Montag 23.9.24 – Quito & Mitad del Mundo
Für heute haben wir uns einen Touristentag in Quito vorgenommen. Das Hotelfrühstück besteht – wie schon seit geraumer Zeit – aus Rührei, Kaffee, Obst, Saft und – oh Wunder – einem Croissant, dass nicht nur aussieht wie ein Croissant sondern auch so schmeckt. Das hatten wir schon länger nicht mehr. Das Ganze mit einem tollen Ausblick aus dem Frühstücksraum ganz oben auf dem verwinkelten Hotelbau, der aussieht, als hätte man auf das Spitzdach nochmal etwas aufgesetzt.



Unsere „Free Walking Tour“ soll um 9 Uhr im Alameda-Park losgehen, gleich neben unserem Hotel. Leider haben wir gestern nachmittag nicht mehr auf die WhatsApp reagiert, die uns geschickt wurde. So scheint es kurz, als müssten wir die Altstadt ohne Stadtführer erkunden, aber dann können wir uns doch noch einer Tour um 10 Uhr anschließen. Unser Tourguide heißt Joel und lernt seit 16 Monaten Englisch. Dafür ist sein Englisch wirklich richtig gut, aber es ist manchmal trotzdem schwierig, seinen Ausführungen zu folgen, besonders in lauter Umgebung. Und laute Umgebung haben wir heute richtig oft, denn an allen Ecken der Stadt üben Schulklassen das Marschieren und Paradieren zu lauter Marschmusik. Am 26. September ist hier der „Dia de la Bandera“ (Tag der Nationalflagge).
Die Tour ist ganz interessant und führt ausschließlich durch die Altstadt Quitos. Wir erhalten viele Zahlen, Daten und Fakten zu den verschiedenen Gebäuden und unzähligen Kirchen (Basilika, Kathedrale, Straße der 7 Kreuze mit 7 Kirchen), aber es mangelt ein wenig an einem roten Faden oder einer historischen Einordung der Ereignisse, die sich in den Gebäuden abgespielt haben und von denen uns erzählt wird. Die obligatorischen Verkostungen regionaler Produkte (pinke Banane, Agaven-Saft, Schnaps-Bonbons und natürlich auch wieder Schokolade 🙂 ) in verschiedenen kleinen Läden dürfen natürlich auch bei dieser Tour nicht fehlen.
Nach dem Ende der Tour gönnen wir uns an der Plaza Grande (Großer Platz) auf Einladung von Aileen einen Banana Split, der uns zunächst ohne gesplittete Banane serviert wird. Nach einer kurzen Rückfrage, ob das in dieser Region so üblich sei, werden die Bananen aber gemeinsam mit einer Entschuldigung schnell nachgeliefert.

Auf dem Rückweg aus der Altstadt zum Hotel gehen wir anscheinend durch eine der berüchtigten Straßen, denn Jutta bemerkt plötzlich, wie ihr jemand an den kleinen (Camelbak-) Rucksack geht. Sofort dreht sie sich um und beschwert sich – der Missetäter bestreitet lauthals, den Reisverschluss geöffnet zu haben, aber es gibt sogar Zeugen. Im Rucksack war nur das Brillenetui, und das ist auch noch da, also ist noch einmal alles gut gegangen. Ein Zeuge geht noch eine Weile mit uns mit und rät uns, lieber einen anderen Weg zu nehmen. Und das mittags am hellichten Tag!
Nach einer kurzen Pause im Hotel machen wir uns auf den Weg zur Mitad del Mundo. Unser Guide Joel hat uns am Morgen geraten, mit der U-Bahn bis zur Endstation zu fahren und erst dort ein Taxi (er meinte natürlich Uber) zu nehmen, dann wäre es nicht so teuer. Und wir wollen sowieso gerne die erst im Dezember 2023 in Betrieb genommene Metro testen, also nutzen wir den Ratschlag. Hier muss man am Einsteigebahnhof für 0,45 Dollar ein Ticket kaufen – für die Rückfahrt geht es erst am dortigen Bahnhof – und den intakten QR-Code unter ein Lesegerät halten, um die Schranke passieren zu können. Das ist für regelmäßige Nutzer etwas umständlich, für uns aber ganz praktisch.
Schon an der Metrostation kommen wir mit einem anderen Fahrgast ins Gespräch und unterhalten uns auch während der Fahrt noch über unsere Optionen für die weitere Route durch Ecuador. Er rät uns dringend dazu, in den Bergen, also der „Sierra“, weiterzufahren, um Cuenca und Baños nicht zu verpassen. Wir sollen doch lieber ein paar Etappen mit dem Bus zurücklegen, als dass wir diese Schönheiten verpassen. Dieser Vorschlag kommt uns ganz gelegen, da die letzte Etappe nach Quito wirklich grenzwertig war.
An der Endstation „El Labrador“ finden wir sofort ein Taxi, mit dem die Fahrt noch einmal ziemlich lange dauert. Als wir ankommen, erklärt uns der Taxifahrer, wo der Eingang ist und dass das Gebäude vor uns die Universität der Kommunisten sei. Am Ticketschalter dauert jeder Kunde recht lange: der Kassierer stellt viele Fragen und fotografiert mit seinem Handy die Tickets auf seinem PC-Monitor oder was auch immer er da mit dem Handy tut.
Wir haben jetzt Zugang zu verschiedenen Ausstellungen, das ganze Gelände ist wie eine kleine Stadt mit mehreren kleinen Museen, Restaurants, Cafés, Läden und sogar Hotels. Es geht allerdings mehr um die Geschichte Equadors als um etwas „Mitte der Welt“-Mäßiges. Viktor fragt nach, wo es denn das Experiment mit der Corioliskraft gibt und erhält die Antwort, dass es dieses genau hier früher gab. Etwas enttäuschend! Dafür kann man genau auf der Äquatorlinie versuchen, ein Ei auf einen Nagel in einer Wiese zu stellen. Viktor hat es geschafft! Und wir erhalten hier einen Stempel in unseren Pass!
Wie eine kurze Recherche ergibt, wären die Experimente im Intiñan Solar Museum gleich in der Nachbarschaft zu sehen gewesen. Das hatten wir zwar irgendwann schon mal gelesen, aber weider vergessen. Nun gut, die Experimente sind sowieso alle geschummelt, denn die Äquatorlinie ist nun mal keine „Linie“ im eigentlichen Sinn. Auch das Experiment mit dem Ei kann man wohl überall auf der Welt erfolgreich durchführen.



