Montag 20.5.24 – Pinotepa Nacional – Santiago Jamiltepec

Gesamt: 2.001,92 km
Wir stellen den Wecker auf 5 Uhr und sind sogar schon ein paar Minuten vorher auf den Beinen. Wie wir am Abend von einem Tuk-Tuk-Taxifahrer in Santiago Jamiltepec erfahren werden, ist der Mai der heißeste Monat in dieser Region. Nach der Beinahe-Hitzschlag-Erfahrung wollen wir früh unterwegs sein, um der schlimmsten Hitze auszuweichen. Kurz nach 6 rollen wir los.
Morgens erreicht uns die Nachricht von einer Eis-Einladung, die eigentlich erst bei Kilometer 2.000 kommen sollte. „Nur nicht unken“ … einer der Lieblingssprüche von Viktor auf dieser Tour („Die Straße ist doch ganz gut“ –> „Nur nicht unken“ … „wir hatten schon lange keinen Platten mehr“ –> „Nur nicht unken“) schießt wieder in den Kopf. Jetzt müssen die 2.000 km heute aber auch geschafft werden. Danke Joachim!
Auch eine gute Kollegin von Viktor, Larissa, meldet sich per E-Mail und die Antwort auf die Frage nach dem Befinden und dem Spaß an der Tour ist es durchaus wert, hier nochmal hineinkopiert zu werden:
„Es gefällt uns trotz aller Strapazen und Planänderungen sehr. Die völlig andere Lebensart, Kultur, Musik, Einstellung, Ernährung, Klima … in jeder Region wieder anders … es relativiert so vieles von dem, was wir für “normal” oder für “richtig” halten.„
Zunächst läuft der Tag nach Plan, gegen 7:45 machen wir eine Frühstückspause mit Brot, Käse, Ernussbutter und Mangos (und natürlich ausreichend Hydrierung). Vier Mangos haben wir kurz vorher von einem Moped-Fahrer geschenkt bekommen. Wir sind uns aber nicht mehr sicher, ob er uns vorher überholt und vielleicht unseren Duschvorhang gelesen hatte. Es ist übrigens nicht empfehlenswert, Mangos zu schälen und dann einfach bis zum Kern abzuessen. An den Fäden zwischen den Zähnen hat man lange Spaß. Also: Immer schön einzelne Stücke abschneiden.
Fünf Kilometer vor dem Ziel wird es aber wieder richtig schwierig, noch bevor die 2.000 km geknackt sind. 200 Höhenmeter sind auf 5 km zu erklimmen, na gut, das sind durchschnittlich 4 %, eigentlich schaffbar, besonders nach einem Ruhetag. Trotzdem endet es auf den letzten 2 Kilometern wieder im Schieben. Zum Glück ziehen Wolken auf, die das nächste Hitzeproblem gerade so vermeiden helfen. Ganz kurz vor Schluss knacken wir schiebend die 2.000 km Marke.
Somit sind wir „schon“ um 1o:30 Uhr am Ziel, aber trotzdem ist einer von uns wieder fix und alle. Wir checken im Hotel San Gabriel ein und machen nach 3 Stunden Erholungspause einen kleinen Stadtrundgang bei brütender Hitze, nutzen die Zeit für einen Friseurbesuch und essen mit geschorenen Köpfen ein Eis (Danke Antje!).
Im ganzen Ort fahren kleine dreirädrige, hier ausnahmslos weiße Tuk-Tuks mit drei Passagiersitzen als eine Art Stadt-Taxi herum. Außer im Ortskern, in der Nähe der Kirche, wo auch alle Einkaufsmöglichkeiten liegen, scheint kaum jemand zu Fuß unterwegs zu sein.
Die Namen der Städte kommen Euch komisch vor? Uns auch. Eine kleine Recherche ergibt, dass hier in der Region eine eigene Sprache, Mixteco, gesprochen wird. Zum Glück für uns aber auch weiterhin Spanisch. Deshalb sehen wir unterwegs bei Ortsdurchfahrten wohl auch einige „bilinguale“ Schulen.








Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich wieder etwas schwierig, weil wir nicht zum dritten Mal in Folge zu einem „Tacos Orientale“ gehen wollen. Am Ende wird es ein kleines Restaurant ohne Speisekarte, aber zum ersten Mal in Mexiko mit einer (gar nicht bestellten) Vorsuppe (Nudeln!) in Porzellangeschirr mit Metallbesteck, frisch abgewischtem Tisch und ganz ohne Einweg-Müll.
Die morgendliche Radfahr-Er-„fahr“-ung ist aber positiv genug, dass wir das in den nächsten Tagen so fortsetzen wollen. Die werden aber wieder länger, jedoch mit insgesamt weniger Höhenmetern. Die Straßenbeschaffenheit ist nach dem Tag mit der Großbaustelle (s.o.) allerdings stetig schlechter geworden, an ein zügiges Fahren mit unserem vollbeladenen Tandem ist gar nicht mehr zu denken. Nicht nur, dass die Schlaglöcher größer und zahlreicher werden, auch die sogenannten „Reductores“ (Geschwindigkeitsverminderer) werden zu immer komplexeren und raffiniert gebauten Speichenkillern:

