Mit dem Stufentandem unterwegs in den Amerikas

Schlagwort: Anreise

Das neue Hasebikes Pino Tandem ist da!

Was lange währt wird endlich gut! Eigentlich hatten wir ja auf ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk in 2023 gehofft, aber am Ende wurde es selbst mit dem Liefertermin im Februar 2024 noch knapp.

Am Freitagabend des 23.02.2024 nach Geschäftsschluss geht es also um 19:30 Uhr zu PankeRad in Berlin Pankow. Wir fahren mit dem Auto hin, weil wir den großen Karton mitnehmen wollen, um das Fahrrad für den Flug nach San Francisco ordentlich verpacken zu können. Das Tandem bringt Jutta mit der S-Bahn zu uns nach Hause.

Transportkarton

Die Maße des Kartons sind 260 mm x 900 mm x 1.865 mm (Summe der Kantenlängen: 3.025 mm) und er wiegt ohne Inhalt schon 7,6 kg. Das überrascht uns dann doch etwas und dürfte noch zu Problemen führen, denn das Tandem wiegt in der Standardausführung schon über 30 kg, in unserer Ausführung mit Rohloff-Schaltung und weiterem Zubehör sogar 33,2 kg. Lufthansa erlaubt aber nur ein Maximalgewicht von 32kg inklusive Karton. Wir werden also irgendwie 10 kg Zubehör abbauen und getrennt verpacken müssen.

Vermutlich werden das sein:
– Ständer
– Lowrider
– Pedale
– Vordersitz
– Sattel (520 g)
– Sattelstütze (830 g)
– Zusatzgriffe Captain (364 g)

und vielleicht sogar das Vorderrad.

Der Karton passt bei geschlossener Heckklappe leider doch nicht wie geplant in unseren Kofferraum. Ich kriege ihn nur mit Mühe nach Hause transportiert und muss dazu den Fahrersitz extrem weit nach vorne stellen. So kommen wir definitiv nicht mit Fahrrad-Karton und sonstigem Gepäck zum Flughafen BER. Zum Glück hatte dieser Blog hier schon einen überaus positiven Nebeneffekt: eine Freundin hat nach dem letzten Beitrag angeboten, uns mit ihrem größeren Auto zum Flughafen zu bringen.

Misslungene Packprobe

Am Samstag und Sonntag unternehmen wir sofort unsere erste Testfahrt. Eigentlich wollen wir schon das volle Gepäck ausprobieren, aber die Zeit zwischen Frühstück und geplanter Abfahrtszeit gegen Mittag reicht nicht, um alles einzupacken und am Tandem anzubringen. Besonders der Lowrider verursacht Probleme, weil dort irgendwelche Einpressmuttern so eigenartig angebracht sind, dass unsere vorderen Gepäcktaschen von Vaude nicht so passen, wie wir uns das vorgestellt haben. Direkt vor der Einpressmutter beginnt schon die Krümmung des Rohres (siehe Foto) und die Klammern der Tasche rasten dort nicht mehr richtig ein. Direkt dahinter hat man aber schon zwei Zentimeter verschenkt und bei unserem Modell (Vaude Aqua Back Plus) hat man nicht genug Spielraum zum Verschieben der Klammern an der Tasche. Am Ende geben wir den Plan auf, auch unsere kleinen Satteltaschen von Vaude schon auf die erste Tour mitzunehmen.

Immerhin können wir unsere hintere, leuchtend-orange Globetrotter-Ortlieb-Backroller-RackPack-Kombination schon austesten. Hier taucht allerdings das Problem auf, dass die Globetrotter-Version der Ortlieb-Taschen noch mit dem alten Quick-Lock 1/2 (QL1/QL2) ausgestattet ist und nicht mit den neuesten QL2.1 und höher. Dafür gibt es wiederum keine Adapter für 10 mm Rohre wie wir sie an unserem Gepäckträger haben. Wir müssen also mit 11 mm Adaptern arbeiten und das kleine Spiel akzeptieren. Bis wir uns dazu entscheiden, suchen wir aber zunächst verzweifelt nach den passenden Adaptern und erst eine Internetsuche belehrt uns eines Besseren. Ich überlege natürlich sofort, ob ich mir die 10 mm Adapter mit einem 3D-Drucker selbst produziere (bzw. von meinem Sohn im Coworking-Space am Hasso-Plattner-Institut 3D-drucken lasse).

