Montag 21.10.24 – (115) – Chepén – Paijan

Gesamt: 7.065,33 km
Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr weil um 6:30 das Frühstück aufs Zimmer geliefert werden soll. Wir wissen nicht genau, wie lang der Tag werden soll, da Komoot uns nicht über die Panamericana-Autobahnabschnitte fahren lassen will, aber wir wissen, dass es an die 80 Kilometer werden können und es durch ca. 45 km Wüste ohne Verpflegungsmöglichkeiten geht.
Gleich in der Früh klärt sich, warum gestern keine Antwort auf die WhatsApp an das Hotel „Mar y Sol“ in Paijan kam: Die Kontaktperson (Rosy C.) hat eine Belgische Telefonnumer und lebt in Belgien. Gleich nach dem Aufstehen gehen mehrere WhatsApp hin und her, dann erfolgt ein WhatsApp-Telefonat. Es stellt sich heraus, dass das „Mar y Sol“ doch direkt am Meer liegt und nicht im Ort Paijan, wie der mal wieder fehlplatzierte Google-Pin anzeigt. Den Weg zum Hotel an der Playa Milagro (Strand des Wunders) schafft man nur mit einem Allrad-Auto, wir also mit unserem Tandem sicher nicht. Rosy verspricht aber, uns ein anderes Hotel in Paijan zu organisieren, weil sie in Deutschland immer so freundlich empfangen wird und ein kleines bisschen davon zurückgeben möchte, wenn zufällig mal Deutsche in ihrer Heimatstadt in Peru sind. Wir sollen einfach losfahren und sie schickt uns eine WhatsApp, sobald sie etwas organisiert hat. Da alle anderen Unterkünfte in Paijan keinerlei Kontaktdaten veröffentlicht haben (weder auf GoogleMaps noch auf Webseiten oder bei Facebook) sind wir sehr erleichtert und frühstücken reichhaltig. Jutta hat zu ihrem Frühstürck noch Spiegeleier erhalten, die Viktor noch nebenbei mitvernichtet.


Als wir dann das Tandem packen wollen, entdecken wir, dass unsere Helme nicht mehr auf dem Sitz liegen. Das gibt es doch nicht – sie sind durch das Gitter zur Straße geklaut worden! Da hat die Vorsicht mit diesem Gitter, dass immer verschlossen ist, wohl doch eine Berechtigung. Am Ende stellt sich aber doch heraus, dass die Mitarbeiterin an der Rezeption des Hotels die Helme gestern Abend noch an sich genommen und im Hotel sicher aufbewahrt hat.
Wir erreichen heute gleich zu Anfang der Etappe unsere 7.000-Kilometer-Marke. Wie es der Zufall so will geschieht das in der „Ciudad de Dios“ (Stadt Gottes), na wenn das mal kein gutes Omen ist. Aufgrund der Verhältnisse entlang unserer Strecke hier in Nord-Peru, haben wir einige 7.000er-Impressionen zusammengestellt:





Unsere erste richtige Pause machen wir in Pacasmayo im „El Eden“, wo wir richtig gute Brötchen mit Käse und Avocado bekommen. Im nächsten Ort, San Pedro de Lloc („Lloc“ kommt vom Nachnamen des Gründers, hat also keinen katalanischen Ursprung) machen wir schon die nächste Pause in einer Saftbar in der Fußgängerzone, denn danach erwarten uns 45 km Wüste ohne jegliche Ortschaften.
In San Pedro de Lloc haben sie wieder einmal besondere „Reductores“ (Verlangsamer) in die Straßen eingebaut. In anderen Städten haben wir bei guter Peilung oft eine Chance, die Lücken zu nutzen und hindurchzufahren, manchmal durch eine leicht diagonale Durchfahrt. Aber hier haben sie es wirklich absolut fahrradfeindlich hinbekommen. Und die Dinger sind richtig hoch. Später am Tag kommen auch noch extrem kurze und hohe „Schwellen-Reductores“ dazu, an denen unser Tandem in der Mitte mit dem eingeklappten Ständer aufsetzt, wenn wir beide draufsitzen. Jutta muss dann absteigen und wir schieben vorsichtig drüber. An einer dieser Schwellen entsteht ein kurzes Gespräch mit Passanten am Straßenrand, die meinen, unser Rad sei einfach ungeeignet. Viktor bestätigt, dass es für ganz USA, Mexiko, Mittelamerika, Kolumbien und Ecuador geeignet gewesen sei, aber für peruanische Straßen eben nicht. Großes Gelächter auf beiden Seiten.


Mittlerweile ist es später Vormittag und der langsam auffrischende Wind kommt aus südlicher bis südwestlicher Richtung. Für uns ist das seitlicher Gegenwind. Vorhergesagt sind bis zu 35 km/h und Windböen, die auch stärker sein können. Es ist ein ständiges Gegenlenken nach rechts erforderlich, um geradeaus fahren zu können. Besonders wenn Lastwagen an uns vorbeifahren und der Wind plötzlich von links kommt, werden wir ziemlich durchgeschüttelt. Immer wieder denken wir an Patagonien, wo diese Windgeschwindigkeiten eher zum Niedrigsten gehören, was wir zu erwarten haben. Da es außerdem die erste Hälfte der Wüstenstrecke bergauf geht, sind wir ziemlich langsam unterwegs. Es zieht sich also entsprechend hin. Irgendwann müssen wir einfach auf freier Strecke eine Pause einlegen. Gar nicht so einfach, den Ort zu wählen, denn die Landschaft gibt eigentlich nichts her, kein Orientierungspunkt an dem man sagen könnte „da ist ein idealer Ort für eine Pause“. Also wird es am Ende ein Busch am Straßenrand, in dessen Windschatten man sich immerhin mal kurz in den Sand setzen kann. Wir essen unser abgepacktes Mehrkornbrot (Multisemillas) mit einem Kräuterkäse (und ein paar angewehten Sandkörnern).



