Mit dem Stufentandem unterwegs in den Americas

Woche 6 (6.5.24 – 12.5.24) Ensenada bis Mazatlan

Montag 6.5.24 – Ensenada – Santo Tomás

Gesamt: 1.519,13 km

Wir sind gegen 7:30 Uhr alleine im Haus und nutzen die angebotene Küche für ein Frühstück. Nach längerem Kampf mit dem Wasserhahn, der zusätzlich zum Einhebel-Mischer noch einen Infrarot-Sensor hat, den wir nur einmal per Zufall aktivieren, können wir in der Mikrowelle Teewasser warm machen. Dazu gibt es Bagels mit Erdnussbutter und Nutella … wir müssen die alten Bestände mal verbrauchen, die wir schon solange herumfahren.

Tomas kommt vom Strandspaziergang mit den Hunden nach Hause und erklärt uns, dass das Wasser aus dem Hahn am Spülbecken nicht „potable“ ist, also kein Trinkwasser. Das Trinkwasser befindet sich in einem Wasserspender hinter einer Schranktüre. Er wünscht uns „viel Glück“ mit unserem Tee, den wir aber schon getrunken haben. Gut, auf die gewünschte zweite Tasse verzichten wir lieber.

Zu 9 Uhr fahren wir in einen von Tomas empfohlenen Fahrradladen (TNT), um dort nochmal nach passenden Schläuchen zu schauen. Wir finden zwei 26″ Schläuche mit französischem Ventil, auch wenn sie mit 2,125 knapp unter den 2,15 liegen, die auf unseren Schwalbe-Mänteln angegeben sind.

Außerdem lassen wir die Bremsbeläge kontrollieren (alles noch gut) und den Drehgriff der Rohloff-Schaltung ein wenig schmieren, da er anfing zu knarzen und etwas schwergängig wurde.

Wir sind jetzt also wieder mit je zwei Ersatzschläuchen für vorne und hinten unterwegs. Die werden wir aber nicht mehr benötigen, denn seit zwei Tagen sind wir mit dem Glücksbringer unserer Zahnärztin sichtbar am Fahrrad angebracht unterwegs. Vermutlich hat der Frühstückstee auch nur wegen des Glücksbringers keine negativen Auswirkungen auf unsere Verdauungstrakte.

Wir erhalten morgens noch von Freunden eine WhatsApp-Nachricht mit einem Link, können diese aber erst am Abend nach der Tages-Etappe lesen. Hier noch für unsere spanische Leserschaft ein Link.

Zwei australische Surf-Touristen und ihr amerikanischer Freund sind in Baja California getötet worden. Tatsächlich übernachten wir zu unserer Überraschung genau in dem Ort, Santo Tomás, in dem das Ganze passiert ist. Im Restaurant erfahren wir von der Besitzerin, dass der Ort nun traurige Berühmtheit erlangt hat. Es sei wohl ein Raubüberfall gewesen, bei dem die „wertvollen“ Felgen des Mietwagens erpresst werden sollten. Die Touristen hatten weit abseits der Straße am Strand wild gecampt und sich wohl auch gegen den Überfall gewehrt.

Die durchgängige Empfehlung, die wir erhalten: nur tagsüber unterwegs sein, 1 bis 2 Stunden vor Sonnenuntergang eine Unterkunft erreichen, nicht wild campen (notfalls bei Privatleuten, Tankstellen, Restaurants oder Polizeistationen fragen, ob man sein Zelt dort aufschlagen darf), einsame Gegenden und Offroad eher meiden, in der Nähe der Hauptstraßen bleiben. Wir beherzigen alles, und mit unserem Tandem sind wir sowieso an halbwegs brauchbare Straßen gebunden.

Der Tag ist insgesamt weniger schlimm als erwartet, besonders die Straßenverhältnisse sind erträglich, auch wenn die Tiefe der Schläglöcher sich im Vergleich zu den USA nochmal verdoppelt hat. Aber die Luft stinkt nach Abgasen … es scheint so, als führen hier nur abgehalfterte Verbrenner aus den USA … am Straßenrand liegt so viel Müll, dass wir Kleintiere am Scheppern der Getränkedosen erkennen (aber sie nicht sehen). Dafür gibt es mehr Großtiere auf den Straßen. Wir haben schon Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner an den unmöglichsten innerstädtischen Orten am Straßenrand stehen sehen. Es gibt sogar Parkplätze für Pferde.