Nachtrag: Ein paar Stunden später per WhatsApp:

„Technische Spezifikation“
Download von Thingiverse
Und vor 20:00 Uhr … schon verrückt … schöne neue Welt
Ein paar Tage später: Sitzen ein bisschen stramm, aber passen.
Als alter Maschinenbauer erkenne ich natürlich sofort die Schwachstellen, wenn alles auf genau 10 mm gefertigt ist. 😉

In der oberen 31 Liter RackPack-Tasche von Ortlieb finden jedenfalls Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, aufblasbare Kopfkissen und Daunenjacken ausreichend Platz. Das ist schon mal ganz vielversprechend. Auf den ersten Blick sieht es auch so aus, als könnten wir hinten notfalls noch quer eine weitere Tasche auf dem Gepäckträger unterbringen. Bis zur Höhe meines Sattels ist jedenfalls noch einiger Spielraum.

Erste Ausfahrt

Auf der Hinfahrt am Samstag wählen wir absichtlich eine Strecke, die uns über ein paar Brücken und kleinere Steigungen führt (u.a. Havelchaussee am Wansee). Schon sehr früh springt uns beim Schalten unter Last an einer Fahrrad- und Fußgängerbrücke ein extrem schwerer Gang rein und wir müssen mitten in der Steigung anhalten. Zum Glück kann man mit der Rohloff im Stand wunderbar herunterschalten und auch in der Steigung halbwegs sicher aufsteigen und losfahren.

Wie sich später herausstellt ist das eine der Eigenheiten der Rohloff Speedhub Schaltung. Beim Gangwechsel unter Last zwischen dem 7 und 8 Gang kann kurzzeitig der 14 Gang reinspringen (siehe Screenshot). Wir waren es von der Kettenschaltung des alten Pino-Tandems ja schon gewohnt, dass ich vor dem Schalten eine Ansage mache, wenn wir gerade schwer treten, um beim Schalten unter Volllast keinen Kettenriss zu riskieren. Auf unserer Rheinradtour hatten wir das aber trotzdem „geschafft“ und das war einer der Gründe für den Umstieg auf Rohloff Speedhub. Auf der Rückfahrt am Sonntag haben wir das Ansagen und „Last wegnehmen“ dann schon voll im Griff und es stellt kein Problem mehr dar.

Pause in Zehlendorf

Wir nutzen beide Fahrten für das Experimentieren mit der Sattelhöhe, der Lenkerneigung und den Griffpositionen der Zusatzgriffe. Beim Anfahren an einer Ampel im höheren Gang ziehe ich einmal so heftig am Lenker, dass sich der obere Teil zu mir verdreht. Diese Schraube war wohl noch nicht fest genug angezogen. Einige andere Schrauben sind nach den ersten 50 km auch schon recht locker. Eine der Madenschrauben am Lenker hängt offenbar schon im letzten Gewindegang bevor ich sie wieder festziehe.

Jutta fährt erstmals mit Klickpedalen und hat tatsächlich den Eindruck, dass sie weniger Kraft braucht, um ihre Füße auf den Pedalen zu halten. Das war eine gute Investition auf Anraten einer Physioterapeutin. Ihre Sitzposition ist aber noch nicht optimal, denn – anders als beim Vormodell – rutscht sie immer wieder nach vorne in Richtung ihrer Pedale. Die Einstellbarkeit der Sitzneigung für den Stoker müssen wir uns nochmal genauer anschauen.