Auf dem Rückweg nehmen wir einen gerade herannahenden Bus, der angeblich zur Metrostation fährt. An dessen Endstation müssen wir allerdings in einen weiteren Bus steigen, der uns dann nach „El Labrador“ bringt. Wir wollen eine Station weiter als unser Hotel nach San Francisco fahren und dort in einem schönen Restaurant zu Abend essen. Als wir nach langer Fahrt hungrig dort aus der U-Bahn-Station kommen, ist alles dunkel: hier ist der Strom schon am frühen Abend abgeschaltet. Wir gehen trotzdem noch durch dunkle Straßen bis zu dem Zentrum, in dem das Restaurant ist, werden dort aber von einem Security-Mann aufgeklärt, dass alles geschlossen ist. Um 20 Uhr, noch eine Stunde hin, soll der Strom zwar wiederkommen, die Restaurants werden aber heute nicht mehr öffnen. Wir sehen Lichter einen Block weiter, aber uns wird nahegelgt, dort nicht hinzugehen, weil es eine sehr gefährliche Ecke sei. Der Mann schickt uns durch genau eine Straße, in der es ein Restaurant gibt, in dem wir dann schnell einmal Reis mit Huhn und einen Käse-Toast bestellen – nicht das, was wir uns für heute Abend vorgestellt haben. Erstmals auf unserer Tour fühlen wir uns tatsächlich richtig unwohl, denn die Straßen sind nur punktuell vom Scheinwerferlicht der Autos und Busse erleuchtet. Überall laufen Menschen mit eingeschalteten Handytaschenlampen herum. Auch wir nutzen unser Handy, um nicht über irgenwelche Bordsteinkanten oder Schlaglöcher zu stolpern.
Auch der Betreiber des Restaurants rät uns, die eine Metrostation mit dem Taxi zurückzufahren, weil es in der Dunkelheit auch viel zu gefährlich ist, den Weg zur Station „San Francisco2 zu gehen. Also gut, wir nehmen ein Taxi für eine Strecke, die wir sonst laufen würden. In Alameda, wo unser Hotel liegt, gibt es Strom, das Abschalten war also sehr lokal. An der Rezeption erkundigen wir uns nach einer weiteren Nacht und nach Touren nach Galapagos, weil wir heute gesagt bekommen haben, wenn man als Tourist in Ecuador nicht nach Galapagos fährt, sei das so als fahre man nach Paris, ohne den Eiffelturm zu besichtigen.




























Dienstag 24.9.24 – Quito
Heute hören wir im Frühstücksraum noch mindestens an zwei weiteren Tischen Deutsche. Wir bleiben noch weiter oben sitzen und planen dort die weiteren Etappen bzw. überlegen schon einmal, wo wir wahrscheinlich einen Bus nehmen werden. Wir müssen uns schließlich nicht so verausgaben, dass uns abends Muskeln und Gelenke schmerzen und wir immer wieder Ruhetage benötigen. Außerdem sehen wir wahrscheinlich weniger, wenn wir immer nur auf der Hauptstraße fahren, als wenn wir gezielt (auch mit Bussen) schöne Gegenden und Orte besuchen.
Um zehn machen wir uns auf den Weg zur TeleferiQo von Quito. Da wir vorher noch einen Gürtel für Jutta kaufen müssen (der in Panama für 3,99 gekaufte ist heute morgen endgültig gerissen) fahren wir zwei Stationen Metro, gehen zum „Gürtelparadies“ und nehmen dann ein Taxi. Der Fahrer weiß zunächst nicht, wohin er uns bringen soll, denn Viktor sagt mehrfach „Funicular“. Erst als Jutta „Teleferique“ einwirft, wird es klar. Das Wort Funicular hat Viktor aus Katalonien im Kopf, das ist aber im Gegensatz zu einer Luftseilbahn eine Standseilbahn auf Schienen.
Das Taxi fährt recht lange einen Berg hoch, so dass wir schon Angst haben, dass wir nach oben gebracht werden. Die Talstation liegt aber wirklich schon recht weit oben, wahrscheinlich, damit die Kabinen nicht über bewohntes Gebiet schweben (wie in Medellin). Die Fahrt nach oben geht über 2,5 Kilometer und dauert 18 Minuten, die relativ wenigen Kabinen schweben sehr langsam den Berg hoch und runter. An einigen sind Fahrradgepäckträger vorne und hinten angebracht. Man kann sein Mountainbike mitnehmen und dann auch eine einfache Fahrt bezahlen, denn es gibt eine Mountainbike-Abfahrt, deren Anfang wir oben sehen.


Die Bergstation ist auf 4050 m ü.N.N., die Luft ist schon ziemlich dünn, aber es ist trotzdem warm. Und wir haben eine gute Sicht auf mehrere Vulcane und auf Quito.





