Montag 10.6.24 – Somotillo – Chinandega

Gesamt: 3.036,82 km
Mit Rückenschmerzen wegen der extrem weichen Matraze stehen wir fertig gepackt um kurz vor sechs vor dem verschlossenen Tor zur Straße, dabei war um fünf schon ein LKW mit laufendem Motor im Hof. Wir rufen (leise) und schauen im Gebäude nach, wo eine Art Rezeption ist, finden aber nur Hunde. Die Telefonnummer auf der Visitenkarte anrufen! W-LAN-Anruf -klappt nicht! Anruf über Deutschland (also teuer)- klappt! „Wir fahren immer um sechs Uhr los!“. Kurz darauf erscheint eine verschlafene Frau und lässt uns raus – wo sie herkam, wissen wir nicht.
Es ist stark bewölkt und noch relativ kühl, dennoch benötigen wir Getränke für die Fahrt. Kein Laden, keine Tankstelle in der Nähe, aber nach dem Überqueren von zwei von Japan gespendeten Brücken ist rechts eine kleine Tienda: sie verkauft kein Wasser! Kurz darauf eine kleine Tankstelle mit drei Kühlschränken, alle mit Stahlketten und Vorhängeschlössern gesichert. Wir halten an! Der dritte Mann, den Viktor fragt, kann die Tür des einen Kühlschranks trotz der vorgehängten Kette ausreichend weit öffnen und verkauft uns für teures Geld zwei Liter-Flaschen Wasser, an die gerade so herankommt. Die eine hat jenen eigenartigen physikalischen Zustand, der beim Ausschütten des flüssigen Wassers sofort Eis entstehen lässt, die andere hat keinerlei flüssiges Wasser, nur einen Eisblock. Schön, dann bleibt es länger kühl! Dauert bloß ziemlich lange, bis überhaupt soviel geschmolzen ist, bis Jutta etwas trinken kann. Noch ein paar Kilometer weiter kommt eine Tienda, und Viktor kann sich sogar noch Gatorade kaufen.
Bei Kilometer 30, kurz vor dem Überfahren unserer virtuellen 3.000 – Kilometer – Marke, halten wir einfach am Straßenrand (es kommt einfach nicht einmal mehr eine Bushaltestelle mit `ner Bank zum Pausieren) und frühstücken trostlos Zwieback mit Marmelade (Viktor … Ihr wisst schon warum) und Toastbrot mit Nutella (Jutta opfert sich) ohne Heißgetränk, aber wir sind gestärkt für die 3.000, und es kommt heute sowieso auf der ganzen Strecke nichts zum Einkehren, sagt Google (und behält Recht).
Vor uns bzw. auf der rechten Seite, je nach Fahrtrichtung, haben wir eine schöne Aussicht auf den Vulkan „Casitas“, den wir heute auch fast komplett umfahren werden, die Route ist fast wie ein Fragezeichen geformt. Da sich der Himmel immer wieder ändert, ist die Sicht trotzdem abwechslungsreich. An seinen Hängen des Vulkans wird angeblich Kaffee angebaut, das können wir allerdings nicht erkennen. Der starke Regen der letzten Nacht hat rechts und links der Straße die Bäche anschwellen lassen und die Wiesen sind überflutet. Wir sehen viele Reiher in den Wiesen stehen. Wir sehen einige Zuckerrohrfelder, aber auch Mais.
Ansonsten ist das hier aber wieder eher eine Viehzucht-Gegend. Es kommen uns viele Männer auf Pferden entgegen, am Straßenrand grasen Rinder und Pferde, teils an Pflöcken festgebunden, teils auch frei herumlaufend. Ein junger Mann verfolgt auf seinem Pferd ein Kalb und versucht es scheinbar wieder zurück zu Herde zu treiben.
Der Jícaro-Baum (bei den Maya heilig, auch Kalabassen-Baum genannt) eignet sich besonders für eine Kombination mit Rinderhaltung. Er verträgt karge Böden und lange Trockenzeiten, aber auch Staunässe. Sein Schatten ist nicht zu stark, so dass das Gras noch wachsen kann, er bewahrt es aber vor dem Verdorren. Seine Früchte sind apfelgrün und wachsen direkt am Stamm und an den stärkeren Ästen. Alle Bestandteile der Frucht (Schale, Fruchtfleisch, Samenkerne) können genutzt werden. Für die, die Spanisch verstehen, hier noch ein interessanter Link.
Als wir noch 20 Kilometer vor uns haben, beginnt eine 10 Kilometer lange Steigung auf schnurgerader Straße, nicht besonders steil, aber ziemlich ermüdend, und das ohne eine erstzunehmende Ausruh- und Abkühlpause, aber auch die sind irgendwann vorbei.

In Chinandega haben wir gestern beim Pizzaesssen ein schönes Hotel vorgebucht (Hotel Los Portales), wo wir schon um viertel vor 12 Uhr ankommen. Leider ist Einchecken erst ab 15 Uhr möglich. Wir ziehen also erst einmal Cordoba Oro aus dem „Cajero Electronico“ oder Geldautomaten (am Schalter der Bank direkt neben dem Hotel scheitert es daran, dass Viktor seinen Reisepass nicht dabeihat!), trinken an der Hotelbar erst einen Kaffee, später einen Cocktail auf die 3.000 km – Marke und vertrödeln ein wenig die Zeit. Lust auf einen Gang in die Stadt verspüren wir genausowenig wie auf die Nutzung des Pools, der in der prallen Sonne liegt. Unbegleitet zu unserem Zimmer gehen dürfen wir nach dem Checkin auch nicht. Wir werden geführt und alle Handtücher werden uns persönlich vorgestellt. Aber das Warten lohnt sich: Wir haben das erste Mal seit langer Zeit wieder warmes Wasser in der Dusche – fühlt sich richtig gut an!
Abendessen gibt es im Hotelrestaurant, leckeren Salat buw. Suppe und gutes vegetarisches Risotto.
