Madenschrauben lockerten sich schnell
Abfahrt bei Freunden in Teltow

Für die Rückfahrt wählen wir eine etwas längere Strecke über Falkensee und bringen so die ersten 100 km auf den Tacho. Wir sind mit dem neuen Modell insgesamt sehr zufrieden, auch wenn wir merken, dass der Winter in puncto Fitness seine Spuren hinterlassen hat.

Fähre Wannsee – Kladow

Bekannte Schwachstellen

Bei der Abholung bei PankeRad machte uns Dan, der Besitzer von PankeRad, noch in aller Offenheit auf die eine oder andere bereits bekannte Schwachstelle des neuen Pino-Modells aufmerksam:

Ständer

Der neue Klapp-Ständer hat eine Tragfähigkeit von über 100 kg und kann das voll beladene Fahrrad problemlos halten. Da man den Vordersitz aber während der Pausen auch gerne als Sitzgelegenheit nutzt, empfiehlt es sich, die Höhe so einzustellen, dass Vorder- und Hinterrad bei ausgeklapptem Ständer noch den Boden berühren.

Zahnradmechanismus des Ständers

Neopren-Windel für Ständer

Die Zahnräder unter dem Ständer sammeln sehr schnell Schmutz und Matsch an und das verursacht offenbar die häufigsten Garantiefälle. Dan empfiehlt eine regelmäßige Reinigung und am besten eine Neopren-„Windel“. Wir bestellen also noch am Wochenende Neopren, um uns eine Hülle zu nähen. HASEBIKES hat es bisher nämlich noch nicht geschafft, ein entsprechendes Zubehörteil ins Programm aufzunehmen. In der darauffolgenden Woche näht sie ein Teil, das sich über den zusammengeklappten Ständer ziehen und mit einem Klettverschluss relativ eng anliegend anbringen lässt. Wir werden unterwegs feststellen können, ob es sich bewährt.

Selbstgenähte Neopren-„Windel“ für den Ständer.

Klemmschraube Teleskopierung

Klemmschraube Teleskopierung

Bei den ersten Kleinserien des neuen Pino-Modells ist es offenbar häufig zum Abreißen der Klemmschraube gekommen, die für den Teleskop-Mechanismus benutzt wird. In der Nähe der Schraube befindet sich am Rahmen ein deutlich sichtbarer Aufkleber mit einer Drehmoment-Angabe von 14 Newtonmetern.

Die Schraube wird von vielen Besitzern und leider auch Fahrradwerkstätten trotzdem oft zu stark angezogen und reißt in der Mitte ab. Ein abgerissenes Gewinde ist dann kaum noch aus der Gewindebohrung zu bekommen. Einige Pino-Experten haben deshalb die Schraube am Ende mit einem zusätzlichen Schlitz versehen (vermutlich mit einer Flex), um sie nach einem Bruch noch mit einem Schraubendreher herausdrehen zu können.
Im Pino-Forum kann man nachlesen, dass es sich bei der Spezial-Schraube anfangs möglicherweise um eine Fehlkonstruktion handelte. Als alter Maschinenbau-Ingenieur erinnere ich mich aus der Konstruktionslehre noch gut an das Thema Kerbspannungen und Freistiche. Die Schraube wurde deshalb 2021 umkonstruiert und mit einem Freistich versehen. Natürlich werde ich genau überprüfen, was da bei unserem Modell verbaut wurde und eine Ersatzschraube mitnehmen.

Gleitlager Lenkung

Eine weiterer bekannter potentieller Schwachpunkt liegt in der Anlenkung zur Vordergabel. Auch dazu kann man im Pinoforum einiges nachlesen. Dan erklärt, dass die Gleitlagerung durch teilweises Abdrehen des Schraubenkopfes und der Mutter entsteht. Wenn diese zu stark angezogen werden, kann es zu einer unsymmetrischen Abnutzung unter dem Schraubenkopf kommen, die zu einem Spiel in der Lenkung führen kann. Wenn dieses Spiel auftritt, kann man das bei nächster Gelegenheit mit – Zitat – „zwei, drei Feilstrichen“ korrigieren, wenn man an einer Fahrradwerkstatt vorbeikommt.