Auf einem der Wanderwege kommt man zur „Schaukel in den Wolken“. Auch hier hören wir wieder Einiges an Deutsch. Wir schaukeln kurz, gehen dann aber nicht weiter, sondern wieder zurück, eine vier Kilometer Wanderung in dieser Höhe lassen wir doch lieber.
In einem Café mit riesiger Fensterfront kehren wir ein, genießen den Ausblick und haben einen kurzen WhatsApp-Video-Call mit ein paar Makowskis.
Bei der Abfahrt sind wir in unserer Kabine mit einem Paar (er aus den U.S.A., sie Ecuadorianerin), das in Manta an der Küste lebt. Sie hat lange in Quito gewohnt und erkennt von oben so Einiges wieder. Unten angekommen, teilen wir uns noch ein Taxi. Der Fahrer verlangt sowohl von uns als auch von ihnen den doppelten Preis der Hinfahrt. Der Versuch, ihn runterzuhandeln misslingt, denn er behauptet er müsse eine Extragebühr dafür zahlen, an der Talstation stehen zu dürfen. Aber wir müssen ja irgendwie wieder wegkommen.
Zurück im Hotel hat der Besitzer ein Angebot für eine Reise nach Galapagos für uns: sieben Tage, sechs Nächte, ab morgen. Wir hatten zwar eher an fünf Tage gedacht, aber dass es morgen schon klappt überzeugt uns dann, und wir sagen zu. Den fälligen Betrag sollen wir in bar bezahlen. Dafür müssen wir noch mit mehreren Kreditkarten an den Geldautomaten. Und das erweist sich noch als schwierig:
Von zwei Automaten ganz in der Nähe ist einer geschlossen, am anderen steht zwar, dass man 500 Dollar abheben kann, es würden aber nur 100 gehen, und das recht leider nicht. Deshalb brechen wir wieder in die Altstadt auf, wo es viele Geldautomaten gibt, und wo wir von zumindest einem wissen, dass er auch 500 Dollar ausspuckt. Nur ist dummerweise heute die Stromabschaltung schon seit 14 Uhr, und das Quartier ist schon wieder betroffen. Die Automaten sind also dunkel und tot. Wir wollen wenigstens versuchen, schon einmal zu essen und gehen zum Café del Fraile, in das wir gestern ja schon gehen wollten. Dort ist heute trotz des Stromausfalls geöffnet, und man sagt uns, was es alles nicht gibt (alle Heißgetränke, Naturales, Eis …). Wir bestellen und wollen so lange bleiben, bis um 18 Uhr wieder Strom fließt. Als wir fertig sind und sagen, dass wir mit dem Bezahlen warten möchten, bekommen wir erklärt, dass es doch bis 20 Uhr dauern wird und es dann ja längst dunkel sein wird. Eine Kartenzahlung klappt dann natürlich ebenfalls nicht… .
Etwas genervt suchen wir in Straßenblöcken mit Strom nach Geldautomaten, müssen aber etliche probieren, bis wir bei der Guajaquil-Bank endlich einen geöffneten und funktionierenden finden. Puh, das ist noch einmal gut gegangen, und bei dieser Bank ist die Gebühr sogar unschlagbar niedrig!
Die geplanten Stromabschaltungen sind übrigens in erster Linie das Ergebnis einer langen Dürrezeit, wie es sie seit 60 Jahren in Ecuador nicht mehr gab. Da über 70% des Strombedarfs in Ecuador mit Wasserkraft gedeckt werden, kommt es jetzt zu den Rationierungen von Strom (und auch Wasser). Die nächtlichen Ausgangssperren sind dann wiederum eine Folge der Stromabschaltungen, denn mit ihnen soll die nächtliche Kriminalität im Schutz der Dunkelheit eingedämmt werden.
Da es schon wieder dämmert, fahren wir lieber eine Station Metro zurück statt zu laufen, bezahlen die Galapagos-Reise in bar, packen unser Gepäck so um, dass wir zwei Taschen mitnehmen und den Rest hier im Hotel gemeinsam mit dem Tandem einlagern können, tragen das Tandem aus der Garage eine ganze Menge Stufen hinauf und parken es incl. Gepäck für die Woche hier im Hotel in einer Art Küche, die wohl nicht genutzt wird.







Den ganzen Nachmittag haben wir schon Rauchwolken gesehen, auch schon von der Bergstation, aber als wir am Hotel ankommen, ist es extrem geworden. Auch die Hotelmitarbeiter reden vom Feuer, wir hören Sirenen und wieder einmal liegt der Feuergeruch sogar in den Zimmern in der Luft.
Im Internet recherchieren wir, dass es aufgrund eines Waldbrandes am Stadtrand Verkehrsbeschränkungen in Quito geben wird. Gleichzeitig wurden aufgrund der Notlage aber auch Beschränkungen namens „Pico y Placa“ vorläufig aufgehoben, nach denen heute zwischen 16:00 und 20:00 Uhr keine Fahrzeuge hätten fahren dürfen, die die Endziffern 3 oder 4 auf dem Nummernschild tragen. Wir hoffen, dass unser Hotelbetreiber, der uns morgen früh um 7 Uhr persönlich zum Flughafen fahren will, die richtige Route kennt und die richtige Endziffer auf dem Nummernschild hat. Jedenfalls ist die Autobahn zum Flughafen nach seiner Aussage von dem Feuer betroffen, weshalb er möglichst früh losfahren will.
Mittwoch 25.9.24 – Quito – Galápagos Inseln
Um 6:45 Uhr sind wir abfahrbereit in der Hotellobby. Wir haben unseren roten Seesack und das orange Globetrotter-Rackpack als Reisegepäck dabei. Unsere beiden CamelBak haben wir zum Handgepäck umfunktioniert. Kurz vor sieben ist der Hotelbetreiber da, wir steigen in seinen KIA, und es geht los Richtung Flughafen. Vom Waldbrand ist kaum noch etwas zu bemerken. Die Feuerwehren scheinen ganze Arbeit geleistet zu haben. Wir fahren trotzdem eine weitere Strecke, um keinesfalls in die Nähe der Löscharbeiten zu geraten und dort womöglich im Verkehr stecken zu bleiben. Unter anderem fahren wir auch einen großen Teil der Strecke zurück, die wir mit dem Tandem bezwungen haben, denn die Abzweigung Richtung Flughafen liegt nördlich von Quito in der Nähe von Calderon. Es sind ca. 50 km, also praktisch eine Tagesetappe, wenn wir mit dem Tandem fahren würden.
Unterwegs wird uns bestätigt, dass es aufgrund der Verkehrsüberlastung in Quito in den Hauptverkehrszeiten (5-9 und 16-20 Uhr) schon seit Langem Beschränkungen gibt. Montags dürfen in diesen Zeiten keine Fahrzeuge unterwegs sein, deren Kennzeichen auf 1 oder 2 endet (Di 3-4, Mi 5-6, Do 7-8, Fr 9-0). So kann eine „Verkehrswende“ natürlich auch aussehen.
Kurz nach acht sind wir am Flughafen, über drei Stunden vor der Abflugzeit um 11:10 Uhr. Der Hotelbetreiber geleitet uns zum Schalter für den Galapagos-Touristenpass (20 USD pro Person), dann zum Röntgen unseres Gepäcks (es gelten scharfe Beschränkungen, damit keine invasiven Arten in die Flora und Fauna von Galapagos eingeschleppt werden) und schließlich zur Gepäckaufgabe. Erst als alles erledigt ist und wir nur noch durch die Sicherheitskontrolle müssen, verabschiedet er sich von uns. Wir frühstücken aber erst noch außerhalb des Sicherheitsbereiches bei „El Español“, wo wir uns auch für eine CO2-Emissions-Kompensation über „Atmosfair“ entscheiden, denn eigentlich hatten wir uns ja fest vorgenommen erst wieder in Ushuaia in ein Flugzeug zu steigen. Am Ende sind wir sogar etwas knapp am Gate und man erwartet uns dort schon mit persönlicher, namentlicher Ansprache.
Der Flieger ist nicht mal halb besetzt und es stellt sich wieder Erwarten heraus, dass es doch ein Direktflug ohne Zwischenlandung und Auftanken in Guayaquil ist, denn darauf waren wir eigentlich vorbereitet (und dafür haben wir „kompensiert“). Der Flug dauert knapp zwei Stunden und wir landen am Seymour Galapagos Ecological Airport (GPS) auf der kleinen Insel Baltra. Dort geht es durch eine Art Grenzkontrolle und Immigration. Ausländische Touristen zahlen pro Person 200 USD „Eintritt“, eine eidesstattliche Erklärung zur Nichteinfuhr verbotener Güter muss unterschrieben abgegeben werden (das Formular erhalten wir während des Fluges vom Bordpersonal) und das gesamte Gepäck wird geröntgt und von Spürhunden überprüft.