Während wir unsere Pause machen rollt ein Auto an uns vorbei und hält 50 Meter weiter auf dem Standstreifen. Der hintere linke Reifen ist platt. Viktor geht kurz hinüber und bietet Hilfe an, aber sie haben weder ein Ersatzrad noch ein Reifenpannenset mit Dichtmittel dabei. Als wir weiterfahren, bieten wir an, im nächsten Ort, den wir allerdings erst in ca. zwei Stunden erreichen werden, bei der ersten „Llanteria“ (Reifenwerkstatt) Bescheid zu geben, dass bei Kilometer 655 Hilfe benötigt wird.
Auf der zweiten Hälfte der Wüstenstrecke geht es etwas flotter voran, aber unsere Gespräche bewegen sich jetzt doch eher in die Richtung „ganz schön öde“ und „es gibt halt Regionen auf der Welt, in denen das Fahrradtempo doch nicht ganz so optimal ist“ (gell Ole? 😉 ) und „ach was war Mittelamerika doch schön …. und vor allem so abwechslungsreich“.
Irgendwann erreichen wir den Anfang von La Arenita und sehen einen Polizisten bei einer Fahrzeugkontrolle. Viktor berichtet ihm von der Reifenpanne bei KM 655 und er sagt, dass man in so einem Fall grundsätzlich die „Grua“ (Kran), also den Abschleppdienst, zu rufen hat. Dieser wird vom privaten Autobahnbetreiber gestellt und steht an jeder Mautstation bereit. Er sagt, dass wir uns um nichts mehr kümmern müssen, da er die „Grua“ bestellen wird.
In La Arenita machen unsere letzte Pause des Tages. Dort haben wir auch wieder Handy-Empfang und können nachschauen, was aus unserem Hotel geworden ist. Rosy hat uns mehrere Nachrichten geschickt. Wir kommen in einem befreundeten Hotel unter (Hostal Leo), das am Ortseingang von Paijan direkt an der Panamericana liegt. Falls wir noch genug Energie haben, sollen wir uns gerne um 17:00 Uhr an der „Plaza de las Armas“ („Waffenplatz“ – so heißen in dieser Gegend fast alle zentralen Plätze in den Ortschaften) einfinden. Sie hat uns eine kleine Führung organisiert und ein paar junge Tänzer sollen uns dort „La Marinera“ vortanzen, einen typischen Tanz der Region. Wir sind total gerührt von so viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, aber gleichzeitig stehen wir nun auch etwas unter Druck. So fremdbestimmt waren wir schon ein halbes Jahr nicht mehr (außer in den Tagen auf Galapagos), und es fühlt sich irgendwie komisch an. Erst gegen 16:00 Uhr erreichen wir unser Hotel, bis wir auf dem Zimmer sind ist es 16:15 Uhr. Jutta entscheidet sich spontan, erst am späteren Abend zu duschen, so sparen wir etwas Zeit und können uns rechtzeitig auf die 1,5 km Fußweg begeben.
Pünktlich um 17:00 Uhr sind wir am Platz und werden sofort von Sinforoso N. angesprochen, ein Antropologe aus Paijan, der uns ein wenig über die Geschichte der Stadt erzählen möchte. Wir erwähnen ihm gegenüber noch kurz die Tänzer, denken aber, dass er vermutlich Bescheid weiß. Er sagt auch, dass die Tänzer später noch kommen werden. Dann führt er uns etwa 30 Minuten über den Platz und in die Kirche, gibt uns einen stadtgeschichtlichen Überblick und erzählt uns unter anderem von der Jesusfigur „El Señor de los Milagros„, die vermutlich von den Spaniern am Strand in den Wellen abgelegt wurde, um ein Wunder zu „organisieren“, das bei der Evangelisation der indigenen Bevölkerung helfen sollte. Als wir mit der Führung fertig sind, geben wir Sinforoso noch eine kleine Spende für seine vielen Projekte, von denen er uns erzählt hat. Dann gehen wir schnell in einer Pizzeria und Polleria direkt am Platz essen, denn es wird langsam kühler. Wir haben keine warmen Sachen angezogen und müssen ins Hotel zurück.
Wir sind mitten in der Mahlzeit, als Viktors Handy klingelt. Der Vater der Tänzer ist dran. Sie warten schon seit 17 Uhr am Platz auf uns, und jetzt ist es bereits 18 Uhr. Ach herrje, wir essen hektisch die Hälfte unseres Essen, die andere Hälfte packen wir zum Mitnehmen ein, und gehen schnell hinüber. Der Vater fragt uns, wie wir uns das denn mit dem Tanz vorgestellt haben und wo der stattfinden soll. Ähm … also … „no tengo ni idea“ … ich habe keine Ahnung … das ist alles sehr überraschend für uns organisiert worden. Die beiden jungen Tänzer, ein Mädchen und ein Junge um die 12 Jahre, die lokalen Tanz-Champions, sind aber bestens gelaunt. Als sie erfahren, dass wir mit dem Rad reisen, kennt das Kichern und Kopfschütteln kaum ein Ende. Der Vater entscheidet, dass das Ganze also auf der Straße vor der Kirche passieren soll. Dort sind Kreise auf die Straße gemalt, die scheinbar genau dafür gedacht sind. Allerdings muss dazu erst noch ein entsprechend lauter, batteriebetriebener Lautsprecher besorgt werden, den ein Freund des Vaters mit dem Auto holen will. Mittlerweile ist es so abgekühlt, das Jutta es unmöglich länger aushalten kann. Sie hat schon seit zwei Tagen Halsschmerzen und braucht etwas Warmes zum Überziehen. Der Vater (und Trainer) ist zufällig auch Mototaxi-Fahrer. Er fährt mit Jutta zum Hotel, wo sie auch noch gleich etwas Warmes für Viktor mit einpackt. Es ist schon komplett dunkel, als wir in den Genuss des Tanzes „La Marinera“ kommen, der wirklich beeindruckend ist.
Auch die jungen Tänzer erhalten eine Spende, und wir hasten in einen Supermarkt, um für den morgigen Wüstentag noch Getränke und Verpflegung zu besorgen. Zurück ins Hotel geht es dann mit einem Moto-Taxi, denn Jutta hat da ja jetzt schon Erfahrung. Wir entscheiden spontan, dass wir nach der morgigen Etappe einen Ruhetag in Trujillo brauchen, um uns zu erholen und zu entscheiden, ob wir uns die nord-peruanische Wüste weiter antun wollen.
Viktors Hintern braucht auch dringend mal eine Verschnaufpause. Mit seinem Brooks-Ledersattel läuft es zwar von Anfang an sehr gut und praktisch schmerzfrei, auch bei 100-Kilometer-Etappen, aber ab einem bestimmten Alter tendiert die Haut des Menschen bei starker Gewichtsabnahme dazu, ein paar Falten zu werfen (also abhängig von Gewichtsklasse der Person und Stärke der Gewichtsabnahme). Nun ja, wer von Euch regelmäßig Rad fährt, weiß vermutlich, dass Hautfalten an den falschen Stellen und der Fahrradsattel eine ziemlich unheilvolle Kombination sein können 😉 .






