Mit dem Stufentandem unterwegs in den Americas

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Versicherungen

Bildquelle: www.finanzen.net

Zum Thema „Versicherungen“ gibt es drei Themenfelder, die man getrennt betrachten kann:

  1. Wie stellt man sicher, dass man bei der Rückkehr nach Deutschland weiterhin krankenversichert ist, auch wenn man z.B. die Tour vorzeitig abbrechen muss?
  2. Wie stellt man sicher, dass man unterwegs ausreichend gut krankenversichert ist und im Notfall gerettet, versorgt und vielleicht sogar nach Deutschland zurückgebracht wird?
  3. Wie sichert man sich gegen Schäden ab, die man unterwegs verursacht und für die man haften muss?

1. Deutsche gesetzliche Krankenversicherung

Wir sind beide in der Techniker Krankenkasse (TK) gesetzlich versichert und unsere Arbeitgeber werden während unserer Abwesenheit keine Versicherungsbeiträge leisten.

Bei einem ersten Telefonat mit der TK stellt sich heraus, dass wir bei einer Unterbrechung der Beitragszahlungen aufgrund unseren „hohen“ Alters bei der Rückkehr (wir werden beide über 55 Jahre alt sein) bereits jenseits der – Zitat – „magischen Altersgrenze“ liegen werden, oberhalb derer uns die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr zurücknehmen muss.

Uns bleibt daher entweder die Option, während des gesamten Jahres eine sogenannte „Anwartschaft“ zu zahlen (67,87€ pro Monat und Person), mit der wir ab dem Zeitpunkt der Rückkehr nach Deutschland sofort wieder in der TK versichert wären, oder wir zahlen einen monatlichen Mindestbeitrag (226,24€ pro Monat) für die ganz normale Versicherung einer Person (die zweite Person ist dann automatisch in der Familienversicherung mitversichert). Da wir noch einen mitversicherten studierenden Sohn haben, ergibt eine kurze Berechnung:

Option 1: Sohn (Student) 125,21€ + Viktor Anwartschaft 67,87€ + Jutta Anwartschaft 67,87€ = 260,95€ monatlich
Option 2: Freiwillige Weiterversicherung (ganze Familie mitversichert) = 226,24€ monatlich

Wir entscheiden uns also für Option 2.

2. Auslandskrankenversicherung

Envivas Angebot

Da eine gesetzliche Krankenversicherung wie die TK nur in der EU gilt (siehe hier) benötigen wir für unsere Tour eine spezielle Auslandskrankenversicherung, wenn wir das Risiko nicht komplett selbst tragen wollen. Da die TK mit der Envivas kooperiert und wir dort bereits vor Jahren eine Reisekrankenversicherung für Auslandsaufenthalte bis zu 60 Tagen abgeschlossen hatten, rufe ich dort an.

Überrascht muss ich feststellen, dass die Envivas wegen des Starts unserer Tour in den USA von uns für das gesamte Jahr die deutlich teurere Versicherung „mit USA & Kanada“ verlangt, obwohl wir die USA nach maximal 30 Tagen verlassen wollen.

Envivas, ohne USA, pro Person
Envivas, mit USA und Kanada

Eine Aufteilung der Reise in zwei Abschnitte kann mir die Envivas auch nach mehreren Telefonaten mit unterschiedlichen Beratern und Beraterinnen nicht anbieten, da der Zielort der Anreise, für uns also San Francisco, ausschlaggebend ist. Angeblich wird im Schadensfall als erstes ein Nachweis über die Anreise verlangt (Flugticket). Wenn man dann die falsche Versicherung ohne USA & Kanada abgeschlossen hat, werden die Kosten nicht übernommen, selbst wenn die Behandlung gar nicht in den USA erfolgt.

Der Anruf bei einem Reiseversicherungsmakler bestätigt dann, dass alle Versicherungen das ähnlich handhaben wie die Envivas. Der Makler gibt mir allerdings den Tipp, dass die Allianz eventuell im direkten Geschäft flexibler sein könnte. Er selbst könne uns auch nichts besseres anbieten.

Allianz Angebot

Also rufe ich in der Zentrale der Allianz an und werde an die Allianz Travel weiter verwiesen. Drei Telefonate später (denn immer wieder kommt die versprochene E-Mail mit dem Angebot und den Konditionen nicht) bietet uns die Allianz einen zeitlich gesplitteten Tarif an: 3 Monate USA (9.4. – 3.6., 56 Tage, 19€), danach 9 Monate Lateinamerika (4.6. – 31.3.25, 301 Tage, 782,60€) pro Person. Nach Überprüfung der Versicherungsbedingungen, insbesondere bezüglich Rücktransport nach Deutschland und möglicher hoher Bergungskosten vor Ort, schließen wir diese Versicherungen ab.

Bergungskosten

Die „Krankentransportkosten“ vom Unfallort bis ins Krankenhaus werden von jeder Auslandskrankenversicherung abgedeckt. „Bergungskosten“ sind alle Kosten für Bergung und Transport bis zum Rettungswagen oder Rettungshubschrauber. Die meisten Versicherungen definieren dafür einen Höchstbetrag, der normalerweise ausreicht, wenn man nicht gerade nach einem Unfall beim Klettern, Bergwandern oder Skifahren aus einer Gletscherspalte geborgen werden muss. Da wir nicht vorhaben, mit unserem Tandem in völlig unwegsamen Gelände unterwegs zu sein, besteht hier wohl eher kein Grund zur Sorge.

Rücktransport nach Deutschland

Da meine Schwester im Ambulanzflug-Geschäft arbeitet, gibt sie mir den Tipp, unbedingt darauf zu achten, dass in den Versicherungsbedingungen ein Rücktransport nach Deutschland abgedeckt ist, wenn dieser „medizinisch sinnvoll“ ist. Es ist wichtig, dass dort nicht „medizinisch notwendig“ oder „medizinisch erforderlich“ steht. Diese Formulierung in den Versicherungsbedingungen sorgt oft für Diskussionen und Enttäuschungen.

3. Haftpflichtversicherung

Unsere existierende Haftpflichtversicherung bei der ERGO ist weltweit gültig, deckt Personenschäden aber nur bis 3 Millionen Euro pro Personenschaden und bis maximal 6 Millionen Euro pro Jahr ab. Der heutige Standard bei Haftpflichtversicherungen liegt mittlerweile bei 10 Millionen Euro pro Personenschaden.