Zeichnung aus einem Beitrag im Forum
Explosionszeichnung, freundlicherweise von HASEBIKES geschickt

Jedenfalls werden wir als Ersatzteile auch diese Schraube, Mutter und Lagerschalen mitnehmen, vermutlich zweifach.

Freilauf

Der Freilauf am Tretlager, der dazu führt, dass Jutta vorne als Stokerin …
– nicht ständig mittreten muss
– immer mittreten kann
– nie ausschließlich alleine treten kann
… ist ein sehr spezielles Bauteil, das nicht überall als Ersatzteil zu erhalten ist.

Vermutlich werden wir das Ersatzteil mitnehmen oder irgendwo unterwegs zwischenlagern, vielleicht in Kolumbien, wo wir über Juttas Chor eine mögliche Anlaufstation haben oder in Peru oder Ecuador, wo wir ebenfalls einige Kontakte haben.

Reifen

Eigentlich hatten wir geplant, dass das neue Tandem gleich mit den neuen Schwalbe-Pickup-Lastenradreifen ausgestattet wird. Da ist in unserer Kommunikation mit PankeRad aber leider etwas schiefgegangen und es sind nur die „normalen“ Schwalbe Marathon Plus Reifen auf die stärkeren Andra 40 Felgen mit 40 Speichen montiert. Wie hier schon berichtet, haben diese Reifen von Schwalbe keine Freigabe für die große Last von 255 kg, mit der wir zeitweise unterwegs sein werden, besonders wenn wir viel Wasser und Nahrung mitführen müssen (20″ Reifen vorne 80 kg, 26″ Reifen hinten 118 kg, zusammen also nur 198 kg Belastbarkeit).

Die Schwalbe Pickup Lastenradreifen haben für den 26″ Reifen (ETRTO 55-559 (26×2.15 Zoll)) eine Belastbarkeit von 155 kg und für den 20″ Reifen (ETRTO 55-406 (20×2.15 Zoll)) von 115 kg, zusammen also 270 kg.

Vermutlich werden wir die Schwalbe Pickup Reifen jetzt bestellen, nach Kolumbien schicken und nach den ersten ca. 6.000 km darauf umsteigen.

„Falsche“ Schwalbe Marathon Plus Reifen

Rohloff Speedhub Eigenheiten

Eine der Rohloff-Eigenheiten beim Gangwechsel unter Last ist ja weiter oben schon beschrieben. Wir müssen in Steigungen also gut harmonieren, damit uns der 14. Gang nicht unerwartet reinspringt.

Fliegen mit dem Rohloff Speedhub

Da wir mit dem Flugzeug nach San Francisco kommen, ist der Transport des Tandems in liegender Position wohl unvermeidbar. Dazu hatten wir uns ja schon bei der Planung der Anreise einige Gedanken gemacht. Das kann dazu führen, dass das Öl lange auf der Dichtung steht und durch die Druckwechsel im Laderaum des Flugzeuges während des Fluges austreten kann. Da wir Scheibenbremsen haben, könnte das im schlimmsten Fall die hinteren Bremsen beschädigen.

Nach dem Lesen der Seiten Fliegen mit dem Rohloff Speedhub und Keeping the Rohloff Hub Topped Off entscheiden wir uns dazu, das Öl für den Flug vorher abzulassen und getrennt zu verpacken.

Öl-Leckagen

Meine Rückfrage bei Bob von Gullivers Travels, die mit dem Pino-Vorgängermodell unterwegs waren, ergibt, dass sie eigentlich dauerhaft Leckagen von Öl aus dem Rohloff-Speedhub hatten. Ich vermute, dass das eventuell auch daran gelegen haben könnte, dass sie es „zu gut“ gemeint haben und immer wieder nachgefüllt haben. Rohloff hat die erforderliche Ölmenge über die Jahre scheinbar auch immer weiter gesenkt. Bei einem Ölwechsel soll man heute nur noch 12,5 ml nachfüllen (früher waren das wohl 50 ml, später dann 25 ml), da beim Ablassen relativ viel Öl an den Zahnrädern verbleibt und man das Getriebe leicht überfüllen kann, was dann zu Leckagen führt, weil das Öl an den Dichtungen ansteht.