Dienstag 21.5.24 – Santiago Jamiltepec – Rio Grande

Gesamt: 2.062,43 km
Jaaaaaaaaaaahhhh (als langgezogener Seufzer auszusprechen) – es geht doch – wir können es also auch in dieser Region. Gut, der Tag ist überwiegend flach bzw. beginnt als 10 km lange Abfahrt, sozusagen zum Einschwingen.
Wir sind wieder um 6 Uhr los, nur schnell gekühltes Wasser bei Oxxo kaufen und dann auf die Strecke. Der Asphalt ist in der Abfahrt sogar etwas besser, als in den letzten Tagen, aber das ändert sich später wieder und wir fahren unser gewohntes Slalom um die Asphaltkrater. Frühstückspause wieder so um 7:45 Uhr, heute aber nach schon 29 km in San Jose del Progreso (fast der gesamten Strecke gestern), im Schatten, bei Oxxo hinter einer Tankstelle, mit den saubersten Toiletten nach 1000 km, mit zur Verfügung gestellten Plastikstühlen, einem freundlichen Polizisten, der uns bestätigt, dass dieser Bundesstaat Oaxaca sehr sicher ist (aber wir keinesfalls nachts fahren sollen, da wird uns das Rad unterm Hintern geklaut!), und es danach in Chiapas noch sicherer wird, weil da die Marine patroulliert.
Wir machen auch noch schnell ein Foto für Rick aus Cambria, von dem wir die Skippy-Erdnussbutter geschenkt bekamen, und die wir immernoch genießen. Er schickte uns gestern eine Nachricht zu den Sperrungen am Big Sur. Am vergangenen Wochenende hat er es mit dem Rennrad versucht, ist mitten in der Nacht an der schlimmsten Stelle gescheitert und musste umkehren.



Heute wird es rechts und links auch endlich wieder grüner, da sieht man den ganzen Müll nicht mehr so offensichtlich, es fällt manchmal Schatten auf die Straße, und es tut den Augen einfach unsagbar gut. Wir fahren sehr nah am „Parque Nacional Lagunas de Chacahua“ vorbei, bekommen die Lagune aber nicht zu sehen. Es ist nicht nur grüner, es heißt jetzt auch oft so. Wir überqueren den Rio Verde (grüner Fluss), kurz danach nochmal eine(n) Puente Verde (grüne Brücke). Wir fahren nicht nur wieder an einzelnen Mangobäumen (mit kleinen oder großen Mangos), Bananenstauden, Kokospalmen vorbei, sondern auch an ganzen Plantagen sowohl dieser als auch von Zitronen und auch Kakao – das erkennt Viktor durch die am Stamm hängenden Früchte, seitdem er damals mit unseren Kindern Minecraft gespielt und Kakao angebaut hat 🙂
Korrektur am 23.5.24: Es handelt sich um Papaya-Plantagen, Kakao wird hier in der Region nur sehr selten angebaut.
Die Strecke fährt sich so angenehm, das Viktor schon wieder Energie hat, um physikalische Theorien zu entwickeln. Er ist sich mittlwerweile sicher, dass die Hitzeprobleme des Captains alleinige Schuld der Stokerin sind, die den kühlenden Fahrtwind voll abbekommt und abschirmt, und deren Schweiß die Luft bereits komplett auf 100% Luftfeuchtigkeit gesättigt hat bevor sie den Captain erreicht, so dass für den kein Kühleffekt mehr möglich ist.
Zu dem Thema erhalten wir morgens vor Abfahrt von Freunden noch eine interessante Nachricht: Der Captain soll unbedingt mit dem Brüllen aufhören. –> Brüllaffen fallen tot von Bäumen
Um kurz nach 10 Uhr sind wir schon quasi am Zielort Rio Grande und Viktor probiert an einem Stand jetzt das erste (und vermutlich auch letzte Mal) eine gekühlte Kokosnuss: sie kommt aus einem Bett aus Eis in einem auf der Seite liegenden Kühlschrank, oben wird etwas abgeschlagen, und dann trinkt man mit einem Strohhalm das Wasser. Das Geschmackserlebnis ist … kühl.






An dem Stand kann mann auch essen, wenn man mag, selbst die Tortillas sind aus eigener Herstellung.



Wir checken im Confort Hotel Pacific ein (WIFI Passwort „ElonGod10“ – sehr vertrauenswürdig … Viktor kommt sofort ins Gespräch über Elektroautos), duschen erstmals mit zwei Duschköpfen, die beide mit ausreichend Wasser versorgt werden, als solle man zu zweit nebeneinander duschen, wofür der Platz aber nicht reicht, und machen nach einer kleinen Pause einen Stadtrundgang. Es gibt einen mit Planen überdachten – und daher schattigen- , zwischen einer Ladenzeile und der Hauptstraße eingebetteten ziemlich großen Gemischtwarenmarkt mit zwei Dauerdurchsagen von jeweils einem Stand am Rand, die über die gesamte Fläche schallen, und die irgendein Stärkungsmittel für die Frau mit Haifischöl (am einen Ende) bzw. Basilikumaugentropfen gegen Grauen Star (am anderen Ende) anpreisen. Beim Abendessen in der Taqueria Milagro gleich gegenüber fragt Viktor nach und wir erfahren, dass diese Durchsagen als Dauerschleife sieben Tage die Woche von morgens bis abends laufen. Es kann übrigens ein großer Vorteil sein, wenn man wenig Spanisch versteht … die Dauerschleife nervt nur schallmäßig, aber nicht inhaltlich (Jutta vs. Viktor). Der Schallpegel ist ohnehin hier in Mexiko eher hoch.
Vom Markt geht es zum „Zentralen Park“, wo wir uns ebenfalls Schatten erhoffen, der aber eher Basketballplätze, einen Kinderspielplatz und einen Fitnessgeräte-Park enthält. Genau das Richtige, wenn der Tag einfach noch nicht anstrengend genug war und es noch so früh und kühl ist:

Ringsum sind aber Ladengeschäfte, und wir finden tatsächlich einen kleinen Laden mit selbstgemachtem Eis am Stiel – Danke an Joachim und Ursula! Nach kurzer Zeit in der Sonne halten wir noch einmal bei einem Café und trinken dort einen Frappucino, den es erstmalig (!) nicht im Plastikbecher, sondern im Glas gibt (Danke an Thomas und Stefanie!), und lassen uns danach von einem Tuk-Tuk, die hier in Rio Grande in allen Farben fahren, für 20 Pesos zurück zum Hotel fahren – einfach mal zum Ausprobieren, und weil es so unfassbar heiss ist und es auf dem Rückweg kaum Schatten gibt.
Und hier noch ein Gruß und Dank an Augenoptik Leue in Hohen Neuendorf, falls sie hier mitlesen. Die Brillen funktionieren bestens.