Nach einer Rückfrage bei der ERGO wird uns eine Erhöhung der Deckungssumme auf 50 Millionen Euro angeboten, die besonders für die USA ratsam sei. Außerdem wird uns bestätigt:

„Die Haftpflichtversicherung bietet eine weltweite Deckung, auch Schäden die mit dem Fahrrad verursacht werden, sind abgedeckt.

Keine Deckung besteht bei Verkehrsunfällen, die Sie mit einem Auto ö. ä. verursachen. Hier gilt die Kfz Versicherung des Fahrzeuges.”

Damit sind wir zufrieden und stocken die Versicherung entsprechend auf.

Panama – Kolumbien (Darién Gap)

Darién Gap zwischen Panama und Kolumbien (Quelle: Google Maps)

Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass man die Panamericana gar nicht vollständig auf dem Landweg abfahren kann, da keine Straßenverbindung zwischen Panama und Kolumbien existiert. Es gibt nur sehr wenige Abenteurer die den sogenannten „Darién Gap“ vollständig mit dem Fahrrad oder einem anderen Zweirad durchquert haben. Das Ganze ist mit einigen Gefahren verbunden. Die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) haben mit der kolumbianischen Regierung in 2016 zwar einen Friedensvertrag geschlossen. Dieser Frieden ist jedoch brüchig.

Hier ein Beispiel für Radfahrer, die den Darién Gap durch“fahren“ haben.

Wir haben uns schon frühzeitig entschlossen, diesen Abschnitt nicht mit dem Flugzeug zu überwinden, wie das viele Radreisende tun, sondern uns dort einen kleinen Urlaub vom Radfahren zu gönnen und eine Karibik-Inselhopping-Tour mit San Blas Adventures zu buchen.

Am 18. Januar 2024 öffnet sich der Buchungskalender im Internet und wir entscheiden uns für den 4. August 2024. Da wir uns in Costa Rica Anfang Juli mit Familie treffen wollen, sind wir uns relativ sicher, dass wir die knapp 1.000 km bis Panama bis Anfang August schaffen können, entweder per Rad oder notfalls mit anderen Verkehrsmitteln.

Wir haben schon im November per E-Mail und WhatsApp abgeklärt, dass wir auf dem Boot auch unser Tandem mitnehmen können.

Wir hoffen einfach mal, dass es in Panama kein allzu großes Problem sein wird, einen ausreichend großen Karton zu finden (oder aus mehreren zusammenzustückeln) und doppelt in Folie zu verpacken.

Die San Blas Bootstour startet in Carti (Panama) und endet in Sapzurro (Kolumbien) an relativ abgelegenen Buchten, die wir nicht mit dem Rad erreichen oder verlassen können. Von Panama City geht es vermutlich mit einem Jeep nach Carti (es sei denn man kann die Strecke doch radeln). Von Sapzurro mit dem Boot weiter nach Necocli. So jedenfalls der vorläufige Plan. Weitere Infos finden sich auf der FAQ-Seite hier in der linken Spalte.

Rot: Fahrrad, Blau: Jeep, Grün: Boot

Am 19. Januar 2024 ist dann soweit alles klar, dass wir uns trauen, die Tour zu buchen.

Online Unterwegs

Im ICE der Deutschen Bahn abfotografiert 😉

Wenn man mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben und einen Blog wie diesen hier mit Einträgen versorgen will, muss man natürlich unterwegs online sein können. Gleichzeitig ist so ein Sabbatjahr aber auch die Gelegenheit mal offline zu gehen. Das richtige Gleichgewicht wird sich vermutlich unterwegs einstellen, aber wir nehmen uns vor, eingehende Telefonate auf einem Anrufbeantworter landen zu lassen und unsere Mobiltelefone überwiegend zur ausgehenden Kommunikation und für die Unterkunftssuche zu nutzen.

Auch die Streckenplanung und Navigation auf Bikepacking-Touren erfolgt bei uns per Handy. Wir haben es schon mal mit einem Garmin Edge Radnavi versucht, aber mich hat es nicht überzeugt. Ich fand alles zu komplex mit zu vielen Linien und Informationen auf einem viel zu kleinen Bildschirm.

Ich komme mit Apps wie Komoot, Naviki, MAPS.ME, MapOut, Open Street Map und Google Maps auf einem Handy am besten klar. Für die Teilstrecken mit schlechter Netzabdeckung sollte man nur einen ausreichend großen Speicher im Handy haben (bei mir 512 GB microSD), um Kartenmaterial für die Navigation auch offline verfügbar zu haben. Und man muss natürlich vorher daran denken, es auch auf dem Handy zu speichern bevor man den Bereich guter Netzabdeckung verlässt.

Nach einiger Recherche entscheiden wir uns, unsere 1&1 SIM Karten in den Mobiltelefonen zu belassen, aber das Datenroaming abzuschalten. Laut Aussage einer freundlichen Tarifberaterin gibt es bei 1&1 die Weltzone 3 (mit U.S.A.) und die Weltzone 4 (mit Lateinamerica), die auf unsere Tour zutreffen. Telefonieren wird damit richtig teuer:

U.S.A: abgehend 1,49€ pro Minute, ankommend 0,69€ pro Minute
Lateinamerika: abgehend 2,49€ pro Minute, ankommend 1,59€ pro Minute
SMS: Ankommend kostenlos, abgehend 30 – 39 Cent pro SMS

Die meisten Bikepacker empfehlen den Kauf einer Prepaid-SIM vor Ort, da das meistens die günstigste Lösung ist. Diese Option halten wir uns offen, wollen aber am Anfang wenigstens eine reine Daten-SIM verfügbar haben, mit der wir einen Hotspot erzeugen können, um auch mit dem Laptop online gehen zu können, wenn mal kein WLAN verfügbar ist.

Zunächst sieht MAYA Mobile sehr vielversprechend aus, die sowohl in den U.S.A. als auch in allen Ländern Lateinamerikas mit der gleichen eSIM (elektronische SIM-Karte, die per QR-Code auf modernen Handy-Modellen installiert wird) ein finanzierbares Paket anbieten (z.B. 30 Tage, 3 GB für 22€).

Nach weiterer Recherche sieht es dann aber so aus, als wäre die Abdeckung nur in städtischen Bereichen ausreichend gut. Besonders unsere erste geplante “einsamere” Gegend in “Baja California” (Mexiko) ist wohl grundsätzlich eher schlecht abgedeckt, völlig egal welchen Provider man nutzt.

