Montag 4.11.24 – (122) – Pisco – Huacachina (Ica)

Gesamt: 7.455,86 km
Wir frühstücken an Tischen im Treppenhaus unser Anden-Granola.
Für heute ist die letzte Etappe vor einer längeren Radfahrpause geplant. Es geht nochmal über 80 Kilometer durch wüstenhafte Gegenden, aber immerhin werden diese immer wieder durch Landwirtschaft aufgelockert. Dort wo bewässert wird, wachsen Wein und verschiedene Gemüse (z.B. Kürbis oder Melonen). So wird dem Auge ein wenig Abwechslung geboten und Pausen sind möglich, ohne sich in der prallen Sonne in den Sand setzen zu müssen. Auch der Nase wird heute Abwechslung geboten, denn es gibt ebenfalls große Zwiebel-Plantagen. Zum Teil liegen auf den abgeernteten Feldern tausende von Säcken voller großer Zwiebeln zur Abholung bereit und je nach Windrichtung weht ein intensiver Zweibelduft zu uns heran.
Trotzdem sind wir einmal doch deutlich länger im Sattel, als wir eigentlich wollen, bevor wir am Ende einer kleinen Steigung in der ansonsten recht einsamen Wüste an eine kleine Raststätte kommen, in der wir im Schatten etwas trinken und essen können … und einen Kaffee, eine Cola und eine Ananas-Limo kaufen, um uns damit den Schattenplatz und die Toilettennutzung zu erkaufen.

Die Betreiberin dieser kleinen Raststätte erzählt uns, dass sie Verwandte in den U.S.A. und Kanada hat, die sich aber kaum noch melden, weil sie jetzt einen gewissen Status erreicht hätten. Irgendwie traurig. Vor einiger Zeit sei ein Japaner bei ihr gewesen und hätte eine Nacht auf dem Grundstück gezeltet. Er sei mit einem 12 kg schweren Rucksack auf Rollschuhen („Patines“) unterwegs gewesen und hätte auch nach Argentinien gewollt. Also wenn Ihr uns für verrückt gehalten habt … 😉
Die letzten Tage waren eigentlich ideal zum Radfahren. Es ging bis Mittag auf ca. 25 Grad Celsius hoch, immer eine leichte Brise, die Frühjahrs-Sonne noch nicht so kräftig. Heute haben wir die leichte Brise von hinten, was uns im Sattel quasi Windstille beschert. Das ermöglicht doch tatsächlich den Fliegen, sich bei voller Fahrt (na ja, 15 bis 20 km/h eben) in aller Ruhe auf uns zu setzen und sich an unseren Schweißtropfen den Durst zu stillen. Die Temperaturen gehen heute Mittag bis 29 Grad Celsius hoch. Das ist noch ganz o.K., also verglichen mit 40 Grad Celsius in Mexiko, aber schon nicht mehr ganz so ideal.
Die Strecke geht auch den ganzen Tag leicht bergauf. So werden es am Ende 469 Höhenmeter. Wir sind eigentlich ganz angetan von dem Durchschnittstempo von 15 km/h, das wir bei diesem Streckenprofil erreichen.


Unterwegs sehen wir plötzlich auf dem Mittelstreifen einen einsamen Mitarbeiter der Autobahngesellschaft, der Müll einsammelt. Sein Name ist vermutlich Sisyphos.
Bevor wir von der Panamericana in Richtung unseres Ziels „Huacachina“ (die einzige echte Oase Perus) abbiegen, halten wir noch an einer Shopping Mall in Ica an, in der es ein italienisches Eislokal geben soll. Wir entscheiden uns für eine längere Pause und ein vorgezogenes Abendessen mit zwei üppigen Eisbechern, „Banana Split“ und „Crucero de Verano“ (Sommer-Kreuzfahrtschiff). Wir bedanken uns ganz herzlich bei Glorypedalling (Familie Wüpperman) für die Einladung über den Kofi-Button auf dieser Seite (irgendwo da rechts … oder beim Handy ganz unten … „Buy us an Icecream“).

Danach geht es weiter nach Huacachina. Das ist eine echte Oase und ein Party-Ort mitten in den Dünen in der Nähe von Ica. Hier kann man unter anderem auf den Sanddünen Skifahren und „Sand“-Boarden.
Von hier startet morgen unsere erste Touri-Bus-Etappe nach Nazca (mit Zwischenhalt auf einem Pisco-Weingut), vermutlich mit lauter sehr jungen und sehr trinkfesten internationalen Touristen an Bord.
Wir checken in unserem Hotel ein und schieben unser Tandem schon einmal auf die kürzestmögliche Länge zusammen. Am späten Vormittag sollen wir morgen am Hostel nebenan, vor dem wir heute schon einen Bus von „PeruHop“ gesehen haben, mit Rad und Gepäck für unsere erste Bus-Etappe einchecken.






Dienstag 5.11.24 – Huacachina (Ica) – Nazca (Bus)
Schon vor dem Frühstück laufen (bzw. kraxeln) wir auf die Düne direkt hinter unserem Hotel. Der Sand ist noch recht kalt und ziemlich weich, so dass die Füße einsacken und man teilweise wieder etwas herunterrutscht. Wir sind trotzdem nach fünfzehn Minuten oben an der ersten Kuppe – hatten mit mehr gerechnet – und Jutta geht auch noch eine weitere Steigung hoch. Und selbst ganz oben liegen Getränkedosen, Kronkorken und Einiges an Plastik im Sand!



Nach unten nehmen wir den weniger steilen Weg. Das anschließende Frühstück schmeckt nach dieser Aktivität nochmal besser.
Anschließend verbringen wir noch Zeit im Zimmer – es muss wieder alles in möglichst wenig Gepäckstücke verpackt werden, die bustauglich sind. Zu 10:45 Uhr sind wir am „Peru Hop – Meetingpoint“, von wo wir mit vielen anderen heute vormittag eine Pisco-Vineyard-Tour mitmachen, und unser gesamtes Gepäck soll schon in den Bus gepackt werden.