Mittwoch 22.5.24 – Rio Grande – Puerto Escondido

Gesamt: 2.114,29 km
Beim Verlassen des Zimmer um kurz vor sechs sitzt eine ganze Menge Bienen an der Flurwand neben unserer Zimmertür – die Häuser haben eigentlich alle nach außen offene Flure, und da sind wohl ein paar Restbienen eines Bienenschwarms im Flur des Hotels zurückgeblieben oder sie sind in der Abenddämmerung vom beleuchteten Flur fehlgeleitet worden.
Nach 20 Kilometern machen wir Frühstückspause an einem Stand am Straßenrand und merken dort schon wieder, wie schnell die Temperatur in die Höhe steigt. Ansonsten ist die Fahrt nach Puerto Escondido relativ arm an Eindrücken, die Lagune, zu der wir längere Zeit parallel fahren, und bei der man im Dunkeln Biolumineszenz bewundern kann, ist von der Straße nicht zu sehen, und bis heute Abend wollen wir dort auch nicht bleiben. An die Lagune selbst führen nur Privatwege über Privatgrundstücke. Und lange suchen wollen wir auch nicht, denn die Temperaturen steigen minütlich
Wir fahren küstennah praktisch durch Puerto Escondido durch und suchen uns eine Unterkunft an einem der Strände – Playa Zicatela – wo man allerdings aufgrund der sehr starken Brandung nicht schwimmen darf. Dafür haben wir ausnahmsweise einmal ein etwas besseres Hotel mit Pool genommen, in dem diesmal auch Wasser ist. Als wir allerdings hineinsteigen, stellen wir fest, dass das Wasser wohl an die 30°C hat und keine Erfrischung ist. Deshalb ist hier wohl auch zur Zeit Nebensaison – Hauptsaison ist vom 1.11. bis zum 31.3. (oder 30.4.?), obwohl wir auf der Nordhalbkugel sind, aber wohl nur von November bis März sind die Temperaturen hier angenehm – anders als zuhause …
Wieder einmal machen wir uns Gedanken, wie wir es bis Ende Juni nach Costa Rica schaffen wollen, wenn es ab jetzt eigentlich überall so warm sein wird, dass wir unmöglich 100 km am Tag, manchmal noch mit vielen Bergkilometern, schaffen können. Also fragen wir bei „Europcar“, gleich hier um die Ecke, nach einer One-way-Miete nach Tapachula, kurz vor der Grenze nach Guatemala. Der Mitarbeiter kann nicht sofort klären, ob bis morgen ein entsprechend großes Auto zur Verfügung steht, scheint aber zuverlässig und engagiert.

Während wir auf seine Antwort warten, lassen wir uns von einem Tourguide (Jimmy Tours) zur Schildkrötenfreilassung an der nahegelegenen Aufzuchtstation bringen, bekommen Fakten über die Golfina-Schildkröte erklärt und dürfen jeder eine kleine, vor erst 40 Minuten geschlüpfte Schildkröte aus einer Kokosnuss-Schale freilassen. Wir beobachten unsere beiden sowie viele andere bei ihrem Lauf in die heftige Brandung bis sie im Meer verschwunden sind. In freier Natur würden nur 5% überleben, mit Hilfe der Station, deren Mitarbeiter jeden Abend den Strand überwachen, die Eier einsammeln und kontrolliert armlängentief verbuddeln, und schließlich, kurz bevor sie nach 40 Tagen schlüpfen, einen Korb über die Stelle stülpen, um die Jungtiere dann gesammelt ins Meer entlassen, wenn nicht mehr so viele Fressfeinde (z.B. Vögel und Hunde) unterwegs sind, überleben – tata! – ganze 20% – von unseren beiden also vermutlich auch nur eine … oder keine.
Erst nach 14 Jahren kann man feststellen, ob Männchen oder Weibchen, und die Weibchen kommen wieder zurück zum Eierlegen: sie kommen an den Strand und brauchen eine Stunde 40 Minuten, um das Loch zu buddeln, die Eier hineinzulegen, das Loch wieder zu verschließen und wieder ins Wasser zu gehen. Sie sind 50/60 cm groß, also bei der Strandinspektion ganz gut zu sehen, und dann geht die Schildkrötenaufzucht durch die Station los.
Unser Guide erfährt von unserem Wunsch mit dem Mietwagen und bietet sich als Alternative als Fahrer nach Tapachula an, bzw. seinen Kollegen mit einem größeren Auto, als er genauer nachfragt. Die wäre sogar günstiger als die One-Way-Miete bei Europcar. Wir lassen uns seine Nummer geben, und als wir beim Abendessen in einem Italienischen Restaurant (!) sind, kommt per WhatsApp die Absage von Europcar – sie hätten erst übermorgen ein entsprechendes Auto. Also entscheiden wir uns, Jimmy (Jaime Ortiz Reyes) zu vertrauen und es mit seinem Kollegen zu probieren… So etwas in Mexico zu machen, ist schon ein wenig aufregend … Hoffen wir mal, dass das alles gut geht!


