Netzabdeckung Maya Mobile (nutzt Telcel-Mobilfunkmasten). Abdeckung in blau.
Telcel Netzabdeckung in Mexiko (Quelle: nperf.com)

Also entscheiden wir uns doch, es zunächst mit lokalen Prepaid-Karten zu versuchen (z.B. Telcel in Mexiko, Tello/T-Mobile in Kalifornien), die wir vor Ort kaufen wollen. Die Maya eSIM können wir ja immernoch ausprobieren, wenn wir nicht klarkommen. Jedenfalls werden wir wohl häufiger offline sein, als uns manchmal lieb sein dürfte.

Vielleicht müssen wir doch nochmal über das Garmin inReach® Mini nachdenken, mit dem man über das Iridium-Satellitennetzwerk überall Notrufe absetzen und Kurznachrichten versenden kann, auch wenn keine Netzabdeckung eines Mobilfunkanbieters vorhanden ist.

Februar 2024

Satellitenkommunikation für den Notfall

Anfang Februar entdecke ich bei Kaufland.de noch den Motorola Defy Satellite Link, der 2023 herauskam und mittlerweile auch Südamerika abdecken soll. In Kombination mit einem Mobiltelefon kann man damit angeblich von überall auf der Welt Textnachrichten und die eigenen GPS-Koordinaten senden und so ggf. auch einen Notruf absetzen. Ich kontaktiere den Verkäufer „Bestdigit“ in Italien per E-Mail, um herauszufinden, ob der „Essential“-Satellitenkommunikations-Plan für die Bullit-App wie bei anderen Verkäufern (z.B. Conrad) für das erste Jahr schon im Preis enthalten ist.

Nachdem ich im Blog von Sabine und Uwe lese, dass sie für Ihre Outback-Bikepacking-Tour in Australien vor Ort einen „Personal Locator Beacon“ (PLB = Satelliten-Notfallsender) besorgen, klemme ich mich nochmal hinter dieses Motorola Defy. Bei Kaufland kostet es jetzt schon 149€ und geantwortet haben die mir auf meine Frage nach dem „Essential Plan“ nicht. Bei der Internet-Suche stoße ich auf jemanden, der das Teil zu einem neuen Handyvertrag dazugeschenkt bekam und er verkauft es mir für 80€ plus Versandkosten. Der Bullit Essential Plan (4,99 pro Monat) ist tatsächlich sogar für die ersten 12 Monate mit dabei, als ich das Paket erhalte. Na, da habe ich doch ein Schnäppchen gemacht.

Die ersten Versuche funktionieren erstaunlich gut. Die Verbindung per Bluetooth zwischen Handy und Motorola Defy wird direkt in der Bullit-App aufgebaut, Kurznachrichten gehen per Mobilverbindung, WLAN oder Satellit raus, wobei nur die Nachricht über Satellit den Essential-Plan belastet. Der Empfänger bekommt eine SMS auf sein Handy, sollte aber am besten auch die Bullit-App installiert haben, um antworten zu können (über Mobilfunk/WLAN).

Die Verbindung zum Satelliten ist an unserem Südfenster ebenfalls schnell hergestellt und wird mit genauer Gradzahl angezeigt.

Satelliten-Anzeige unter 184,1° Süden
Versandte Nachrichten per Bullit-App: orange Ecke –> per Satellit gesendet
Angekommene Nachrichten in Bullit-App. Geokoordinaten per „Check In“ Funktion können in Google-Maps geöffnet werden

Günstige eSIM per installierter App

Ein Arbeitskollege empfiehlt mir Mitte Februar 2024 die Airalo-App, mit deren eSIMs er und einige Kolleginnen und Kollegen schon weltweit gute Erfahrungen (vor allem während kürzerer Urlaube) gesammelt haben. Ein erster Blick in die 30-Tage-Tarife für 5 GB bis 10 GB Datenmengen bestätigt zunächst einmal, dass die recht günstig sind. Vielleicht probieren wir das vor Ort mal aus.

Weiterführende Links

Talkbaja

Adventure Endeavor auf Youtube

Ballast abwerfen

Die letzten drei Monate vor unserer großen Tour sind angebrochen und so langsam werden wir doch ein bisschen nervöser. Die Weihnachtstage haben wir bei meiner Familie in Spanien verbracht, Silvester bei der Familie in Hameln. Spätestens ab jetzt fühlt sich jedes Treffen mit Freunden und Familie wie ein kleiner Abschied an, denn man wird sich über ein Jahr nicht persönlich wiedersehen. An unserer Schlafzimmertüre hängt eine große Liste mit allem, was noch zu erledigen ist, und sie wird täglich eher länger als kürzer.

Während Jutta den Sonntag mit den Sternsingern unterwegs ist (als „Kamel“ ist sie mit einer Gruppe Jugendlicher unterwegs, bringt den Haussegen und sammelt Spenden für das Kindermissionswerk) führe ich unsere Aktion „Ballast abwerfen“ fort.

Sternsinger unterwegs

Wir wollen die Gelegenheit der Auszeit nutzen und uns zumindest teilweise von dem unnötigen Ballast verabschieden, der sich über die Jahre in unserem Haus angesammelt hat. Der Kram nimmt viel Platz weg und wenn wir das Haus wirklich für das Sabbatjahr vermieten sollten, schadet es nicht, wenn wir uns von einigem davon für immer verabschieden.

Ich verbringe also den Tag damit, unsere CD-Regale auszuräumen, einige CDs zu rippen (also mp3-Dateien zu erzeugen und auf unseren NAS-Server zu legen) und mit der Momox-App zu prüfen, ob wir noch ein paar Cent dafür bekommen können. Ebenso mache ich das mit einigen Büchern. Leider kauft Momox aber einen Großteil der Medien nicht an, weil dafür keine Nachfrage besteht, so dass wir kistenweise Bücher und CDs zu verschenken oder entsorgen haben werden.

Die Kiste für Momox. Leider ziemlich überschaubar.

Die Aktion verschafft mir Gelegenheit, auch nochmal in das ein oder andere Musikstück reinzuhören. Ein bisschen Gänsehaut bekomme ich, als ich in „Arsch huh, Zäng ussenander“ reinhöre, dem Livemitschnitt eines Konzerts gegen Rassismus und Neonazis in Köln vom 9.11.1992, besonders an der Textstelle „Wenn wir den Arsch nicht hochkriegen ist es eines Tages zu spät“. Über 30 Jahre ist das jetzt her. Irgendwie bleiben unsere Probleme am Ende doch immer die gleichen, habe ich den Eindruck.