Dienstag 11.6.24 – Chinandega – Leon

Gesamt: 3.080,77 km
Für heute haben wir uns mit nur knapp 50 Kilometern einen entspannten kurzen Tag vorgenommen. An solchen Tagen werden wir leider manchmal etwas experimentierfreudig. Das rächt sich heute und doch passiert alles irgendwie wieder zum günstigsten Zeitpunkt.
Da wir ein kurzen Tag vor uns haben, nehmen wir uns die Zeit zum Frühstücken im Hotel, was ab 6 Uhr möglich sein soll. Wir haben schließlich Gutscheine für das Frühstück, also können wir den Luxus heute auch mal nutzen. Wir stehen also wie gehabt um 5 Uhr auf, packen schon mal alles, holen das Tandem aus dem Unterstand am Ende des Parkplatzes und befestigen alle Radtaschen. Punkt 6 Uhr stehen wir am Hotelrestaurant … Deutsche halt …. 😉 … der „Muchacho“ (wie er von der Dame an der Rezeption genannt wird) beginnt gerade damit, das Frühstück aufzubauen. Das dürfte noch ein wenig dauern. Jutta geht schon mal beim nicaraguanischen 24-Stunden-Späti „am:pm“ um die Ecke ein Isogetränk und Wasser kaufen, um die Zeit zu nutzen. Gegen 6:15 steht der Kaffee schon mal da, geschnittenes Obst unter Frischhaltefolie, Toastbrot, Butter und Marmelade. Den typisch amerikanischen Förderband-Toaster wirft Viktor an. Auch ein anderes Brot ist schon da, aber leider ohne Messer, welches auf Nachfrage so gegen 6:25 gebracht wird. Egal, wir haben ja heute Zeit und frühstücken in aller Ruhe, was so Stück für Stück auftaucht. Die beiden Warmhaltebehälter werden gefüllt …. Reis mit Bohnen, frittierte Bananen, Würstchenstücke, Kartoffelviertel … kein Rührei. Ach, das wird frisch gemacht! Das kann man beim Muchacho bestellen … aber der rotiert ja gerade noch mit dem Aufbau des Frühstücks. Zwischendurch kommt eine Managerin und fotografiert das aufgebaute Frühstück (Aufbauen ist aber wohl nicht so ihr Ding). Wir sind sicher, dass jetzt alles komplett steht … wozu sonst das Foto? Der Muchacho nimmt Viktors Bestellung für Rührei entgegen, welches wirklich sehr schnell da ist, deutlich schneller als der Förderband-Toaster die beiden Scheiben Toast rösten kann. Jutta frühstückt derweil Toastbrot, eine Scheibe von dem anderen auseinanderfallenden Brot, einen Apfeljoghurt und Kaffee mit Milch. Sie ist fertig als der Muchacho das Müsli aufbaut, das sie gerne gegessen hätte. 😉
Übrigens sind wir nicht die Ersten im Hotelrestaurant, denn ab 6:10 Uhr sind auch schon andere Menschen, vermutlich Geschäftsleute, mit dabei.
Gut gefrühstückt habend brechen wir also auf in den kurzen Tag. Wir haben gestern schon gemeinsam beschlossen, dass wir Komoot heute mal wieder eine Chance geben wollen – experimentierfreudig wie wir an kurzen Tagen so sind. Komoot schlägt nämlich eine parallele Route zur NIC-12 vor, eine ehemalige Eisenbahnstrecke (Ferrocarril Antiguo). Wir erinnern uns an unser Trainingslager im Erzgebirge, als wir auf einer zum Radweg ausgebauten ehemaligen Bahnstrecke unterwegs waren. Ja, ja, die geneigte Leserin denkt „wie blauäugig kann man denn nur sein“, der geneigte Leser schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und denkt „in einem armutsgebeutelten, sozialistischen Land werden die eine alte Bahnstrecke zum Radweg ausbauen“ … ist ja gut! Recht habt Ihr!

Nach wenigen hundert Metern erklären wir den Versuch für gescheitert. Komoot ist einfach unberechenbar … wenn das eine Rennradstrecke ist (eine andere Einstellung wählen wir schon gar nicht mehr) … dann ist Wacken ein Klassik-Festival. Wir sind durch Schlamm und zusammengeschwemmten Müll gefahren, haben massenweise Schlaglöcher mitgenommen und sind durch braune Rinnsale aus Regenwasser und Abwässern der Häuser rechts und links des Weges gefahren. Wir suchen den schnellsten Weg nordwärts zurück zu C-12.