Dienstag 22.10.24 – (116) – Paijan – Trujillo

Gesamt: 7.120,43 km
In unserem Zimmer frühstücken wir die Reste unserer Abendessen (super lecker am frühen Morgen um vor sechs und kalt) und packen dann das Tandem in der Garage, die jeden Sonntag zur Disco wird. Um halb sieben sitzen wir im Sattel. Noch ist es frisch, aber noch nicht windig.
Wir fahren zunächst durch viel Zuckerrohr-Anbau – immerhin eine Abwechslung zur Wüste gestern. Nach gut 20 km in Chopote wollen wir in einem Frühstücksrestaurant einkehren, da unser Frühstück im Hotel heute ja nicht so toll war. Draußen auf der Tafel stehen handgeschrieben Café, Milch, Soya, Avena (Hafermilch) sowie Sandwiches mit Käse, Huhn etc., und wir hätten gerne Kaffee mit einer von den drei Weißer-Optionen und zwei Käsebrötchen. Sie hätten für uns leider nur Kaffee schwarz (die Milch und Altenativen sind heute noch nicht da), und Käse haben sie ebenfalls nicht. Viktor nimmt dann einen Kaffee und wir beiden einen Ananassaft (warm) – auch den dann noch angebotenen Reis lehnen wir dankend ab. Jutta witzelt noch, dass das Hähnchenfleisch hier besonders frisch sein muss, denn aus der Küche hört man die ganze Zeit Hühner gackern. Bei diesem Halt resetten wir den Garmin Edge Explore, denn wir konnten die Tour für heute nicht mehr laden, obwohl wir schon alles versucht hatten zu löschen.
Wir fahren weiter, und langsam wird das Grün am Rand weniger und die Wüste mehr. Heute ist es weniger Sand, eher Steine, und heute ist der Straßenrand trotzdem von Menschen genutzt: überall sind Mauern, Häuser, Zäune. Es ist also um Einiges weniger trostlos als gestern. Ganz allmählich geht es über viele Kilometer aufwärts, bis wir nach ca. 35 km den höchsten Punkt (nur 240 m hoch) erreichen. Kurz vorher meldet Viktor eine Pause an, Jutta möchte wenigstens bis zu einer passenderen Stelle weiterfahren. Und siehe da: ganz „oben“ steht am Straßenrand das Restaurant „La Soledat“ (Die Einsamkeit) und lädt uns ein. Es ist richtig groß, sogar mit einer Bühne, und wesentlich besser sortiert als alles andere in den letzten Tagen. Wir bekommen Kaffee mit Milch und echte Cola (mit Zucker) bzw. Ginger Ale. Der Besitzer kann Viktor leider nicht bestätigen, dass solche „Oasen“ in den noch folgenden Wüstenteilen regelmäßig stehen.
Von hier geht es wieder ein wenig schneller, auch wenn inzwischen der Wind begonnen hat zu wehen, denn es geht wieder leicht abwärts. Und nach gar nicht sehr langer Zeit beginnt schon Trujillo – wir müssen durch die Vororte und den Stadtrand. Gerade hatten wir noch gesagt, dass die Straßenqualität erstaunlich gut ist, da beginnt die Stadt und die Straße ist katastrophal. Es ist zwölf Uhr, als wir am Hotel ankommen, leider sind wir an keiner Mall oder an keinem Café vorbeigekommen, um noch ein wenig Zeit zu schinden. Wir können aber trotz der frühen Stunde einchecken, bekommen ein Zimmer ohne Fenster, aber egal.
Nach dem Duschen wollen wir unsere Wäsche in eine Wäscherei bringen. Nachdem zwei unterschiedliche „Lavanderias“ geschlossen sind, fragen wir Passanten, ob eventuell ein Feiertag sein könnte. Nein, das nicht, aber heute ist nationaler Generalstreik in Peru. Also jedenfalls hier in Trujillo. Denn in Lima findet der „Nationale Generalstreik“ erst morgen statt. Logisch klingt das für uns nicht gerade, aber na ja. Und wenn z.B. die Betreiber einer Wäscherei nicht mitstreiken, laufen sie Gefahr, dass der Laden Schaden nimmt oder zukünftig gemieden wird, also streiken auch sie. In der Innenstadt sind auch alle Läden geschlossen, nur einige Restaurants sind geöffnet (längst nicht alle), und so können wir in einer Heladeria wieder eine Einladung zum Eis einlösen. Heute sagen wir dafür zum wiederholten Male Joachim und Ursula ein herzliches Dankeschön:

Zurück im Hotel arbeiten wir den gestrigen Tag nach und versuchen die kommenden Tage zu planen – morgen müssen wir entscheiden, wie es weitergeht. Auf der Strecke zwischen hier und Lima gibt es häufig wirklich GAR NICHTS! Es kristallisiert sich relativ schnell heraus, wohin die Reise übermorgen buchstäblich gehen wird … zum Busbahnhof (Terminal Terrestre) und per Bus nach Lima! Das dauert alles so lange, dass wir zum Abendessen ins Hotelrestaurant gehen, statt noch einmal auf die Suche nach etwas Geöffneten.