Donnerstag, 23.5.24 – Puerto Escondido – Tapachula – Kleinbus- Transfer
Wir sitzen in einem Nissan Kleinbus mit 14 Sitzen, davon vier besetzt (Jutta, Viktor, Fahrer und seine Tochter), unser Tandem steht aufrecht und in voller Länge mit Spannriemen gesichert zwischen uns und wir werden von Jesus ca. 600 Kilometer nach Tapachula, der letzten großen Stadt vor der Grenze nach Guatemala, gefahren. Der Fahrpreis ist am Ende günstiger als bei Europcar den „Drop-Off“ zu bezahlen, der alleine schon über 14.000 Pesos gekostet hätte. Diese Transportart fühlt sich zwar ziemlich dekadent an, aber wir entscheiden uns trotzdem dafür. Dieses Sabbatjahr ist schließlich unser persönlicher Egotrip und das schlechte Gewissen hält sich in Grenzen. Wir wollen halbwegs entspannt in Costa Rica ankommen und das geht nur mit ausreichend Ruhetagen, schaffbaren Höhenmetern und Tagesetappen, die unseren alternden Captain nicht völlig zermürben.
Auf den ersten 200 Kilometern treffen wir die ersten Bikepacker auf dieser Tour. Wir haben sie überholt und angehalten, Wasser und Hilfe angeboten. Sie sind auch unterwegs nach Ushuaja/Patagonien/Feuerland. Er ist Chilene und spricht gut Deutsch, da er mit dem Rad schonmal Deutschland umrundet hat. Sie ist wohl aus Kanada (?) (Nachtrag: sie ist aus Russland). Wir werden uns bestimmt wiedersehen, denn die beiden dürften schneller sein als wir. Wenn nicht, sind wir aber für Weihnachten schon in Chile verabredet. Wir hatten leider nur ein paar Minuten, aber sie haben versprochen, uns über den Blog zu kontaktieren.

CO2-emissionsmäßig keine Glanztat, dieser heutige Tag, aber dafür haben wir uns ja hier in Mexiko standhaft geweigert, die lokalen Gepflogenheiten anzunehmen und die täglich ausgetrunkenen Wasser- und Gatorade-Flaschen vom Fahrrad sofort in den Straßengraben zu werfen. Eigentlich erwartet man ja von Gästen, dass sie sich anpassen …
Außerdem unterstützen wir mit der Tour einen lokalen Kleinunternehmer, statt das Geld dem Europcar-Konzern in den Rachen zu werfen. Seht Ihr, wenn man 10 Stunden Zeit hat, kriegt man so ziemlich alles irgendwie schöngeredet ;-). Das hat jetzt alles Viktor geschrieben! Jutta dagegen hat die ganze Zeit im Kopf, dass man niemals hier inoffizielle Taxis nehmen soll, sich sowieso von Männern generell lieber fernhalten soll, schwitzt Wasser und Blut, weil der Fahrer ständig mit Händen und Füßen redet und einfach keine Pause machen will, obwohl durch die schlechten Straßen hier die 600 km wirklich 10 Stunden Fahrt bedeuten. Und als wir an einer Abfahrt Richtung Tapachula vorbeifahren, sieht sie uns schon irgendwo abgeknallt in den Bergen, aber wir fahren ein Stück rückwärts zurück und nehmen die Ausfahrt doch noch. Puh!
20 Uhr. Wir sind sicher im Hotel in Tapachula angekommen, eingecheckt und werden wohl zwei Nächte bleiben, um in einer Bank Bargeld für Guatemala zu besorgen, ein paar Kleinigkeiten am Tandem zu justieren und vielleicht die Stadt anzusehen. Und der Pool ist bis 22 Uhr geöffnet, also gehen wir wohl noch kurz hinein, bevor wir schlafen gehen.
Jesus und seine Tochter machen sich nach 10 Stunden Fahrt übrigens sofort wieder auf den Rückweg. Wahnsinn! Wir bieten den beiden an, ihnen ein Zimmer in unserem Hotel zusätzlich zu bezahlen, aber er sagt, er habe schon ganz andere Strecken in einem Rutsch geschafft. Viktor redet kurz auf ihn ein und sagt noch was von „in Deutschland verboten“ aber die beiden machen sich auf den Rückweg. Wir lachen noch gemeinsam über Viktor’s Aufforderung an die Tochter, den ganzen Weg zu singen und Witze zu erzählen, aber irgendwie wird uns doch ziemlich mulmig, als der Nissan vom Hotelparkplatz rollt. Und, warum bitte schön, fährt eine Tochter im Teenager-Alter freiwillig an einem wegen Lehrerstreiks schulfreien Tag 20 Stunden Auto?
Nachtrag: Beim Frühstück fragen wir per WhatsApp nach und sie sind sicher zurückgekommen.