Vom Flughafen geht es per Bus zu einem Fähranleger (wir sehen auf der Fahrt bereits mehrere Leguane auf der Straße sitzen), von wo uns ein kleines Fährboot zur Hauptinsel Santa Cruz bringt. Dort wartet auf uns ein Pickup, der uns quer über die Insel zu unserem Hotel in Puerto Ayora bringt.
Zeit zum Einchecken ist nicht, wir können nur die Taschen abstellen und werden dann zur „Villa Luna“, ca. 15 Min Fußweg, geführt, wo wir in den nächsten Tagen Mittag- und Abendessen bekommen. Es ist halb drei, als wir dort ankommen und die Essenzeit eigentlich vorbei, deshalb dauert es wohl etwas, bis wir etwas bekommen. Und uns wurde gesagt, dass wir um halb vier am Treffpunkt – der uns auf dem Weg gezeigt wurde – sein sollen, um eine geführte Tour durch die „Charles Darwin Research Station“ mitzumachen. Das ist dann gleich nach dem Essen…
Unsere Gruppe besteht aus 13 Personen, wir sind die beiden einzigen, für die der Guide Englisch sprechen muss, alle anderen sind Ecuadorianer*innen. Wir hören also alles zweimal 😉 und bekommen vieles über dieses Archipel, die Flora und Fauna und über die Schildkrötenaufzuchtstation erzählt und gezeigt. Ohne autorisierten Guide darf man dieses Zentrum nicht besuchen, und dieses Zentrum ist ein Hauptgrund, warum Santa Cruz die touristischte Insel ist, die Hauptinsel mit der Regierung ist eine andere (San Cristobal).





Auf dem Rückweg zum Hotel, den wir erst einmal wiederfinden müssen – heute mittag sind wir nur hinterhergelaufen – haben wir immer noch keine Nachricht, wie es weitergeht. Wir checken ein, kämpfen ein wenig mit dem Verbinden mit dem W-LAN – der im anderen Treppenhaus aushängende QR-Code kann nur von internetfähigen Handys ausgelesen werden – und gehen dann wieder zur Villa Luna, um dort ein Abendessen zu bekommen. Viktor bekommt sogar einen Nachschlag Reis mit Bohnen als er sagt, er wäre noch hungrig.
Anschließend gehen wir auf ein Bier in die Santa Cruz Brewery.



Hier erhalten wir eine WhatsApp, dass wir morgen früh um sechs am Treffpunkt sein sollen. Wir verbringen den Tag auf einer anderen Insel. An so eine durchgeplante Pauschalreise müssen wir uns noch gewöhnen, so etwas haben wir noch nie vorher gemacht. Im Hotel ist es zum Glück kein Problem, wir werden ein Frühstück zum Mitnehmen bereitgelegt bekommen.











Es wird uns heute immer wieder erzählt, dass es auf den Galapagos-Inseln keine Kriminalität gibt, das muss also stimmen!
Donnerstag 26.9.24 – Galápagos Inseln – Isla Isabela
Morgens um viertel vor sechs ist leider doch kein Box-Frühstück bereitgelegt, und es ist auch noch niemand da, den man fragen könnte. Wir wollen aber pünklich sein und gehen ohne Frühstück zum Treffpunkt.
Die Informationen, die wir per WhatsApp am Vorabend um 18:37 Uhr von einer Johanna (Iyi Sanslar Travel) erhalten, sind eher dürftig. Wir wissen nicht wirklich, was uns heute erwartet, aber immerhin wissen wir, was wir mitbringen sollen. Sportschuhe haben wir nicht, also sind wir in unseren Shimano-Fahrradsandalen unterwegs.