Mittwoch 23.10.24 – Trujillo – Ruhetag
Das Rado-Hotel hat sehr, sehr dünne Wände, und obwohl wir nicht einmal ein Fenster haben, ist es von innen und außen sehr laut. Trotzdem schlafen wir bis nach 7:00 Uhr aus und legen heute einen Ruhetag in Trujillo ein. Vorgenommen haben wir uns nur, die Wäsche gewaschen zu bekommen, die mögliche Routenführung nach Lima zu prüfen und zu entscheiden, ob wir morgen in einen Bus nach Lima steigen wollen – na ja, das ist eigentlich doch fast schon sicher.
Nach dem Frühstück macht sich Jutta daran, die Tage von Lima nach Nazca sowie von Cusco nach Puno zu planen, während Viktor die Wäsche in die Lavanderia bringt, die heute zum Glück pünktlich öffnet. 2,5 kg Wäsche kosten uns 18 Soles (4,50€). Später versucht Viktor, den PAJ-Link unseres GPS-Trackers auf unserer „Wo sind wir gerade„-Seite zu reparieren.
Gegen 11 Uhr steigen wir in ein Taxi zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Trujillo, den Ruinen der Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches „Chan Chan„, das sich noch vor der kurzzeitigen Eroberung durch die Inkas an der Küste des heutigen Nord-Peru über 1.500 Kilometer von Tumbes bis nach Lima erstreckte.
Die Inkas konnten die Stadt nur nach 10-jähriger Belagerung erobern und erst, nachdem sie den Fluss Moche umgeleitet hatten, um in der Stadt eine Wasserknappheit auszulösen. Sie waren selbst nur sehr kurze Zeit in dieser Gegend, die von der Fischerei lebte. Als Landwirtschafts- und Verwaltungsexperten kamen sie in dieser trockenen Region angeblich nicht gut zurecht, während sie in Cuenca (heutiges Ecuador) länger herrschten. Die letzten Inka-Herrscher in der Region (Huáscar in Cuenca und Atahualpa in Quito) befanden sich miteinander im Bürgerkrieg, gerade als die spanischen Konquistadoren eintrafen … eine Uneinigkeit, die die Eroberung durch die Spanier wohl erst möglich gemacht hat.
Die archäologische Stätte, die wir mit einem Führer besichtigen, ist UNESCO-Weltkulturerbe und die größte aus Lehm gebaute Stadt der Welt. Die ursprünglichen Lehmwände sind unfassbar witterungsbeständig und erodieren selbst bei starkem Regen wenig. Archäologen und Wissenschaftler haben die Zusammensetzung der Wände genau analysiert und das exakte Mischungsverhältnis von Steinen, Sand, Lehm, Wasser und Muschelkalk kopiert, um die Wände zu rekonstruieren, es fehlt ihnen aber die Kenntnis über die Verfahren, mit denen die Bestandteile damals gemischt und verbaut wurden. Bisher ist es nicht gelungen, die Wände so wetterfest hinzubekommen, wie es die Chimú-Kultur damals geschafft hat. Die Stätte ist heute zu einem großen Teil überdacht, und trotzdem verwittern die rekonstruierten Teilbereiche deutlich schneller als die noch bestehenden Originale.
In Chan Chan herrschten insgesamt neun Regenten. Das weiß man, weil jeder seine eigene Grabstätte hat, in der auch sämtliche Frauen (beim letzten Herrscher waren es 90) und Hausangestellten gemeinsam mit dem Regenten die letzte Ruhestätte fanden. Nach dem Tod des gottgleichen Regenten mussten alle Selbstmord begehen, um ihm ins Jenseits zu folgen und ihm dort weiterhin zur Verfügung zu stehen. Man schätzt, dass bis zu 200.000 Menschen in Chan Chan lebten (sagt unser Führer … Wikipedia sagt 60.000).
Wir besuchen noch kurz das kleine Museum an der Ausgrabungsstätte und nehmen dann ein Taxi zurück in die Stadt. An der Plaza Mayor gehen wir ins Café „El Cardenal“, schauen uns danach den Platz an und gehen dann zurück ins Hotel. Jutta ist mittlerweile noch etwas stärker angeschlagen. Zu den Halsschmerzen haben sich Ohrenschmerzen dazugesellt, vermutlich durch den kühlen Abend in Paijan und den stärkeren Wind auf der Strecke. Sie will sich mal ein paar Stunden richtig hinlegen und ausruhen. Es ist allerdings auch schon 16 Uhr als wir zurück sind.
