Aber wohin mit dem ganzen Zeug, das Momox nicht haben will? Einzeln auf ebay oder Kleinanzeigen verkaufen oder über nebenan.de verschenken? Das wäre vermutlich ein Projekt für ein ganzes Jahrzehnt. Zum Wegwerfen ist es eigentlich zu schade. Besonders nachhaltig wäre das ja auch nicht.
Vor Jahren haben wir schon einen Großteil unserer Vinyl-Plattensammlung an die Berliner Sozialwerkstätten Goldnetz gespendet. Nach kurzer Rechereche sieht es aber nicht so aus, als wären sie dort noch an solchen Spenden interessiert. Dafür finde ich Links zum Fairkaufhaus und zum Büchertisch, bei denen wir es mal versuchen werden.

In den vergangenen Monaten haben wir schon mehrere Fuhren „sonstigen Ballast“ zum Recyclinghof gebracht, aber wesentlich leerer sehen Garage und Keller trotzdem noch nicht aus. Es ist schon verrückt, was sich da alles angesammelt hat.

Ergänzung Januar 2024

Einige Wochenenden später haben wir auf Rat meiner Nichte 2. Grades, Nathalie (die hier auch schon kommentiert hat), noch ein weiteres Verkaufs-Tool namens ZOXS hinzugenommen. Als langjähriger Fan des MSV Duisburg ist es mir ein bisschen peinlich, dass ich gar nicht wusste, was der Trikot-Hauptsponsor meines Lieblings-Fußballvereins eigentlich macht. Ich dachte das wäre irgendeine neue Sockenmarke.

Die ZOXS-App ist zwar etwas intransparent und zeigt zunächst Beträge an, die sie nur in den Warenkorb übernimmt, wenn man auch aktiv den Zustand „Neu“ angibt (andernfalls findet man später sehr viele Null-Beträge im Warenkorb, obwohl beim Scannen zunächst ein höherer Betrag angeboten wurde) aber wir versuchen es trotzdem damit. Mehr als ein späteres Verschenken, wenn ZOXS die Qualität beim Eingang prüft, kann uns ja nicht passieren.

So kommen dann doch noch ein paar Kartons für ZOXS und MOMOX zusammen:

Reiseapotheke, Rücken & Co

Quelle: https://www.apotheke-aschbach.com/Reisemedizin

Heute war mein vermutlich letzter Termin bei der Hausärztin und Chiropraktikerin bevor wir auf unsere große Tour gehen. Es war ein Follow-Up-Termin zu meinem Hexenschuss aus dem November. Außerdem haben meine kleinen Finger und Zehen immernoch ein leichtes Taubheitsgefühl, ein Überbleibsel von unserer Generalprobe am Rhein im September. Die Ärztin rät mir, keine stark vorgebeugte Sitzposition mit rundem Rücken einzunehmen und so aufrecht wie möglich auf dem Rad zu sitzen.

Ich hoffe, dass meine regelmäßigen Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur, das Sitzen auf einem GYMNIC-Sitzball (statt Schreibtischstuhl), der höhenverstellbare Schreibtisch (alle MS-Teams-Videokonferenzen im Stehen!) und neue Handschuhe mit Gel-Polstern das Übrige tun.

Sie löst mit chiropraktischen Handgriffen mal wieder einige Blockaden an meiner Wirbelsäule (Nacken, Schulter, Lendenbereich) und stellt beim linken inneren Unterschenkel am Ansatzpunkt des Oberschenkelmuskels unter dem Knie eine Reizung fest, die nur auf ihren Fingerdruck sehr schmerzhaft reagiert, und spritzt mir ein entzündungshemmendes Medikament hinein bevor ich fragen kann, was es eigentlich genau ist. Unsere Physiotherapeutin hatte uns im November schon geraten, unterwegs immer mal wieder einen Termin beim Osteopathen einzuplanen. Ich suche bei Google schon mal für die erste große Zwischenstation in Santa Barbara ;-).

Sie versucht mir meine Angst davor zu nehmen, dass sich mein Hexenschuss auf der Tour wiederholt und weigert sich konsequent, mir für den Fall der Fälle ein Schmerzmittel (Novaminsulfon) oder Muskelrelaxans (Methocarbamol) für die Reiseapotheke zu verschreiben. Diese Mittel hatten mir im November zwar geholfen, aber sie meint, auf so einer Tour wäre nur die sofortige Mobilisierung richtig. Ich müsste mich dann einfach langsam und ohne ruckartige Bewegungen wieder aufrichten und die Schmerzangst-Reaktion des Körpers überwinden. Außerdem werde es gar nicht dazu kommen, wenn ich nicht mehr ständig daran dächte. Nun denn … ihr Wort in Gottes Ohr.

Zum Abschluss besprechen wir noch die vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) empfohlene modular aufgebaute Reiseapotheke:

Reiseapotheke nach Empfehlung des BCRT

Da wir auf das Gesamtgewicht achten müssen, kommen für uns nur ausgewählte Teile der beiden Module in Frage, ergänzt um die Malaria-Notfalltherapie, für die wir schon vom BCRT ein Privatrezept erhielten, als wir dort die ersten Impfungen durchführen ließen.

Meine Ärztin gibt mir ein Privatrezept für die verschreibungspflichtigen Mittel Azithromycin und Metoclopramid mit. Den Rest können wir uns vor der Abreise rezeptfrei besorgen. Insgesamt ist die Liste aber viel zu lang, als dass wir das Zeug alles auf dem Tandem mitnehmen könnten. Wir werden uns wohl auf Mittel gegen Durchfall, Übelkeit, Schmerzen und ein Antibiotikum beschränken.

Der medizinische Leiter des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) hat in einem Interview mit der Zeitschrift GEO dazu einige wertvolle Tipps.

Am Ende haben wir folgendes wirklich mitgenommen (Liste noch vorläufig):

  • Pflaster und Verbandszeug
  • Desinfektionsmittel (Octenisept)
  • Fieberthermometer
  • Schmerzmittel (Paracetamol 500mg)
  • Schmerz/Entzündung (Diclofenac 100mg)
  • Mittel gegen Durchfall/Erbrechen (Metoclopramid 10mg)
  • Antibiotikum (Azithromycin 500mg)
  • Malariaprophylaxe
  • Insektenstich-Salbe

Unsere gesamte Ausrüstung mit Gewichtsangaben findet Ihr hier. Die Tabelle wollen wir unterwegs halbwegs aktuell halten. Mal sehen ob das klappt.

Sicherheit

Die zehn gefährlichsten Städte der Welt

Als wir unseren Familien erstmals von den Plänen erzählen, ernten wir zum Teil ungläubiges Staunen und kräftiges Kopfschütteln, hören aber auch sehr schnell die üblichen Sicherheitsbedenken. Meine Schwester schickt mir sehr früh schon einen Link zu einer Webseite mit den angeblich zehn gefährlichsten Städten der Welt, von denen einige auf unserer geplanten Route liegen sollen.