Noch ein paar Notizen von der Fahrt:
Uns kommen von Stunde zu Stunde mehr Gruppen von „Illegales“ entgegen, die aus Mittelamerika kommend zu Fuß Richtung Norden unterwegs sind und die U.S A. erreichen wollen. Laut unserem Fahrer werden sie vom Staat geduldet, ihm droht aber eine Strafe von 100.000 Pesos, wenn er sie mitnimmt oder ihnen auf andere Art hilft.
Feuer: größerer Brand links der Straße, laut unserem Fahrer vermutlich unbeabsichtigt und außer Kontrolle. Auf meine Frage, ob solche Brände von der Feuerwehr bekämpft werden, kommt die Antwort: „Si, si, pero tardan mucho“ – Ja, ja, aber sie kommen sehr spät. Ich traue mich nicht nachzufragen, ob „mucho“ eher Stunden, Tage, Wochen oder Monate bedeutet.
Der Vater von Jesus ist Landwirt, Anbau von Mais zur Ernährung von Familie und Hühnern, er brennt seine Felder nie ab. Aber es gibt noch viele Landwirte, die meinen, das Feld wäre „sauberer“ und fruchtbarer, wenn es nach der Ernte abgebrannt wird. Sein Vater hat ihm beigebracht, niemals abzubrennen, sondern unterzupflügen und verrotten zu lassen.
Müll an den Straßen: die jeweilige Gemeinde (Municipio) ist für die Reinigung verantwortlich. Dort, wo das Geld nicht in dunklen Kanälen verschwindet, erfolgt das monatlich, aber nach einem Monat sieht es eigentlich wieder gleich aus. Das Problem sei die Bevölkerung selbst.
Wahlen: Claudia Sheinbaum wurde gemeinsame Kandidatin von TP, Morena und Verdes (Grüne), weil die Konservativen eine Frau aufgestellt haben und der amtierende Regierungschef (Morena Partei) nicht mehr antreten darf (das entsprechende Gesetz hat er selbst unterstützt). Sonst würde er vermutlich wiedergewählt, da er mehrheitlich weiterhin beliebt ist. Sheinbaum ist Mitglied der Grünen und sozusagen Kandidatin von seinen Gnaden, auch weil die Grünen seine Regierung immer loyal gestützt haben. Ökologische Themen spielen aber bei der Wahl kaum eine Rolle. Das Müllproblem wird gar nicht als solches wahrgenommen. Hauptthema der Grünen ist angeblich ein angestrebtes privates Abholzverbot, denn das sei derzeit das drängendere Umweltproblem, weil überwiegend mit selbst geschlagenen Holz auf offenen Feuern gekocht wird. Tja, man muss die Bevölkerung halt mitnehmen. Zu viel Veränderung auf einen Schlag geht halt nicht.

Das große Thema der Opposition, die Sicherheit in Mexiko, hänge gar nicht von der Regierung ab, sondern von den jeweiligen regionalen Drogenkartellen und deren Stabilität. In Oaxaca gäbe es z.B. auch nachts kaum Sicherheitsprobleme (er lässt seine Tochter auch nachts alleine in die Stadt), weil es einen unangefochtenen Drogenboss gäbe, der für Sicherheit und Bestrafung sorge, wenn jemand etwas Unrechtes tut. Das weiß jeder und deshalb ist es sicher. Der Drogenboss werde von der Bevölkerung und den Unternehmern gestützt, weil er z.B. nicht – wie in anderen Bundesstaaten üblich – Schutzgelder erpresst und die Drogen (vor allem Crystal Meth) auch nicht im eigenen Bundesstaat verkauft, sondern nur außerhalb, er schadet also nicht der Bevölkerung vor Ort.
Das ist natürlich alles nur die Sicht einer einzelnen Person, aber trotzdem irgendwie ganz aufschlussreich.
Abends im Hotel nutzen wir sogar noch bei Dunkelheit den Pool und erhalten von einer Mutter mit Tochter ein paar Tipps zu den Grenzübergängen. Im Hotelrestaurant probiert Viktor erstmals eine „Michelada“, ein beliebtes Biermischgetränk in Mexiko. Darin enthalten sind Bier, scharfe Tomatensoße mit Chili, Maggi und andere Köstlichkeiten. Serviert im Glas mit Salzrand und mit einem Esslöffel. Selbst löffelweise ist es nicht genießbar. Manch Spezialität wird dem europäischen Gaumen wohl auf ewig verschlossen bleiben. Und auch, wenn Viktor eigentlich nie etwas zurückgehen lassen will („Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt etwas schenken“) leert er das Glas nicht.





Freitag, 24.5.24 – Tapachula
Wir bekommen Frühstück im Hotel und suchen dann der Wegbeschreibung einer Rezeptionistin folgend nach einem Waschsalon. Er solle gleich um die Ecke sein, aber auch nach mehrfachem Fragen und Umrunden des Häuserblocks finden wir nichts, bis irgendwann eine Frau ihren Laden öffnet, wir sie auch noch einmal fragen, und sie bestätigt, dass in dem Laden nebenan eine Wäscherei sei. Irgendwann würde sie auch öffnen. Als wir später noch einmal wiederkommen, ist sie wirklich geöffnet, und gegen einen kleinen Aufschlag macht die Dame unsere Wäsche zu heute nachmittag und bringt sie sogar ins Hotel. Als wir ihr sagen, dass man von aussen nicht erkennen kann, dass sie wäscht, meint sie, bald werde der Maler kommen (und dann die Bezeichnung und Öffnungszeiten anpinseln? – neu ist ihr Betrieb jedenfalls nicht). Sei`s drum … Hauptsache wir sind erstmal wieder sauber unterwegs.
Wir beschliessen, morgen den Grenzübergang in Talisman zu nehmen und holen uns bei der Touristeninformation in der Innenstadt auch noch die Bestätigung, dass man einfach dorthin fahren kann, am besten aber schon Quetzales dabei haben sollte. Also ziehen wir bei der CI Bank noch einmal Pesos, tragen sie zum Schalter, und bekommen nach einigem Warten die ersten 800 Guatemaltekischen Quetzales. Eine Einreiseerlaubnis für die CA-4 Staaten Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua (90 Tage insgesamt in diesen vier Ländern) werden wir wohl einfach beim Grenzübergang morgen bekommen, da brauchen wir uns vorab nicht zu kümmern.
Außerdem besuchen wir noch eine ziemlich modernde, schöne, und eine andere „schon“ 200 Jahre alte, nicht so schöne Kirche, laufen durch die Fußgängerzone, trinken Kaffee bzw. Schwarzen Tee (!) im Café Angeles und laufen bei Regen (der erste seit Beginn der Tour) zurück zum Hotel, um die kommenden Tage zu planen.
Die Besichtigung von nahegelegenen Maya-Ruinen und einer Kaffeeplantage in den Bergen ziehen wir kurz in Erwägung, aber alle diese mehrstündigen Touren starten morgens um 8 Uhr oder werden nur angeboten, wenn ein Kreuzfahrtschiff im nahegelegenen Hafen von Playa Linda liegt. Wir müssten also noch einen Tag dranhängen. Das ist es uns dann doch nicht wert. Wir kommen morgen auf dem Weg zur Grenze an einigen Pyramiden vorbei. Je nach Fitness und Wetter planen wir einen Abstecher.
Zur Planung: Wir wollen weiterhin morgens um 6 starten, um der schlimmsten Hitze (und ab jetzt auch dem nachmittäglichen Regen der Regenzeit in den Tropen) auszuweichen. Guatemala haben wir uns grob in sieben Etappen „aufgeteilt“, teilweise mit 600 Höhenmetern am Tag … es bleibt spannend. Morgen wollen wir kurz vor neun Uhr morgens am „Höhepunkt“ an der Grenze sein. Dort soll es ca. 2 Stunden dauern, um nach Guatemala einzureisen. Danach geht es nach Komoot-Plan noch 12 km und 130 Höhenmeter runter und wieder rauf bis zum Etappenziel.