Für den Abend haben wir uns über GoogleMaps einen Burgerladen in der Nähe des Hotels ausgesucht, der eine vegetarische Variante anbieten soll. Wie so oft stellt sich aber heraus, dass es den Laden an dieser Stelle gar nicht (mehr?) gibt. Stattdessen gehen wir in einen anderen Burgerladen, den wir um einen „echten“ Cheeseburger und einen ohne Fleisch (dafür mehr „von allem anderen“) bitten. Es kommt sogar etwas Genießbares dabei heraus. Nur Bier haben sie leider nicht im Angebot, aber nebenan könne sich Viktor eines besorgen. Während die Burger im Entstehen begriffen sind geht er also los. Der Burgerladen nebenan hat auch kein Bier, verweist aber auf das kleine Geschäft direkt nebenan. Das Geschäft nebenan hat zwar Bier, aber leider ist keines kaltgestellt. Aber quer durch das Gebäude hindurch (durch die Garageneinfahrt, dann links) gibt es eine „Licoreria“ (Spirituosengeschäft), die auch Bier verkaufen. Also ab durch die Mitte und links … hmm … keine Licoreria, aber ein anderes kleines Geschäft. Die haben auch kein Bier, wissen aber immerhin, dass es die Locoreria schon seit über einem Jahr nicht mehr gibt. Aber vorne an der Straßenecke direkt rechts, gibt es einen Laden, der Bier verkauft. Dort gibt es dann tatsächlich Bier zu kaufen. „Ist es kalt“ …. „Ja, es ist kalt“ … „Super, haben sie Cusqueña Negra?“ … „Ja, haben wir“ (Mensch das wird hier noch mein Glückstag ….) … „Dann hätte ich bitte gerne eine Cusqueña Negra“ … „Dose oder Flasche?“ … „ähm, wo ist denn mehr drin?“ … „in der Flasche“ …. „gut, dann hätte ich gerne eine Flasche“ …. „dann müssen Sie mir bitte eine leere Pfandflasche bringen“ …..
Ich stehe dort mit nichts anderem als meiner Geldbörse in der Hand vor der Frau und dieses Gespräch findet wirklich so statt! Das Pfandsystem kennen wir schon aus einem anderen mittelamerikanischen Land … wir wissen nicht mehr genau welches. Sie erwarten eine leere Pfandflasche zurück, wenn man eine neue kauft.
Ich nehme also die Dose, denn ich bin völlig perplex und vergesse dabei, dass man ja auch einfach den Pfandpreis oben drauflegen kann. Das macht bloß offenbar sonst kaum jemand. Die Runde dauert 10 Minuten, aber zum Glück sind die Burger noch nicht fertig.
Im Hotel noch ein Pisco Sour für Viktor, der Blog wird noch schnell um den Nachmittag und Abend ergänzt und dann ist Schlafenszeit, denn wir wollen früh raus und zum Busbahnhof. Die Fahrt nach Lima soll circa 8 bis 9 Stunden dauern, und wer weiß welche Busgesellschaft uns mitnimmt.
Donnerstag 24.10.24 – Trujillo – Lima (Busfahrt)
Wir frühstücken frühestmöglich um halb sieben und machen uns im Anschluss gleich auf den knapp sechs Kilometer langen Weg zum Busterminal. Am ersten Schalter sagt man uns, dass sie nur mit Zweistockbussen fahren und keine Räder mitnehmen können. Der Herr weiss auch, bei welchem Schalter es sich erstmals lohnt zu fragen. Dort können sie Räder mitnehmen, fahren aber erst nach 22 Uhr los, also nachts. Das Auswärtige Amt von Deutschland rät allerdings aus Sicherheitsgründen von Nachtfahrten mit Überlandbussen ab. Am nächsten Schalter: dasselbe! Wir sind schon fast soweit, einzuknicken und nachts zu fahren, da finden wir „Transporte Imperial del Norte“, die vormittags losfahren und uns mitnehmen würden, obwohl sie ebenfalls mit Doppelstockbussen fahren.
Um zwanzig vor neun ist das Tandem transportbereit und die Tickets gekauft. Hier gibt man sämtliches Gepäck gleich am Ticketschalter ab. Das hatten wir noch gar nicht, und beim Tandem ist uns dabei auch nicht sehr wohl, das transportieren wir lieber selber und packen es auch geren selbst in den Bus … Jetzt müssen wir noch ein wenig Zeit totschlagen, denn irgendwann zwischen 10:30 und 11:00 Uhr sollen wir losfahren. Im riesigen Terminal ist es erstaunlich ruhig – kaum Menschen und auch kaum Busse, aber es gibt Verkaufsstände, so dass wir noch Getränke besorgen und Viktor sich noch eine Hähnchen-Empanada für die Fahrt kauft. Auf der neunstündigen Fahrt soll der Bus nur einmal kurz halten, um zuvor vom Begleiter aufgenommene Essensbestellungen „abzuholen“, die dann im Bus gegessen werden sollen.
Für den Eintritt in den Warteraum muss man pro Nase 2 PEN bezahlen. Kurz bevor wir in den Bus einsteigen, fällt Viktor auf, dass er seinen Camelbak am Sitz in der Halle vergessen hat. Er hetzt schnell raus, bekommt den schon eingesammelten Rucksack schnell zurück und muss tatsächlich noch einmal die 2 PEN bezahlen. Der „Gepäckträger“ bringt alles Gepäck auf Rollwagen, und auf dem letzten liegt oben drauf unser Tandem – dabei haben wir denen gesagt, dass in der Schaltung Öl ist und man das Rad nur aufrecht transportieren darf! Immerhin passt es wider Erwarten aufrecht in den Gepäckraum des Busses.
Um kurz nach elf rollen wir los. Unsere Plätze sind oben in der ersten Reihe, so dass Jutta ganz bequem auf die Straße gucken kann und kein Übelkeitsrisiko besteht. Und jetzt sitzen wir bis abends um 20 Uhr in diesem Bus und fahren die ganze Zeit durch Wüste. Mit dem Rad wären das noch einmal acht Tage geworden, und wir sind immer wieder froh, dass wir dieser Eintönigkeit und den Sandstürmen auf dieser ohnehin für Radfahrer offiziell verbotenen Strecke entflohen sind.
Um etwa 16 Uhr hält der Bus, und manche bekommen ein Essen. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass vorher jemand die Bestellungen aufgenommen hat. Vielleicht auch gut so, denn gar nicht lange danach geht es Viktor plötzlich ziemlich schlecht: die Empanada hat wohl leider seinen Darm durcheinandergewirbelt – Krämpfe und Durchfall, die folgenden Stunden quält er sich ganz schön. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir nun ungewollt auch, warum es ab und zu auf der Panamericana mitten in der Wüste unerklärlicherweise nach menschlichen Fäkalien riechen konnte. Die Bord-Toilette entlässt während der Fahrt einfach alles unter den Bus – so wie früher in den Zügen der Deutschen Bundesbahn.
Auf dieser gut 500 km langen Strecke passieren wir gefühlt fast soviele Mautstationen wie Fahrgäste im Bus sitzen. Jedesmal kostet das den Fahrer gute 40 PEN (41,20 bis 42,80). Das Ticket nach Lima kostet pro Passagier 50 PEN. Jutta geht durch den Kopf, wie so eine Fahrt lukrativ sein kann, es ist neben dem Fahrer ja auch immer eine zweite Person dabei, und Diesel braucht der Bus auch noch. Womit wird das alles finanziert?
Der Busfahrer will wohl auf der zweiten Hälfte Zeit aufholen – zu Anfang hat es zeitweise ziemlich gestockt – jedenfalls rast er sogar nach Einbruch der Dunkelheit auf kurvigen Bergstraßen durch Nebelschwaden, dass es nicht mehr schön ist. Wir kommen aber heil um 20 Uhr am Nord-Terminal in Lima an. Ganz in der Nähe haben wir eine Übernachtung gebucht, um nicht im Dunkeln noch durch die Stadt fahren zu müssen. Als wir endlich den richtigen Ausgang aus dem Terminal gefunden haben, müssen wir nur einen Block schieben. Viktor legt sich sofort hin und schläft ein. Jutta nutzt den W-LAN-Hotspot von seinem Handy, um wenigstens etwas zu schreiben, denn WIFI haben wir hier nicht.