Am Treffpunkt ist um kurz vor 6 Uhr nur eine Mutter mit ihrer Tochter „Isabela“. Welch ein Zufall, den es geht ja heute auf die gleichnamige Insel. Die Mutter scheint immerhin ein paar Informationen mehr per WhatsApp zu erhalten als wir.
Wir vier werden von einem Mann abgeholt, und wir gehen zu einem Anleger, an dem mehrere Menschen mit Listen und viele Touristen stehen. Jede Liste stellt ein Boot da, und wir erhalten Boarding Pässe für die „Britanny 1“. Alle Tschen und Rucksäcke müssen durch eine Röntgenkontrolle wie am Fluhafen, bevor man zum Wasser laufen darf. Am Anleger werden alle nach Booten sortiert aufgestellt und nach und nach mit Wassertaxis (pro Nase und Fahrt immer ein USD) zu den Booten gebracht. Da wir nicht mehr Informationen als die WhatsApp von gestern Abend haben sind wir nicht darauf eingestellt, jetzt zwei Stunden im Speedboat über das offene Meer gefahren zu werden – inklusive Seekrankheit natürlich.
Denn eine der Überraschungen für uns sind auf Galapagos die riesigen Abstände zwischen den einzelnen Inseln. Wir müssen heute zur Nachbarinsel Isabela mal eben 80 Kilometer zurücklegen. Mit dem Speedboat bei 40 km/h sind das 2 Stunden Fahrzeit. Inklusive 30 Minuten Ein/Aus/Umsteigen mit Wassertaxis gehen damit vom Tag schon mal 5 Stunden verloren. Wir sind heute also fast genauso viel Zeit mit dem Boot unterwegs wie wir auf der Insel Isabela verbringen werden. Das kann man mit Wohlwollen als „grenzwertig“ bezeichen. Und das wird beim Besuch der anderen Inseln nicht besser werden, denn sie sind eher noch weiter entfernt.
Die Brittany 1 hat drei Yamaha Außenbordmotoren, jede mit 300 PS. Ein kurze Recherche ergibt, dass jeder der Motoren 51 Liter Benzin pro Stunde verbraucht (bei 4.500 Umdrehungen pro Minute). Das ergibt bei zwei Stunden Fahrt 306 Liter Benzin für 32 Passagiere, also 9,6 Liter pro Passagier. Bei 2.392 Gramm CO2 pro Liter Benzin ergibt das ca. 23 kg CO2-Ausstoß für Hinfahrt und nochmals für die Rückfahrt pro Passagier. Viktor wollte es hier bloß mal geschrieben haben. Wir haben ja bei der Kompensation unserer Flüge über Atmosfair eine Zwischenlandung in Guayaquil einkalkuliert, die wir dann gar nicht gemacht haben. Da gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass zwei Starts und Landungen mit einem Airbus A320 mehr CO2 ausstoßen als die paar Fahrten mit den Booten. Aber richtig gut fühlt sich die ganze Speedboad-Raserei nicht an …. und zwar nicht nur wegen der Seekrankheit.
Zur Seekrankheit: Viktor hat irgendwann mal gelernt, dass die Seekrankheit durch die widersprüchlichen Informationen ensteht, die das Gehirn vom Gleichgewichtsorgan im Ohr und von den Augen erhält. Das Gleichgewichtsorgan sagt „Du bewegst Dich heftig auf und ab“, das Auge sagt „Du sitzt relativ still“, jedenfalls wenn man (wie Jutta) die Rückenlehne vor sich fixiert, die sich ja gemeinsam mit dem Schiff bewegt und in Relation zum Auge fast stillsteht. Viktors Anti-Seekrankheits-Technik ist daher: Entweder einen Punkt am Horizont oder Festland fixieren (dann erhält das Auge die gleiche schwankende Information) oder die Augen schließen (dann gibt es gar keine widersprüchliche Info für das Auge). Bei ihm funktioniert das einwandfrei … es mag aber auch bloß der Placebo-Effekt sein, weil er fest an seine Technik glaubt. Bei Jutta wirkt es nämlich auf der heutigen Rückfahrt nicht. Über die Hinfahrt schweigen wir uns hier einfach mal aus.
Um neun werden wir wieder mit einem Wassertaxi zum Puerto Villami auf der Isla Isabela gebracht, wo wieder mehrere Menschen mit Listen stehen und wir suchen müssen, auf welcher unsere Namen enthalten sind. Schließlich sind wir eine 14-köpfige Gruppe, und heute sind es nur vier Ecuadorianer, für den Rest ist Englisch angesagt. Unser Guide spricht deshalb wesentlich mehr Englisch als Spanisch. Und von ihm erfahren wir jetzt auch, wie der Tag hier auf der Insel strukturiert ist: vormittags geht es mit einem Boot (jeah!) zur vorgelagerten Insel Tintoreras, wo wir einen Gang auf dem Vulkangestein machen und anschließend in den Buchten schnorcheln können, anschließend ist im Ort Mittagessen, und danach geht es noch ins Landesinnere zu Flamingos und Schildkröten. Um viertel nach zwei ist wieder Treffpunkt für die Rückfahrt per Speedboat.
Glücklicherweise ist hier das Wasser noch ruhig. Beim Anlegen treffen wir gleich auf zwei Seelöwen-Babys, die keine Berührungsängste zu haben scheinen. Außerdem leben auf diesem Vulkangestein Unmengen an Küstenleguanen, und im seichten Wasser zahlreiche Haie und auch eine Wasserschildkröte.






Dann kann schnorcheln, wer will. Das Wasser ist ziemlich kühl, aber von allen Schnorchelpunkten bis jetzt ist dieses der beste, auch wenn wir keine Bilder davon haben. Dafür haben wir Videos von Walen (ohne dass wir darauf eingestellt waren) und Bilder von Blaufußtölpeln.

Nach dem Mittag geht es mit dem Bus erst zu der Lagune mit den Flamingos, danach zur Schildkrötenaufzuchtstation hier auf Isabella. Wie sehen unter anderem eine kopulierende Riesenschildkröte.







Fast pünktlich sind wir wieder am Anleger, müssen aber noch ziemlich lange warten, ehe unser Boot komplett ist und losfahren kann. Um zehn nach fünf landen wir wieder auf Santa Cruz an und müssen dort alle noch einmal durch die Röntgenkontrolle.
Im Ort gehen wir in der Villa Luna gucken, was es zum Abnedessen gibt und entscheiden uns dann, heute einmal schön essen zu gehen – Viktor hätte gerne Lobster. Im Al Mar werden wir fündig. Der Hummer ist eigentlich für zwei Personen, aber Jutta möchte etwas Vegetarisches und Viktor schafft ihn dann auch alleine. Nach dem Essen haben wir immer noch keine Nachricht, was morgen sein wird, die kommt erst nach 21 Uhr.