Die Kontraste beim Rundgang in der Stadt sind wieder mal beeindruckend. Laute, farbige, quirlige Straßen und immer wieder stille Oasen wie die Kirchen oder das Café.














Und wieder erleben wir, dass auch völlig andere Maßstäbe bezüglich Gesundheits- und Arbeitsschutz ganz normal sein können. Unsere „Normalität“ ist auch nur eine von vielen:
Unsere potentielle Warmshowers-Gastgeberein rief zwar gestern kurz an und schickte uns den Standort für eine Übernachtung, aber wegen der Wäsche bleiben wir jetzt sowieso noch eine Nacht hier im Hotel. Eventuell telefonieren wir nochmal mit ihr, um uns ein paar Tipps für den Grenzübertritt und das Radfahren in Guatemala zu holen, aber übernachten werden wir dort wohl nicht mehr. Wir checken auch nochmal den Grenzübergang, den Darius Braun (Und Trotzdem, seine Route auf MyMaps) hier nach Guatemala genommen hat, und fühlen uns bestätigt.
Ach, und diese Fußgängerampel hat uns gestern schon beeindruckt:
Zuviel Vorbereitungszeit ist auch nicht gut. Jutta nimmt sich abends noch die Zeit, den Newsletter des Auswärtigen Amtes zu Guatemala zu lesen. Eigentlich hatten wir unsere Nervosität Dank klarem Plan schon mehr oder weniger komplett abgebaut, aber dann lesen wir dort, dass man seine Routenführung in Guatemala dem INGUAT mitteilen und im Falle von Bedenken um Sicherheitsbegleitung bitten sollte. Ja spinnen die denn alle? Also erstellen wir noch schnell eine GPX-Datei mit der geplanten Route und schicken sie per E-Mail an das INGUAT mit Kopie an das Auswärtige Amt. Vermutlich ist das völlig sinnlos, aber man weiß ja nie.


Samstag, 25.5.24 – Tapachula (Mexiko) – Pajapita (Guatemala)

Gesamt: 2.174,80 km
Wir kommen pünktlich um sechs im Hotel San Francisco los, obwohl wir das Tandem komplett wieder beladen müssen und sind erstaunt, wie viele Menschen am Samstag um diese frühe Uhrzeit schon auf den Strassen sind.
Am Stadtrand von Tapachula treffen wir auf ein paar Radfahrer, von denen uns einer anspricht und filmt. Er wundert sich ein bisschen, dass wir nur bis Melacatán fahren wollen, aber wir erklären ihm, dass es an der Grenze nach Guatemala wahrscheinlich sehr lange dauern wird. Wir halten kurz an und machen ein Gemeinschaftsfoto. Viktor bittet um die Bilder und gibt ihm die Handy-Nummer. Und wieder haben wir einen Kontakt und schon am Abend per WhatsApp eine Einladung in unser Gästezimmer ausgesprochen, falls es einen der Radler mal nach Berlin verschlagen sollte.

Beim letzten Oxxo auf unserer Reise, ein paar Meter vor der Grenze in Talisman, frühstücken wir und schieben um halb neun das Rad in Richtung Grenzübergang. Das Mexikanische Migrationsbüro ist schnell gefunden, die Dame am Schalter gibt uns den Ausreisestempel (und zeigt uns, dass wir doch – entgegen unserer Annahme – einen ganz schwachen Einreisestempel in Tijuana bekommen haben) und wundert sich, dass wir ein US-Amerikanisches Visum im Pass haben. Also erklärt Viktor auch ihr noch einmal unsere Geschichte vom „Overstay“ in 1998 …