Freitag 25.10.24 – (117) – Lima Nord – Miraflores

Gesamt: 7.136,83 km
Viktor quält sich in der Nacht mit Brechdurchfall, morgens ist er so schlapp, dass wir überlegen, eine Nacht zu verlängern, aber dieses Haus blüht förmlich vor Schimmel und hat WIFI nur im anderen Gebäudeteil, und wir haben eine Reservierung für ein schöneres Hotelzimmer in Miraflores. Deshalb wollen wir versuchen, die 16 km mit dem Tandem zu fahren. Notfalls müssen Viktors Klamotten dort sofort in die Wäsche.
Da Jutta gestern schon kein Abendessen hatte, will sie auf jeden Fall etwas zum Frühstück, und die Shopping-Mall neben dem Busterminal mit einem Starbucks-Café öffnet ihre Pforten am 10 Uhr. Bis dahin bekommen wir das Tandem wieder fahrbereit gemacht, denn gestern haben wir es in zusammengeschobenem Zustand zum Hotel geschoben. Viktor legt sich noch einmal hin, Jutta geht frühstücken. Der Weg zur modernen Mall geht zunächst vorbei an der „Neuen Markthalle“ – die beiden liegen direkt nebeneinander, und der Unterschied des Einkaufens könnte nicht größer sein.
Um viertel vor zwölf haben wir das Tandem bepackt und ausgecheckt und machen uns auf den Weg einmal vom Norden in den Süden Limas. Komoot hat uns eine Strecke ausgespuckt, die ziemlich direkt führt. Gleich auf der Hauptstraße, auf der wir losfahren, kommt bald ein abgetrennter Radweg am linken Straßenrand. Als wir an einer Kreuzung rechts abbiegen sollen, treffen wir zum Glück auf andere Radfahrer, die uns abraten – wir sollen einfach den Radweg immer weiter fahren, an einer Gabelung den rechten Radweg nehmen, und dann kommen wir sicher über Radwege nach Miraflores. Ein dankenswerter Tipp! So fahren wir fast die gesamte Strecke abgetrennt vom motorisierten Verkehr!
An manchen Stellen ist der Radstreifen zugeparkt oder wird als Lagerplatz Für Baumaterialien, Müll oder Bauschutt genutzt (fast wie zuhause ;-)), aber noch nerviger ist der ständige Seitenwechsel. Mal fahren wir links, mal rechts, mal in der Mitte der Straße, wobei das in der Mitte-Fahren immerhin ziemlich lang an einem Stück ist. An den Querstraßen gibt es Ampeln, und nur manchmal stehen dort wartende Autos im Weg. An großen Kreuzungen stehen überall Verkehrpolizist*innen und regeln den Verkehr – die Ampeln zählen dort nicht. Und das Regeln klappt mehr schlecht als recht – es herrscht das Chaos! Wir haben grün, aber die Polizist*innen winken anders. Wir laufen immer wieder Gefahr, über eine grüne Ampel zu fahren und dabei überrollt zu werden. Wie man auf die Idee kommen kann, den Verkehr bei laufender Ampelanlage genau umgekehrt durchzuwinken, bleibt uns ein Rätsel. Wir mit unseren Gepäcktaschen können uns außerdem nicht so leicht durch die Lücken der Autos schlängeln wie andere Radfahrer – ja, hier fahren nämlich erstaunlich viele andere Menschen auch mit dem Rad! – wenn die Kreuzung wieder einmal komplett verstopft ist.
Viktor hält die knapp zwei Stunden, die wir hier im Stadtverkehr brauchen, erstaunlich gut durch, und vor zwei Uhr sind wir im neuen Hotel. Nach dem Einchecken und kurzer Pause im Zimmer gehen wir los zu einem Fahrradladen, da wir neue Bremsscheiben, Schaltzüge und eine Grundreinigung und Durchsicht wünschen. Wir haben einen Laden in der Nähe gefunden, der viele spezielle Räder (z.B. Liegeräder) in seinem Instagram-Profil hat, und suchen diesen. An der angegebenen Adresse ist ein verschlossenes Tor und fünf Klingeln ohne Schilder. Ein Security-Mann will uns zu einem anderen Fahrradladen schicken, aber Viktor probiert erst einmal, die Telefonnummer anzurufen. Ohne Erfolg, aber es kommt eine WhatsApp zurück, auf die wir antworten, dass wir vor der Türe stehen. Kurz darauf kommt ein Ehepaar auf die Straße, die diese Fahrradwerkstatt betreiben.
Sie lassen sich unsere Anliegen erklären, haben wohl eigentlich keine Zeit, denken aber, dass die anderen „normalen“ Radläden mit unserem speziellen Tandem überfordert seien. Also können wir es dort lassen, inklusive der Ersatzteile, die wir ja alle dabei haben. Einen Laden gibt es hier bei ihnen gar nicht, sie haben die Werkstatt, in der sie sogar Räder nach Kundenwunsch bauen, bei sich in der Wohnung. Wir werden sehen, was herauskommt, aber Spezialisten für besondere Räder sind sie auf jeden Fall.
Wieder im Zimmer legt Viktor sich wieder ins Bett, um hoffentlich morgen wieder fit zu sein. Jutta bucht eine Walking-Tour und hat ebenfalls einen erholsamen Nachmittag und Abend. Heute haben wir nur ein einziges Bild – auf der Radtour haben wir leider nichts fotografiert.