Wir befinden uns jetzt auf der „Antigua Ruta del Vino“ und könnten – wenn die Stokerin Vertrauen in einen angetrunkenen Captain hätte – unterwegs einige Weinproben machen.

Heute ist der erste Tag im „neuen Modus“. Wir wissen Morgens noch nicht, wo wir Abends übernachten werden, weil die Hotels weder Webseiten noch Telefonnummern im Internet veröffentlichen. Eine Buchung per App ist erst recht nicht möglich. Wir peilen also einen Zielort an, der laut Google-Maps angeblich über Hotels verfügt (wenn möglich mehr als eines und zur Sicherheit noch einen Campingplatz) und dann schauen wir, was wir wirklich vorfinden. Immerhin sind die Rezensionen bei Google ganz hilfreich. Das erste Hotel lassen wir erstmal rechts liegen, da es dort im vergangenen Jahr zu Erlebnissen mit Kleintieren im Bett und Lebensmittelvergiftungen im Restaurant gekommen sein soll.

Das mit der Unterkunft klappt heute gut und wir kommen im Hotel „La Mision Santo Tomás“ gegenüber der katholischen Kirche unter. Hier ist es so sicher, dass wir nicht mal einen Zimmerschlüssel erhalten haben. Jutta dreht noch eine Runde im Pool, bevor es ins Zimmer geht.

Die Dusche im Zimmer ist das genaue Gegenteil zur gestrigen Dusche. Egal welchen Hahn man aufdreht, es kommt brüllend heißes Wasser heraus. Viktor vermutet, dass die mit „C“ und „H“ gekennzeichneten Hähne für „Caliente“ und „Hot“ stehen dürften.

Dienstag 7.5.24 – Santo Tomás – Arroyo Seco

Gesamt: 1.589,77 km

Vor dem Frühstück ist Jutta schon aktiv und beschriftet im Zimmer unseren Duschvorhang.

Wir sind dankbar für:
Transport –> LA PAZ
Unterkunft
Erfrischungen

Im Hotel kocht uns die nette „Herbergsmutter“ (74) Wasser für unseren Tee, den wir aus dem Camping-Silikon-Geschirr trinken. Wir kaufen zwei süße Teilchen und einen Mango-Saft für 52 Pesos (2,98€). Wir unterhalten uns ein wenig über ungesunde Nutella (die wir heute aufbrauchen) und die Nachfolge-Sorgen für ihr Hotel und den kleinen Laden. Die Kinder sind in der Stadt und nur eines hat „eventuell“ Interesse.

Zum Abschied möchte sie uns einen Becher als Souvenir schenken, den wir dankend mit der Begründung „zuviel Gepäck“ ablehnen. Stattdessen machen wir ein Erinnerungsfoto davon.

Wir nehmen uns einen etwas längeren Tag mit ordentlich Höhenmetern vor. Die ersten 11 km geht es bergauf und wir verdienen uns eine lange Abfahrt. Die Straße ist erstaunlich gut, der Verkehr überschaubar. Die Autofahrer und vor allem die Lastwagenfahrer überholen uns mit ausreichend Abstand oder bleiben mit Warnblinklicht hinter uns, bis sie überholen können. Wir hören viele aufmunternde Hupen, uns wird zugewunken oder durchs Beifahrerfenster zugerufen. Auf unseren Duschvorhang reagiert niemand, er flattert aber auch ziemlich im Wind. Da muss noch eine Lösung her.

Die Strecke geht ohne Meeresblick durch insgesamt noch grüne Hügellandschaften … oder sind das schon mittelgroße Berge? Die paar Orte die wir durchqueren haben links und rechts von der Hauptstraße nur Sandstraßen und Wege. Komoot will uns immer wieder hineinschicken, aber wir verzichten auf das Sand-Sightseeing.