Wir schieben das Tandem über eine Brücke, die in der Mitte zwei Grenzsteine auf der Brüstung hat – Mexico/Guatemala – und die voll von Straßenhändlern ist. Hinter der Brücke ist ein lautes Gewusel und auch alles voller Straßenstände, wir können kein Guatemaltekisches Migrationsbüro finden, aber ein netter Mexikaner, der auch zu Fuß unterwegs ist, zeigt uns den Weg, etwas weiter vorne und fast versteckt zwischen den ganzen Händlern und Geldwechslern. Wir geben unsere Pässe hin und bekommen den Einreisestempel mit 90 Tagen Aufenthaltserlaubnis in den vier Zentralamerikanischen Staaten Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua.
Das Ganze dauert keine 15 Minuten, und wir müssen auch nichts bezahlen, allen Horrorgeschichten im Netz zum Trotz! Und dann empfängt uns Guatemala erst einmal mit einer 13-%-igen Steigung, die wir schiebend überwinden, bevor wir uns wieder ans Radfahren machen. Wir fahren auf der Guatemala CA-2, die in einem unfassbaren Zustand ist …

… in einem unfassbar guten! Nach der MEX-200 wussten wir schon gar nicht mehr, wie zügig, einfach und entspannt man auf einer guten Asphaltdecke – ohne Slalomfahren um tiefe Schlaglöcher – vorankommen kann. Die CA-2 scheint erst vor Kurzem eine nagelneue Asphaltdecke erhalten zu haben. Als wir um viertel nach neun am geplanten Zielort Malacatán ankommen entscheiden wir uns schnell für eine Weiterfahrt. Selbst leichte Steigungen fühlen sich auf diesem Untergrund wie eine Ebene mit Rückenwind auf schlechter Straße an. Um diese frühe Tageszeit ist es bei leicht bedecktem Himmel selbst nahe 30 Grad auf dem Fahrrad noch erträglich. Die Vegetation ist saftig-grün, links und rechts der Straße zirpen die Insekten in teilweise undurchdringlichem grünen Dickicht, wir fahren nicht in der prallen Sonne, selbst wenn sie mal länger durch die Wolken scheint, denn immer wieder spenden große Mango- und Avocadobäume uns Schatten. Eine neue Palmart wird hier in Reih und Glied angebaut – kein Kokos – vielleicht Ölpalmen? Wie wir abends recherchieren, kommt der Name „Guatemala“ von Cuauhtemallan = indigen für „lugar de muchos árboles“ = „Ort der vielen Bäume“.
Die geschwindigkeits-reduzierenden Straßenelemente heißen jetzt nicht mehr „Reductores“ sondern „Tumulos“, nerven aber immer noch genauso. Sie sind hier außerdem steiler und manchmal auch höher. Einmal setzt Viktor kurz mit dem linken Pedal auf, ein anderes mal scheint unser Ständer aufzusetzen.

An der Rezeption in Malacatán, wo wir dann ja doch weiterfahren, werden wir noch gefragt, welchen Weg wir den nehmen würden, den schwül-heißen an der Küste entlang, wo 40°C und mehr auf uns warten oder den kalten und steilen über die Hochebene Guatemalas, wo Kälte von 0°C lauert. Nun ja, der Plan war eigentlich an der Küste entlang, aber irgendwie ohne unerträgliche Hitze. 😉
Auf der vom INGUAT zertifizierten Hotelliste suchen wir uns ein Hotel in elf Kilometern aus, fahren dann aber auch dort schwungvoll vorbei und landen schließlich 30 Kilometer weiter als geplant im Hotel Santa Fe in Pajapita. Das hat eine eigene Security (mit einer Art Pump-Gun), ist mit Stacheldrahtzaun gesichert, und hat einen erstaunlich hohen Standard, mit Pool, Restaurant, Bar… Wir scheinen Guatemala völlig unterschätzt zu haben! Und die Bevölkerung hier freut sich anscheinend noch mehr, uns zu sehen, als die US-Amerikaner oder Mexikaner: wir werden ebenfalls ständig rhythmisch angehupt, aber hier werden wir auch sehr häufig fotografiert oder gefilmt. Ein Lastwagenfahrer hält dreimal vor uns an, um auszusteigen und uns zu filmen! Viktor äußert schon Bedenken, ob er uns per Video bei den Banden ankündigen will, die laut Auswärtigem Amt in den nächsten Tagen auf uns lauern werden. Wir sehen die ganze Route über Polizisten am Straßenrand. Wir vermuten, dass unsere E-Mail an das INGUAT statt einer Eskorte jetzt einfach an den wichtigen Stellen Polizeischutz ausgelöst hat. 😉
Allerdings hören wir auch häufiger den Ruf „Gringo“, der aber schnell verstummt wenn Viktor auf Spanisch „Noooo, somos Alemanes!“ (Nein, wir sind Deutsche) antwortet.
Das erste Eis in Guatemala kauft Jutta in einem kleinen Laden am Strassenrand, und das einzige fruchtige Stieleis, das es gibt, entpuppt sich als Mango-Chili – etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür ist der Frappé in der Pizzeria Venezia am heutigen Zielort Pajapita eine sehr positive Überraschung.



In Pajapita gehen wir einmal kurz durch den Ort und über den Markt. Auch hier hängt das Fleisch an Haken in der Sonne wie in Mexiko, es gibt verschiedene Bananensorten (frittierte Bananen sind hier ein Nationalgericht) , Mangos, riesengroße Avocados und – neu hinzugekommen – „Rambutan“ … eine Art Litschi.












Sonntag, 26.5.24 – Pajapita – San Sebastián (Retalhuleu)

Gesamt: 2.233,52 km
Der Tag beschert uns überraschend fast 1.000 Höhenmeter, obwohl Komoot 850 m vorhergesagt hatte. Na ja, das sind vermutlich Rundungsfehler. Und eine kleine Extrarunde durch Coatepeque auf der Suche nach einer Frühstücksmöglichkeit. Der Tag zieht sich jedenfalls in die wärmere Tageszeit ( 6 bis 13:15 Uhr) und die Höhenmeter machen uns dann doch ganz schön zu schaffen. Die Steigungen sind zwar nicht ganz so steil (wir schieben nur in Coatepec mal durch den Ort) aber sie ziehen sich über die gesamten 60 km und zermürben dann doch mit der Zeit. Der höchste Punkt lag über 700 m. Mit dem Klima kommen wir hier aber irgendwie besser klar als mit der trockenen Hitze in Mexiko. Die 30 Grad sind trotz hoher Luftfeuchtigkeit besser zu ertragen.