Samstag 26.10.24 – Lima (Ruhetag)
Unser „schöneres Hotelzimmer“ in Miraflores ist zwar um Längen besser als das am Busbahnhof im Norden der Stadt, aber von Nachtruhe kann wirklich keine Rede sein. Wir haben ein Zimmer im fünften Stock nach vorne zur Straße liegend. In Peru scheint es absolut normal zu sein, auch mitten in der Nacht heftigst mit der Hupe zu arbeiten. Wir haben uns selbst tagsüber noch nicht daran gewöhnt, dass hier eigentlich ständig irgendjemand hupt. Uns nervt es, und wir fühlen uns manchmal regelrecht bedroht, wenn von hinten jemand angerast kommt und dabei mehrere Sekunden lang die Hand auf der Hupe hat. Viktor vermutet sogar eine Art Geheimsprache, wie es sie in Kairo gibt, denn es scheint unterschiedliche rhythmische Hupsignale zu geben.
Der ebenfalls extrem laute Kühlschrank im Zimmer wird durch Ziehen des Steckers zum Schweigen gebracht. Morgens haben wir dann leider ein große Pfütze im Zimmer.
Das Frühstücksbüffet im 8. Stock ist auch eher dürftig, was für Viktor keine Rolle spielt, denn er isst ungetoastetes Toastbrot mit Marmelade und trinkt schwarzen Tee. Eine kleine Packung RITZ-Kekse hat er gestern Abend schon gut vertragen. Wir haben hier zwei Nächte gebucht und überlegen, ob sich ein Umzug lohnt, denn wir bleiben sicher noch bis Dienstag oder Mittwoch in Lima, je nachdem, wann wir das Tandem zurückbekommen.
Nach dem Frühstück experimentieren wir mit alternativen Apps zur Streckenplanung, denn Komoot will uns auch südlich von Lima einfach nicht auf der Panamericana fahren lassen. Wir probieren MapOut und Maps.me, aber am Ende scheint Google Maps (Laptopversion) mit einem GPX-Export noch die beste Lösung für unser kleines Komoot-Problem zu sein.
Um 9:15 Uhr gehen wir los, um rechtzeitig am Treffpunkt für die Free Walking Tour durch die historische Altstadt zu sein. Unterwegs kaufen wir in einer Apotheke noch etwas zum Wiederaufbau der Darmflora und HALLS-Halsbonbons, denn inzwischen kratzt nicht mehr nur Juttas Hals.
An der Touristeninformation, dem Treffpunkt, sollen wir erst einmal sieben Soles bezahlen, obwohl es sich doch um die „Free Walking Tour“ handelt. Es ist aber so, dass wir erst eine Strecke mit dem Bus fahren, da die historische Altstadt ca. zehn Kilometer entfernt ist. In die Bushaltestelle kommt man nur mit einer elektronischen Zugangskarte, die aufgeladen werden muss. Touristen wird empfohlen, einem Einheimischen die 3,50 Soles bar zu geben und ihn zu bitten, seine Karte nutzen zu dürfen. Auf dem Weg zur Haltestelle treffen wir noch auf weitere Teilnehmende, nach der Busfahrt werden wir dann in zwei Gruppen aufgeteilt, in eine kleine Spanischsprachige und eine große Englischsprachige.
Die Führung beginnt an der Plaza San Martin, benannt nach dem General und Nationalhelden, der mit seinen Truppen die Unabhängigkeit von Spanien für Peru, Chile und Argentinien erkämpfte. Wir erhalten Erklärungen zum Platz selbst und zu den umliegenden Gebäuden, von denen einige zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. An diesem Platz finden die meisten Demonstrationen in Lima statt, da die Plaza Mayor direkt vor dem Präsidentenpalast zur Sicherheitszone gehört und Demonstrationen dort meist nicht erlaubt werden. Das Denkmal für General San Martin enthält eine interessante linguistische Verwechslung. Auf dem Kopf der „Madre Patria“-Statue (Madre Patria = Mutterland, analog zu Vaterland im Deutschen) am Sockel des Denkmals ist ein Lama dargestellt. Die Statue wurde in Spanien hergestellt, und es gab die Anweisung, als Kopfschmuck eine Flamme („Llama“) anzubringen, die in Spanien als herrschaftliches Symbol gilt. Angefertigt wurde sie dann mit einem Lama (ebenfalls „Llama“) als Kopfschmuck.



Die Führung geht dann über die wichtigste Straße „Jirón de la Unión“ der historischen Altstadt zur Plaza Mayor. Hier sind viele Gebäude mit dem Zeichen des UNESCO-Weltkulturerbes versehen. An den Fassaden befinden sich nur schwarze Schriftzüge und Logos international bekannter Ketten (Starbucks, McDonalds, KFC), denn die farbigen Logos sind wegen des Weltkulturerbe-Status verboten.
Wir besuchen unter anderem die Basilika La Merced, die einen interessanten Baustil-Mix besitzt. Die Fassade ist in der Mitte Barock und außen Neoklassizistisch. Ein Ergebnis von Zerstörungen durch Erdbeben und Wiederaufbau in späteren Jahrhunderten. Wir treten mitten in einem Gottesdienst ein. Der sehr kleine, ältere Pfarrer verschwindet fast hinter dem Altar (Jutta vermutet zunächst, dass er sitzt 😉 ). Er ist gerade beim Friedensgruß, und so können wir uns gegenseitig ein Zeichen des Friedens auf (und in) unserem Tandem geben.