Weitere Recherchen ergeben tatsächlich, dass auf unserer Route einige der Städte mit den höchsten Kriminalitäts- und Mordraten der Welt liegen. Zu diesen zählen Tijuana und Acapulco (Mexiko), San Salvador (El Salvador), San Jose (Costa Rica), Medellin und Cali (Kolumbien), Guayaquil (Ecuador), Lima (Peru) und Santiago de Chile (Chile).

Alle Reiseberichte, die wir bisher von Radreisenden in diesen Regionen lesen konnten, sprachen zwar von gelegentlichen Demonstrationen und Straßenblockaden, aber niemand hat richtig schlimme Erfahrungen gemacht, wie etwa Raub, Schusswaffengebrauch oder ähnliches. Dagegen berichten alle von der unglaublichen lateinamerikanischen Gastfreundschaft und den vielen Begegnungen mit Menschen, die ihnen Verpflegung und Getränke zustecken, oder mit Lastwagenfahrern, die regelmäßig anbieten, sie ein Stück des Weges mitzunehmen.

Die meisten berichten eher von Problemen mit knappen Überholvorgängen (erst gestern wieder die Podschies in Argentinien) oder mit streunenden Hunden (z.B. in Ecuador).

Nach dem Studieren des aktuellen Rankings und der Feststellung, dass ein Besuch in Detroit (USA) gefährlicher sein müsste als in Tijuana (Mexiko) und in Marseille (Frankreich) gefährlicher als in San Salvador (El Salvador) schieben wir dieses „Problem“ mehr oder weniger beruhigt beiseite. Passieren kann einem überall etwas, also wozu den Kopf zerbrechen?

Wir planen lediglich, immer etwas getrenntes Bargeld dabei zu haben, das man im Zweifelsfall herausrücken kann, und unsere Kreditkarten, Geld und Handys auf verschiedene Verstecke in Gepäcktaschen und Kleidungsstücke zu verteilen.

Viele Bikepacking-Reisende empfehlen uns zur Einschätzung der Sicherheitslage und der Streckenverhältnisse neben der Befragung der Bevölkerung vor Ort außerdem die App iOverlander, die wir natürlich auf unseren Mobiltelefonen installieren werden. Dort hinterlassen Nutzer tagesaktuelle Hinweise zu verschiedenen Themen (Verpflegung, Gesundheit, Übernachtung, wildes Campen, Sicherheit, u.s.w.).

iOverlander App

Den „guten Ratschlag“, uns doch in den U.S.A. noch eine Handfeuerwaffe zu Verteidigungszwecken zuzulegen, nehmen wir lieber nicht an. Wir erwägen aber ernsthaft, uns Pfefferspray zur Verteidigung gegen streunende Hunde zuzulegen.

Drogenkartelle

Mexiko und Kolumbien bereiten uns ein wenig zusätzliche Sorgen wegen der Drogenkartelle und der sogenannten Drogenkriege. Da wir aber planen, in Mexiko zunächst bis an die Südspitze von Baja California zu fahren und von dort eine Fähre nach Mazatlán zu nehmen, werden wir uns damit wohl vor Ort noch ausreichend beschäftigen können. In Kolumbien soll sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren deutlich entspannt haben. Trotzdem soll man in der Gegend rund um Cali wohl lieber etwas vorsichtiger sein.

Jedenfalls bestellen wir uns mal die Newsletter des Auswärtigen Amtes und warten ab, ob die uns bloß Angst einjagt oder tatsächlich nützlich erscheint.

Helmpflicht

Zum Thema Sicherheit gehört natürlich auch die Helmpflicht, die auf unserer Route für Erwachsene scheinbar nur in manchen Bezirken Kaliforniens (aber welche?) und in Chile gilt. Hier gibt es dazu eine recht brauchbare Übersicht. Warnwesten sind auf unserer Route wohl nirgendwo verpflichtend.

Was machen wir mit dem Haus? House-Sitter gesucht!

Wir haben in unserer Wahlheimat Hohen Neuendorf bei Berlin in 2004 ein freistehendes Einfamilienhaus gebaut. Das war damals eine ziemliche Vollkatastrophe, da wir vom Bauträger übers Ohr gehauen wurden, aber das ist eine andere Geschichte. Wir waren eine der geprellten Familien aus diesem BZ-Artikel von 2004.

Nun wollen wir während unserer Auszeit das Haus nicht ein ganzes Jahr leerstehen lassen, denn ein unbewohntes Haus kann Schaden nehmen. Besonders einige der vorhandenen Anlagen (z.B. Regenwasserpumpe für Toilettenspülung) sollten nicht monatelang stillstehen.

Unsere Kinder sind aber aus dem Haus, was uns ja dieses Sabbatjahr erst ermöglicht. Unseren Jüngsten konnten wir auch mit „ein Jahr sturmfreie Bude“ nicht davon überzeugen, im ersten Studienjahr vielleicht noch zuhause wohnen zu bleiben. Er studiert jetzt am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und wohnt dort im Studentenwohnheim. Alle drei Kinder leben im Großraum Berlin, aber wir wollen sie eigentlich nicht mit regelmäßigen „Wartungsbesuchen im Elternhaus“ (Toilettenspülungen benutzen, Wasserhähne aufdrehen, Rasenmähen, etc.) belasten. Und ein bisschen Geld als Mieteinnahme wäre ja vielleicht auch nicht schlecht.

Wir suchen also nach einer Art „House-Sitting“ Lösung, bei der wir unser Haus günstig (möbliert?) vermieten und den Großteil unserer persönlichen Sachen in zwei oder drei Zimmern zusammenstellen und einschließen.

Eine Lehrerin, mit der ich früher die Imker AG an der Grundschule Niederheide betreut habe, hat sich mit ihrem Lebensgefährten auch schon mal umgeschaut, aber befindet sich noch in der Entscheidungsfindung.

Nicht mehr nötig – Wir haben eine Lösung gefunden
{Wenn Ihr also eine Einzelperson oder ein Paar kennt, das eine temporäre Bleibe für ein Jahr sucht (1.4.24 bis 31.3.25), hier findet Ihr das aktualisierte Exposé (wir wollen derzeit aber nicht verkaufen!). Auch mit ein bis zwei Kindern könnte es passen, aber wir möchten nicht in großem Stil unsere Möbel irgendwo außerhalb einlagern. Natürlich ist die angegebene Warmmiete verhandelbar.}

Unser Schwager rät uns Anfang 2024, es doch mal mit Airbnb zu versuchen. Wir sind sehr skeptisch, da wir lieber an uns persönlich bekannte Personen vermieten würden, aber wir schauen uns die Plattform mal etwas genauer an. Für eine kurze Zeit haben wir auch eine Anzeige bei Airbnb online, finden aber schneller über unsere eigenen Netzwerke eine Lösung, so dass die Anzeige schnell wieder offline gehen kann.