Nach ca. 30 Minuten im Bus bekommen wir die Stationen der Weinherstellung gezeigt und erklärt, leider keinen Weinanbau, und die herumstehenden Fässer sind auch nur Dekoration. Hier wird der Wein noch mit den Füßen gestampft … zumindest wird das bei der Führung so behauptet.
Die Peruaner lieben angeblich nur süße Weine, weshalb hier trockene oder im Fass ausgebaute Weine nicht im Sortiment sind (und angeblich auch wegen des heißen Klimas …). Anschließend geht es zur Weinverkostung: verschiedene Mistellas (Likörwein), eine Lucuma-Crema (Pisco/Sahne/Frucht), einen Wein und puren Pisco. Mit drei Freiwilligen macht die Guide ein kleines Trinkspiel: sie bekommen so lange nachgeschenkt, bis sie alles richtig machen und kein Tropfen mehr aus dem Becherchen heraustropft.




Im Restaurant des Weinguts gibt es ein schon im Bus ausgesuchtes Mittagessen. Viktor isst wieder die regionale Spezialität, „Carapulcra con Sopa Seca“. Auf der Rückfahrt in die Oase erfahren wir vom PeruHop-Guide im Bus, dass diese Mahlzeit früher mit Katzenfleisch zubereitet wurde.
Zurück in Huacachina müssen wir im Bus bleiben (gut so, denn unser Gepäck ist ja unten verstaut), während fast alle anderen in zwei unterschiedliche Busse umsteigen und dafür viele andere Fahrgäste zusteigen. Wir fahren Richtung Nazca, die zwei anderen Busse Richtung Lima.
Wir haben uns nach Empfehlungen der Einheimischen ja schon hier Ica (Huacachina) in den Bus gesetzt und nicht erst in Nazca wie ursprünglich angedacht. Und auf der Strecke sind wir über diese Entscheidung recht froh. Die umgebende Wüste ist hier wirklich menschenleer, und es geht mehrfach ziemlich steil über Serpentinen bergauf und bergab. Mit so vielen Bergen hatten wir bis Nazca noch gar nicht gerechnet. Manchmal sehen wir aufgewirbelten Sand, häufiger sind es aber eher Steine oder Felsen, durch die sich die Panamericana hier fast schnurgerade zieht.
Kurz vor Nazca halten wir am Aussichtstturm, von dem aus man drei der Nazca-Linien sehen kann: einen Frosch, einen Baum und eine Eidechse. Letzterer ist der Schwanz durch die Panamericana „abgeschnitten“. Als die Straße gebaut wurde, gab es noch wenig Tourismus hier und man war sich der Bedeutsamkeit noch nicht bewusst. Heute steht das gesamte Gebiet unter Schutz und ist seit 1994 UNESCO-Weltkulturerbe. Morgen werden wir auf einem Rundflug noch mehr davon sehen.
Viktor erinnert sich noch an Fernsehsendungen von Erich von Däniken, der behauptet, die Linien hätten etwas mit außerirdischen Besuchern zu tun.




Nach dem Aussichtsturm geht es in den Ort Nazca, in dem wir zwei Nächte bleiben werden. Wir sind hier also „Off-Hopper“, denn Peru-Hop betreibt ein Hop-On/Hop-Off-System, bei dem das Busticket in die gleiche Richtung ein Jahr gültig ist und wir an jedem Ort so lange bleiben können, wie wir das gerne möchten. Der Bus hält direkt vor unserem Hotel, so dass wir relativ zügig einchecken können und unser Tandem einen sicheren Platz im Gepäckraum des Hotels findet. Erstmals seit langer Zeit haben wir für heute ein Zimmer mit zwei Einzelbetten buchen müssen, da alle Doppelbett-Zimmer schon ausgebucht waren.
Bevor wir in Mom’s Café zu Abend essen und die Sonne untergeht, gehen wir noch eine kleine Runde durch den Ort, kaufen ein paar Getränke und kommen auf dem Rückweg an einem kleinen Büchermarkt auf einem Platz vorbei. Dort liegen doch tatsächlich „Mein Kampf“ und „Das Tagebuch der Anne Frank“ direkt nebeneinander in der Auslage. Als Viktor dem Verkäufer erklärt, dass „Mein Kampf“ in Deutschland verboten sei, ist der völlig erstaunt und fragt, warum das denn der Fall sei.


Wie wir bei der Recherche für den Blog später feststellen, gibt es ein solches Verbot in Deutschland auch gar nicht. Tja, wieder mal erfolgreich ein Gerücht in die Welt gesetzt.



Beim Abendessen sitzt am Nachbartisch ein Pärchen, dass sich angenehm (und für Südamerika auffällig) leise miteinander unterhält. Viktor tippt bei der Spache zunächst auf polnisch oder tschechisch, hört aber dann plötzlich das Wort „Divendres“ – katalanisch für „Freitag“. Da muss er natürlich nachfragen und es ergibt sich eine kurze Unterhaltung auf Katalanisch und Spanisch. Die beiden sagen zunächst, sie seien aus Gírona (Gerona), tatsächlich sind sie aber aus Figuéres (Figueras). So wie ich hier immer sage, meine Mutter sei aus Barelona, haben sie offenbar auch die nächste größere Stadt für ihre Ortsangabe ausgewählt, um keine langen geographischen Erklärungen abgeben zu müssen.
Und da das Reisen ja bilden soll, kommt jetzt hier zum Tagesabschluss noch eine weitere überraschende Erkenntis: Auf solchen Reisen lernt man Dinge wertschätzen, von denen man gar nicht wusste, dass sie einem wichtig sein könnten. Wir sind heute zum – gefühlt – hundersten Mal in einem Hotel, in dem Viktor ständig zu stolpern droht. Wir sind ja überzeugte Treppengänger und benutzen den Aufzug eigentlich nur, wenn wir mit sehr viel Gepäck in den 4. Stock oder höher müssen. Und mit den Treppen ist das so eine Sache in Lateinamerika. Es gibt eigentlich kaum eine Treppe, bei der nicht irgendeine Stufe deutlich höher, flacher, kürzer, tiefer oder sonstwie „anders“ ist als der Rest der Stufen. Und wenn man auf so einer Treppe erstmal im Rhythmus ist, dann ist so eine „falsche“ Stufe echt nervig und auch gefährlich. Viktor hat also die Deutsche Gründlichkeit beim Treppenbau wirklich schätzen gelernt, obwohl er gar nicht wusste, dass das etwas Schätzenswertes sein könnte.