In San Vicente machen wir Mittagspause und essen ausnahmsweise etwas warmes (Quesadillas und Pommes aus frischen Kartoffeln), eigentlich nur, weil es in dieser Gegend keinen Café Latte oder Eiskaffee gibt. Das zahlt sich aus, denn als wir nachmittags gegen 16 Uhr in Arroyo Seco im Hotel Sonora ankommen und gemeinsam mit unserem Tandem ein geräumiges Zimmer beziehen, ist das nächste Restaurant ein Stunde Fußweg oder 15 Minuten mit dem Rad entfernt. Wir beschließen die mittags gekauften Bananen als Abendessen anzusehen, sonst hätten wir ja schließlich gleich im nächsten Ort übernachten können. Stattdessen werden wir dort morgen ausgiebig frühstücken.

Nachmittags hat der Wind ziemlich gedreht und aufgefrischt. Da müssen wir mal genauer schauen, ob das hier immer so ist.

Außerdem überholen uns viele moderne und recht vertrauenserweckend aussehende Busse der Firma „abc“, Autobuses Baja California. Wir könnten uns vorstellen, demnächst mal einen Versuch zu unternehmen, unser Tandem in einem solchen mitzunehmen (z.B. nach La Paz). Auf der Webseite schließt das Unternehmen dies nicht aus, macht es aber vom jeweils vorhandenen Platz im Laderaum abhängig.

Auflösung von gestern: Es war ein …

Mittwoch 8.5.24 – Arroyo Seco – San Quintin

Gesamt: 1.662,12 km

Wir verlassen das Hotel Sonora (jemand am Kauf interessiert? – „Se Vende“ – „Zu Verkaufen“) um 8 Uhr, kaufen bei Oxxo in Colonet unsere Getränke für den Tag und lassen uns ein Frühstückslokal empfehlen. Es sieht noch sehr neu aus und die Besitzerin bestätigt, dass es erst 5 Jahre alt ist. Der Kaffee (es gibt wieder keinen Tee) besteht wieder aus Heißwasser, Nescafé- und Kaffeeweißer-Pulver. Aber die Huevos Rancheros, Burritos und Quesadillas sind frisch gemacht und gut.

Heute fahren wir aus den „Bergen“ bzw. der Hochebene wieder herunter und die Landschaft wird deutlich trockener. Die „Carretera Federal 1“ geht heute praktisch nur geradeaus, rechts und links blüht durchgängig die gleiche Pflanzenart, nämlich Kamille. Wir fragen uns, ob das der Grund für den beliebten Kamillentee (Manzanilla) ist – schwarzen Tee kann man hier jedenfalls nirgendwo bekommen.

Kurz vor unserer Mittagspause in Camalu bei km 35 macht sie einen Schlenker nach links und wieder nach rechts, und dann geht es schnurgerade weiter. Alle Orte an der Straße bestehen aus Sandwegen, auf die man beim Abbiegen praktisch „abstürzt“. Es scheint fast so, als hätte man über Jahrzehnte Asphaltschicht über Asphaltschicht auf der Hauptstraße aufgetragen. Der Abgrund nach rechts ist jedenfalls eine Herausforderung, wenn wir etwas eng überholt werden, was insgesamt selten passiert, aber in den Orten schon mal vorkommt.

Der Verkehr ist heute etwas stärker, besonders viele Busse aus San Quintin und Schulbusse sind unterwegs.

In San Quintin sind wir gegen 14:30, checken schnell im Hotel Rosa Evelyn ein (5 Zimmer und ein völlig leerer RV-Park) und versuchen dann unser Glück bei der nahegelegenen abc-Busstation. Die Mitarbeiter schauen sich dort unser unbepacktes Tandem an, wir erklären, wie klein wir es zusammenschieben können, und es wird tatsächlich akzeptiert (ohne Kartonverpackung). Wir werden sogar gefragt, ob wir gleich heute fahren wollen. Also kaufen wir zwei Tickets für morgen Abend und müssen (zunächst?) für das Rad nicht einmal extra zahlen. Der Bus fährt nach Aussage des Personals „zwischen 18 und 19 Uhr“, auf dem Ticket steht 17:50 Uhr. Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, wie spät es gerade ist, denn die Kassenbons von Busstation, Hotel, Supermarkt und Gesundheitszentrum (Viktor hat die Blutdruckmessung seiner Smartwatch für 20 Pesos kalibriert) zeigen unterschiedliche Zeiten an. Wir sind uns gerade nicht sicher, ob wir hier schon eine Zeitzone gewechselt haben könnten.