Kaum sind wir 2,5 km auf der C-12 gefahren lenkt es sich plötzlich sehr komisch. Plattfuß vorne! Na super, das Experiment war ja ein voller Erfolg! An der Stelle gibt es nur eine schmalen Standstreifen an der zweispurigen C-12, in der Mitte trennt eine hüfthohe Betonwand uns von der Gegenfahrbahn.
Na gut, frisch ans Werk. Wir versuchen erstmal den alten Schlauch aufzupumpen, weil wir ja den „Slime“ für das Abdichten kleiner Löcher dabei haben. Aber es baut sich kein Druck auf. Das Loch muss zu groß sein. Also Vorderrad ausbauen, alter Schlauch raus, neuer Schlauch rein, Aufpumpen … Plopp!! … Viktor hat den Stempel unserer super SKS-Teleskop-Fahrradluftpumpe in der Hand. Zwei, drei fachmännische Blicke später ist klar: Die ist hinüber, der Kunststoff ist gebrochen … wir stehen ohne Luftpumpe mit plattem Reifen, sechs Kilometer hinter Chinandega am nicaraguanischen Straßenrand. Ein kurzer Anflug von Panik, dann die Vorstellung, was eigentlich wäre, wenn das irgendwo in der patagonischen Pampa passieren würde, wo alle paar Stunden mal ein Auto vorbeikommt … wenn überhaupt.
Mit der kaputten Luftpumpe und dem Vorderrad in der Hand hüpft Viktor über die Mittelmauer auf die andere Seite – nach langem Zögern, aber es muss ja sein – und beginnt in Richtung Chinandega zu gehen. Keine 30 Sekunden später hält ein Auto an, öffnet die hintere Türe an der Fahrerseite und Viktor sitzt im Auto von Moises, dem ehemaligen Präsidenten des lokalen Radsportvereins von Chinandega. Der fährt aus beruflichen Gründen kaum noch Rennrad, hatte uns auf unserem Tandem aber schon beim Herausfahren aus der Stadt gesehen.
Er fährt mit Viktor in die Stadt, klappert mehrere Marktstände nach einer TRUPER-Pumpe ab (das sind hier die besten und einzig akzetablen) und fährt ihn dann wieder zurück zum Tandem. Gut 30 Minuten später entsteht das Foto:

Moises ruft zwei Tage später nochmal per WhatsApp an und entschuldigt sich, dass er uns nicht als Allererstes in Nicaragua willkommen geheißen hat. Das sei eigentlich die Pflicht eines jeden Nicaraguaners gegenüber ausländischen Besuchern. Er wollte das deshalb unbedingt per WhatsApp-Telefonat nachholen.
Der Mann im blauen Shirt, offenbar ein Bekannter von Moises, kommt auf dem Fahhrad vorbei, hält extra an, schüttelt uns die Hände und sagt: „Gracias por visitar mi país!“ … „Danke, dass Ihr mein Land besucht!“.
Das ist doch der komplette Wahnsinn, oder? Wären wir um 6 Uhr losgefahren, hätte das Frühstück nicht länger gedauert, hätten wir das Komoot-Experiment nicht gewagt …. diese unglaublichen Zufälle und Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen sind doch das Salz in der Suppe solcher Touren.
Und das war erst der Anfang des Tages … „Was … da bist Du erst im Blog … sagt Jutta gerade“ …. also kurz gefasst.
Es ist 9 Uhr, als wir mit erst gut sechs gefahrenen Kilometern die weitere Fahrt fortsetzen können – heute noch um die Südseite des Casitas-Vulkans – aber wir haben heute ja eine kurze Tour – gar kein Problem – und es ist bewölkt, also von der Temperatur her erträglich.
Wir kommen um halb elf in einen heftigen Schauer, stellen uns unter einen Baum am Straßenrand. Francisco, ein Junge, der dort wohnt, sieht uns, kommt mit einem Regenschirm heraus und bietet uns Unterstand auf ihrem Grundstück an. Wir kommen ins Gespräch, er schaut sich gemeinsam mit Mutter und Schwester (?) unser Tandem an, wir werden auf einen Kaffee eingeladen, und Viktor hat einen neuen Freund auf Facebook und WhatsApp. GRACIAS FRANCISCO (y familia)!



So, und dann wollten wir noch die Pferde am Straßenrand zeigen und die vielen Pferde- und Ochsenkarren, die hier fahren. (Video ergänzen?)


Außerdem gibt es einige Schweine und sehr viele Hühner und Rinder am Straßenrand, angebunden sind nur die Schweine und manche Rinder – für uns ein eher ungewöhnliches Bild, aber es funktioniert – wir sehen mehr tote Hunde auf der Straße als Hühner oder Rinder…
Als wir in Leon etwas durch die Stadt zu unserem Hotel “ Al Sole“ fahren, fängt gerade der zweite Regenguss des Tages an. Wir sind aber schnell da und dürfen unser Tandem im privaten Bereich unterstellen.






Nach dem Abendessen im Mediterraneo-Restaurant sehen wir im Hof des Hotels ein Bikepacking-Fahrrad, in der Küche sitzt Donivan aus Arizona, der Alaska – Feuerland radelt und nach längerer Krankheit in Guatemala noch zwei Monate Neuseeland zur Wiedererlangung der Motivation eingestreut hat. Er bleibt noch einen Tag hier, und wird uns übermorgen sicher überholen.
Mittwoch 12.6.24 – Leon – Nagarote

Gesamt: 3.134,15 km
Morgens um 6 geht es bei Regen los. Es ist den ganzen Morgen über bedeckt, was uns angenehme Temperaturen unter 30 Grad beschert. Es geht weiter durch Rinderzuchtgebiete. Häufig stehen Schilder am Straßenrand, die darauf aufmerksam machen, dass die Grundstücke, Fincas (größere Haciendas eher selten) zu verkaufen sind. Die Fläche wird meist in „Manzanas“ angegeben (eigentlich genau übersetzt „Äpfel“). Dabei ist 1 Manzana = 69,8737 Ar.
Wir frühstücken sofort in Leon an einer Tankstelle, da es sonst auf der Strecke wieder gar nichts geben soll, laut Google. Die erste Hälfte der Strecke fahren wir Richtung Südosten auf der Carretera Managua – León, dann biegen wir links ab, fahren Richtung Nordosten auf der Carretera Nueva a León – eine für uns neue Himmelsrichtung.
Die Gegend um La Paz, etwas vor Nagarote, scheint für Tonziegel und andere Ton-Produkte bekannt zu sein. Jedenfalls liegen diese auf sehr vielen Grundstücken in großen Mengen bereit.