Bevor wir ins Bett gehen schauen wir über unser Smart-TV mal kurz in die Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl in den U.S.A. und da kristiallisert sich schon heraus, was am nächsten Morgen dann zur Gewissheit wird.

Mittwoch 6.11.24 – Nasca (beide Schreibweisen sind korrekt)
Wir wachen gegen 7 Uhr auf, und die U.S.A. haben offenbar einen neuen, früheren (designierten) Präsidenten Trump. Die Freude der liberal-konservativen Welt ist auf Viktors WhatsApp- und Facebook-Kanälen beim besten Willen nicht zu übersehen. Harris scheint so geschockt, dass sie abtaucht und nicht einmal die Wahlniederlage in einer sonst üblichen Consession-Speech eingesteht und Trump gratuliert. Das scheint jetzt wohl traurige Normalität zu sein, in den polarisierten „Vereinigten“ Staaten von Amerika.

Wir frühstücken erstmal ganz entspannt und gehen dann eine Runde durch den Ort bis zur Plaza de las Armas und dann am ausgetrockneten Fluss entlang über den Platz mit den großen NASCA-Buchstaben zurück ins Hotel.



















Gegen elf Uhr werden wir abgeholt von einem Van der Fluggesellschaft Aeronasca, mit der wir einen Flug über einen Teil der Nasca-Linien gebucht haben. Der kleine Flugplatz ist augenscheinlich (fast) nur für solche Flüge hier in die Wüste gebaut, an allen Schaltern gibt es diese Rundflüge, und er trägt den Namen „Maria Reiche„. Sie war die Deutsche Entdeckerin, Erforscherin und Kämpferin um den Erhalt der Nasca-Linien und stammte aus Dresden. Sie wird hier in Nasca regelrecht wie eine Heilige verehrt. Wer noch mehr über sie erfahren möchte findet hier noch weitere Details (in Deutsch, Englisch und Spanisch) aus ihrem Leben.
In dem kleinen Flieger hätten sechs Passagiere Platz – wir sind nur zu viert. Wir haben Kopfhörer, die einen Teil des Lärms verdecken, und über die der Pilot uns die 13 überflogenen Figuren erklärt. Es sollen immer die rechts und links Sitzenden einen guten Blick bekommen, weshalb das Flugzeug jedes mal eine ziemlich enge Rechts- und eine Linkskurve fliegt. Es ist so schaukelig, dass Jutta schon nach den ersten zwei Figuren speiübel ist. Sie bekommt einen mit vergälltem Alkohol getränkten Wattebausch nach hinten gereicht, der helfen soll. Die bereitliegende Tüte wird nicht gebraucht, aber zuhören kann sie ab da kaum noch. Das ist nicht so schlimm, denn die Augen funktionieren trotzdem ganz gut. Beim Aussteigen ist sie vom Angstschweiß zusätzlich nass geschwitzt, und die Übelkeit hält dummerweise noch eine ganze Weile an. Trotz allem bereut sie keinesfalls, diesen Flug gemacht zu haben. Dieses Mal ist es selbst Viktor nicht so gut gegangen, gibt er hinterher zu.
Wir lernen auf dem Flug unter anderem, dass einige der Linien mit ziemlicher Sicherheit Sternbilder darstellen. Die Spinne (die Viktor bisher für eine Ameise hielt) soll eine Darstellung des Sternbildes Orion sein, zufällig eines der Lieblingssternbilder von Viktor (sieht aus wie die Fünf auf einem Würfel, aber der mittlere Punkt ist der „Jakobsstab“ oder „Gürtel des Orion“ aus drei Sternen).






Wir ruhen uns erst im Hotel etwas aus, bevor wir uns in Mom’s Café nebenan setzen und sowohl die Nachricht über die zerbrochene Regierungskoalition in Deutschland lesen (wie es aussieht kommen wir wohl gerade rechtzeitig zu den Neuwahlen zurück nach Hause) als auch verschiedene Touren in Arequipa und Cusco buchen. Alles hing bisher an unserer Machu Picchu Tour, die jetzt für den 18.11. bestätigt ist. Um diesen Termin herum planen wir nun alle anderen Aktivitäten.
Wir entscheiden uns für ein frühes Abendessen, da wir um 18:30 Uhr in das nahegelegene Planetarium Maria Reiche gehen wollen. Bei GoogleMaps finden wir positive Rezensionen, und es soll dort recht gute Erklärungen zu den Nazca-Linien und ihrem Bezug zur Astonomie und den Sternbildern geben. Wir wollen uns zunächst vergewissern, dass der Eintrag noch stimmt und suchen den Eingang. Der ganze Block ist entweder von Bauzäunen oder einer hohen Mauer umgeben. Von Bauarbeitern erfahren wir, dass das Hotel renoviert wird, das Planetarium aber geöffnet ist. Der Eingang ist eine kleine Holztür in der Mauer. (Ein entsprechendes Schild wird erst um kurz vor 18:30 Uhr dort aufgehängt). Im nahegelegenen Restaurant Mamashana nutzen wir die Happy Hour für einen Pisco, und Jutta kann sich kaum zwischen den vielen vegetarischen Gerichten entscheiden. Am Nachbartisch sitzt eine französische Familie aus dem Elsass, der Vater spricht mit uns ein wenig Deutsch.
Als wir um 18:30 zum Planetarium gehen, erfahren wir von dem jetzt aufgehängten Schild, dass zunächst eine Vorführung auf Französisch erfolgt, dann um 19:30 auf Englisch und um 20:30 auf Spanisch. (Deutsch, Italienisch oder Portugisisch würde es nach Anmeldung für Gruppen um 21.15 Uhr ebenfalls noch geben). Im Hof steht ein Teleskop, durch das wir aber schon einmal schauen können. Es ist auf den gerade aufgegangenen Mond gerichtet, und wir dürfen ihn fotografieren. Wir gehen dann nochmal zum Restaurant zurück, geben der französischen Familie den Planetariums-Tipp und nutzen die Stunde nochmal für diesen Blog.