Die Extrarunde zum Frühstück lohnt sich aber, denn wir lernen den Unterschied zwischen „Platano“ und „Banano“. Wir essen Pfannkuchen (Panqueques) mit Banane und bestellen uns auch die frittierte Banane. Letztere wird aber aus „Platano“ gemacht während die Pfannkuchen von „Banano“-Stücken begleitet werden.





Irgendwann braucht Viktor wieder sein motivierendes Fruchteis und er kauft an einem Stand ein Eis am Stil (Paleta) von Salita, der gleichen Firma, die auch schon das Mangoeis mit Chili herstellt. Diesmal ist es „Mango verde con Pepita“. Schon der erste Biss verrät: Hier sind Sägespäne im Spiel (Gruß an Bärbel und Jürgen)! Die Verpackung verrät: Keine Sägespäne sondern gemahlene Kürbiskerne (und Salz) … Jutta wusste schon, warum sie kein Eis wollte. Am Abend finden wir im Einkaufszentrum heraus: Es gibt auch ganz normales Erdbeer und Kokos-Eis … na dann also morgen ….
Die Pepitas sind eine Spezialität und werden zu verschiedenen Obstsorten gegessen. In den U.S.A. lebende Guatemalteken betreiben einen großen Aufwand, um da ranzukommen:
Wir steigen mehr oder weniger versehentlich in einem Hotel ab, das nicht auf der Liste des INGUAT aufgeführt ist, aber als wir erstmal im Zimmer sind bleiben wir dann doch. Wir erhalten auf Nachfrage sogar ein zweites Handtuch, was für Ehepaare hier aber unüblich ist. Zum Schlafen holen wir sicherheitshalber unsere Innenschlafsäcke ins Zimmer, weil Spannbettlaken und Laken sich ständig verschieben und die Matratze freigeben.
Nach dem Nachmittagsregen gehen wir den guten Kilometer zu einem Einkaufzentrum und entscheiden uns für „Pollo Campero“, einer Guatemaltekischen Restaurant-Kette, die es seit 1971 gibt. Die Bedienungen sind bestens trainiert und rattern ihre auswendig gelernte Begrüßung am Tisch in einem Tempo herunter, das selbst Viktor nichts versteht. Auch die Bitte nach einer langsameren Wiederholung bringt genau GAR NICHTS. Egal, wir bestellen eine Pizza und eine Art Salat-Bowl. Die halbwegs verständlich Nachfrage nach der Pizzagröße wird von einer Handbewegung begleitet, die eine Pizzagröße andeutet (ca. Untertassengröße). Das reicht Viktor nach dem Tag nie, also bestellt er „la grande“ … die Gr0ße. Ungläubig aufgerissene Augen bei der Bedienung! Sie fragt sicherheitshalber nochmal nach und Viktor bestätigt abermals. „Die Pizza kommt aber ohne Getränk“ (das verstehen wir sogar beide) …sie bietet also ein Getränk in „Pichel“-Größe an und Viktor sagt ja. Wir kennen den Pichel ja schon von der Frühstückskarte heute morgen, da waren es ca. 500 ml.
Als das Getränk kommt, gibt es folgende Reaktion:

Über die Pizza brauchen wir nicht weiter reden. Sie dient morgen noch zum Frühstück und Mittagessen.










Ole
Damit ich nicht mehr von Kathrin abhänge…
Danke für Eure Beiträge, die uns ein bisschen mitnehmen
Andy and Susan Dean from Pacific Grove
The BBC reported today that it’s so hot where you are 45 deg. that Howler monkeys are actually falling from the trees!!
Also if you go to San Cristobal de las Casas (.great place) ask about the churches that have been excommunicated from the church. The indigenous people get rid of bad spirits by killing a live chicken right in the church!!
vmakowski
You won`t believe that we received the same information about the howler monkeys from friends in Germany this morning. Unsure if we made the right choice between thorn-shooting cacti in Baja and the temperatures here in Guerrero, Oaxaca and Chiapas.
Uwe Wüppermann
Ja, ja, an die andere Kultur und das Klima muss man sich gewöhnen. Das wird kommen.
Ich habe gerade festgestellt, dass ich mein Vorderrad, wegen der Lenkertasche, auch nicht sehe, Lenkermitte und durch.
Viele genussvolle Touren!
Für uns war es am besten, wenn wir in der Provinz in Mexiko waren. Dort ist es echt authentisch.
Liebe Grüße
Sabine + Uwe 🚴🦘🚴♀️
anonym
Was heißt denn „dort ist es echt authentisch“? ^^
María Luisa Rosell
Gracias !!! Me encanta leer todo lo que estáis viviendo y disfrutando. Duro pero muy muy interesante 😊😃
Felipe
Hallo! Felipe und Katya hier! Katya kommt eigentlich aus Rußland, aber alles gut haha. Schick mir bitte eine Nachricht durch Whatsapp +56982297417, damit wir in Kontakt bleibem können.
Liebe Grüße.
Felipe un Katya
Claudia Weiken
Weiterhin eine tolle und spannende Zeit für euch. Danke für die Berichte und vielen Fotos 🤩. Da ist man zumindest etwas mit euch unterwegs…. Passt gut auf euch auf. Lieben Gruß Joachim und Claudia