Es ist heute völlig flach, auch etwas Seltenes, da kommen schon Gedanken, dass man ja auch eine weitere Strecke fahren könnte. Und wirklich – wir sind um halb elf schon in Nagarote, gehen dort erst einmal in`s AM:PM, weil es (wieder um halb elf, wie gestern) gerade anfängt zu regnen.




So um kurz nach elf kommen wir schon im Hotel Jerusalén an, das wir gestern per WhatsApp reservieren konnten. Es ist das einzige Hotel am Ort. Beim WLAN-Namen und auf allen Stühlen im Innenbereich fällt uns das „HJ“ auf, das wir in Deutschland vermutlich besonders in einem „Hotel Jerusalem“ eher nicht sehen würden.

Wir lassen uns viel Zeit mit dem Duschen (wieder mal kalt und ohne Duschkopf, aber mit ordentlich Wasserdruck) und gehen am frühen Nachmittag durch den Ort, der keine besonderen Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat. Der zentrale Platz mit einigen sozialistischen Sprüchen liegt in brütender Hitze, der Eisladen ist geschlossen.

Im Cafe Olé (mit Saeco-Espressomaschine), das einer Nicaraguanerin gehört, die mit einem Schweizer verheiratet ist, trinken wir gute Frappés und unterhalten uns mit der Besitzerin über Privatunternehmen im Sozialismus, Work Life Balance und darüber, warum man trotz doppelter Staatsbürgerschaft niemals in die Schweiz umziehen würde.
Nagarote buhlt gemeinsam mit La Paz darum, der Ort gewesen zu sein, an dem in den 60iger und 70iger Jahren der „Quesillo“, eine Art nicaraguanisches Nationalgericht, erfunden wurde. Das sind Mais- oder Weizentortillas mit relativ frischem Käse (mozarellaähnlich, aber mit noch weniger Aroma). Von der Konsistenz her schmeckt es wie „gummiartig auf gummiartig“, aber es sättigt. Und die zugehörigen Zwiebeln geben dem Ganzen dann doch noch ein gewisses Aroma. Wir teilen uns im Restaurant der Erfinderin eine Portion. Am Aushang im Restaurant erkennen wir, dass sie ihr ersten Restaurant in La Paz hatte und dann zurückging in ihren Geburtsort. Das erklärt das Buhlen.
Bei am:pm holen wir noch Getränke für den Abend und die Nacht (Viktor probiert ein „neues“ dunkles Victoria) und fahren mit einem Tuk Tuk (im Batman-Design) zurück zum Hotel, vor dem wir ein Tuk Tuk im Ferrari-Design entdecken. Im Innenhof lassen wir uns beim Blog-Schreiben ziemlich zerstechen – mal schauen, welche Krankheit die Mücken hier übertragen (Dengue, Zike, Malaria, Gelbfieber…)


Wir wollen ja nicht unken, aber es ist dann jetzt doch mal ein Zwischenstand in Sachen „Freilauf“ fällig. Die Aktion mit der Insulinspritze und dem Lithium-Fett scheint gewirkt zu haben. Die ersten zwei Tage konnten wir in der zweiten Etappenhälfte meist noch ab und zu ein leichtes Knacken im Lager vernehmen (besonders in den Steigungen), wir vermuteten eine angeknackste Kugel im Kugellager, die je nach Position unter Last das Geräusch verursacht. Seit zwei Tagen sind wir aber „knackfrei“. Entweder hat die Kugel keine blöde Postion mehr eingenommen oder es war doch noch ein letztes Staubkorn, dass den Weg nach draußen gefunden hat (oder zerrieben wurde). Oder die richtig harten Steigungen haben gefehlt. Wir werden sehen.






Donnerstag 13.6.24 – Nagarote – Masaya

Gesamt: 3.204,71 km
Mit noch nasser Kleidung – wir hatten sie draußen hängen – starten wir und frühstücken wieder gleich bei am:pm, so dass wir um halb sieben richtig rollen.
Nach 15 Kilometern erreichen wir einen Mirador (Aussichtspunkt) am Managua-See mit einem sehr schönen Panorama-Blick (siehe Galerie). Kurz danach haben wir für ca. hundert Meter einen Begleiter. Ein großer gelb-schwarzer Schmetterling fliegt länger neben uns her als wolle er sich dieses komische Gefährt mal genauer anschauen. Wie wir morgen lernen werden, ist es vermutlich ein „Black Swallowtail“, jedefalls hat er unten an den Flügeln solche „Schwänze“.