Zu 19:30 Uhr sind wir wieder am Planetarium und treffen dort auch die französische Familie wieder. Nach einer kurzen Himmelsbeobachtung im Innenhof, bei der wir das Sternbild des Pegasus gezeigt bekommen (mit einem starken grünen Laser wird tatsächlich im Himmel auf die Sterne gezeigt), gehen wir in einen kleinen runden Raum, der ca. 30 Leute fassen dürfte und erhalten eine für die beschränkten technischen Möglichkeiten wirklich beeindruckende Präsentation. Die Sprache und Musik kommt vom Band, der Englische Sprecher ist Muttersprachler und gut verständlich, der vorführende Astronom Edgar zeigt mit seinem Laserpointer immer auf die gerade beschriebenen Sternbilder (Projektionsscheibe), die Linien von Nazca (Projektionsscheibe) oder eine rechteckige Beamer-Projektion weiterer Bilder und Videos.


Zum Schluss zeigt der Astronom noch ein eigenes zweiminütiges Video über Maria Reiche, von der er richtig fasziniert zu sein scheint. Maria Reiche lebte bis ins hohe Alter in Nasca, die letzten 25 Jahre kostenlos in einem Zimmer des Hotels, auf dessen Gelände auch dieses kleine Planetarium steht. Kurz bevor sie erblindete (vermutlich aufgrund der ungeschützen Augen und dem jahrelangen Sonnenlicht) nahm sie nochmal Abschied von „ihren“ Linien in der Wüste. Wir sehen einen kurzen schwarz-weißen Videoclip, in dem sie gebeugt und auf ihre Schwester gestützt ein letztes Mal durch die Wüste geht. Sie starb 1998 mit 95 Jahren als Peruanische Staatsbürgerin, denn sie erhielt kurz vor ihrem Tod die Peruanische Staatsbürgerschaft „ehrenhalber“, und ihre sterblichen Überreste wurden irgendwo in der Wüste zwischen den Linien von Nasca beerdigt.
Nach dieser Vorstellung wird im Hof das Teleskop noch auf den Saturn gerichtet, und wir können ihn richtig gut mit den Ringen erkennen, allerdings ist er so klein, dass man ihn nicht mit dem Handy festhalten kann, wie das noch beim Mond möglich war.


Donnerstag 7.11. 24 – Nasca
Nachts um ca. halb zwei werden wir geweckt. Die Erde bebt, alles wackelt, und wir sind uns nicht sicher, ob wir jetzt einen der sicheren Orte aufsuchen müssen. Im hellhörigen Hotel hören wir aber nichts dergleichen, alles still, keine Leute auf den Gängen, also bleiben wir liegen. Viktor schläft sofort wieder ein, Jutta liegt eine ganze Weile hellwach da. Beim Frühstück ist es das Gesprächsthema an allen ausländischen Tischen – für die Einheimischen war es nichts Besonderes, das Beben vor zwei Tagen war sogar noch etwas stärker.


Für heute haben wir nur eine Tour zu den Acueductos de Nazca gebucht, die um 13:30 starten soll. Wir können also in Ruhe ausschlafen und frühstücken. Anschließend packen wir und checken aus dem Hotel aus – die Radtaschen kommen den Tag über zum Tandem in den Gepäckraum. Wir laufen zu der Ausgrabungsstätte „Los Paredones„, die fußläufig erreichbar ist und uns mehr anspricht als die zwei möglichen Museen im Ort. Das Ticket für zehn PEN ist gleichzeitig noch für drei weitere Stätten gültig, die allerdings weiter entfernt liegen. Die Aquaeducte sind eine davon, so dass wir das Ticket dafür schon einmal haben.
Es handelt sich um ein von den Inka erbautes Verwaltungszentrum zwischen den Bergen und dem Meer. Wir laufen einen markierten Weg hoch und wieder herunter, und leider gibt es keinerlei geschriebenen Informationen am Rand. Wir finden noch die Ständer für Informationstafeln, aber die Tafeln selbst sind scheinbar abgebaut worden. So wissen wir nicht, ob die Mauern noch im Originalzustand sind oder wieder aufgebaut wurden. Wahrscheinlich teils, teils! Jedenfalls sind die Wände wieder mal eine Mischung aus Stein (Inka-typisch) und Lehm (Prä-Inka-Kulturen).







