Die zehn gefährlichsten Städte der Welt

Als wir unseren Familien erstmals von den Plänen erzählen, ernten wir zum Teil ungläubiges Staunen und kräftiges Kopfschütteln, hören aber auch sehr schnell die üblichen Sicherheitsbedenken. Meine Schwester schickt mir sehr früh schon einen Link zu einer Webseite mit den angeblich zehn gefährlichsten Städten der Welt, von denen einige auf unserer geplanten Route liegen sollen.

Weitere Recherchen ergeben tatsächlich, dass auf unserer Route einige der Städte mit den höchsten Kriminalitäts- und Mordraten der Welt liegen. Zu diesen zählen Tijuana und Acapulco (Mexiko), San Salvador (El Salvador), San Jose (Costa Rica), Medellin und Cali (Kolumbien), Guayaquil (Ecuador), Lima (Peru) und Santiago de Chile (Chile).

Alle Reiseberichte, die wir bisher von Radreisenden in diesen Regionen lesen konnten, sprachen zwar von gelegentlichen Demonstrationen und Straßenblockaden, aber niemand hat richtig schlimme Erfahrungen gemacht, wie etwa Raub, Schusswaffengebrauch oder ähnliches. Dagegen berichten alle von der unglaublichen lateinamerikanischen Gastfreundschaft und den vielen Begegnungen mit Menschen, die ihnen Verpflegung und Getränke zustecken, oder mit Lastwagenfahrern, die regelmäßig anbieten, sie ein Stück des Weges mitzunehmen.

Die meisten berichten eher von Problemen mit knappen Überholvorgängen (erst gestern wieder die Podschies in Argentinien) oder mit streunenden Hunden (z.B. in Ecuador).

Nach dem Studieren des aktuellen Rankings und der Feststellung, dass ein Besuch in Detroit (USA) gefährlicher sein müsste als in Tijuana (Mexiko) und in Marseille (Frankreich) gefährlicher als in San Salvador (El Salvador) schieben wir dieses „Problem“ mehr oder weniger beruhigt beiseite. Passieren kann einem überall etwas, also wozu den Kopf zerbrechen?

Wir planen lediglich, immer etwas getrenntes Bargeld dabei zu haben, das man im Zweifelsfall herausrücken kann, und unsere Kreditkarten, Geld und Handys auf verschiedene Verstecke in Gepäcktaschen und Kleidungsstücke zu verteilen.

Viele Bikepacking-Reisende empfehlen uns zur Einschätzung der Sicherheitslage und der Streckenverhältnisse neben der Befragung der Bevölkerung vor Ort außerdem die App iOverlander, die wir natürlich auf unseren Mobiltelefonen installieren werden. Dort hinterlassen Nutzer tagesaktuelle Hinweise zu verschiedenen Themen (Verpflegung, Gesundheit, Übernachtung, wildes Campen, Sicherheit, u.s.w.).

iOverlander App

Den „guten Ratschlag“, uns doch in den U.S.A. noch eine Handfeuerwaffe zu Verteidigungszwecken zuzulegen, nehmen wir lieber nicht an. Wir erwägen aber ernsthaft, uns Pfefferspray zur Verteidigung gegen streunende Hunde zuzulegen.

Drogenkartelle

Mexiko und Kolumbien bereiten uns ein wenig zusätzliche Sorgen wegen der Drogenkartelle und der sogenannten Drogenkriege. Da wir aber planen, in Mexiko zunächst bis an die Südspitze von Baja California zu fahren und von dort eine Fähre nach Mazatlán zu nehmen, werden wir uns damit wohl vor Ort noch ausreichend beschäftigen können. In Kolumbien soll sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren deutlich entspannt haben. Trotzdem soll man in der Gegend rund um Cali wohl lieber etwas vorsichtiger sein.

Jedenfalls bestellen wir uns mal die Newsletter des Auswärtigen Amtes und warten ab, ob die uns bloß Angst einjagt oder tatsächlich nützlich erscheint.

Helmpflicht

Zum Thema Sicherheit gehört natürlich auch die Helmpflicht, die auf unserer Route für Erwachsene scheinbar nur in manchen Bezirken Kaliforniens (aber welche?) und in Chile gilt. Hier gibt es dazu eine recht brauchbare Übersicht. Warnwesten sind auf unserer Route wohl nirgendwo verpflichtend.