Freitag 27.9.24 – Galápagos Inseln – Tortuga Bay Beach – Bahia-Tour (Schnorcheln, Grietas, Playa de los Perros)
Nach einem unerwartet guten Frühstück im Hotel gehen wir zu acht Uhr zum Treffpunkt. Unser Guide Rodrigo erklärt unserer Gruppe, dass wir ca. zwei Stunden laufen bis zum Tortuga Bay Beach, dort Zeit verbringen und am besten mit einem Wassertaxi von dort zurückfahren, damit wir mittags wieder im Ort sind. Jutta würde lieber auch zurück laufen, aber er überzeugt uns, das Taxi zu reservieren.
Die „Wanderung“ geht vom Ortsrand über einen vollständig gepflasterten Weg durch einen Wald aus Kakteen, Palo Santo (Bursera Graveolens), Matazarno (Piscidia cathargenesis), Manzanillo (Hippomane mancinella) und vieles mehr. Rodrigo erzählt viel über die Anpassung der Pflanzen und Tiere hier, über die verschiedenen Meeresströmungen (aus Panama der Panamastrom, aus Peru der Humboldstrom und aus Australien der Cromwellstrom) und auch, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist sondern schon immer existiert hat. Na ja, er ist jedenfalls mit Leib und Seele dabei! Viktor kann sich trotzdem nicht zurückhalten und fragt nach, wie viele Jahre die Evolution auf Galapagos benötigt hat, für die Anpassung und „Endemisierung“ der Arten, von denen er berichtet. Zigtausende Jahre ist die Antwort. Auf die Frage, ob die Evolution das mit der Anpassung auch in wenigen hundert Jahren schaffen könnte, da die Erderwärmung ja seit der Industrialisierung eher etwas schnell voranschreitet, kommt die überraschende Antwort: „Wir sind ja schon fast vollständig auf erneuerbare Energien umgestiegen!“ …. oooooookeeeeey …. Ecuador, Wasserkraft, Dürre und Stromabschaltungen? Ach lassen wir das hier.
Als wir am Strand ankommen, ziehen wir die Schuhe aus und es fühlt sich fast wie Wangerooge an: ganz weicher, heller Sand, an einer Seite welliges Wasser, an der anderen Seite – wenn man nicht ganz scharf guckt – etwas wie Dünen. Das tut mal richtig gut, das Barfußlaufen!
Vom großen Strand biegen wir ab zum Tortuga Bay Beach, der richtig bevölkert ist, und wo man auch baden kann in türkisfarbenem, aber kaltem Wasser. Da es erst zehn Uhr ist, ändern wir unsere Reservierung von zwölf auf elf Uhr, und eigentlich hätten wir auch genug Zeit, zurückzulaufen. Viktor geht kurz in Wasser, und wir laufen den Strand rauf und runter und halten Ausschau nach Haien in den Mangroven – das ist zwischen den Wurzeln aber nicht so einfach.
Das Wassertaxi fährt zwanzig Minuten über die hohe See – Jutta ist schon wieder seekrank. Wieder im Ort gehen wir erst einen Kaffee trinken (haben ja etwas Zeit gewonnen 😉 ) und danach in der Villa Luna Mittagessen. Dort werden wir erkannt und Jutta gleich gefragt, ob vegetarische Nudeln okay wären. Und als sie gebracht werden, bekommen wir zwei Portionen, so dass Viktor zwei Mittagessen verzehrt. Sie waren wohl enttäuscht, dass wir gestern Abend unverrichteter Dinge wieder gegangen sind und wollten das wieder gut machen.
Um zwanzig nach eins ist schon wieder Treffpunkt, diesmal nimmt uns Johanna mit (von der wir die spärlichen WhatsApp-Infos bekommen haben) und bringt uns zum Anleger (also noch eine anstehende Bootsfahrt). Dort dauert es eine ganze Weile, bis die Gruppe vollzählig ist. Aber als es endlich losgeht und alle mit Schwimmweste bekleidet in das Boot steigen, beginnt eine wirklich tolle Tour: erst schnorcheln wir irgendwo in der Akademie-Bucht, dann fahren wir etwas und gehen zur „Griega“ einem natürlichen Schwimmbecken zwischen Felsen, wo wir wieder schnorcheln oder schwimmen, und als letztes machen wir eine kleine Wanderung zum Playa de los Perros, bei der wir Blaufußtölpel brütend, mit einwöchigen Jungtieren, mit ältern Jungtieren und umeinander werbend sehen können. Wenn zwei Eier ausgebrütet werden, überlebt zu 75% nur das erstgeborene Küken – weil dieses immer zuerst gefüttert wird. Nur bei extrem guten Konditionen bekommt das zweitgeborene auch ausreichend Nahrung ab und überlebt die ersten Wochen. Die Rotfußtölpel legen immer nur ein Ei und haben deshalb dieses Problem nicht, bei den Nazca-Tölpeln werden mehrere Eier ausgebrütet und alle „jüngeren“ Küken werden vom Ältesten getötet (sog. Siblizid). So ist die Natur!
Ziemlich durchgefroren, trotz Nassanzügen, sind wir nach kurzer Fahrt wieder in Santa Cruz. Wir gehen im Hotel heiß duschen, anschließend in der Villa Luna essen und abschließend noch etwas an einer Bar trinken (ein Honigbier bzw. einen Mosquito).
Ein kleines Zwischenfazit kann man wohl heute schon ziehen: Der Aufwand hat sich gelohnt und lohnt sich auch weiterhin (ja auch die ganze Speedboat-Fahrerei). Was man hier auf Galapagos sieht und lernt, wieviele Tiere man aus nächster Nähe beobachten kann, welche Vielfalt man beim Schnorcheln sieht, einfach unfassbar. Vor einigen Wochen haben wir noch jeden einzelnen grünen Leguan verfolgt und gefilmt … wir haben uns wie Bolle über Aras gefreut, die über uns flogen … jeder Brüllaffen-Ruf hat unseren Herzschlag beschleunigt … hier stolperst Du praktisch ständig über Küstenleguane und alle möglichen anderen Tiere, lässt das Handy stecken und genießt einfach den Anblick.



