Zurück im Stadtzentrum setzen wir uns in Mom’s Café, wo wir die Routenplanung nach Santiago de Chile beginnen, bis wir im Mamashana (Restaurant von gestern Abend) ein schnelles „Almuerzo ejecutivo“ (Mittags-Menü) essen (Vorspeise, vegetarisches Chaufa plus Getränk), um rechtzeitig um 12:50 Uhr am Café auf unseren Guide für die Aquaeducte zu treffen – so steht es jedenfalls in der erhaltenen Mail. Nach 13 Uhr kommt ein Van mit Touristen, und der aussteigende Guide (Lui) ist auch der unsere. Er bittet darum, bis 13:35 Uhr Pause machen zu dürfen und wundert sich, als wir sagen, seit wann wir schon warten. Da ist augenscheinlich ein kleiner Fehler bei der Organisation passiert. Wir haben es zum Glück nicht eilig – warten einfach noch etwas in der Hotellobby.
Ein Fahrer fährt Lui und uns (wir sind die einzigen Touristen auf dieser Tour) zu den Acueductos de Nazca, und Lui erklärt uns nicht nur, wie und weshalb sie vor ca. 1350 Jahren hier gebaut wurden. Wir bekommen auch noch eine ältere Figur als die gestern gesehenen Nasca-Linien an einem Berghang zu sehen (einen Puma oder eine andere Katze) und er erklärt uns die sehr hohe Sanddüne hinter den dunkleren Felsbergen (die teilweise sehr starken Winde haben den Wüstensand hinaufgeweht und so die höchstgelegene Sanddüne Südamerikas gebildet). Es sieht so aus, als würde der Puma zu den Aquaedukten herabschauen, und als hätten die Menschen den einzigen hellen Berg aus Sand inmitten der dunken Felsenberge als Ursprungsort des Wassers für besonders heilig gehalten.
Zum Abschluss führt uns Lui zu den spiralförmigen Schächten, die als Belüftung- und Wartungsschacht dienen, denn die Aquaedukte müssen regelmäßig gereinigt und repariert werden, wenn z.B. durch Erdbeben einzelne Bereiche verschüttet sind. Das erfolgt auch heute noch, denn die Aquaedukte sind weiter in Funktion, und das Wasser wird von Bevölkerung und Landwirtschaft genutzt.
Lui hat als 13-jähriger eines der stärksten Erdbeben in Peru miterlebt, das über drei Minuten dauerte und viele Menschenleben in seiner damaligen Heimatstadt kostete. Er erinnert sich noch daran, dass er damals sicher war, die Welt würde untergehen, weil das Beben einfach nicht aufhörte. Dieses Trauma hat ihn letzte Nacht natürlich auf die Straße getrieben, so wie das seitdem bei fast jedem Erdbeben der Fall ist.
Auf der Rückfahrt unterhalten wir uns noch ein wenig mit Lui, der schon mal Deutsch gelernt hat und sich heute wieder vornimmt, es nochmal intensiver weiter zu versuchen. Wir laden ihn zu uns nach Berlin ein, er scannt den QR-Code für unseren Blog ein und erlaubt das Foto und das Video zu benutzen, in denen er auftaucht. Willkommen im Blog, Lui … and see you in Berlin!









Den Nachmittag verbingen wir in Mom’s Cafe, schreiben am Blog und stellen uns seelisch auf die Nachtfahrt mit dem PeruHop-Bus nach Arequipa ein. Dort sollen wir morgens um 5:30 eintreffen.








Der Bus kommt um halb sechs vor dem Café an, und wir können sofort unser Gepäck einpacken. Los geht es erst nach einer Pause, um 18:10 Uhr steigen alle ein. Da wir als einzige On-Hopper zu zweit sind und nebeneinander sitzen möchten, bleiben uns nur noch die zwei hintersten Sitze, direkt neben der Bordtoilette. Diese wird erstaunlich viel benutzt, und die Hälfte der Nutzer schließt die Tür hinterher nicht wieder. An Schlafen ist nicht wirklich zu denken – aus dem Toiletten-Grund (inklusive Geruch), weil es sehr eng ist und weil der Bus sehr häufig beschleunigt und abbremst. Die Straße ist sowohl schlecht als auch voller Reductores (speed bumps, Bremsschwellen, „schlafende Polizisten“), und die beiden Fahrer sind entsprechend vorsichtig, aber dadurch fahren wir selten gleichmäßig.
Freitag 8.11. 24 – Arequipa
Um halb zwei nachts hält der Bus zum Tanken, und wir können/sollen alle die Toilette besuchen. Manche der Mitfahrenden kennen diese Tankstellen-Klos noch nicht, an denen es kein Fließendwasser gibt, sondern nur einen Eimer, den man irgendwo füllen und nutzen kann – wir sind das inzwischen schon gewohnt. Um viertel vor fünf sind wir in Arequipa und es werden die Namen aufgerufen, die aussteigen sollen, weil sie von Minivans zu ihren Unterkünften gebracht werden. Wir dürfen zum Glück im Bus bleiben und werden inclusive Tandem bis um die Ecke vom Hotel Casa de Avila gebracht. Dort können wir zwar noch nicht ins Zimmer – es ist nicht einmal sechs Uhr morgens – aber dürfen ab halb acht frühstücken. Vorher gehen wir eine Runde durch die Altstadt, um wach zu bleiben und uns die angeschwollenen Füße zu vertreten.
Nach dem Frühstück sitzen wir noch ein bisschen im Garten, machen uns ein wenig frisch und gehen zu 10 Uhr zur Plaza de Armas, von wo wir eine Free Walking Tour bei Joan gebucht haben. Es warten noch zwei andere, die in unserem Bus saßen – insgesamt sind wir sieben. Joan kommt etwas später, weil er keinen Parkplatz gefunden hat. Viktor beginnt darufhin zu singen „I want to ride my bicycle ….“.
Joan beginnt fast jede Erklärung mit „My friends …“ und allzu oft sagt er „Indigenous people like me ….“, aber er ist voll engagiert und sein Englisch ist gut zu verstehen. Unter anderem erzählt er, dass in Arequipa viele spanische Auswander aus dem Baskenland und Katalonien ankamen und deshalb dort lange Zeit auch Katalanisch gesprochen wurde. Die Schreibweise seines Namens „Joan“ (nicht Juan wie im Spanischen) führt er darauf zurück. In Arequipa gibt es auch heute noch starke Unabhängigkeits-Bestrebungen und mancher nennt es auch das „Katalonien von Peru“.
Die historische Altstadt von Arequipa hat den Status eines Weltkulturerbes. Sie wird auch „Weiße Stadt“ genannt, da viele Gebäude aus dem speziellen hellen Sillar-Stein vulkanischen Ursprungs erbaut wurden, der nur in dieser Region vorkommt. Sie ist im Kolonialstil erbaut und erinnert daher stark an andalusische Städte wir Cordoba oder Granada. In einem der Innenhöfe, die wir besichtigen, fühlt man sich in den „Patio de los Leones“ in der Alhambra versetzt.
Der Name Arequipa stammt angeblich aus der Quechua-Sprache. „Ari, quepay“ bedeutet soviel wie „Ja, bleib hier“. Es liegt zwischen den Bergen und dem Meer, den zwei Gegenden, in denen in früheren Zeiten die Menschen eher gelebt haben.