Planung von Anreise und erstem Monat in Kalifornien

Anreise

Anfang Februar 2024 beginnen wir die ersten Tage unserer Tour ein wenig detaillierter zu planen, ohne uns allerdings die Flexibilität nehmen zu wollen, während der Tour spontane Entscheidungen treffen zu können.

Da der Flug am 9. April ab dem Berliner Flughafen BER schon um 8:15 gehen wird und wir mit „großem Gepäck“ (also vor allem unserem Tandem im Karton) möglichst stressfrei so früh wie möglich einchecken wollen, prüfen wir die Möglichkeit eines Vorabend-Checkins. Und so wie es aussieht, ist das am BER problemlos möglich.

Vorabend-Check-In am BER verfügbar

Also buchen wir uns eine Nacht im Intercity-Hotel am BER ein und planen, uns von unserem jüngsten Sohn, der uns das schon angeboten hatte, mit unserem Tesla Model 3 (das ab dem 1. April wohl schon im Carsharing-Betrieb bei Carsharing Hohen Neuendorf e.V. laufen wird) hinbringen zu lassen. Der Kofferraum sollte das jedenfalls hergeben, wenn einer von uns mit der S-Bahn zum BER fährt. Die Abmaße des Kartons sollen ja voraussichtlich 188cm x 27cm x 89cm betragen.
Allerdings ist es für ein Rad mit Rohloff-Speedhub nicht gut, liegend transportiert zu werden, wie das in unserem Kofferraum notwendig wäre.

Aus der Rohloff Gebrauchsanweisung

Auch beim Transport im Flugzeug scheint das häufiger ein Problem zu sein, besonders wenn die Kiste mit dem Rad seitlich liegend transportiert wird. Die Luftdruckunterschiede können dann das Öl aus dem Getriebe drücken. Im schlimmsten Fall kann das Öl dann auf die hintere Scheibenbremse tropfen und diese beschädigen. Wir werden deshalb für den Transport das Öl aus dem Getriebe abziehen und bei der Ankunft in SFO wieder einfüllen müssen. Johnny Isaak hat dazu eine schöne Seite geschrieben.

Bei gutem Wetter können wir den Karton vielleicht hinten auf unseren Heckgepäckträger packen und es passen dann sogar alle Personen ins Auto.

Erste Nacht am Flughafen SFO

Für die erste Nacht in San Francisco benötigen wir ein Hotel direkt am Flughafen, möglichst mit einem Shuttleservice, der auch unser Tandem mitnehmen kann. Wir entscheiden uns für das La Quinta Hotel (SFO North). Dort wollen wir das Tandem mit unserem Bordwerkzeug so weit zusammenbauen, dass wir eine kurze Tagestour nach Sausalito auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge schaffen können. Dort wollen wir alle restlichen Einstellungen am Tandem vornehmen und alle Schrauben nochmal ordentlich festziehen.

Erste Kurzetappe noch Sausalito

Schon vor knapp einem Jahr haben wir über das Warmshowers-Netzwerk Kontakt mit einem potentiellen Gastgeber in Sausalito aufgenommen (Mark Sapiro), der regelmäßig Bikepacking-Gäste aufnimmt, die auf ihre große Tour in Richtung Süden starten. Er hat angeblich eine gut ausgerüstete Werkstatt und bot uns sogar an, dass wir ihm unser Tandem per Kurier schicken und es bei ihm lagern können, bis wir ankommen.

Wir sind selbst seit 2018 bei Warmshowers dabei und haben schon einige Gäste bei uns aufgenommen. Das geschieht grundsätzlich kostenlos. Bei uns übernachten die Gäste im Gästezimmer oder sie zelten im Garten. Viele Gastgeber bieten auch einfach nur ihren Fußboden an, auf dem man mit Isomatte und Schlafsack übernachtet.