Ergänzung Januar 2024

Am 21. Januar kommt uns ein nettes Pärchen mit seinem Hund besuchen und schaut sich unser Haus an. Juttas Chormitgliedschaft bei Crossover hat unter anderem den Vorteil eines großen Netzwerkes, über den der Kontakt entstanden ist. Die beiden suchen für etwa ein Jahr etwas Vorübergehendes während sie ihr Bungalow weiter ausbauen. Wir werden uns schnell einig und für die aktuelle Warmmiete ihrer 55m²-Wohnung werden sie im April bei uns einziehen. Da sie kaum Möbel mitbringen, werden wir auch nicht soviel aus- und umräumen müssen, wie zunächst befürchtet. Eine klassische Win-Win-Situation. Noch am gleichen Abend kümmert sich Jutta um den Mietvertrag.

Und wieder ein Punkt von der ToDo-Liste gestrichen.

Flugbuchung San Francisco

Im November 2023 überlegen wir uns dann genauer, wann wir eigentlich loswollen. Da Anfang April 2024 noch die Osterfeiertage liegen und wir damit rechnen, dass wir noch ein paar arbeitsfreie Tage benötigen, bis wir alles zusammengepackt und unser Haus eventuell an einen House-Sitter übergeben haben, entscheiden wir uns nach Berücksichtigung der Flugpreise für den 9. April 2024 mit Lufthansa von Berlin über Frankfurt nach San Francisco. Leider gibt es keine Direktflüge von Berlin. Wir überlegen noch kurz, ob wir mit der Bahn nach Frankfurt wollen, um den Inlandsflug zu sparen, aber entscheiden uns dann doch für die komfortablere, wenn auch umweltschädlichere Variante. Da wir seit fünf Jahren auf fast alle privaten Flüge verzichten (zur Familie nach Spanien fahren wir jetzt zu Weihnachten mit dem Elektroauto) und ich auch beruflich fast immer die Bahn nehme, hält sich mein schlechtes Gewissen aber in Grenzen.

Interessanterweise bietet Lufthansa mittlerweile selbst verschiedene CO2-Kompensations-Optionen an. Die angegebenen 2,8 Tonnen CO2-Emission beziehen sich allerdings auf Hin-und Rückflug von zwei Personen, da Einzeltickets auch in diesem Fall blöderweise teurer wären, als den Rückflug einfach verfallen zu lassen. Mal schauen, ob wir uns nachträglich noch für eine Kompensation der 700 kg pro Person entscheiden.

Wir hatten lange recherchiert, ob statt eines Fluges auch eine Überfahrt mit dem Schiff möglich wäre, z.B. über eine Mitfahrt auf einem Containerschiff. Am Ende sind solche Überfahrten aber sehr zeitraubend und deutlich teurer als ein Flug. Ein Erlebnis wäre das sicherlich, aber wir suchen ja vor allem ein Reiseerlebnis auf dem Fahrrad.

Für die Buchung der Lufthansa-Tickets kann ich ein paar Meilen für einen kleinen Rabatt nutzen, die ich über die Jahre mit meiner Payback-Karte gesammelt habe, denn meine Payback-Punkte werden immer automatisch in Lufthansa-Meilen umgewandelt. Ein Relikt aus alten Vielflieger-Zeiten.

Beim Gepäck müssen wir jetzt noch entscheiden, wie wir das mit unserem Hase Pino Tandem machen. Bei Lufthansa kann man bis zu 32 kg als Sperrgepäck mitnehmen, muss dafür aber natürlich extra bezahlen.

Für ein Tandem als Sperrgepäck hat Lufthansa folgende Richtlinien:

Das Hase Tandem (Modell 2019) kann nach Rücksprache mit dem Hersteller in einem Karton mit den Abmaßen 205 cm x 95 cm x 20 cm (Gesamt: 320 cm) und 30 kg Gesamtgewicht verpackt werden. Das würde also als Sperrgepäck mitgehen.

Das neue Tandem mit Rohloff-Speedhub-Schaltung (Modell 2021) kann weiter zusammengeschoben werden (doppelt teleskopierbar) und passt in einen Karton mit den Maßen 188 cm x 27 cm x 89 cm (Gesamt: 304 cm), mit Lowrider und Rohloff-Schaltung bringt es aber mehr Gewicht auf die Waage als das alte Modell.

Bei HASE wurde das neue Modell freundlicherweise von einem netten Mitarbeiter für uns gewogen und per E-Mail erhielten wir diese Fotos:

Vorderachse
Hinterachse
Lowrider (vorderer Gepäckträger)

14,8 kg + 14,9 kg + 1,4 kg = 31,2 kg, dazu kommt aber noch das Gewicht der Rohloff-Speedhub-Schaltung und des Kartons, die auch nochmal über 2 kg ausmachen dürften. Es wird also knapp und wir müssten ggf. den Lowrider (vorderer Gepäckträger) getrennt verpacken.

Alternativ könnten wir das Tandem aber auch vorab per Spedition schicken. Dann ist das Risiko vermutlich auch geringer, dass das Tandem an irgendeinem Flughafen verloren geht.

Wir versuchen es also zunächst mit der Anmeldung bei Lufthansa:

Einen Preis bekommt man bei dieser Anmeldung gar nicht angezeigt. Wir müssen als mal 48 Stunden warten und dann hier das Ergebnis ergänzen.

Wochen später

Da wir bis zum 3. Januar 2024 noch keine Nachricht oder E-Mail von Lufthansa bezüglich der Sperrgepäckbuchung erhalten haben, hänge ich mich ans Telefon und kämpfe mich durch das Telefonmenü unter 069 86799799 –> 1 für Deutsch –> 1 für die Zustimmung zur Aufzeichnung –> 2 für Sitzplätze und Gepäck –> NICHT die 2 wählen sonst kriegt man bloß einen Link zur obigen Webseite und es wird aufgelegt –> 5 für „alles andere“ –> 1 für den Service zur Eingabe des Buchungscodes –> man erhält eine SMS mit einem Webseiten-Link –> auf der Webseite gibt man Vorname/Nachname/Buchungscode ein während man in der Warteschleife Musik hört –> nach erfolgreicher Eingabe wird man in der Warteschleife priorisiert und wird relativ schnell durchgestellt.