In der Kirche des Jesuitenklosters sehen wir unter anderem eine dunkelhäutige Jesusfigur und eine Darstellung des Abendmahls mit Cuy (Meerschweinchen), Mais und Chilischote.
Es gibt für die, die möchten, den hier überall verkauften „Queso helado“ zu probieren, der nur „Käse“ heißt, weil das Eis ein wenig so aussieht, wenn es hergestellt wird. Jutta probiert nicht, weil eine Zutat Kokos ist, und das für sie leider gar nicht geht.
Wir steigen auf verschiedene Türme oder Dächer, bekommen die drei Vulkane erklärt („Mutter“ – Chachani, „Vater“ – Misti, „Kinder“ – Picchu Picchu), hinter denen Macchu Picchu, Cusco und Puno liegen, und einige Tipps für Restaurants, Picanterias und typische Speisen.
Nach den zweieinhalb Stunden gehen wir in einem Rooftop-Café einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen, dann geht es ins Hotel, wo wir jetzt endlich ins Zimmer können. Nach einer guten Stunde des Ausruhens (mit „Lage der Nation“-Podcast zum Ende der Ampel-Koalition in Deutschland) machen wir uns noch einmal auf den Weg. Ziel ist das Recoleta-Museum, das Joan uns empfohlen hat, und das am anderen Ufer des Rio Chili liegt. Jeder Raum dort ist eher ein Museum für sich, neben Altem aus der Inka-Zeit gibt es auch Münzen (heutige), Briefmarken, Spielzeug, Naturkunde – einen roten Faden scheint es nicht zu geben. Zum Abschluss steigen wir auf den Glockenturm der Kirche – auch Viktor schafft trotz Höhenangst die schmale Wendeltreppe – und haben noch einen tollen Ausblick aus einer anderen Perspektive als heute vormittag.
Ein frühes Abendessen gibt es in einem schönen vegetarischen Restaurant in einem Innenhof in der Altstadt. Im Hotel schreiben wir nur noch und gehen früh schlafen, um morgen wieder frisch zu sein.

















Samstag 9.11. 24 – Arequipa – Chivay
Wir haben eine Zwei-Tages-Tour zum Colca-Canyon gebucht und sollen zwischen sieben und halb acht abgeholt werden. Um kurz vor sieben machen wir uns an der Rezeption einen Coca-Tee (gestern Abend als Beutel gegen die Höhenkrankheit gekauft – die eigentlich besseren Blätter sind uns zu unpraktisch), um sieben dürfen wir uns Brötchen im Frühstücksraum machen. Während Jutta noch kaut kommt der Van. Wir sind die letzten Eingesammelten und haben die Plätze vorne rechts und hinten links. Die Gruppe besteht aus vier Spaniern, zwei Italienern, zwei Kanadiern, einem Mexikaner und fünf Deutschen (die anderen drei Deutschen sind erst heute früh mit Peru-Hop aus Nasca gekommen). Unser Reiseführer heißt Raúl und spricht hervorragendes English mit einem überraschend großen und guten Vokabular. Später finden wir heraus, dass er mehrere Jahre in den USA war und unter anderem auch in einem Deutschen Restaurant in Colorado gearbeitet hat.
Auf der Fahrt erklärt er uns unter anderem, wie wir mit Cocablättern wirkungsvoll gegen die Höhenkrankheit vorgehen können, die uns heute allen droht.
Auch bezüglich des vielen Mülls am Straßenrand erhalten wir nochmal interessante Einsichten von Raúl. So sind die „Municipalidades“ (Gemeinden, Städte) verpflichtet, vier mal im Jahr den Müll einzusammeln und zu entsorgen, der sich an den Straßen angesammelt hat. Trotzdem sieht es nach kürzester Zeit wieder genauso aus wie vorher. Hier im Nationalpark kommen bei jeder Sammlung 10 bis 15 Tonnen Müll zusammen.
Heute fahren wir 150 km nach Chivay, der Hauptstadt der Provinz Caylloma. Das erste Mal halten wir noch am Stadtrand an einer Tienda, wo wir uns noch Wasser und Coca kaufen können/sollen, da es hochgehen wird bis auf 4900 m.ü.N.N.. Wir kaufen „nur“ Schokolade, die ebenfalls ein wenig helfen soll in der Höhe, weil wir den Tee ja schon haben. Wir fahren erst einmal um den Chachani herum und können diesen und den Misti von der anderen Seite als aus Arequipa sehen – schneelos, da hier die Sonne länger draufscheint.
Hier in den Bergen leben die Vicuña, eine wilde Art von Alpacas, und wir halten mehrfach, um sie sowohl aus dem Auto als auch draußen anschauen und fotografieren zu können. Vicuñas liefern das beste und teuerste Naturhaar und dürfen von den Bewohnern des Nationalparks alle zwei Jahre geschoren werden. Dazu werden sie von hunderten Menschen großräumig eingekreist, und der Kreis wird dann allmählich immer enger gezogen. Das Scheren selbst muss bei jedem Tier innerhab von drei Minuten geschehen, da sie sonst aufgrund des Stresses einen Herzinfarkt erleiden können.