Abends planen wir noch die Strecke bis Costa Rica und stellen fest, dass wir wahrscheinlich bis Acapulco mit Bussen unterwegs sein müssen (falls die unser Tandem mitnehmen), um in der verbleibenden Zeit halbwegs bewältigbare Tagesstrecken (ca. 70 km, max 1.000 Höhenmeter) hinzubekommen.

Für die Planung des Sightseeing-Tages in San Quintin bleibt nach diesem Blog-Update wohl keine Zeit mehr …. oder haben wir vielleicht eine Stunde mehr heute … oder weniger … oder was? So … Abendessen … Brot und Käse im Hotelzimmer.

Donnerstag 9.5.24 – San Quintin – La Paz (Busfahrt)

Wir sitzen im abc-Bus nach La Paz und das Tandem steht aufrecht im Laderaum des Busses. Irgendwie schade, dass wir Baja nun nicht vollständig „erfahren“ werden, aber richtig traurig sind wir auch nicht darum. Irgendwo mussten wir die Zeit ja wieder reinholen, um die wir uns verschätzt hatten, und es war schnell klar, dass wir in Mexiko einige tausend Kilometer anders überbrücken werden, um unser Familientreffen in Costa Rica zu schaffen.

Wenn die Busse auch auf dem Festland so locker mit der Mitnahme des Tandems umgehen (und es morgen in La Paz auch wieder heil aus dem Laderaum hervorkommt), wird unsere Radtour vermutlich erst nächste Woche in Acapulco weitergehen, so jedenfalls der grobe Plan.

Die Busfahrt soll 18 Stunden dauern.

Den Tag in San Quintin verbringen wir mit den beiden Sehenswürdigkeiten des Ortes, der knapp 4.800 Einwohner haben soll (Stand 2010): Der Botanische Garten und die Alte Mühle. Ersterer liegt zwei Blöcke von unserem Hotel entfernt und ist in knapp 20 Minuten durchschritten. Er hat wirklich eher die Größe eines Gartens und eine nicht gerade kleine Fläche in der Mitte besteht aus Kies. Trotzdem lernen wir einiges über die verschiedenen Pflanzenarten und können Bienen an der „Hierba Santa“ beobachten. Das zugehörige Café mit echter Espressomaschine ist für uns wie eine kleine Oase.

Der ursprüngliche alte Kern von San Quintin ist die alte Mühle, die ca. 10 km entfernt an der Bucht von San Quintin liegt. Wir entscheiden uns gegen eine Fahrt mit dem Tandem auf den Staubstraßen und nehmen uns ein Taxi.

Vor Ort ist es wirklich schön, es gibt ein Museum über die Gründung des Ortes durch englische Siedler. Wir essen im Restaurant zu mittag (Tacos und Salat mit Shrimps) und die Bedienung erzählt davon, dass der Hafen damals Schutz vor den Piraten bot und der Weizenanbau angeblich nur zur Verschleierung des Golderz-Abbaus und Abtransportes nach England (durch die Behringstraße) betrieben wurde. Der Weizen wurde demnach in den Schiffen oben auf das Golderz geschüttet und die Piraten erkannten den Wert der Ladung nicht. Ob das wirklich stimmt, kann ja mal einer von Euch recherchieren.

Als wir die Toilette besuchen, stutzt der spanisch-sprachige von uns kurz, ob er die Toilette auch benutzen darf, aber mit gesundem Selbstbewusstsein schreitet er voran.

„Nur Gutaussehende“

Freitag 10.5.24 – Busfahrt und La Paz

Die Klimaanlage im Bus läuft auch die ganze Nacht auf Hochtouren, so dass wir schnell alles anhaben, was wir mit in die Kabine genommen haben. Bei einem Zwischenhalt am frühen morgen müssen aber auch die Schlafsäcke aus dem Laderaum her. Bei der Gelegenheit wird das Tandem auch nochmal mit einem Spanngurt gesichert. Bei einer Vollbremsung würde es sonst vermutlich durch den Laderaum fliegen und nicht unbeschädigt bleiben.