Beim ersten Toilettenstop winkt uns jemand wie wild zu: ein Bikepacker aus Russland, der vor zwei Jahren in Uruguay – Montevideo gestartet und auf dem Weg nach Norden ist. Sein Favorit bislang: Brasilien – da fahren wir nun gar nicht hin. Zu Costa Rica meint er, man könne überall wild campen, so sicher ist es dort, aber er fand es nicht so toll, weil er nicht rauchen durfte, wo er wollte. Da sei Nicaragua viel besser. Hier gäbe es mehr Freiheit. So hat halt jeder seine ganz eigen Vorstellung von Freiheit. Sowohl wild Campen als auch Rauchen steht bei uns nicht so hoch im Kurs. Aber es ist immer wieder nett, andere Bikepacker zu treffen und zu sehen, auf welch unterschiedliche Art und Weise man mit dem Rad unterwegs sein kann.
Auf dem Weg nach Managua hinein treffen wir an einer Ampel auf zwei Rennradfahrer, die uns ein ganzes Stück begleiten und ausfragen. Sie leben in der Hauptstadt und haben einen Tipp, wie wir die Stadt am besten durchqueren können. Über eine lange Strecke fahren sie mit uns, warten oben an Steigungen, wenn wir langsamer sind, und als sie beide nacheinander in ihre Wohngegend abbiegen, bekommen wir noch die Erklärung (erste Ampel links, danach am zweiten Kreisverkehr rechts abbiegen) für das weitere Durchkommen. Wir halten in Managua aber erst an einer Tankstelle und dann auch noch an einem Shopping-Center (so richtig“amerikanisch“, wie man sie kennt und hier sonst eher nicht sieht) und kommen danach genau mit der Beschreibung raus aus der Stadt in Richtung Masaya. Wir wollen nicht zu lange für die 70 km brauchen, da wir für 17 Uhr eine Masaya-Vulkan-Abendtour gebucht haben und gerne rechtzeitig im reservierten Apartement sein wollen. Irgendwann im W-LAN bekommt Viktor aber die Nachricht, dass die Behörden den Nationalpark wegen erhöhter vulkanischer Aktivität aus Sicherheitsgründen schon am Nachmittag schließen und wir ggfs. die Tour zu einem früheren Zeitpunkt machen können. Wir antworten, dass wir uns beeilen.
Um 12 Uhr mittags, ca. 10 km vor dem Ziel, haben wir den höchsten Punkt für heute erreicht, das Klacken des Freilaufs meldet sich wieder und es fängt an zu gewittern. Wir denken, wir fahren weiter – wollen uns ja beeilen -, und am Eingang zum Nationalpark halten wir und gucken, ob unser Guide reagiert hat, dem wir angeboten hatten uns dort zu treffen – negativ. Also weiter in den Ort. Allerdings wird der Regen so stark, dass das Wasser zentimerterhoch auf der Straße steht und man beim Fahren kaum noch etwas sieht, so dass wir uns doch irgendwo unterstellen müssen, nur 3 km vor dem Ziel, aber nicht zu ändern! Dort stehen wir fast zwei Stunden, bis wir weiterfahren können, und es ist uns das erste Mal seit langer Zeit ein bisschen kalt.
In Masaya steht die Straße, die Komoot uns zum Fahren vorschlägt, unter Wasser. Wir suchen also nach befahrbaren Straßen, sehen Kinder im hüfthohen Wasser auf der Straße baden, LKW durch mehr als reifentiefe Pfützen fahren, überschwemmte Häuser, kommen aber einigermaßen trockenen Fußes an unser Ziel – denken wir. Die Gegend sieht nicht wirklich einladend aus, und das letzte Haus am Ende einer Sackgasse ist das Ziel. Wir halten, und eine Frau guckt aus dem vergitterten Fensterladen. Dort ist kein Apartment für uns! Komoot liegt wieder einmal falsch! Das richtige Ziel ist nur einen Kilometer entfernt, aber in einer völlig anderen, zentralen Straße: eine kleine Ferienwohnung, nett eingerichtet, mit kleinem Schild im Bad, dass man hier das Papier in die Toilette werfen darf und scheinbar mit einer Toilettenbrillen-Heizung- wir können es kaum glauben. Nur für unser Tandem gibt es keinen Unterstand, was bei dem häufigen Regen für uns eigentlich wichtiger wäre als eine warme Toilettenbrille. Und diese Wohnung ist preislich sogar günstiger als das Zimmer gestern in Nagarote!
Viktor versucht noch Kontakt mit dem Vulkan-Guide aufzunehmen, aber auf das Angebot einer früheren Tour haben wir wohl nicht schnell genug reagiert und er sagt ab. Dumm gelaufen, denn wir haben zwei Tagestouren rund um diesen Vulkan-Besuch geplant und sind heute extra nicht weiter gefahren! Also suchen wir uns ein Taxi, dass uns zum Eingang des Parks fährt (die Straßen sind alle wieder trocken, nach nur einer Stunde!). Während der Taxifahrer dort wendet, erfahren wir, dass man nur mit einem Auto hoch zum Besucherzentrum und Museum fahren darf. Auf unsere Nachfrage macht der Fahrer uns das Angebot, uns für einen günstigen Preis hochzufahren, zu warten und uns wieder zurück in den Ort zu bringen. So können wir wenigstens auf eigene Faust noch eine kleine Wanderung zu einer Stelle mit „Fumadores“ machen, wo heißer, geruchloser Dampf aus Löchern kommt (hinterher erfahren wir, dass man auch noch höher hätte gehen können, aber es ist leider nichts richtig ausgeschildert und ohne Guide kann man das nicht wissen) und uns das Besucherzentrum anschauen. Dort wird unter anderem die Theorie eines wichtigen nicaraguanischen Wissenschaftlers zur Entstehung von Lava (gebündeltes Sonnenlicht schmilzt das Gestein am Meeresgrund) dargestellt, die damals von Alexander von Humbolt gelobt wurde (siehe Galerie).
Wieder im Apartment versuchen wir vergeblich, uns das Geld für die ausgefallene Tour zurückzuholen und gehen dann relativ frustiert um die Ecke im Casona Vieja Mexikanisch essen. Das einmalige Erlebnis, im Dunkeln in die Lava eines aktiven Vulkans zu schauen, ist somit hier nicht mehr möglich.