Wir fahren auf der Carretera Interoceanica und wollen vor einer bestimmten Uhrzeit an einer Baustelle sein, um daran vorbeifahren zu können. Falls wir nach zehn dort ankommen, wird die Vorbeifahrt erst ab 13 Uhr wieder möglich. Vor dem Abzweig nach Puno sind sehr viele LKW auf der Straße, und so sehen wir den Stau vor der Baustelle schon von ziemlich weit. Es geht aber etappenweise immer weiter, und wir kommen um halb zehn durch. Hier beobachten wir auch nochmal aus der Nähe, wie respektlos die peruanischen Autofahrer miteinander umgehen. Es herrscht absolutes Chaos. Jeder sucht den eigenen noch so kleinen Vorteil. Beide Fahrbahnspuren werden kreuz und quer benutzt, um sich gegenseitig zu überholen und vielleicht zwei Plätze gutzumachen. Nur blockieren sich alle dabei gegenseitig so sehr, dass sich manchmal minutenlang garnichts mehr bewegen kann, bis sich der Knoten irgendwie wieder aufgelöst hat. Es ist irgendwie beruhigend, dass die Respektlosigkeit, die wir hier häufiger auf unserem Tandem erfahren, nicht speziell den Radfahrenden gilt. Es ist offenbar einfach Teil der „Verkehrskultur“ in Peru.
Wir halten an einer Stelle, an der domestizierte Lamas, Alpakas und Schafe gemeinsam grasen und an einer anderen, an der wir Fotos mit Lamas machen können. An einer weiteren Stelle halten wir zum Beobachten von Vögeln. So haben wir immer wieder Möglichkeiten, uns nach und nach an die zunehmende Höhe zu gewöhnen.




An der Pampa Canahuas bei 4080m gibt es eine Einkehrmöglichkeit. Es wird uns empfohlen, den dortigen Inka-Tee (Mischung aus Coca, Muña= Andenminze und Chachacoma) zu trinken und die vermutlich höchstgelegenen Toiletten unseres gesamten Urlaubs zu benutzen ;-).


Der höchste und letzte (Zwischen-)Stopp ist der Mirador de los Vulcanes/de los Andes auf ca. 4900 m.ü.N.N..




Von dort fahren wir nach Chivay – es ist inzwischen 13 Uhr, und wir gehen zu einem Mittagsbuffet im Restaurant Mistituris mit sehr großer Auswahl an Vor-, Haupt- und Nachspeisen, unter anderem auch mit Alpaca-Fleisch. Anschließend werden wir in verschiedene Unterkünfte gebracht.
Nach einer Stunde Pause geht es zu den heißen Quellen „Aguas Termales AguaVerde„. Wir haben Zeit, uns in den fünf verschiedenen Becken mit aufsteigender Temperatur zu entspannen (zwei unter freiem Himmel, weitere drei überdacht).


Um zu den Bädern zu gelangen müssen wir eine Behelfsbrücke überqueren, da die letzte Brücke in der Regenzeit weggeschwemmt wurde. Viktor hat etwas Schwierigkeiten, kommt aber dann doch ganz gut rüber.
Zurück im Hotel können wir ein wenig am Blog schreiben, bevor es zum Abendessen im „Las Quenas“ geht. Wir haben zusammen mit dem italienischen Pärchen das Angebot angenommen, gemeinsam mit Raúl essen zu gehen. Alle anderen Tour-Teilnehmer liegen entweder mit Höhenbeschwerden flach oder gehen alleine irgendwo anders essen. In unserem Restaurant wird Live-Musik geboten und ein Tanzpaar führt verschieden lokale Tänze vor, u.a. Witiki, Qamili, Chukchu und Wayra, in die die Gäste kräftig mit einbezogen werden. Es wird ein heiterer, aber auch ein anstrengender Abend.





Um 21:00 fallen wir mehr oder weniger fertig ins Bett. Um 5:45 soll es Frühstück geben, denn wer Condore im Flug sehen will muss früh raus. Manchmal ist Radfahren weniger anstrengend als ein Touristenprogramm.
Sonntag 10.11. 24 – Chivay – Arequipa
Wer hätte gedacht, dass in einem 5000 Seelen Ort die ganze Nacht laute Musik im Ort gespielt wird? Wir sind jedenfalls nicht vorbereitet und können entsprechend schlecht schlafen. Trotzdem sind wir um 5:45 Uhr im fertig eingedeckten Frühstücksraum und um halb sieben ausgecheckt vor der Tür. Während wir in unseren Van einsteigen, hält gerade vom selben Touranbieter einer, deren nachts um drei losgefahrene Insassen jetzt hier ihr Frühstück erhalten (wir hatten uns gegen diese Eintages-Tour entschieden wegen des frühen Starts).
Bei schönstem Sonnenschein und leichtem Wind fahren wir in Richtung des Mirador Cruz del Cóndor. In Yanque halten wir kurz an: wir können Getränke kaufen und den hier jeden Morgen tanzenden Schulkindern etwas Geld spenden – sie sammeln für eine Abschlussfahrt am Schuljahresende und tanzen dafür täglich frühmorgens eine Stunde bevor sie zur Schule gehen, weil sie wissen, dass viele Touristen um diese Zeit hier durchkommen.
Am Kreuz des Kondors stehen schon eine Menge Touristen, aber wir fahren daran vorbei, denn Raúl weiss aus Erfahrung, dass es eine bessere Stelle zum Sichten der Kondore gibt. Und wirklich! Ein Stück weiter sind wir fast unter uns und sehen mindestens sechs der großen Vögel (ein Zehntel alle hier in der Gegend lebenden).
Selbst auf dem Weg zurück zum eigentlichen Mirador halten wir noch einmal an, weil schon wieder ein Kondor in der Nähe kreist. Die vielen Menschen am Mirador sehen heute leider nur die als Kondor verkleideten Menschen und bekommen erklärt, dass die Vögel heute schon früher zum Pazifik aufgebrochen sind, weil dort die Seelöwen gerade Junge bekommen und die Kondore es auf deren Plazentas abgesehen haben. Das mit den Plazentas stimmt zwar, aber etwas weiter im Tal direkt oberhalb der Nester haben wir ja dank Raúl zahlreiche Kondore kreisend aufsteigen gesehen. Er zeigt uns auch noch eine Stelle, an der gezielt Tier-Kadaver ausgelegt werden, um die Chance zu erhöhen, dass die Kondore ihr Fressen hier im Tal finden und nicht zum Pazifik fliegen, damit die vielen täglichen Touristen nicht vergebens kommen.