So lernt man immer wieder interessante Menschen kennen, die auf großer oder kleiner Tour mit dem Fahrrad unterwegs sind. Derzeit am spannendsten finde ich ein chinesisches Ehepaar mit ihrem 5-jährigen Sohn, die im August bei uns zu Gast waren und im Februar 2024 gerade Bolivien erreicht haben. Ich folge ihnen schon seit einiger Zeit auf Facebook, da sie auf einer Route unterwegs sind, die wir ebenfalls befahren wollen. Für die Facebooker unter Euch: Li Rui

Li Rui und Familie bei uns zu Gast (Warmshowers) im August 2023

Sausalito – Tijuana

Für die erste Teilstrecke in Kalifornien machen wir uns einen ersten Entwurf der Etappen (allerdings noch ohne touristische Ruhetage oder die paar Tage für den Besuch bei Freunden in Santa Barbara). Dabei nutze ich Komoot und nehme einfach eine tägliche Etappenlänge von ca. 70 km an.

Dann passe ich grob die Zwischenziele an, in denen ich Warmshowers-Gastgeber finde oder preisgünstige Motels/Hotel/B&Bs oder in denen wir auf jeden Fall mindestens einen Tag bleiben wollen (z.B. Monterey oder Santa Barbara). Daraus ergibt sich dann dieser grobe Plan, den wir in unsere „große Übersichtstabelle“ eintragen.

Grobplanung (hm = Höhendifferenz bergauf)

Die Feinplanung wird sowieso während der Tour Tag für Tag stattfinden, da wir spontan auf alles reagieren wollen, was uns gerade passieren mag.

Paul’s Slide

Während der weiteren Detailplanung für den ersten Monat stellt sich Ende Februar 2024 heraus, dass ein mögliches Hotel, das Lucia Lodge, geschlossen ist, weil wegen eines Hangrutsches namens „Paul’s Slide“ schon seit Jahren eine Straßensperrung besteht, die noch nicht aufgehoben ist. Während Google-Maps und Komoot bei der Tourenberechnung behaupten, man könne mit dem Fahrrad durchfahren, sagen die Webseiten von „Big Sur California“ etwas anderes.

Big Sur California – „Motorists are advised“ … na was denn nun?
Google Maps per Auto
Google Maps per Fahrrad
Routenplanung mit Komoot

Meine Befragung der Google-KI (Gemini) ergibt eine Sperrung, die auch Fahrräder und Fußgänger betrifft. Die Google-KI entschuldigt sich sehr freundlich bei mir für die Fehlinformation von Google-Maps.

Das ist sehr ärgerlich, denn wir wollen die Tour auch deshalb in San Francisco starten, weil der Highway No.1 am Big Sur landschaftlich wunderschön und verkehrsarm ist und wir diesen Abschnitt unbedingt nochmal sehen und erleben wollten. Außerdem bedeutet das einen großen Umweg und größere Teilstrecken auf dem viel befahrenen Highway 101.

Vielleicht ändert sich ja bis Mitte April noch etwas. Wir fragen sicherheitshalber auch nochmal per E-Mail unter info@bigsurcalifornia.org nach, aber große Hoffnung machen wir uns nicht mehr.

Baja California und Mexiko

Da wir uns für Ende Juni in Costa Rica mit der Familie verabredet haben und für den 4. August eine Bootsüberfahrt von Panama nach Kolumbien reserviert haben, wird im Februar 2024 schon klar, dass wir in Baja California oder auf dem Festland in Mexiko vermutlich mal für ein paar hundert oder auch tausend Kilometer auf andere Verkehrsmittel umsteigen werden, damit das ganze Unterfangen nicht in eine elende „Kilometerschrubberei“ mündet.

Die ersten Recherchen zeigen, dass das gar nicht so einfach werden dürfte. Bahnverbindungen gibt es in Mexiko praktisch gar nicht, Busunternehmen transportieren selbst normale Fahrräder nur ungerne. Wir hoffen einfach mal auf die freundlichen Lastwagenfahrer und -fahrerinnen, von denen Bikepacker in Lateinamerika immer berichten.