Samstag 28.9.24 – Galápagos Inseln – Isla Santa Fe (Schnorcheln)
Heute soll eine weitere Insel besucht werden, allerdings ohne diese zu betreten. Vor der Isla Santa Fe ist wieder Schnorcheln angesagt. Das Wetter ist nicht besonders gut und der Wellengang stellt sich mal wieder als übelkeiterregend heraus. Heute schaffen wir es aber, ohne Spucktüten auszukommen oder über der Reling zu hängen.
Aber zunächst findet morgens um acht Uhr das übliche Spiel statt. Am Treffpunkt befindet sich bereits eine große Gruppe, die aber an einer anderen Tour teilnimmt. Wir bleiben einsam zurück und Viktor fängt gerade an, eine WhatsApp zu tippen, als ein junger Mann uns abholt. Der bringt uns 500 Meter weiter zum bereits bekannten Anleger, wo alle Touren losgehen und übergibt uns an eine junge Frau. Die junge Frau übergibt uns dann nach 15 Minuten Wartezeit wiederrum an unsere heutige Tourguide „Susan“, genannt Susy. Diese steigt 30 Minuten später mit uns auf das Boot. Wir verstehen nicht ganz, warum so viel Personen involviert sind, vermuten aber, dass jede irgendwie mitverdient, obwohl unsere Namen auf der Passagierliste des Bootes „Sunray“ stehen, und es eigentlich auch reichen würde, wenn man uns mitteilt, dass wir um 9:00 Uhr am Anleger sein sollen um das Boot „Sunray“ zu besteigen. Na ja, wir sorgen ja gerne für ein paar zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Das Einsteigen verzögert sich noch eine Weile, weil ein Seelöwe den Steg belegt und es zu gefährlich ist, an ihm vorbeizugehen – die Tiere beißen heftig.
Nach einer guten halben Stunde kommen wir am ersten geplanten Halt an – noch auf Santa Cruz, wie wir nur dank der Aufzeichnung mit dem Garmin wissen. Der Wellengang ist allerdings so hoch, dass Susy mit Gesten erklärt, dass wir umdrehen – es ist zu gefährlich. Kurz denken wir, dass es zurück geht, aber erst nach einer weiteren Stunde Fahrt sind wir wirklich vor Santa Fe. Wir bekommen alle Nassanzüge, Flossen und Schnorchelbrillen und drehen die ersten Runden. Das Wasser ist eisig, aber superklar und voller verschiedener Fische. Ziemlich durchgefroren sollen wir uns an Bord nicht umziehen, weil wir noch zu einem weiteren Schnorchelpunkt fahren. Immerhin gibt es ein Heißgetränk und ein paar Snacks zur Stärkung zwischendurch. Auf dieser Fahrt sind zwei Angeln ausgeworfen, und es wird tatsächlich ein recht großer Fisch gefangen.
Am zweiten Punkt sind es in erster Linie die Seelöwen, aber auch wieder ganze Fischschwärme und auch eine Schildkröte, die das Schnorcheln sehenswert machen (wir haben es in den letzten Tagen eigentlich schon genug gemacht, aber zumindest ist die Reihenfolge die richtige, da es von Mal zu Mal besser wurde).
Anschließend dürfen wir uns umziehen und bekommen dann ein warmes Mittagessen an Board – Fisch, aber nicht den gerade gefangenen. Susy teilt die von ihr gemachten Videos und Bilder, und um zwei wird die Rückfahrt angetreten. Der heutige Kapitän macht es wirklich gut, wir reiten richtig auf den hohen Wellen. Auf der Rückfahrt halten auch die drei Motoren durch, die auf der Hinfahrt immer mal ausgestiegen sind, an denen zwischendurch aber heftig gearbeitet wurde.





Nach einer heißen Dusche im Hotel nutzen wir den weiteren Nachmittag noch zum Shoppen – morgen geht es nach San Cristobal, und so ganz ohne Andenken wollen wir Santa Cruz nicht verlassen.







Sonntag 29.9.24 – Galápagos Inseln – Isla San Cristóbal
Heute ist der Umzug in ein Hotel auf der Insel San Cristóbal fällig. Das bedeutet wieder zwei Stunden Bootsfahrt mit einem Speedboat. Heute ist es die D LUIS. Das Boarding geht relativ zügig vonstatten, wir sind positiv überrascht und haben Plätze relativ weit hinten ergattert, wo das Hüpfen und Schaukeln auf den Wellen nicht so stark zu spüren ist. Da haben wir dem Organisationstalent der Menschen hier am Hafen vielleicht doch etwas Unrecht getan, in den vergangenen Tagen …
… tja, und dann fehlen halt noch ein paar Passagiere, wir sitzen über 30 Minuten im schwankenden Boot und warten. Irgendwann kommt ein Wassertaxi mit mehreren Männern mit eigenartigen großen Kisten angefahren und wir hören schon aus einiger Entfernung lautes Krähen. Die Männer sind Teilnehmer am gestrigen Hahnenkampf-Wettbewerb (Pelea de Gallos) und sie haben natürlich ihre Kampfhähne dabei. Diese werden im gesamten Mittelgang des Bootes von vorne bis hinten zwischen den Sitzen abgestellt, also auch direkt neben Viktor am Gangplatz. Fluchtwege und Sicherheitsmaßnahmen sind da eher zweitrangig … aber das kennen wir ja schon vom Transport unseres Tandems in kleineren Bussen mit Mittelgang. Da wurden auch andere Passagiere in ihren Sitzen quasi eingeschlossen, als unser Tandem an Bord war. Für die Überfahrt nach San Cristóbal mischen sich so jedenfalls die salzige Meerluft und die Ausdünstungen abgekämpfter Kampfhähne (oder nennen wir es liebevoll „frische Landluft“) zu einem ganz besonderen Ambiente an Bord. Die Überfahrt ist dann wie gehabt eine rumpelige Angelegenheit, aber tatsächlich bleiben wir heute beide von Seekrankheit verschont, auch ohne die empfohlene Akupressur am Handgelenk anzuwenden.





