Warmshowers-Gastgeber, Alex, bei dem wir am Abend in Oxnard übernachten werden. Er ist zum „Earth Day“ in Santa Barbara, erkennt uns auf dem Radweg und fragt, ob das ein Tandem sei, da wir das in unserer Anfrage erwähnt hatten. Dann gibt er uns das o.K. unser Zelt in seinem Garten aufzustellen, auch wenn er erst später heimkommen sollte. Die meisten Warmshowers-Gastgeber sind einfach super unkompliziert.

Bei der Ausfahrt aus Santa Barbara treffen wir auf den Radwegen noch viele weitere „Earth Day“ Besucher.

Treffen der besonderen Art auf dem Radweg in Santa Barbara

Diesmal können wir unser Zelt im Hellen aufbauen, bleiben aber ungeduscht, denn Alex meint bei seiner Rückkehr, wir hätten es noch nicht nötig und er müsste dazu extra den Heater einschalten.

Bei einem kleinen mexikanischen Schnellimbiss gibt es zum Abendessen Burrito und Quesadilla.

Sonntag 28.4.24 – Oxnard – Venice Beach

Gesamt: 1.081,13 km

Wir übernachten mit frisch gepflückter Zitrone im Zelt (die riechen so gut … und wir ungeduscht nicht so). Alex hat einen Zitrusgarten mit allen möglichen Bäumen (Grapefruit, Orange, Mandarine, mehrere Zitronenbäume) und einem riesigen Avocadobaum. Sensationell! Er erlaubt uns, soviel zu ernten, wie wir wollen und wir essen danach noch zwei Tage lang Zitrusfrüchte zum Frühstück. besonders die Grapefruits sind unfassbar saftig und lecker.

Falter am Avocadobaum

Kurz vor dem Ende des Tages haben wir einen Platten, diesmal vorne. Das Dichtmittel im Schlauch hilft nicht, denn wir haben usn das wohl in einem Schlagloch geholt. Das Loch liegt innen am Ventil.

Es wird ein ziemlich lauter und stressiger Tag mit PKW- und Harley-Wochenendverkehr auf dem Hwy No.1. Es könnte alles so schön sein ohne den lauten MIV (motorisierten Individualverkehr), denn die Landschaft ist wirklich einmalig. Aber besonders die Motorrad-Fans machen sich offenbar einen Spaß daraus, direkt neben uns richtig laut aufzudrehen.

In Malibu halten wir am Cafe Marmelade an, den dort gab es früher immer einen traumhaften „Three Layer Chocolate Cake“, aber leider gab es den auch 2013 beim letzten Besuch nicht mehr. Immerhin gibt es heute etwas schokoladig-warmes mit Vanilleeis:

Vielen Dank an die Spenderin Nathalie V.

Dafür sind die letzten 10 Kilometer dann nochmal ruhiger, auf dem Strandradweg in Santa Monica und Venice.

Platten vorne 10 km vor dem Ziel.

Wir übernachten im Samesun Hostel und haben ein Doppelzimmer mit Dusche/WC auf dem Gang. Das ist verglichen mit den bisherigen, viel teureren Motels sogar regelrecht luxuriös. Auf dem Weg zum Hostel sind wir allerdings vom „Second-Hand-Marihuana-Smoke“ auf dem Venice Beach Boardwalk schon fast selbst high.

Wassersparen im Hostel

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Woche 3 (15.4.24 bis 21.4.24) – Pigeon Point Lighthouse bis Cambria

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Woche 5 (29.4.24 – 5.5.24) Venice Beach bis Ensenada

  1. Stefan Overkamp

    Viktor = Captain
    Jutta = Stoker
    🤣🤣🤣

    Wer schreibt hier nochmal 🫣

  2. hartley

    i met you both last week in templeton at trader joes. wishing you a safe and exciting adventure. hope you enjoyed the ride from templeton to cambria

    • So happy you found us here. Yes the ride to Cambria was good, but even nicer was the ride from Cambria to Ragged Point and back to Cambria on HWY1 (without Panniers :-). Can you please put the name of the „worlds best fish restaurant“ (Garibaldi? or something similar?) in Ushuaia here in a comment? Otherwise we may forget it.

  3. How is this even possible to travel so far like this?! 😉

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