Freitag 14.6.24 – Masaya – Granada (mit Stadtbesichtigung)

Gesamt: 3.223,29 km
Um 6 machen wir uns auf den Weg und fahren den vermutlich schnellsten Schnitt der bisherigen Strecke. Es geht fast nur bergab und wir haben für 8 Uhr eine Stadtführung mit Bootsfahrt auf dem Nicaraguasee (oder Lago Cocibolca) gebucht. Bei der Einfahrt in die Stadt sieht uns ein Reporter vom lokalen Fernsehsender Canal 5 und folgt uns mit seinem Moped bis zum Hotel. Auf der Straße davor interviewt er Viktor und filmt und fotografiert uns. (https://www.facebook.com/share/v/tcUhqJ43Z2Lxqu6B/). Und hier noch für die, die nicht auf Facebook sind:
Unser Hotel erlaubt uns, das Tandem mit Gepäck unterzustellen, obwohl wir so früh natürlich noch nicht einchecken können.
Wir frühstücken in einem schönen Cafe im Zentrum (Casa del Café) und werden kurz vor acht am Hotel von unserem Guide abgeholt. Er fährt mit uns zum Hafen, wo wir eine einstündige Bootsfahrt mit viel interessanter Flora und Fauna beginnen. Unter anderem können wir Brüllaffen beim Mango-Frühstück beobachten. Laut unserem Guide gibt es eine Studie, in der nachgewiesen wurde, dass die Brüllaffen mit den kleinsten Hoden am lautesten brüllen. Bitte zieht Eure eigenen Schlüsse. 😉
Unser Guide ist trotz seines jungen Alters sehr kenntnisreich und kann uns auch viele andere Fragen zu Nicaragua beantworten, besonders auch zu den Regionen, durch die wie schon gefahren sind. Wir unterhalten uns auch über die politische Lage im Land, auf die wir hier nicht näher eingehen können. Aber wir können jedem, der vergessen hat, wie es vor 1989 um die Meinungsfreiheit in einem Teil Deutschlands bestellt war, nur raten, mal ein Land zu besuchen, in dem auch heute noch ganz ähnliche Verhältnisse herrschen.
Wir erfahren unter anderem, dass Managua heute nur deshalb die Hauptstadt von Nicaragua ist, weil es einen langen Bürgerkrieg zwischen León und Granada gab, die beide schon mal Hauptstadt waren. Das Ganze endete in der Kompromisslösung einer neuen Hauptstadt Managua auf halber Strecke zwischen León und Granada.
Seine Blütezeit hatte Granada als der Fluss zwischen dem Nicaraguasee und der Karibik noch schiffbar war. Das änderte sich aber nach einem Erdbeben und Granada verlor seine wichtigen Handelsbeziehungen. Heute lebt die Stadt von Dienstleistungen und vom Tourismus. Wir sehen entsprechend viele europäisch oder amerikanisch aussehende und so gekleidete Menschen in der Stadt.
Den Abschluss der Tour bilden ein Besuch in einer Schokoladenmanufaktur und in einem Restaurant, wo wir ein paar typisch nicaraguanische Speisen und ein lokales Getränk aus Granada (Fresco de Grama) probieren. Der von einem Teilnehmer erhoffte Besuch in einer Zigarrenmanufaktur fällt leider heute weg.
Wir sind rechtzeitig im Hotel und checken ein, um noch einen Teil des Eröffnungsspieles der EM zu sehen. Deutschland führt schon 2:0 gegen Schottland und die spanischsprachigen Kommentatoren sprechen von „absoluta superioridad alemana“ (absolute Deutsche Überlegenheit), Na wenn das mal kein Sommermärchen 2.0 wird. Viele deutsche Spiele werden wir (Viktor von Gottes Gnaden … wenn wir „wir“ schreiben, meinen wir „uns“) uns vermutlich nicht anschauen können.
Den Rest des Tages nutzen wir für die Planung der nächsten paar Tage, noch zwei Etappen, dann sind wir in Costa Rica.
Samstag 15.6.24 – Granada – Rivas