Bei Tageslicht genießen wir die Aussicht, gruseln uns vor den Steigungen, die wir nun nicht erklimmen müssen, und vor den schlechten Straßenverhältnissen. Gleichzeitig vermissen wir den direkten Kontakt zur Landschaft, besonders die Gerüche, die man im Bus nicht wahrnimmt. Na ja, Baja California hatte allerdings bis San Quintin weniger Orangenblüten und Eukalyptushain-Gerüche zu bieten, dafür mehr unverbrannten Sprit in den Autoabgasen und schwarzen Rauch von verbranntem Plastikmüll.

Der Bus erreicht La Paz nach 18 Stundes Fahrt am frühen Nachmittag, wir machen das Tandem wieder fahrtüchtig und nach einer kurzen Fahrt checken wir im Hostel Bermejo („Bermecho“ ausgesprochen, Bermejo = „tiefes Sonneruntergangs-Rot“) ein.

In der Mittagshitze laufen wir zum Büro der Baja Ferries, weil wir dort unsere Tickets kaufen wollen. Leider kommen wir dort nach der Schließzeit um 14 Uhr an. Ein Mitarbeiter, den wir draußen treffen, rät uns zur Online-Buchung. Wir finden auf der Webseite unter den Fahrzeugen die Option „Fahrrad“ nicht und buchen sicherheitshalber einen Motorrad-Platz. Das wird sich später als unnötig herausstellen (siehe unten). Unser nächster Sightseeing-Höhepunkt ist die Kathedrale, die sich aber als eine geringfügig größere Kirche herausstellt. Den Papst, der auf einem Kirchenfenster dargestellt wird, können wir nicht identifizieren, tippen aber auf Pius X. oder einen schlecht getroffenen Johannes Paul II. Die zugehörige Beschriftung im unteren Teil des Fensters ist leider zerbrochen.

Den Nachmittag und Abend verbringen wir an der Strandpromenade, gönnen uns ein gutes Abendessen und genießen den Sonnenuntergang.

Samstag 11.5.24 – La Paz und Fähre nach Mazatlan

Gesamt: km

Wir stehen um 5:30 Uhr auf und verlassen das Hostel vor allen anderen, um eine Kajak-Tour in die Mangroven vor La Paz zu unternehmen. Andere interessante Aktivitäten, die für La Paz typisch sind, wie das Schwimmen mit Walhaien oder das Whalewatching haben leider gerade keine Saison. Auch Cabo San Lucas an der Südspitze von Baja California sparen wir uns, da das eine weitere Tagestour plus drei Tage Verzögerung der Weiterfahrt bedeutet hätte (die Fähre nach Mazatlan fährt nur samstags, dienstags und donnerstags).

Wegen des Niedrigwassers waten wir durch die Mangroven statt hindurchzupaddeln. Trotzdem interressant, drei der vier weltweit vertretenene Mangroven-Arten kennzulernen (schwarz, weiß und rot … gelb gibt es nur im Brackwasser)

Tandem im Kajak.

Rechtzeitig zum inkludierten Frühstück sind wir zurück im Hostel und können dank Wäscheservice eine Waschmaschine in Aufrag geben.

„Hot Cakes“ mit Banane und Apfel zum Frühstück im Hostel

Den Rest des Tages verbingen wir an der Strandpromenade, gönnen uns ein Eis und sprechen mit Deutsch-Studenten, die gerade ein Frühlingsfest vorbereiten.

Am Nachmittag brechen wir bei noch 34°C auf nach Pichilingue, 19 km nörlich von La Paz, wo die Fähre nach Mazatlan ablegt. Auf teilweise guten Radwegen, teilweise sehr schlechter Straße dürfen wir uns einige kürzere aber scharfe Steigungen hinaufkämpfen. Die trockenheiße Luft ist ziemlich herausfordernd. Am Hafen ist eine riesige, staubige Baustelle ohne jegliche Beschilderung. An der Einfahrt für Autos werden wir wieder einen Kilomter über die staubige Baustelle zurückgeschickt.