Flugbuchung San Francisco

Im November 2023 überlegen wir uns dann genauer, wann wir eigentlich loswollen. Da Anfang April 2024 noch die Osterfeiertage liegen und wir damit rechnen, dass wir noch ein paar arbeitsfreie Tage benötigen, bis wir alles zusammengepackt und unser Haus eventuell an einen House-Sitter übergeben haben, entscheiden wir uns nach Berücksichtigung der Flugpreise für den 9. April 2024 mit Lufthansa von Berlin über Frankfurt nach San Francisco. Leider gibt es keine Direktflüge von Berlin. Wir überlegen noch kurz, ob wir mit der Bahn nach Frankfurt wollen, um den Inlandsflug zu sparen, aber entscheiden uns dann doch für die komfortablere, wenn auch umweltschädlichere Variante. Da wir seit fünf Jahren auf fast alle privaten Flüge verzichten (zur Familie nach Spanien fahren wir jetzt zu Weihnachten mit dem Elektroauto) und ich auch beruflich fast immer die Bahn nehme, hält sich mein schlechtes Gewissen aber in Grenzen.

Interessanterweise bietet Lufthansa mittlerweile selbst verschiedene CO2-Kompensations-Optionen an. Die angegebenen 2,8 Tonnen CO2-Emission beziehen sich allerdings auf Hin-und Rückflug von zwei Personen, da Einzeltickets auch in diesem Fall blöderweise teurer wären, als den Rückflug einfach verfallen zu lassen. Mal schauen, ob wir uns nachträglich noch für eine Kompensation der 700 kg pro Person entscheiden.

Wir hatten lange recherchiert, ob statt eines Fluges auch eine Überfahrt mit dem Schiff möglich wäre, z.B. über eine Mitfahrt auf einem Containerschiff. Am Ende sind solche Überfahrten aber sehr zeitraubend und deutlich teurer als ein Flug. Ein Erlebnis wäre das sicherlich, aber wir suchen ja vor allem ein Reiseerlebnis auf dem Fahrrad.

Für die Buchung der Lufthansa-Tickets kann ich ein paar Meilen für einen kleinen Rabatt nutzen, die ich über die Jahre mit meiner Payback-Karte gesammelt habe, denn meine Payback-Punkte werden immer automatisch in Lufthansa-Meilen umgewandelt. Ein Relikt aus alten Vielflieger-Zeiten.

Beim Gepäck müssen wir jetzt noch entscheiden, wie wir das mit unserem Hase Pino Tandem machen. Bei Lufthansa kann man bis zu 32 kg als Sperrgepäck mitnehmen, muss dafür aber natürlich extra bezahlen.

Für ein Tandem als Sperrgepäck hat Lufthansa folgende Richtlinien:

Das Hase Tandem (Modell 2019) kann nach Rücksprache mit dem Hersteller in einem Karton mit den Abmaßen 205 cm x 95 cm x 20 cm (Gesamt: 320 cm) und 30 kg Gesamtgewicht verpackt werden. Das würde also als Sperrgepäck mitgehen.

Das neue Tandem mit Rohloff-Speedhub-Schaltung (Modell 2021) kann weiter zusammengeschoben werden (doppelt teleskopierbar) und passt in einen Karton mit den Maßen 188 cm x 27 cm x 89 cm (Gesamt: 304 cm), mit Lowrider und Rohloff-Schaltung bringt es aber mehr Gewicht auf die Waage als das alte Modell.

Bei HASE wurde das neue Modell freundlicherweise von einem netten Mitarbeiter für uns gewogen und per E-Mail erhielten wir diese Fotos:

Vorderachse
Hinterachse
Lowrider (vorderer Gepäckträger)

14,8 kg + 14,9 kg + 1,4 kg = 31,2 kg, dazu kommt aber noch das Gewicht der Rohloff-Speedhub-Schaltung und des Kartons, die auch nochmal über 2 kg ausmachen dürften. Es wird also knapp und wir müssten ggf. den Lowrider (vorderer Gepäckträger) getrennt verpacken.