Auf San Cristóbal setzen wir wieder mit einem Wassertaxi zum Anleger über (1$ pro Person). Dort werden wir schon von unserem lokalen Betreuer „Santi“ erwartet, der uns mit dem Taxi zum Hotel bringt und irgendjemandem ein Beweisfoto von uns beiden senden muss, als wir gegen 10 Uhr vor der Rezeption stehen und einchecken. Unser Zimmer riecht etwas schimmlig, ist aber geräumig und sauber.
Den Vormittag erkunden wir den Ort, insbesondere die Promenade am Wasser. Die Insel scheint wesentlich ruhiger als Santa Cruz, trotzdem gibt es auch hier einige Souvenier-Läden und auch viele Cafés und Restaurants. Und überall liegen Seelöwen herum – Mütter mit ihren Jungen. Wir beobachten ein ganz Junges, wie es hungrig versucht, die Zitzen der Mutter zu finden, sich aber nicht zurechtzufinden scheint. Die Mutter unternimmt alles Mögliche, das Kleine in die richtige Richtung zu weisen. Solange wir dort stehen, vergeblich!
Zwischen den Seelöwen gibt es auch hier Leguane und Krabben (letztere nur am Wasser, nicht auf den Wegen), und alle verstehen sich gut, es gibt keine Konkurrenz zwischen ihnen.
Mittag gibt es wieder in einem Restaurant außerhalb des Hotels, hier ist es aber sehr viel kleiner mit nur wenigen Tischen, keine Massenabfertigung wie in Santa Cruz.
Um halb drei ist Treffpunkt vor dem Hoteleingang mit Patricio und zwei weiteren Hotelgästen zu einer Tour. Wir werden ein paar Meter mit einem Taxi zum „San Cristóbal Gianni Arismendy Environmental Interpretation Center“ gefahren. Dort bekommen wir zunächst die Entstehungsgeschichte des Archipels erklärt – hier die Inseln im Osten sind mit ca. 5 Mio. Jahren die älteren, die im Westen sind erst 750.000 Jahre alt – dann haben wir eigenständig Zeit, die Ausstellung über die Geschichte inkl. der Touristischen Entwicklung anzuschauen. Im Anschluss laufen wir hoch zu einem Aussichtspunkt und runter zu einem Strand. Währrenddessen gibt es Erklärungen zu den unterschiedlichen Kakteen (Candelaria und Opuntia), zu Leguanen und Seelöwen. Am Carola Beach haben wir noch einmal Freizeit, um wahlweise zum Leuchtturm zu klettern (wir) oder etwas anderes zu machen.





















Es zieht ein starker Wind auf und der Himmel wird immer dunkler, als wir Richtung Ort aufbrechen, am „Playa Mann“ vorbei. Dieser Strand heißt in Erinnerung an Alexander Mann so, der vor ~45 Jahren in Guayaquil ein großes (Kinder-)Krankenhaus hat bauen lassen und auch hier auf der Insel eine Persönlichkeit war. Bis wir im Ort ankommen, sind wir etwas nass und ziemlich kalt, so dass wir nach der Verabschiedung von Patricio erst einmal eine heiße Schokolade trinken gehen, um uns aufzuwärmen.
Von dort geht es direkt zum Abendessen. Mit uns kommt auch gerade eine Gruppe aus 20 jungen Menschen (fast ausnahmslos Frauen) an, die wahrscheinlich aus einem Skandinavischen Land stammen, wir können die Sprache aber nicht näher eingrenzen. Am nächsten Tag treffen wir sie an der Schildkröten-Aufzuchtstation wieder, wo sie offensichtlich als Freiwillige arbeiten und gerade die Fütterung vorbereiten.
Hier auf San Cristóbal können wir uns in „unserem“ Restaurant etwas von der Karte aussuchen, und dann werden sechs USD pro Person vom Preis abgezogen. Die allermeisten Gerichte liegen bei > 10 USD, so dass es hier mit dem „all inclusive“ nicht so ganz hinkommt. Aber man kann sich aussuchen, was man essen möchte, was auch nicht schlecht ist.
Anschließend im Hotel bekommen wir nicht einmal den gesamten Tag rekapituliert, bevor wir müde schlafen gehen.













Glorypedalling
Gute Entscheidung! Wir glauben auch Galapagos darf man auf keinen Fall auslassen, wenn einem die Möglichkeit geboten wird. Wir freuen uns jedenfalls auf die Bilder! Grüße 😀
Andy Dean
Galapagos looks amazing though disorganized.
I have a couple of suggestions that seeing your no fly comment you may not take but I’ll mention it anyway. Not sure how you are getting to Cusco and Machu Picchu. Is there a bus to Cusco? If you take a bus my recommendation isn’t relevant but I still suggest going from Cusco to the colorful market town do Pisco which is lower in elevation and can help with altitude sickness. Also, do what the locals do-drink Coca tea, it helps too.
After visiting Cusco etc. I highly recommend going to (flying to) Puerto Maldonado and taking a dug-out canoe up the river, a tributary of the Amazon (3 or so hours) to the Tambopata Research Station to see the spectacular sight of THOUSANDS of parrots that come to eat at an an exposed cliff section. It’s called a Clay Lick and the parrots eat there -something to do with balancing their diets.You can also check out the piranhas and capybaras and other wildlife at the same time HIGHLY recommended.. Good luck with your travels. Andy Dean Pacific Grove, California
Viktor
Andy, you guys are just great! Thanks for the suggestions which we will definitely take into consideration.
You know, the German Green Party (which one of us is a member of) seems to be going down the tubes as we write this. The environmental activists are discrediting themselves with antisemitic and anticapitalistic activities and statements. What sense does it currently make to reduce my personal CO2-footprint when everyone else continues to blow it out as if we had a backup planet?
If time allows, we will enjoy all our opportunities to the fullest this year. Let’s keep the band playing on the Titanic 😉
Andy Dean
Good luck on the Titanic.
Really enjoying your blog.
Andy
vmakowski
Thanks so much Andy & Susan! Everytime we see a Cactus with enormous thorns we think of you. 🙂
Aileen
Ich bin erstaunt, wie gut gelaunt Jutta trotz Seekrankheit aussieht!
Mir hat immer der Tipp geholfen, niemals mit leerem Magen ein Boot zu besteigen, vorher möglichst histaminarm zu essen und dann mit Blick auf den Horizont den Akkupressurpunkt am Inneren des Handgelenks zu „bearbeiten“. Vor Allem Letzteres solltet ihr mal ausprobieren, falls noch nicht geschehen. Toi, Toi, Toi für die nächsten Fahrten, damit ihr das alles weiter genießen könnt!
Liebe Grüße
Aileen
Viktor
Danke Aileen, die Akupressur wird gleich morgen getestet.