Auf der Rückfahrt halten wir an einem weiteren Mirador, um uns dort den Übergang vom Colca-Tal mit seinen vielen Terrassen zum Colca-Canyon angucken zu können.




Im Ort Maca ist der letzte Halt. Dieser Ort sackt jährlich um drei bis vier Zentimeter ab, weil er auf pflanzlichen Sedimenten gebaut ist, die immer weiter zusammenfallen. Wir bekommen die Sancayo (Kaktusfrucht, auch peruanische Kiwi genannt) zu kosten und können entweder einen Saft davon oder einen Colca Sour – Pisco Sour mit Sancayo – kaufen. Wir finden aber ein Café mit Espressomaschine und ziehen einen Milchkaffee vor. Außerdem werfen wir einen Blick in die Kirche Santa Ana de Maca.
Irgendwann unterwegs zeigt uns Raúl noch kleine Knollen und lässt uns raten, was das wohl sein könnte. Es sind tatsächlich auf natürliche Weise gefriergetrocknete Kartoffeln, die bis zu 25 Jahre lagerfähig sind. Sie werden im Winter auf über 4.000 Meter Höhe über Nacht im Freien gelagert und frieren dann bei ca. minus 15 Grad Celsius ein. Wenn dann morgens die Sonne herauskommt und auf die Kartoffeln scheint, verdunstet das Wasser aus den Kartoffeln bei Minustemperaturen (auch dank des niedrigen Luftdrucks in dieser Höhe) und sie verlieren 80% ihres Wassergehaltes. Übrig bleiben die gefriergetockneten unfassbar lange haltbaren Kartoffeln.
Kurz vor Chivay bekommen wir im Wititi Restaurant noch einmal ein Mittagsbuffet, bevor in Chivay selbst dann acht von uns den Bus wechseln müssen, weil diese acht weiter nach Puno statt zurück nach Arequipa fahren. Auf der Rückfahrt sind wir dann nur noch zu sechst. Obwohl Sonntag ist, sind viele LKW unterwegs (hier gibt es kein Sonntagsfahrverbot) und auf der Baustelle wird ebenfalls gearbeitet. Wir kommen vier Minuten vor einer Sperrung noch dort durch, andernfalls hätten wir wohl drei Stunden warten müssen.
Um kurz vor vier werden wir am Hotel abgesetzt und gehen dann noch in die Altstadt. Dort sind am Hauptplatz sehr, sehr viele Menschen, stehend und irgendwo sitzend, und wir fragen uns, ob sie wohl auf irgendetwas warten. Wir bekommen es nicht heraus – irgendwann hat sich die Menschenmenge aufgelöst. Wir besorgen uns für die morgige Ganztagesbusfahrt Proviant und gehen noch bei Mumis essen, einem Italienischen Restaurant, das vollhängt mit alten, schwarz-weißen Familienfotos, die aussehen, wie die alten Bilder unserer Eltern (die Menschen darauf sind augenscheinlich keine Südamerikaner).
Lang wird der Abend nicht mehr, denn wir müssen morgen um halb sechs fertig an der Straße stehen.















Glorypedalling
Moin, moin ihr zwei! Der Eisbecher lädt ja so richtig zum neidisch werden ein. Oh wir erinnern uns so gut und gerne an das leckere Eis in Südamerika. Fröhliche Grüße, Sabine und Uwe
Viktor
Ja, das Lucuma-Eis in Peru werden wir echt vermissen. Gruß in den kühlen Norden!
Joa n corral
Que bonitas montañas de ARENA.
QUE DISFRUTEIS.
Un abrazo desde Calella 😘
Andrew and Susan Dean
Hi from Pacific Grove-actually we’re in Costa Rica waiting for a small plane to take us to Puerto Jimenez for a 2 week stay in CR.
I think I remember from an earlier post that you’re going to Lake Titicaca. If you get a chance, go to the floating reed islands or even better stay on one of the small islands on the lake. Nutrition is poor there-bring fruits & vegetables for a gift. Pura Vida Andy and Susan
vmakowski
Great, thank you very much for your recommendations and enjoy „la Pura Vida“ con „Los Ticos“.
Rudolf Abrams
Nach Annas Zwillingsentbindung unterstütze ich gerade diese 2 Wochen Familie Anna in Essen. Enkel Ole -8 Jahre-hat gerade sehr das Thema Vermüllung der Welt am Wickel. Ich zeigte ihm Euren Kommentar und Fotos dazu aus Eurer 28. Woche. Auch diesmal ist ja was dabei…
Gruß Rudolf
vmakowski
Sehr gut, Danke Rudolf! Es ist wichtig, dass die nächste Generation dafür sensibilisiert wird. Wir haben nicht den Eindruck, dass das hier in Peru und Südamerika der Fall ist.