Alternativ könnten wir das Tandem aber auch vorab per Spedition schicken. Dann ist das Risiko vermutlich auch geringer, dass das Tandem an irgendeinem Flughafen verloren geht.

Wir versuchen es also zunächst mit der Anmeldung bei Lufthansa:

Einen Preis bekommt man bei dieser Anmeldung gar nicht angezeigt. Wir müssen als mal 48 Stunden warten und dann hier das Ergebnis ergänzen.

Wochen später

Da wir bis zum 3. Januar 2024 noch keine Nachricht oder E-Mail von Lufthansa bezüglich der Sperrgepäckbuchung erhalten haben, hänge ich mich ans Telefon und kämpfe mich durch das Telefonmenü unter 069 86799799 –> 1 für Deutsch –> 1 für die Zustimmung zur Aufzeichnung –> 2 für Sitzplätze und Gepäck –> NICHT die 2 wählen sonst kriegt man bloß einen Link zur obigen Webseite und es wird aufgelegt –> 5 für „alles andere“ –> 1 für den Service zur Eingabe des Buchungscodes –> man erhält eine SMS mit einem Webseiten-Link –> auf der Webseite gibt man Vorname/Nachname/Buchungscode ein während man in der Warteschleife Musik hört –> nach erfolgreicher Eingabe wird man in der Warteschleife priorisiert und wird relativ schnell durchgestellt.

Ich mache das Ganze an diesem Vormittag insgesamt fünfmal und rufe immer wieder „Hallo! Hören Sie mich?“ ins Telefon, weil meine Gegenüber mich offenbar nicht hören können. Ich höre sie aber, sie sagen immer wieder „Hallo“ und meinen Namen, ich höre schreiende Kinder und Hunde im Hintergrund, Schlürfgeräusche und vieles interessantes und uninteressantes mehr. Irgendwie hat Lufthansa da heute technische Probleme.

Beim ersten Telefonat erhalte ich die Preisinformation (400€ extra für das Tandem) und eine Bestätigung per E-Mail, in der für Hinflug und Rückflug das Sperrgepäck bestätigt ist. Wir wollen aber den Rückflug verfallen lassen, denn Hin- und Rückflug waren zusammen deutlich billiger als Einzelflüge. Also muss ich nochmal anrufen, dreimal erfolglos, beim letzten Mal hört mich dann die Gesprächspartnerin endlich. Das Sperrgepäck für den Rückflug wird storniert und mir wird bestätigt, dass es dann nur 200€ kosten wird.

Bestätigungsmail vom 3.1.24

Ich versuche dann noch unsere Plätze auf dem gebuchten Rückflug gleich für den Wiederverkauf durch Lufthansa freizugeben, aber das geht natürlich nicht. Wir müssen erst als „No-Show“ am Flughafen fehlen und dann können Standby-Flugpassagiere mitgenommen werden. Vorher geht das „im System“ nicht. Ich liebe solche „Systeme“ ja. So kann man die Auslastung der Flugzeuge vermutlich schönrechnen. Das ist aber bei allen Airlines so.

Die Mitarbeiterin denkt sogar erst, dass ich die Flugtickets weiterverkaufen will und versucht mir zu erklären, dass das nicht möglich ist. Ich war ja mal Vielflieger … dass hatte ich dann doch noch nicht vergessen. 😉

Na ja, wer weiß, vielleicht geht ja so viel schief, dass wir die Rückflüge noch brauchen. „Expect the worst and hope for the best“ … eines meiner Lebensmottos.

In einem Jahr soll es losgehen

Am 1. April 2023 haben wir diese Webseite aufgesetzt, um Familie und Freunde in unsere Planungsphase einzubeziehen, uns von erfahrenen „Bikepackern“ Ratschläge einzuholen und die Infos hier zu sammeln.

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