An der Plaza Major angekommen, kommt Kevin trotz Mikrophons oft nicht durch mit seiner Stimme: Es findet einerseits gerade ein Umzug statt mit sehr viel Musik, andererseits ist eine größere Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche neben der Kathedrale, und dort wird ebenfalls laute Musik gespielt. Immerhin fahren hier keine Autos. Es ist schon ohne so laut, dass sich manche Menschen die Ohren zuhalten.
Im Präsidentenpalast residieren die für fünf Jahre gewählten Peruanischen Präsidenten. In den letzten sechs Jahren allerdings gab es sechs unterschiedliche. Die jetztige Präsidentin ist z.B. nachgerückt, weil ihr Vorgänger wegen Korruption im Gefängnis gelandet ist. Aber auch sie ist sehr unbeliebt, weshalb hier sehr viele für Neuwahlen sind und es viele Unruhen gibt.
Einen Block hinter dem Palast endet die Tour am Fluss Rimac, hinter dem ein anderes Stadtviertel beginnt (ebenfalls Rimac), das etwas gefährlich zu sein scheint. Rimac ist Quechua und bedeutet „Sprecher“ (weil sich das um die Steine fließende Wasser anhörte, als würde der Fluss sprechen), und als die Spanier kamen, die kein Quechua sprachen, wurde aus Rimac dann Lima, der heutige Name der Stadt.
Wir fahren mit einem sehr übervollen Bus wieder zurück nach Miraflores, kehren auf dem Rückweg zum Hotel erst bei Starbucks ein und fragen dann noch im Hotel Ibis nebenan, ob wir morgen dorthin umziehen können. Dann ist es auch schon vier Uhr, wir verbringen etwas Zeit im Hotelzimmer und gehen dann noch einmal los. Wir wollen Mitbringsel für morgen besorgen, gehen in verschiedene „Centros Commerciales“, die uns eher abschrecken, und kaufen dann in einem großen Supermarkt ein paar Dinge (Deutsche Pralinen, Spanisches Turron…) und in einem Verpackungsladen eine Tüte zum Verpacken.
Beim Abendessen bestellen wir zwei Tex-Mex-Bowls – eine ohne das Fleisch (Jutta) und eine nur mit Reis und Bohnen (Viktor). In der von Viktor sind dann trotzdem die Hähnchenstücke. Da hätten wir wohl explizit sagen müssen, dass es nur Reis mit Bohnen ebenfalls ohne Fleisch sein sollen. Dieser Wunsch ist wohl einfach zu ungewöhnlich!















Sonntag 27.10.24 – Lima (Ruhetag)
Morgens nach dem Frühstück packen wir alles für den Umzug ins Hotel schräg gegenüber. Bevor wir aber auschecken, probieren wir noch ein wenig herum, wie wir jetzt die Routen auf den Garmin bekommen. Schließlich schaffen wir es, mit der App MapOut (iOS) auch Routen auf die „verbotene“ Panamericana südlich von Lima zu legen und die GPX-Datei dann in Komoot zu exportieren. Diese wiederrum lässt sich auf unser Garmin Edge exportieren und während der Fahrt zur Navigation nutzen, auch wenn wir nicht dauerhaft online sind.
Um kurz nach zehn bringen wir in zwei Etappen unsere Taschen ins Ibis-Hotel, checken im Miraflores Suites aus und setzen uns für eine Stunde ins Starbucks – Café. Um zwölf Uhr sind wir nämlich zum Brunch bei Familie Ballesty/Viñas eingeladen, und der Fußweg dorthin dauert 25 Minuten.
Auf dem Weg kommen wir an der „Alexander von Humboldt“-Schule vorbei, der Deutschen Schule, auf der die Kinder von Ballesty/Viñas und während des Schüleraustausches zwischen Oranienburg (Runge-Gymnasium) und Lima auch unsere beiden älteren Kinder waren. Dieser Schüleraustausch ist auch der Grund, weshalb wir diesen Kontakt haben und heute dort eingeladen sind. Es ist seit Santa Barbara Ende April das erste Mal, dass wir bei Freunden in einer privaten Wohnung sind, fällt uns dabei auf.
Susanna hatte gestern 40-jähriges Schulabschlusstreffen, und trotzdem tischt sie heute Lomo Saltado, Guacamole, großen weißen Mais, Tamales, peruanische schwarze Oliven, Käse, Süßkartoffelchips, Blutwurst aus Hühnerblut, Brötchen und einiges mehr auf. Und dazu auch noch Viktors peruanisches Lieblingsbier, Cusqueña Negra, und das schon zum Brunch. Na das kann ja heiter werden … und wird es auch 🙂 .
Zu siebt sitzen wir am Tisch und haben sehr viel zu erzählen. Zu dem avisierten Videoanruf mit unseren Kindern kommt es leider nicht – keine Gelegenheit. Als Juan-José um halb fünf gehen muss, beginnen auch wir mit dem Aufbruch, nicht ohne die zwei Pakete mitzunehmen, die wir aus Panamá und Medellín hierher geschickt hatten. Wir erhalten noch einige Tipps für Sehenswürdigkeiten und gute Restaurants in Lima, Cusco und den Rest unserer Route durch Peru. Vielleicht treffen wir uns nochmal mit Susanna zum Kaffee, wenn es zeitlich passt. Die Stunden sind wie im Flug vergangen – schön war’s!
Im neuen Hotel checken wir jetzt erst einmal ein und bekommen ein Zimmer mit dem Fenster zum Innenhof, in der Hoffnung, dass es nachts nicht ganz so laut sein wird. Beim Auspacken der beiden Pakete machen wir gleich unterschiedliche Stapel: einen Großteil der Ersatzteile werden wir von hier wieder nach Hause schicken, da wir sehr sicher sind, dass wir sie nicht benötigen werden. Die ursprünglich mal angedachten 18.ooo Kilometer Maximalstrecke werden es definitiv nicht mehr werden, denn uns ist klar geworden, dass die Wüste nichts für uns ist. Und es steht uns ja noch einiges davon bevor. Bis Nasca werden wir es noch versuchen, aber die Atacama-Wüste in Chile werden wir mit dem Bus durchqueren, mit einer möglichen Zwischenstation in Antofagasta, das steht für uns jetzt fest.
Viktor telefoniert am Spätnachmittag noch mit Sergio, den wir in Máncora getroffen hatten, weil dieser uns Tipps bezüglich der Weiterfahrt aus Lima geben kann. Und nicht nur das: sein Schwager wird am Mittwoch mit uns mitfahren und uns führen – er wohnt nur fünf Blöcke entfernt und fährt die Strecke selber gerne.
Ein leichtes Abendessen nehmen wir im Hotelrestaurant zu uns, ansonsten ereignet sich nicht mehr viel.



Consol Rosell
Ánimos, sois unos campeones. !!!!
Joan Corral
7000 km una pasada
Disfrutat lo que estais haciendo es unico.
Bravo.
Salut para los dos. 🥰
Aileen
Na das ist ja mal eine kreative Art, die 7000 km zu feiern 😀 Herzlichen Glückwunsch zu eurer super Leistung, insbesondere in dieser unwirtlichen Region!
Der Tanz ist wirklich schön anzusehen und umso beeindruckender, wenn die beiden noch so jung sind. Welch große Ehre, dass sie ihn extra für euch mitten auf der Straße vorgeführt haben 😊