Ich mache das Ganze an diesem Vormittag insgesamt fünfmal und rufe immer wieder „Hallo! Hören Sie mich?“ ins Telefon, weil meine Gegenüber mich offenbar nicht hören können. Ich höre sie aber, sie sagen immer wieder „Hallo“ und meinen Namen, ich höre schreiende Kinder und Hunde im Hintergrund, Schlürfgeräusche und vieles interessantes und uninteressantes mehr. Irgendwie hat Lufthansa da heute technische Probleme.

Beim ersten Telefonat erhalte ich die Preisinformation (400€ extra für das Tandem) und eine Bestätigung per E-Mail, in der für Hinflug und Rückflug das Sperrgepäck bestätigt ist. Wir wollen aber den Rückflug verfallen lassen, denn Hin- und Rückflug waren zusammen deutlich billiger als Einzelflüge. Also muss ich nochmal anrufen, dreimal erfolglos, beim letzten Mal hört mich dann die Gesprächspartnerin endlich. Das Sperrgepäck für den Rückflug wird storniert und mir wird bestätigt, dass es dann nur 200€ kosten wird.

Bestätigungsmail vom 3.1.24

Ich versuche dann noch unsere Plätze auf dem gebuchten Rückflug gleich für den Wiederverkauf durch Lufthansa freizugeben, aber das geht natürlich nicht. Wir müssen erst als „No-Show“ am Flughafen fehlen und dann können Standby-Flugpassagiere mitgenommen werden. Vorher geht das „im System“ nicht. Ich liebe solche „Systeme“ ja. So kann man die Auslastung der Flugzeuge vermutlich schönrechnen. Das ist aber bei allen Airlines so.

Die Mitarbeiterin denkt sogar erst, dass ich die Flugtickets weiterverkaufen will und versucht mir zu erklären, dass das nicht möglich ist. Ich war ja mal Vielflieger … dass hatte ich dann doch noch nicht vergessen. 😉

Na ja, wer weiß, vielleicht geht ja so viel schief, dass wir die Rückflüge noch brauchen. „Expect the worst and hope for the best“ … eines meiner Lebensmottos.

Sabbatjahr – Wie reagieren die Arbeitgeber?

Wir haben viele Fragen dazu erhalten, wie unsere Arbeitgeber reagiert haben und wie wir das finanziell stemmen können.

Jutta ist angestellte Apothekerin in unserer Wahlheimat Hohen Neuendorf (Brandenburg, Berliner Speckgürtel). Ich bin Market Access Manager (Marktzugang, Erstattung von Medizinprodukten durch die Krankenkassen) bei einem japanischen Medizintechnikunternehmen (Terumo).

Unseren Traum von einer gemeinsamen einjährigen Fahrradtour haben wir schon 25 Jahre gehegt und gepflegt (und dafür auch gespart). Nun sind die Kinder aus dem Haus, die Immobilie ist fast abgezahlt und – auch wenn der Anlass sehr traurig ist – durch eine Erbschaft sind weitere finanzielle Spielräume geschaffen worden. Wir sind mit Mitte und Ende 50 auch nicht mehr die Jüngsten, also ist nach unserem Empfinden jetzt genau der richtige Zeitpunkt gekommen.

Unsere Arbeitgeber haben wir bereits Anfang 2023 über unsere Pläne informiert und dabei ausgelotet, welche Optionen es geben könnte, die von beiden Seiten mitgetragen werden und uns nach dem Sabbatjahr eine Rückkehr in den Job ermöglichen. So hatten die Arbeitgeber genug Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten und sich um personellen Ersatz zu kümmern. In Zeiten des Fachkräftemangels war das aber besonders für die Apotheke nicht leicht.

Da mein Arbeitgeber bisher noch keine Altersteilzeit- oder Auszeit-Programme anbietet, bei denen man Arbeitszeit-Konten nutzen kann, habe ich selbst einen Vorschlag gemacht. Das Finanzjahr startet bei uns am 1. April und daher war mein Vorschlag, dass ich vom 1.4.23 bis 31.3.24 in Vollzeit arbeite und nur 50% meines Gehaltes erhalte. Vom 1.4.24 bis 31.3.25 wollte ich dann die anderen 50% meines Gehaltes erhalten, ohne zu arbeiten. Liegt das eigene Bruttogehalt über der deutschen Beitragsbemessungsgrenze (2023: 4.987,50 Euro Monatsgehalt), so muss man beachten, dass der Arbeitgeber in den zwei Jahren mehr Sozialabgaben abführen müsste, als wenn er das komplette Gehalt in einem Jahr bezahlt. Diese Differenz wollte ich meinem Arbeitgeber erstatten, damit er keinen zusätzlichen finanziellen Schaden hat. Dieser „Plan A“ wurde aber leider abgelehnt, vor allem weil kein Präzedenzfall geschaffen werden sollte, der andere Mitarbeiter möglicherweise zu Ähnlichem ermutigen könnte.

Mein „Plan B“ war unbezahlter Urlaub oder eine unbezahlte Freistellung. Diese unbezahlte Freistellung ist es dann am Ende auch geworden. Ich habe dann selbst versucht, in 2023 möglichst 50% des Nettogehaltes beiseite zu legen, was mir aber nicht ganz gelungen ist.

Mein „Plan C“ war eine fristgerechte Kündigung und Wiederbewerbung nach der Rückkehr.

Ich hatte das große Glück, dass meine Chefin mein Vorhaben 100%-ig unterstützt hat und für mich anfangs sogar mit dem Plan A „in den Kampf gezogen“ ist.

„Plan A“ hätte den Vorteil gehabt, dass ich weiter krankenversichert geblieben wäre (gesetzlich versichert bei der TK) und mitversicherte Kinder im Studium damit ebenfalls weiterversichert wären. Bei unbezahlter Freistellung muss man sich selbst um die Krankenversicherung kümmern. Da wir bei der Rückkehr beide über 55 Jahre alt sein werden, müsste uns die TK nicht wieder „zurücknehmen“. Daher werden wir entweder den Mindestbetrag (172,01 Euro monatlich (2023)) einzahlen oder eine sogenannte Anwartschaft beantragen, da wir ja die ganze Zeit im Ausland sein werden. Auch für die Rentenversicherung planen wir, während des Jahres einen Mindestbeitrag einzuzahlen. Bei Apotheker*innen ist das Ganze noch etwas komplizierter, da sie in die Apothekerversorgung einzahlen.