Beim Checkin stellen wir fest, dass Fahrräder viel günstiger mitgenommen werden als Motorräder und erfahren, dass sie zusammen mit den Haustieren (Mascotas) zur Kategorie „Sonstiges“, nicht etwa zu den Fahrzeugen („vehiculos“) zählen. Wir erhalten eine Gutschrift (Voucher), die wir aber nochmal per E-Mail einfordern müssen.

Dann dürfen wir unser Rad an Bord schieben, werden aber plötzlich getrennt. Viktor darf das Rad bei den Motorrädern abstellen und mit Spannriemen anbinden (falls es eine unruhige Überfahrt geben sollte). Es ist verboten, Decken und Schlafsäcke mit in die Passagier-„Salons“ zu nehmen. Jutta wird woanders langgeschickt, wird dann aber an der Rezeption/Ticketkontrolle festgehalten, da Viktor alle Tickets hat. Die geplante Mitnahme von Getränken und warmen Sachen aus den Radtaschen geht damit auch flöten.

Wir haben Plätze im Salon 3, anfangs scheinen sie wegen der vorhanden Beinfreiheit gut zu sein, in der nacht stellt sich aber heraus, das unsere Beine in den Türbereich hineinragen und jeder über unsere gestreckten Beine stolpern würde. Leider gehen ständig Leute ein und aus, so das wir so ziemlich die schlechtesten Plätze hatten.

In der Bar kaufen wir uns dann die nötigen Getränke (inklusive einer frisch gepressten Limonade) und finden erstaunlicherweise europäische Schuko-Steckdosen an der Wand. Die Fähre war früher in Italien unterwegs. Leider haben wir den Schuko-Adapter schon in einem Paket nach Deutschland geschickt, aber vermutlich war auf den Steckdosen eh keine Spannung. Um die wenigen Steckdosen gibt es jedenfalls Gerangel und WIFI gibt es „nur für den Kapitän“ (erfährt Jutta auf Nachfrage).

Sonntag 12.5.24 – Mazatlan und Busfahrt nach Acapulco

Gesamt: km

Nach 14 Stunden Fährfahrt erreichen wir Mazatlan und warten nochmal eine Stunde bis wir nach allen Lastwagenfahrern von Bord gehen können. Wir werden wieder getrennt und wollen uns an der Rampe treffen. Dazu muss sich Jutta aber heftig gegen das Durchwinken wehren, dass sie von allen Seiten erfährt. Viktor kann erst nach allen Motorrädern den Laderaum mit dem Tandem verlassen.

Bei Ricos Café in Mazatlan an der Strandpromenade gibt es ein sehr gutes Frühstück und es ist ziemlich voll. Heute ist Muttertag und scheinbar sind viele Familien unterwegs.

Am Busbahnhof erkundigen wir uns nach Reisemöglichkeiten nach Acapulco und werden von einem Schalter zum anderen weiterverwiesen. Es gibt täglich mehrere Busse. Der heutige Bus um 17 Uhr hat nur noch einen Platz frei. Wir buchen nach kurzer Überlegung zwei Plätze um 21:00 Uhr, Ankunft in Acapulco um 18:45 Uhr, also nach knapp 22 Stunden Fahrt.

So können wir heute eventuell noch an den Strand fahren und dort duschen (nicht etwa „eine Dusche nehmen“ … denn das wäre Denglisch), verlieren aber in Mazatlan keinen weiteren Tag und sparen Unterkunftskosten. Die Sehenswürdigkeiten (höchstgelegener natürlicher Leuchturm Nordamerikas, ein noch im Bau befindliches Stadtviertel, Kathedrale und Observatorium) können wir uns tagsüber ja noch anschauen, wenn uns danach ist. Erstmal bleiben wir aber im klimatisierten Busbahnhof und nutzen das W-LAN für dieses Blog-Update.

Wir sparen uns aufgrund der Hitze doch sämtliches Sightseeing, versuchen stattdessen, irgendwo am Strand eine Dusche zu finden (leider ziemlich erfolglos), und entscheiden uns auch gegen eine Abkühlung im Pazifik, mit dem Wissen, das Salz hinterher nicht abgewaschen zu bekommen. Der Strand ist voller Menschen und alle paar Meter gibt es (auf dem Sand) Strandbars und -Cafes, außerdem spielen ebenfalls alle paar Meter Musikgruppen Livemusik der ähnlichen Art, aber unterschiedlicher Qualität. Wir finden kein Restaurant, wo wir – bei der Hitze- noch etwas essen mögen, also verpflegen wir uns bei einem Oxxo mit Zwieback, Käseimitat und Wasser für die Busfahrt und teilen uns schleißlich eine Dominos Pizza im Busbahnhof.