Gesamt: 3.292,67 km
Um morgens aus dem Hotel zu unserem Rad kommen, müssen wir den Nachtportier zunächst aus dem Schlaf holen – er liegt auf der Couch vor der Rezeption. Bei am:pm hinter der Kathedrale kaufen wir nur Getränke und starten dann gleich durch. Die Frühstückspause wollen wir nach gut 20 Kilometern und dem einzigen langen Anstieg des Tages machen.
Es geht also erst einmal für zehn Kilometer bergauf, gut ausgeruht nicht soo schlimm, aber sie ziehen sich trotzdem mit bis zu maximal 8% Steigung, die wir aber noch ohne Schieben überwinden können. Glücklicherweise hält sich der Verkehr in Grenzen. Landschaftlich gibt es vor allem Zuckerrohrplantagen und Rinderherden zu sehen, später in der Ebene auf gerader Strecke, bei Nieselregen und 25°C denken wir beide, es könnte auch irgendwo in Norddeutschland sein, auch wenn die Rinder hier nicht schwarz-weiß sind. Wir sind wieder in einer ärmeren, landwirtschaftlich geprägten Region unterwegs, wo Ochsen- und Pferdekarren zum Straßenbild gehören und viele Nutztiere frei am Straßenrand herumlaufen oder dort an Pflöcken angebunden sind.
Beim am:pm in Nandaime beschäftigen wir zum Frühstück drei Mitarbeiterinnen mit unserem Latté-Wunsch, da die Nescafé-Kaffeemaschine einfach nicht so will wie sie. Wir bestellen letztendlich schwarzen Bohnenkaffee (das kann die Maschine auch) und kaufen einen Beutel Milch dazu. Auf dem Fernseher sehen wir zu, wie die Schweiz bei der Fussball-EM den Ungarn zwei Tore einschenkt.
Heute ist es erst 10 Uhr, als es bereits anfängt zu regnen. Viktor will sowieso gerade etwas trinken, und es gibt zufällig eine Tienda und eine überdachte Bushaltestelle – wir stellen uns unter. Der Regen wird weniger, und wir fahren weiter – allerdings nur bis zur nächsten Uno-Tankstelle, nicht weit entfernt, weil es doch ganz schnell wieder beginnt zu schütten. Wir stehen eineinhalb Stunden an einer Zapfsäule, da die Tankstelle leider keinen Raum zum Verweilen hat. Pudelnass! Der Regenradar verspricht erst eine Regenpause, irgendwann aber dann doch nicht mehr, und da es gar nicht mehr weit ist, fahren wir irgendwann doch weiter.
In Rivas – immer noch pitschnass – wollen wir uns vor der Ankunft im „Rivas Inn Hostal“ noch ein Heißgetränk gönnen und finden 700m vor dem Ziel ein „Casa de Café“. In dem klimatisierten Raum wird uns mit unseren nassen Sachen fast kalt. Wir sind nicht die Einzigen, die stundenlang dort sitzen und Schutz vor dem strömenden Regen suchen. Unter anderem sitzt eine Deutsche dort, irgendwann mit ihrem Mann, auch Deutsch, und wir kommen sogar noch ins Gespräch: sie leben hier, haben eine Bananenfarm, fünf Kinder, und müssen alle drei Monate nach Costa Rica aus- und dann wieder einreisen, vermutlich wegen der Visa … ganz verstanden haben wir es nicht. Jedenfalls bestätigen sie uns, dass die diesjährige Regenzeit nicht normal sei. Es regenet täglich früher und stärker als sonst üblich. Das läge an feuchtwarmen Strömungen, die dieses Jahr verstärkt aus der Karibik herunterzögen.
Erst um kurz vor vier raffen wir uns auf, die verbleibenden 700 Meter zu fahren, können am Hostal das Tandem glücklicherweise in einen Flur schieben, so dass es nicht so nass steht, und haben dann auch noch eine wirklich warme Dusche, die richtig gut tut. Eigentlich hatte es geheißen, der Regen in der Regenzeit beginnt immer erst spätnachmittags, aber heute war es ungewöhnlich früh und hat dummerweise auch sehr lange angehalten. Wenn das so weitergeht: so früh am Morgen können wir gar nicht losfahren, dass wir vor dem Regen am Ziel sind.
Beim Checken der Straßenqualität in Costa Rica stellen wir fest, dass unsere eigentlich geplante „Ruta del Sol“ (Ruta Nacional Secundaria 160) für Fahrräder wenig geeignet ist, und dass selbst Autos dort mangels Brücken und wegen der starken Regenfälle kaum durchkommen.

Das bedeutet wohl, wir sollten uns doch eine andere Strecke aussuchen. Morgen geht es aber erst einmal wie geplant über die Grenze.
Beim Abendessen im La Nani Café kommen immer wieder bettelnde Kinder an den Tisch – das erste Mal eigentlich, aber hier richtig gehäuft.











Sonntag 16.6.24 – Rivas (Nicaragua) – La Cruz (Costa Rica)

Gesamt: 3.348,95 km
Heute geht es also auf die letzte Etappe in Nicaragua. Wir haben tolle Menschen getroffen und sind landschaftlich schöne Strecken gefahren. Besonders die Panoramablicke auf die Vulkane und die freudlichen und hilfreichen Menschen bleiben in Erinnerung. Aber auch das „DDR-ähnliche“ Bespitzelungsgefühl, die fehlende Meinungsfreiheit und die Bezeichnung jedes Regierungskritikers als „Terrorist“. Die katholische Kirche kann z.B. seit vielen Jahren keine Osterprozessionen mehr auf den Straßen durchführen, weil die Regierung solche großen Menschenansammlungen fürchtet und manche Kirchen ihre Türen öffneten und Schutz boten, als von der Polizei auf regierungskritische Demonstranten geschossen wurde.
Der heutige Blick auf die letzten zwei Vulkane (Concepción und Maderas), die auf der Insel Ometepe im Nicaraguasee liegen ist nur ganz früh am Morgen noch sehenswert, auch wenn die Spitze der Vulkane in den Wolken unsichtbar bleibt. Als wir das erste Foto machen wollen, liegen Insel und Vulkane schon vollständig im grauen Nieseldunst.
Frühstück gibt es kurz nach 6 Uhr ein letzes Mal bei „AM:PM“ bevor wir uns auf den Weg in Richtung Grenzübergang „Peñas Blancas“ machen.


Wir verpassen leider einige Stichstraßen zum See, die schöne Ausblicke bieten sollen, und kommen an mehreren Windparks vorbei.


Erst einige Kilometer vor der Grenze, als es schon wieder zu nieseln beginnt, hören wir links auf einem Grundstück laute Musik und sehen ein paar Menschan am Ufer stehen. Es ist ein Restaurant und „Hotel im Bau“ und wir werden vom Eigentümer sogar auf der Baustelle in den ersten Stock geführt, um die Aussicht auf den See und die Vulkane zu würdigen (alles Nebel, aber er zeigt uns,wo die Vulkane sonst sichtbar wären). Wir sollen unbedingt „Propaganda“ machen, damit mehr Touristen nach Nicaragua kommen. Hier also das Werbebild mit der Aussicht:

Bis zur Grenze regnet es noch nicht stark und wir sind gegen 9:30 Uhr da. Kurz vorher trinken wir noch eine Cola und einen Eistee, essen ein paar Yuca-Chips und Gebäck, und werden so noch ein wenig Nicaraguanisches Bargeld los.



An der Nicaraguanischen Grenze werden wieder ordentlich Dollar abkassiert, einer schon zum Betreten der Abfertigungshalle (städtische Steuer), dann nochmal 3 Dollar pro Person für die Ausreise. Alle Radtaschen müssen durch ein Röntgengerät, dann dürfen wir weiter auf die Costa-Ricanische Seite. Dort droht eigentlich Ungemach, weil man nur mit einem vorzeigbaren Ausreiseticket (Flugticket oder Busticket) nach Costa Rica einreisen darf, aber als man unser Fahrrad in der Abfertigungshalle sieht gibt es dazu keine weiteren Fragen. Eigentlich müssen auch hier alle Taschen durch ein Röntgengerät aber der Grenzbeamte zeigt sich gnädig und winkt uns mit dem vollgepackten Tandem einfach durch. Bezahlen müssen wir nichts und auch keine ausreichenden Bargeld-Reserven vorweisen, wie das manchmal ebenfalls nötig ist. Um 10:30 Uhr sind wir durch und ziehen an einem Geldautomaten ein wenig Bargeld (20.000 Colon = 35 Euro, ein einzelner Geldschein).
Ein Deutscher Reisender spricht Viktor in der Abfertigungshalle an, als er das Tandem sieht: „Ach, sind sie die berühmten Tandem-Reisenden?“. Viktor: „Na ja, berühmt …?“. Antwort: „Doch, doch, Facebook und YouTube und so“.

Nach der Grenze haben wir noch ca. 20 km bis zum Zielort La Cruz zu fahren, allerdings größtenteils bergauf, und natürlich fängt es jetzt wieder stärker an zu regnen. In der letzten Steigung steht ein kleines Schutzdach einer Bushaltestelle und wir machen eine letzte Pause, um eine Regenlücke abzuwarten. Nach ein paar Minuten sehen wir einen Radfahrer die Steigung hochstrampeln, es ist Donivan, den wir in León getroffen hatten. Wir unterhalten uns nochmal kurz über das Wetter, aber dann muss er weiter, denn er will heute noch bis Liberia (unser morgiges Etappenziel).
Um 12:45 sind wir an unserem Hotel, Restaurant und Mirador (Aussichtspunkt) in La Cruz. Viktor kann noch ein wenig Fussball sehen (England schlägt Serbien 1:0) und Jutta versucht, ihr ausgeliehenes eBook zu Ende zu lesen, bevor es um Mitternacht deutscher Zeit nicht mehr verfügbar ist. Draußen neben dem Hotel spielt den ganzen Nachmittag ein Spielmannszug immer wieder das Gleiche, als würden die einen Marathon veranstalten. Wir erfahren beim Abendessen im Hotelrestaurant, dass das jeden Nachmittag stattfindet – etwas nervig.
Während wir zu Abend essen setzt sich ein US-Amerikanischer Journalist aus Vermont an den Nachbartisch, der mit seiner Familie bislang in Nicaragua gelebt hat, heute am gleichen Grenzübergang wie wir wieder nach Nicaragua einreisen wollte, aber dort zurückgewiesen wurde, mit der Begründung, er sei in Nicaragua unerwünscht. Eigentlich hat er nichts Negatives über Nicaragua geschrieben, das seine Unerwünschtheit begründen könnte … meint er jedenfalls. Er schreibt unter anderem für den American Prospect. Er kennt die die deutschen Gewerkschaften „IG Metall“ und „Verdi“, weil er auch beratend für Gewerkschaften in den U.S.A. arbeitet. Sein Sohn ist Autist, und sie waren aus den USA weggezogen, weil es dort mit einem behinderten Kind viel schwieriger sei, die Betreuung zu organisieren und zu finanzieren. Jetzt packen Frau und Sohn alle Sachen und reisen ebenfalls aus. Sie schwanken noch, ob sie zukünftig in Costa Rica oder Mexiko (Yucatan) leben wollen. Wir hören ihn später aus seinem Zimmer noch laut telefonieren – das Ganze ist ja erst heute passiert und es gibt viel zu organisieren.






Uwe Wüppermann
Dreitausend Kilometer, hört sich schon wirklich gut an, ich Wette, so viel seid ihr noch nie auf einer Reise gefahren!? Glückwunsch!
Sabine & Uwe
Rosell
Felicidades por los 3000km. Campeones !!!!
Consol
vmakowski
Gracias Consol! 👍🏻😘
vmakowski
Yepp, waren immer maximal knapp über 1.000 km. Und sicherlich nie so abwechslungsreiche.
vmakowski
Yepp, waren immer maximal knapp über 1.000 km. Und sicherlich nie so abwechslungsreiche.
Corral joan
Cuidaos mucho. Os seguimos desde la lejania. 3000km bestial 😉
Fortney
Looking great as usual