Viele größere deutsche Unternehmen haben mit ihrem Betriebsrat sogenannte „Betriebsvereinbarungen“ abgeschlossen, in denen meist die Themen Altersteilzeit und vorübergehende Auszeiten gemeinsam abgehandelt werden. Meist gibt es eine „Ansparphase“ mit Gehaltsverzicht bzw. Urlaubsverzicht oder Überstundenkonten, gefolgt von einer Auszeit oder einer schrittweisen Altersteilzeit, die dieses Zeitguthaben dann verbraucht, während das Gehalt (teilweise) weitergezahlt wird. Bei VW soll es sogar die Möglichkeit geben, eine Auszeit später „nachzuarbeiten“, ohne vorher eine Ansparphase durchlaufen zu haben.

Jutta wird von ihrer Apotheke vermutlich für ein Jahr unbezahlt beurlaubt. Das bedeutet für die ersten vier Wochen ein Weiterbestehen der Krankenversicherung. Danach muss die Krankenversicherung oder Anwartschaft (siehe oben) privat fortgeführt werden. Aufgrund des Fachkräftemangels und der schwierigen Personalsuche wird sie vermutlich bis zum letzten 31.3.2024 in der Apotheke Dienst haben.

Bei alldem sollte man natürlich nicht vergessen, dass dem Arbeitgeber für eine erforderliche Vertretungslösung erhebliche Aufwände und Kosten entstehen. Unter anderem verlangen Personalvermittler (Recruiter) meist 25% eines Jahresgehaltes als Vermittlungsgebühr.
Ich habe auf Bitten meiner Chefin einen „Business Continuity Plan“ erstellt, bei dem verschiedene Optionen durchgespielt wurden (Berater, Freelancer, befristete Einstellung und Kombinationen davon). Wir sind nun dabei, eine Vertretung zu suchen, die – ganz ähnlich zu einer Elternzeit-Vertretung – befristet auf ein Jahr meinen Job übernimmt. Leicht ist das nicht, denn befristete Verträge sind natürlich unter Fachkräften nicht besonders beliebt. Und wenn sich ein neuer unbefristeter Job auftut, kann diese Vertretung auch ganz schnell wieder weg sein.

Ergänzung im Februar 2024: Da meine direkte Vorgesetzte innerhalb der Firma den Job gewechselte hatte, sah ich mich Anfang 2024 vor der Aufgabe, meine eigene Stellvertretung zu rekrutieren. Ich durfte also viele Lebensläufe sichten, einige Videotelefonate führen und „interessante“ Gehaltsvorstellungen für meinen eigenen Job prüfen. Am Ende ist es uns dann gelungen, einen passenden Kandidaten zu finden, der von Mitte März 2024 bis Mitte April 2024 (mit je zwei Wochen Übergabezeit) zur Verfügung steht. Der macht im Prinzip heute schon das, was ich gerne ab 2030 machen würde: Er sucht sich die Jobs bei den Firmen aus, die er für eine bestimmte Zeit machen möchte und die er besonders spannend findet.
Auch in der Apotheke hat sich im Februar eine Apothekerin beworben, nachdem (endlich) auch eine Anzeige bei der Apothekerkammer Brandenburg geschaltet wurde. Es scheint sich also alles ganz gut „zu finden“.

Es besteht aber immer das Risiko, dass sich während der Auszeit die Rahmenbedingungen verändern und man doch nicht in den alten Job zurückkehren kann (Stichwort: Pandemie). Dieses Risikos muss man sich unbedingt bewusst sein. Mein Arbeitsvertrag ruht zwar, er kann aber ganz normal mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten zum Quartalsende gekündigt werden. So eine Kündigung könnte natürlich auch während des Sabbatjahres eintreffen, aber das ist umgekehrt natürlich auch möglich.

Hier findet man noch einige Infos zu rechtlichen Fragen und einen Mustervertrag zum Sabbatjahr: arbeitsvertrag.org

SPD Klickpedale, auch für die Stokerin

Ich hatte mir als Captain schon für unsere Generalprobe (Rhein-Radtour) Klickpedale von Shimano (PD-EH500) zugelegt, die mir auch eine gewisse Zugkraft am Pedal ermöglichen sollten. Die Rückseiten der Pedale können auch mit ganz normalen Schuhen oder Sandalen benutzt werden. Das hatte sich für mich auf der Tour auch insgesamt gut bewährt, besonders am ersten Tag auf dem Oberalppass.

Ich nutze die Pedale mit „Anfänger“-Cleats (SM-SH56) (Schuhplatten), die man unter die Schuhe schraubt. Diese klicken relativ leicht ein und können durch eine leichte Drehbewegung des Fußes nach außen auch wieder gut gelöst werden. Ich bevorzuge eher eine hintere Position am Schuh, da ich gerne mit dem Mittelfuß über der Pedalachse stehe

Shimano Klickpedale

Ich hatte mir dazu die Scott Shoe Sport Crus-r Boa Mountainbikeschuhe gekauft, die bei meinen eher schmaleren Füßen ganz gut passen. Nur warm sind die leider nicht, besonders bei der Abfahrt, wenn sie nass sind. Da müssen also noch Neopren-Überzieher her.

Das zweite Pedalpaar, dass ich für die Stokerin besorgt hatte, blieb aber im Keller, da Jutta gerne die Fußposition wechselt und die Klickpedale nicht für nötig hielt.

Nach der Rhein-Radtour stellten sich bei Jutta aber Adduktoren-Probleme ein, die wohl auf eine Überlastung hindeuteten. Die Physiotherapeutin riet dann zu Klickpedalen, da man in einer Liegeradposition alleine für das Halten der Füße auf den Pedalen schon eine konstante Belastung der Adduktoren erzeugt. Diese Belastung ließe sich durch Klickpedale verringern. Auch die Abrutschgefahr ist dadurch deutlich verringert.

Also haben wir beim letzten Einkauf dann noch passende Schuhe für Jutta besorgt (Shimano MTB SH-MT502) und werden die Pedale wieder aus dem Keller holen.

Shimano hat ein interessantes Konzept, bei dem man unter den Schuhen die Cleats durch mitgelieferte Kunststoff-Profil-Einsätze ersetzen kann. So sind die Schuhe auch halbwegs gut zum längeren Gehen brauchbar.

Das hat mich so überzeugt, dass ich meine Clarks-Outdoor-Sandalen durch die Shimano SH-SD5L ersetzt habe.

Durch die liegende Position der Stokerin ergibt sich aber zusätzlich noch das Problem einer drohenden Verkürzung der Adduktoren, der man unbedingt durch Dehnungsübungen entgegenwirken sollte.

https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/liegerad-ergonomie.64212/

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