Da alle Reisenden durch eine „tolle“ Security müssen, passieren wir diese rechtzeitig mehrfach mit dem Tandem und den ganzen Taschen und wissen dann nur, dass der Bus am Terminal 6 bis 14 ankommen wird. Ein Mitarbeiter sagt, eher die 6, wir tragen alles dorthin, der Bus kommt um kurz nach 9 auch wirklich dort an, lässt Passagiere aussteigen und muss dann erst zur Buswäsche und zum Tanken. Um kurz vor 10 können alle einsteigen – dann aber am Terminal 12, also alles Gepäck wieder etappenweise dorthin tragen. Das Tandem wird leider nicht so gut stehend untergebracht wie auf der letzten Busfahrt, sondern irgendwie diagonal reingestopft, was uns etwas Sorge bereitet. Dafür werden uns (zumindest erst einmal) keine 600 Pesos für den Fahrradtransport abkassiert. Dann sitzen wir, mit Schlafsäcken und Kissen ausgerüstet, im Bus….

Zurück

Woche 5 (29.4.24 – 5.5.24) Venice Beach bis Ensenada

Nächster Beitrag

Woche 7 (13.5.24 – 19.5.24) – Mazatlan bis Pinotepa National

  1. Tina

    Wasser in Pools wird wirklich überbewertet 🫣

  2. María Luisa Rosell

    Madre mía !!! Yo vi esto de los cadáveres en las noticias , menos mal que no me aclaro muy bien de donde estáis , si no me da in infacto. Sois muy valientes . Feliz viaje !!!!

    • Mach Dir keine Sorgen. Ich habe die etwas traurige Restaurant-Besitzerin gestern mit der Bemerkung zum lachen gebracht, dass Santo Tomás vermutlich gerade der sicherste Ort in ganz Mexiko ist.

  3. Julius

    Die Runde im Pool & Duschhähne waren absolute Geniestreiche, gerne mehr davon 😆 gute Fahrt!

  4. E.W.

    Wir sind beeindruckt über euere Power‚ Anpassungsfähigkeit und euer Improvisationstalent. Die ausführliche Berichterstattung ist ebenso sehr unterhaltsam. Kein Berg zu hoch, keine Straße zu schlecht immer den nächsten Warmshower-Gastgeber im Visier kämpft ihr Tag für Tag für euren Traum. Weiterhin wünschen wir euch viele interessante Erlebnisse….

    Viele Grüße aus der Eger Apotheke…..
    M.K., E. W.

    • Danke schön, aber dass kein Berg zu hoch ist wird sicher nicht so bleiben,die wirklich hohen kommen erst…
      LG an die Kolleg*innen

  5. E.W.

    Wir sind beeindruckt über euere Power‚ Anpassungsfähigkeit und euer Improvisationstalent. Die ausführliche Berichterstattung ist ebenso sehr unterhaltsam. Kein Berg zu hoch, keine Straße zu schlecht immer den nächsten Warmshower-Gastgeber im Visier kämpft ihr Tag für Tag für euren Traum, der euch jetzt mit der Realität konfrontiert.
    Noch viele spannende Highlights wünschen euch….

    MK u. EW aus dem schönen HND

  6. Barbara, Hajü, Hanno und Theo

    Fahrt mal ein bisschen schneller. Wir fliegen in 45 Tagen los ;-).
    Wir haben gerade gespannt eure letzten Berichte am Frühstückstisch gelesen. Toll und ganz schön aufregend! Passt wirklich gut auf euch auf.
    Grüße von uns allen

  7. Absolute legends

  8. Giada Fechino

    Hi Viktor,
    I am so happy to see your trip is well underway! I love to see where you are and what you’re up to.
    Best of luck for the next stops and I’ll probably comment again here 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén